Meine Sicht: Die alten Brennstäbe bis zum Ende zu verbrauchen, schadet nicht, wenn die Sicherheitsvorschriften beachtet werden. Soweit ich weiß, reichen die alten aber nicht mehr länger.
Neue (aus Russland!!) zu besorgen, weiteren Atommüll, für den es gar keine Lösung gibt, zu erzeugen, oder sogar auf die Idee zu kommen, neue AKWs zu bauen, die erst fertig sein werden, wenn hier alles längst den Bach runtergeht, halte ich für Größenwahnsinn… oder auch für kindliche Naivität. Man will einfach glauben, dass es eine Lösung ist. Alles, was den Anschein erweckt, wir könnten weitehin so sehr auf Kosten anderer (globaler Süden, zukünftige Generationen) leben, ist dem verdrängenden Menschen willkommen.
Brennstäbe müssen nicht aus Russland bezogen werden. Bislang wurden deutsche AKWs, u.a. Grundremmingen und Emsland z.B. von Westinghouse beliefert. Warum man jetzt den Lieferant nach Russland wechseln sollte, ist völlig unplausibel. Oder sie könnten auch direkt in Deutschland gefertigt werden: Brennelementefabrik – Wikipedia
Selbstverständlich können Sie die Laufzeitverlängerung ablehnen. Dann müssen Sie aber eben auch mit den Opportunitätskosten durch die dadurch notwendige Braunkohleverstromung akzeptieren. Konkret heißt dies jährlich:
Wenn man tatsächlich an einen Kohleausstieg in 2030 glaubt (der sehr unwahrscheinlich ist), dann kommt man schon auf grob 14.000 Tote oder 4 x Tschernobyl. Zusätzlich zu mehr als 500 Millionen Tonnen CO2. Realistisch sind aber eher Laufzeiten für die Kohlekraftwerke bis 2035ff, dann sieht das noch um einiges schlimmer aus.
Wie man das mit der Argumentation
in Einklang bringen will, die Verweigerung der Laufzeitverlängerung ist Idologiebefriedigung auf Kosten der aktuellen und zukünftigen Generationen als auch des globalen Südens.
Also, aktuell laufen Braunkohlekraftwerke wieder. Das stimmt.
Aber wir sind uns doch hoffentlich einig, dass weder Braunkohle noch Atomkraftwerke die Lösung sind.
Warum dauert es so lang, Windkraftparks im großen Stil voranzutreiben? Ich stelle mir die Vereinfachung, Planung und den Bau leichter vor als LNG-Terminals…
Wenn man viel Energie, Gedanken und Kapazitäten in überholte Technologien zu investiert, fehlen sie für die Zukunftstechnologien.
Ach komm. Das Märchen von der CO2-armen Kernkraft hatten wir doch nun zur Genüge. Es sind nicht 10 oder 20 g/kWh Co2 sondern viel eher 100 g/kWh, wenn man Anreicherung, Aufbereitung und vor allem Entsorgung über hunderte Jahre einrechnet, wie wir hier im Forum ja auch schon diskutiert haben: Atomkraftwerke und Energiewende
Und keiner Einziger, von den ganzen Atomkraft-Befürwortern, möchte neben einem Endlager wohnen, mehr muss man zu dem Thema eigentlich gar nicht sagen.
Absolut richtig. Und saisonale Speicher, für die wir auch längst die Technologie haben.
Und keiner Einziger, von den ganzen Atomkraft-Befürwortern, möchte neben einem Endlager wohnen, mehr muss man zu dem Thema eigentlich gar nicht sagen
Ich kann für mich nur sagen, dass ich mit einem Lager entsprechen COVA (Home - COVRA N.V.) überhaupt kein Problem in meiner Umgebung hätte.
Wenn wir mal die Folgen der verweigerten AKW-Laufzeitverlängerungen anschauen, bezweifel ich, dass die AKW-Gegner alle auf einem Friedhof leben möchten. Nur mal so zur Veranschaulichung:
Mit den 6 technisch noch lauffähigen AKWs könnten wir ca. 65 TWh Strom pro Jahr erzeugen, die aktuell durch Braunkohle erzeugt werden (Energy-Charts)
Die jährlichen Auswirkungen von 65 TWh Braunkohlestrom sind:
Manchmal frage ich mich wirklich, ob das wirklich Unverständnis der Zusammenhänge und Daten ist oder ob das Diskussionsstrategie ist.
Über Braunkohle-KWK wurden 4 TWh Strom und 13 TWh Wärme erzeugt. Allerdings hat Deutschland 2022 mehr als 106 TWh Strom aus Braunkohle gewonnen (Energy-Charts).
D.h. die Braunkohle-KWK sind in der Frage, ob wir Braunkohle-Kraftwerke durch AKWs ersetzen können, überhaupt nicht relevant. Die AKWs können ca. 65 TWh Braunkohlestrom im Jahr ersetzen, d.h. es bleiben sowieso noch rund 40 TWh Braunkohlestrom über - das 10-Fache, was über Braunkohle-KWK erzeugt wird.
Selbst wenn wir also alle 6 AKWs weiterlaufen lassen, müssen erstmal 40TWh gesicherte Leistung über einen EE-Verbund bereitgestellt werden, bevor die Frage nach den Braunkohle-KWK auch nur theoretisch relevant wird. Denn im Zweifelsfall sind ja auch noch >55 TWh Steinkohlestrom da. Und der Bau des eines EE-Verbundes mit einer Leistungsfähigkeit von 40 TWh/Jahr benötigt bei 50/50 WKA/PV ca. 8 Jahre - ohne die notwendigen Speicher, P2G und Gaskraftwerke.
Was Sie hier vortragen, ist ein reines Scheinargument.
Bitte nicht mehr mit Primärenergie-Argumenten kommen. Primärenergieverbrauch ist für die Planung eines Energiesystems ohne fossile Energieträger fast unbrauchbar.
Genau, Krise ist jetzt! Bitte mal darlegen, wie weltweit bis 2050 Atomenergie irgendwie eine Relevanz erreichen soll, wenn in 15 Jahren (Bauzeit) die ersten Blöcke stehen könnten. Derzeit reicht der Zubau nicht mal, um die Kapazität des bestehenden Kraftwerksparks aufrecht zu erhalten.
Der französische Messmer Plan ist die erfolgreichste und schnellste Dekarbonisierung die es je gab. Wir müssen also nur schauen was zwischen 1980 und 1995 in Frankreich (oder 1980-1985 in Deutschland) funktioniert hat und das wiederholen.
Ich find’s ja okay wenn ihr sagt Atomkraft wollt ihr nicht, aber dann stellt euch auch bitte nicht so dar als würdet ihr alle Massnahmen in betracht ziehen.
Außerdem geht’s ja bei uns nichtmal zwingend um Neubau, wir haben ja mindestens 6 funktionierende Kraftwerke die man einfach nur nicht abschalten müsste. (Und bevor wieder jemand sagt „das sind ja nur irrelevante Mengen Energie“: gilt das auch für alle unsere PV-Anlagen? 2021 haben die 6 AKW (65.4TWh) nämlich mehr Strom produziert als alle PV-Anlagen (45.2TWh) (Quelle: Statistisches Bundesamt))
Edit: Ich muss mich korrigieren, der schwedische Kernkraftausbau zwischen 1976 und 1986 war noch schneller:
Das ist wahrscheinlich das Grundproblem des Konservatismus: man versucht den Anforderungen der Zukunft mit Plänen aus den frühen 70ern des letzten Jahrhunderts gerecht zu werden.
Oder halt auch nicht. Wenn man den konservativ gefahrenen Decarbonisierungsplan der Engländer seit 2000 mit dem deutschen Plan vergleicht, ist sehr offensichtlich, welcher Plan sowohl effektiver als auch kostengünstiger war. England, das auf die Kräfte des Marktes gesetzt und dementsprechend konservativ gehandelt hat, ist um Längen weiter als Deutschland.
Das England Deutschland in Sachen Klimaschutz überholt hat ist leider traurige Tatsache. Das es das allein oder auch überwiegend mit marktwirtschaftlichen Maßnahmen erreicht hat aber ein Mythos.
Allein der Kohleausstieg wird da zwar zu einem guten Teil marktlichen Entwicklungen zuzuschreiben sein. Einfach weil Gas billig verfügbar war und der CO2-Preis ebenfalls wirkt. Nur auch da ist einer mit entscheidenden Schritte für einen Ausstieg in 2025 reines Ordnungsrecht: Den CO2 Ausstoß je kWh zu limitieren (Energiewende: Großbritannien plant den Kohleausstieg bis 2025). Der Kohle dazu aber trotzdem Prämien für den Fall der Fälle zu zahlen auch kein Marktprinzip.
[quote=„BamChiller, post:17, topic:18936“]
Nur auch da ist einer mit entscheidenden Schritte für einen Ausstieg in 2025 reines Ordnungsrecht: Den CO2 Ausstoß je kWh zu limitieren (Energiewende: Großbritannien plant den Kohleausstieg bis 2025).[/quote]
Richtig, aber die englische Politik setzt hier primär - wie sie ja selbst schreiben - darauf, das Ziel vorzugeben: Zuerst fast ausschließlich über den CO2-Preis, jetzt zur Verschärfung noch auf ein CO2-Limit.
Die Wege, WIE diese Ziele zu erreichen sind, überlässt England aber vollständig dem Markt. Das ist der Unterschied zu Deutschland, dass mit aberwitzigen Ausgaben die Abschaltung von CO2-armen AKWs finanziert.
Konservative Politik gibt das Ziel über Gesetze vor, aber nicht den Weg, wie diese zu erreichen sind. Das ist klar konservatives Politik und Gesellschaftsverständnis: die Politik legt die Rahmenbedingungen / Spielregeln fest, der Rest bleibt dem Indiviuum und dem Markt überlassen.
Das ist ein diametral anderes Verständnis von Politik im Vergleich zu den Grünen.
Nein, das ist schlicht und einfach Infrastrukturpolitik. Es ist auch aus ökologischer Sicht besser, einigen alten Kohlekraftwerken noch die Bereitschaft zu bezahlen, als dafür neue Kraftwerke hochzuziehen. Sobald dann sowieso bessere Kraftwerke fürs Backup da sind, lässt man die alten Meiler dann auch aus der Reserve. Solch ein pragmatisches Vorgehen ist in Deutschland fast undenkbar.
Im Verhältnis zu Deutschland völlig zu vernachlässigende Summen.
Nein, es gäbe technische Möglichkeiten, Kohle weiter zu betreiben, aber diese sind marktwirtschaftlich nicht sinnvoll. Also geht Kohle aus dem Markt raus.
Aber die Gesetzgebung ist eine völlig andere:
England: Produziert Strom wie ihr wollt, so lange ihr unter 450 gCO2/kWh bleibt
Deutschland: Strom soll nur durch WKA und PV produziert werden, daher subventionieren wir exakt diese Technologien.
Die englische Lösung lässt Raum für neue technologische Lösungen und fördert Entwicklung und Innovation. Der deutsche Weg führt zu einem Technologielogin und verhindert Innovation und Fortschritt.
DAS ist der Unterschied zwischen dem konservativ-liberalem Weg und dem links-grünen Weg in Deutschland.
Was für ein merkwürdiges Argument. Es gibt NIE rein marktwirtschaftliche Lösungen, es ist IMMER ein Zusammenspiel zwischen Markt & Staat. Die Frage ist aber, wo der Schwerpunkt ist. Und die Bereitstellung von Absicherungskapazitäten für kritische Infrastruktur ist nunmal staatliche Veranwortung.
Mir wäre nicht bekannt, dass England den Betrieb von Energieerzeugern mit rund 200 Mrd € subventioniert hätte, zuzüglich Subventionen zur Entwicklung und Bau der Anlagen.
Und zu Ihrem Punkt „Hinkley erhält 11 Cent Garantievergütung“:
Der Unterschied zwischen der Mindestvergütung bei AKWs und EE ist aber, dass bei EE automatisch wesentlich häufiger der Mindestpreis greift und damit die absolute Subventionierung häufiger ist. Hintergrund ist, dass der Strom entsprechend nicht entsprechend der Nachfrage produziert ist und somit im Durchschnitt wesentlich geringere Preise am Strommarkt erzielt.
Doch. Weil es eben nicht das ZIEL festlegt (Senkung des CO2-Ausstoßes, am Besten über Zertifikatshandel), sondern den WEG (es dürfen nur folgende Technologien eingesetzt werden). Wie bereits erläutert, führt das zu technologischem LockIn und würgt Innovation und Fortschritt ab. Der Staat überschreitet hier die sinnvolle Grenze, da er nicht mehr Rahmenbedinungen definiert, sondern konkrete Vorgaben zum Vorgehen macht.
Bewußt mal nur selektiv zitiert, um die Aussage zu entstellen. Nicht schlecht.
Nö, ist inhaltlich die gleiche Aussage, die ich bereits in allen Post obendrüber geschrieben habe. Das du das offensichtlich nicht erfasst hast / willst, ist ne andere Sache.
Ist wohl besser so. Wer hier was dreht, kann man aber schön in deinen Posts nachlesen.