Atomkraftwerke und Energiewende

Im IPCC Bericht ist dazu die Publikation von Warner und Haeth (2012) referenziert:
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1111/j.1530-9290.2012.00472.x
publiziert im Journal of Industrial Ecology.
Figure 1 zeigt welche Elemente ins LCA eingeflossen sind, darunter Uranabbau, Endlagerung, Rückbau.

Ich möchte Euch folgenden Piqd dazu empfehlen. Außerdem ein paar Quellen und Fakten beifügen.

Atomkraft: Der Zombie der Klimadebatte

Es wird einigen der Kommentierenden hier nicht so schmecken, aber es gibt ein paar Faktenchecks dazu, die im Piqd auch verlinkt sind.

https://www.blaetter.de/ausgabe/2021/august/der-zombie-der-klimadebatte-falsche-verheissung-atomkraft

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Wir bauen in Deutschland auch 4 Endlager! In diesen lagert man z. B.

40 Jahre lang 1 GW Strom => Spielt das da eine Rolle?

Spielt keine Rolle, da der Energiegehalt gigantisch ist. Für 1m³ Uran kannst Du problemlos etliche Tonnen Kraftstoff verbrennen ohne, dass das in der Bilanz auffällt. Ab 1.000 m³ kannst Du anfangen zu rechnen.
Alternativ kann man das Zeug einfach mit Ökostrom oder Atomstrom gewinnen.

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Die meisten Studien zur CO2-Bilanz von AKWs werden von unabhängigen Forschern betrieben und von anderen Forschern im Peer-Review-Verfahren verifiziert. Hat nichts mit blindem Vertrauen zu tun. (Was auch hilft: selber mal Grössenordnungsrechnung zu machen. könnte man z.B. auch mit der Betonwand machen können, die Du oben in deinem ersten Post beschrieben hast… :wink:)

Da Atomkraft 20x weniger Beton pro MW braucht als Windkraft (siehe ersten Post), und Windkraft insgesamt nur etwa 11-12 gCO2 / kWh emittiert, bleibt Beton auch bei einer Verdoppelung der Betonmengen in der CO2-Gesamtbilanz von Atomstrom vernachlässigbar.

Dass AKWs ihre Produktion nicht regeln können, wird zwar immer wieder von Atomkraftgegnern behauptet (und von Philipp und Ulf @vieuxrenard weiterverbreitet), ist aber FALSCH. Das stimmt zwar für bestimmte alte Reaktortypen, aber bei weitem nicht für alle. In Frankreich wird in starken Dunkelflauten (also wenn es keine Sonne und keinen Wind gibt und die Staudämme leer sind) fast ausschliesslich über die Kernkraft geregelt; tage-/wochenlang wenn es sein muss. Inwieweit deutsche Atomkraftwerke ihre Produktion regeln können weiss ich allerdings nicht.

Wichtige Frage tatsächlich, bei der es etliche Antwortmöglichkeiten gäbe (z.B. Stichwort schnelle Brüter). Ist hier aber nicht das Thema. Mir geht es hier einfach darum, dass Ulf und Philipp wenigstens nicht grotesk falsche Fakten über Atomkraft verbreiten.

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Schon mutig einem IPCC Reports und etlichen wissenschaftlichen (peer-reviewed) Publikationen mit Presseartikeln/Pressemitteilungen von Aktivisten zu kontern (die andere Aktivisten interviewen und zitieren)… Sorry, aber das ist kein Faktencheck, sondern Propaganda.

(Übrigens: nicht einmal der Artikel des Öko-Instituts den Du verlinkst bestreitet, dass die Atomkraft eine gute CO2-Bilanz hat…)

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Ja eine andere Quelle habe ich auch nicht gefunden. Zu dieser Quelle (Heath, Warner 2012) muss man allerdings einiges wissen:

  1. Es ist „nur“ eine Meta-Studie, d.h. die Autoren haben nicht selbst geforscht, sondern sie versuchen, die Life-Cycle-Emissionen anderer wiss. Artikel zu vereinheitlichen und zusammenzufassen.
  2. Das Bild, das @MarkusS meint, zeigt nur, was sie als zwingende und was als optionale Kriterien in der Metastudie hatten. Soll heißen, sie haben auch Life-Cycle-Werte einbezogen, die die Endlagerung gar nicht einberechnet hatten.
  3. Sie schreiben selbst, dass die Life-Cycle-Emissionen stark schwanken, je nachdem wie der Energiemix bei der Uran-Anreicherung aussah. Sie gehen selbst aber hier von sehr niedrigem CO-Ausstoß beim Betrieb der Zentrifugen aus.
  4. Bei der Lagerung von atomaren Abfällen gehen sie nur von 50 oder 200 Jahren aus.

edit:
In dem Paper wird außerdem als Ergebnis ein interquantile range (Wiki) von 12 g/kWh (25%), 17 g/kWh (Median) und 110 g/kWh (75%) angegeben. Und die Autoren (Haeth/Warner) schreiben selbst:

[…] the upper end of the range exhibited in this article
may be closer to the true life cycle GHG emissions than those
estimates at the lower end.

Aber es wird, sowohl bei der IPCC als auch sonst, immer der kleinste Wert von 12 g/kWh aus der Studie genommen obwohl die Autoren die tatsächlichen CO2-Emissionen eher in Richtung 110 g/kWh sehen.

Ich habe außerdem mal in das „Supporting material“ geschaut. Im Grunde erklären Heath/Warner erst dort ihre Methoden genau. (Link).
Auch in diesem erweitertem Dokument, lässt sich nicht erkennen, wie sie den Atommüll genau in ihre Berechnungen einbezogen haben.

In dem „Supporting material“ werden außerdem einige handwerkliche Fehler gemacht, zum Beispiel werden Quellen nicht richtig referenziert. Sowas kann natürlich immer passieren, ABER sowas fällt in einem ordentlichen Peer-Review-Prozess normalerweise auf. Das der Fehler drin ist, hinterlässt den Eindruck, dass die Studie von Heath/Warner eben nicht sauber geprüft wurde.

Leider entsteht bei mir der Eindruck, die (offenbar) einzige Quelle (Heath/Warner 2012) auf die sich das IPCC in ihrem 5. Report bei der Bewertung der Treibhausgas-Emissionen von Atomenergie stützt, ist bei genauerem Hinsehen nicht sehr vertrauensvoll. Man muss sich hier auch fragen, warum das IPCC nur eine Quelle gewählt hat und nicht noch weitere Meta-Studien, von denen es ja einige gibt.

Alternative Einschätzungen dazu hat ja z.B. @panda oben schon verkinkt.

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Liebe Mit-Diskutierer :slight_smile:

Lasst uns doch bitte beim Thema bleiben. Die Kritik, die hier und inzwischen an etlichen anderen Stellen [1], [2], [3] am Beitrag der Lage geäußert wurde ist folgende

  • Die Darstellung von Atomkraft als CO2 intensive Energiequelle ist falsch
  • Die Darstellung von Beton als Beitrag zur signifikanten Verschlechterung der CO2-Bilanz von Atomkraft ist falsch

Damit wird nicht die Haltung der Lage zum Thema Atomkraft kritisiert (zumindest nicht in allen Fällen). Es wird auch nicht kritisiert, dass Atomkraft als nicht „grün“ bezeichnet wird. Und es wird nicht kritisiert, dass Atomkraft ggf. kein Modell für die Zukunft sein soll. Die Kritik dazu und die entsprechenden Diskussionen gibt es hier [4] in Hülle und Fülle zu lesen. Mein Vorschlag wäre es, die Diskussion über diese Themen auch dorthin auszulagern.

Und zu den zwei Kritikpunkten lässt sich zusammenfasend festhalten:

  • In der Lage wurde zwar nicht explizit gesagt, dass die CO2 Bilanz von Atomkraft schlechter ist als die von erneuerbaren Energiequellen – anders macht die Diskussion aber keinen Sinn (dass Atomkraft nicht CO2-neutral ist, ist ein no-brainer und gilt auch für alle anderen Arten der Energieerzeugung). Wenn ich sage, dass erneuerbare Quellen eindeutig grün sind und dann die CO2 Bilanz als wesentliches Kriterium für die Kategorie „Grün“ herangezogen wird, dann muss ich die CO2-Bilanz der Atomkraft in Relation setzen zu diesen erneuerbaren Quellen. Und hier haben wir doch (u.a. in diesem Thread) inzwischen sehr gute Quellen gesammelt, die eindeutig zeigen, dass die CO2-Bilanz von Atomkraft nicht schlechter ist als die von Erneuerbaren Quellen. Übrigens @panda: deine Quellen bestätigen das ebenso :wink:.
  • Beim Beton ist die Sache noch klarer. Hier wurde gesagt, dass die CO2-Bilanz von Atomkraft so schlecht ist, WEIL massiv Beton eingesetzt wird. Das ist hier im Forum u.a. mit dem Vergleich zur Windkraft (mit guter CO2-Bilanz) ebenfalls eindeutig widerlegt worden und ändert sich auch dadurch nicht, dass ein Fundament zweimal gegossen wird.

@vieuxrenard und @philipbanse:
Vielleicht hört sich diese Kritik kleinkariert an. Ist sie m.E. aber nicht, weil am Ende der komplette Themenblock „Atomkraft“ der Sendung ein falsches Bild vermittelt: „Atomkraft ist nicht grün, weil sie eine schlechte CO2-Bilanz hat“. Atomkraft kann aus vielen Gründen nicht grün sein – aber nicht wegen ihrer CO2-Bilanz. Viele Hörer vertrauen euch und nehmen solche Aussagen einfach hin (wie sinnvoll das auch immer sein mag). Ich fände es schön – auch im Sinne der Qualitätssicherung eurer in Summe tollen Sendung – wenn ihr diese Kritik aufnehmt.

[1] https://talk.lagedernation.org/t/ldn267-beurteilung-von-energietraegern-als-gruen/10942?u=markuss
[2] https://talk.lagedernation.org/t/beton-fuer-atomkraftwerke/10946?u=markuss
[3] LdN 261/274 - Energiewende/ "Atomkraft ist kokolores" - #197 von MarkusS
[4] LdN 261/274 - Energiewende/ "Atomkraft ist kokolores"

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Ist richtig, aber keine Antwort auf die Frage wie ehrlich die Zahlengrundlage ist.

Nur reicht Verdoppelung?

Angra 3 - Brasilien: zu 70% fertiggestellt, seit 40 Jahren im Bau, Inbetriebnahme ungewiss.
Akkuyu 1-4 - Türkei, im Bau befindlich, direkt auf einer Erdbebenspalte. Abwarten ob sie jemals eine Betriebsgenehmigung bekommen
Arak - Iran noch im Bau die nicht Inbetriebnahme war Teil des Atomdeals
Baitao - China, 18 Jahre Bauzeit, nie fertiggestellt
Bataan - Phillipinen, nie in Betrieb gegangen
Belene 1 und 2 - Bulgarien, seit 35 Jahren im Bau, Finanzierungsprobleme, Fertigstellung und Inbetriebnahme unklar
Cirene - Italien, Prototyp, nie in Betrieb gegangen
Hartsville 1-4 - USA, Fertigstellungsgrad 30%, eingestellt
Juraguá 1-2 - Kuba zu 90% bzw 30% fertiggestellt, eingestellt
Lemonióz - Spanien, fast fertig gestellt, nie in Betrieb genommen
Zwentendorf - Österreich, fertiggestellt nie in Betrieb genommen.
U
Man könnte jetzt auch noch versuchen herauszufinden wieviel Energie die ganzen stillgelegten Reaktoren wirklich geliefert haben und wieviel CO2 beim Bau drauf gegangen ist.
Dann wären da noch die Brüter und Aufbereitungsanlagen die man zwar Brauch, aber unklar ob die mit eingerechnet wurden.

Das ist der Punkt mit „wie ehrlich sind die Zahlen wirklich?“

Quelle

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Du hast im ersten Beitrag ja das Kapitel 7 des IPCC-Reports angegeben. Als „Coordinating Lead Authors“ werden dort 3 Leute angegeben. Einer davon ist Thomas Bruckner. Und der ist (Quelle: Fraunhofer) u.a.:

[…] seit 2008 Inhaber der Vattenfall Europe Professur für Energiemanagement und Nachhaltigkeit an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig.

Ein Stifungs-Professor der quasi von Vattenfall bezahlt wird ist natürlich VIEL unabhängiger als irgendwelche „Aktivisten“ :wink:

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Nachdem aktuell über 400 Reaktoren im produktiven Einsatz sind, fallen diese Bauruinen nicht wirklich ins Gewicht. Davon abgesehen gibt es sicherlich bei WKAs und PV ebenfalls die eine oder andere Bauruine oder Anlage, die mehr als suboptimal läuft. Nur gibt es dazu keinen großen Bericht, weil es keine Sau interessiert.

Zusätzlich ist die Schätzung oben bezüglich AKW und WKA ja ziemlich positiv gerechnet für die WKA. Denn als Systeme sind ein AKW und eine WKA nicht vergleichbar. Wenn man als Grundlage die Planung von Greenpeace für ein Versorgungssicheres 100%-EE-Energiesystem nimmt, muss ein 1,65-GW-AKW ungefähr ersetzt werden durch:
1,375 GW GuD-Gaskraftwerk = 1 - 2 Großkraftwerke
0.825 GW P2G-Elektrolysateure (Gibt es in dieser Größenordnung noch nicht, keine Ahnung wieviel das ist)
4,125 GW WKA ~ 1200 Anlagen
4,125 GW PV ~ 33 km² (ja, Quadratkilometer)

Das ist schon ein bisschen was zum bauen…

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ich hätte es nicht besser ausdrücken können und stimme dem zu 100% zu.
Vielen Dank für diesen sinnvollen und konstruktiven Beitrag!

Erstmal finde ich es super, dass du dir die Quelle im Detail anschaust und grundsätzlich ist es mir ja sehr sympathisch, dass man Quellen nicht einfach als vertrauenswürdig einschätzt nur weil namhafte Wissenschaftler sie zitieren, sondern sich sein eigenes Bild macht. Irgendwie fällt es mir aber schwer zu verstehen, worauf du mit deiner Kritik eigentlich hinaus willst.

Dass auch renommierte Studien methodische Mängel haben, ist nach Meiner Erfahrung nichts Ungewöhnliches. Die entscheidende Frage für mich wäre immer: wie könnten diese Mängel das Ergebnis verzerren? Ich hab mir die zugrunde liegenden Quellen nicht so intensiv angeschaut, dass ich deine Kritik bestätigen oder widerlegen könnte. Bei der Frage der Endlagerung müsste man sich fragen, wie groß der Anteil ist, den diese Lagerung an der Gesamtbilanz ausmacht. Falsches Zitieren wäre für mich dann ein Problem, wenn der Verdacht entsteht, dass es das Ergebnis signifikant beeinflusst (ich rede jetzt nicht von der wissenschaftlichen Qualität sondern nur von dem was ich als Leser raus ziehen kann).
Dass wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse zur Atomkraft unter Mitwirkung von Forschern mit gewonnen werden, die eine berufliche Nähe zu Energiekonzernen haben ist aus meiner Sicht kaum vermeidbar. Dass dadurch automatisch Interessenskonflikte entstehen können ist richtig. Deshalb wäre es für mich wichtig, dass unter den Co-Autoren und Reviewern auch andere Gruppierungen vertreten sind.
Prinzipiell halte ist es für möglich, dass das Ergebnis der Studie eine Toleranz nach oben oder unten aufweist – dass sie völlig daneben liegt und trotzdem von allen IPCC Autoren (die ja die Größenordnungen sehr gut einschätzen können und auch einen Ruf zu verlieren haben) abgenickt wurde halte ich für unwahrscheinlich. Aber unmöglich ist nichts.

Die entscheidende Frage ist aber ja: was bedeutet es denn, wenn die Studie daneben liegt? Ob jetzt 17g (Median) oder 12g (Minimum) verwendet werden ist doch für die Argumentation in diesem Thread unerheblich. In meinem initialen Post [1] hab ich direkt den konservativen Ansatz gewählt und bin davon ausgegangen, dass die höchste Zahl (also ~100g) stimmen – das würde sogar Zahlen der Grünen (!) entsprechen [2], bei denen ich nicht davon ausgehe, dass die nach unten korrigiert wurden. Und die 100g halte ich für übertrieben. Selbst das Öko-Institut geht eher von 32g für deutsche AKWs aus (USA und Russland eher bei >60g) [3]. Selbst mit den 100g wäre ich aber immer noch ähnlich gut, wie Photovoltaik (auch hier Zahlen der Grünen [2]). Selbst wenn ich mich also an Zahlen von Atomkraftkritikern orientiere, ist die CO2-Bilanz nicht schlechter als die von erneuerbaren Energien. Und DAS ist der Kritikpunkt der hier gemacht wird.

Was ist denn deine Einschätzung, wie die CO2-Bilanz von AKWs gegenüber erneuerbaren Energien ist? Und worauf basiert sie? Was sind die Ergebnisse der anderen Meta-Studien von denen du sprichst? Bist du der Meinung, dass Atomkraft tatsächlich wegen seiner CO2-Bilanz nicht als grün bezeichnet werden kann? Oder geht es nur darum, dass die Zahlen des IPCC zu optimistisch sind? Falls letzteres der Fall ist – geschenkt :wink:. Aber ich glaube, solange ich das nicht verstanden habe, drehen wir uns im Kreis. :confused:

[1] LdN 261/274 - Energiewende/ "Atomkraft ist kokolores" - #197 von MarkusS
[2] Faktencheck: Warum Atomkraft keine klimaneutrale Energieerzeugung ist | Grüne Fraktion Thüringen
[3] https://www.oeko.de/oekodoc/318/2007-008-de.pdf

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Sie gehören aber bei einer ehrlichen Zahlenbasis dazu, genauso wie alle bereits abgeschalteten Anlagen und auch die zwei Sakopharge von Tschernobyl

Nur dass Atomkraft nicht primär wegen einer schlechten CO2 Bilanz in der Kritik steht.

Atomkraft hat ganz andere Probleme als CO2.

Eines davon ist, das bereits seit der Kommerzialisierung getrickst und verschleiert wird was die Kosten angeht.

Ich müsste jetzt erst wieder genaueres suchen aber für das neueste Projekt in England haben sie dem Betreiber Preisgarantien weit über dem aktuellen (vor dem sprunghaften Anstieg) Marktpreis von Strom gegeben.
Subventionen für AKW sind gut versteckt, damit keiner merkt wieviel Steuergeld da wirklich versenkt wird.

U.s.w.

Und selbst wenn Frankreich sich jetzt bei der Taxonomie durchsetzen sollte: glaubst du ernsthaft sie könnten in der zur Verfügung stehenden Zeit genügend neue Meiler bauen?

In meiner Quelle finden sich auch etliche Projekte die vor Baubeginn eingestellt werden mussten, oft wegen Protesten der neuen Nachbarn der geplanten Meiler und das auch in Frankreich.
Hinzu kommt die Bauzeit und die zu erwartende Altersabschaltung vieler Meiler für die keine Ersatzbauten begonnen wurden.

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Die Nutzwertanalyse ist hier vielleicht nicht das richtige Werkzeug. Sie setzt ja vorraus, dass wir Schadensereignisse akzeptieren, wenn sie nur selten genug auftreten. Ein Supergau in Europa ist aber ein Schadensereignis, das wir nach Möglichkeit voll ausschließen wollen.
Es ist ja auch nicht so, dass es keine Alternativen gibt.
Für den geringen Vorteil, dass es ein anderes (aber auch nicht zum Bedarf passendes ) Erzeugungsprofil gibt lohnt sich das Risiko einfach nicht.

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Uii, Dankeschön.
Ich hab bisher die Aussagen von den beiden immer für voll genommen,weil sie meistens auch belegt waren.
Kann bei den Punkt Akw auch kurz stutzen müssen, aber die Aussage zum Beton einfach so hingenommen, ohne nachzudenken.
Gut, dass wir das Forum hier haben🙂

Gut, dass wir das Forum hier haben🙂

Absolut! Abgesehen davon korrigieren wir solche Fehler natürlich auch im Podcast, siehe die aktuelle Folge.

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Das hat @vieuxrenard im Podcast ganz auf den Punkt gebracht, als er die CO2-Zahlen „zweifelhaft“ nannte. Das Problem ist einfach, dass sich die Politik (egal welches Landes), wenn sie etwas will, gerne von Wissenschaftlern oder anderen Quellen die Tatsachen schöner darstellen lässt als sie sind.

Hier ist mal ein aktueller Artikel dazu, auch wenn es nicht nur um Kernkraft geht:
BBC: Dokumente belegen Lobby-Versuche bei UN-Klimareport - zeit.de
Und wirklich öffentlich gemacht hat das eher Greenpeace als das IPCC selbst.
Und da heißt es z.B.:

Mehrere vornehmlich osteuropäische Länder setzten sich der BBC zufolge für eine positivere Betrachtung von Atomenergie ein.

Den IPCC-Report als völlig unbeeinflusst von der Politik darzustellen ist also eher falsch. Um so schlimmer, dass da, wie du zu Recht bemerkst, namhafte Wissenschaftler mitschreiben.

Völlig richtig. Du und ich wissen das offensichtlich auch. Ich bezweifel aber, dass jeder Mensch, der sich solche Studien oder auch nur die Presseartikel dazu durchliest, das auch weiß.

Wenn man Atomkraft ohne Berücksichtigung der Jahrtausende dauernden Endlagerung und mit sehr optimistischen Annahmen bei der der Urananreicherung beurteilt, dann würde ich sagen: Ja, das verzerrt das Ergebnis.

Stimmt, genau so etwas sollte ja die Studie von Heath/Warner, auf die sich der IPCC stützt, gerade tun. Wenn aber viele der Paper, die dort zusammengefasst werden, die Endlagerung ausklammern, liegt natürlich die Vermutung nahe, dass das Endergebnis der CO2-Emissionen der KKW zu niedrig ausfällt.

Das falsche Zitieren und die Frage: „Was betrachtet man beim CO2-Ausstoß von Kernkraft“ sind 2 Paar Schuhe. Bei dem Zitatfehler handelt es sich im Grunde nur um einen Zahlendreher, der spielt für die Aussage der Studie keine Rolle, ist aber ein Hinweis, dass die Studie nicht all zu genau geprüft wurde.

Ich denke man kann die Atomkraft, was den CO2-Ausstausch angeht, nicht mit Wind und Solar gleichsetzen. Diese erzeugen z.B. im Betrieb nämlich wirklich keine Emissionen, während das bei KKW nur gilt, wenn man, die ständig notwendige Anreicherung und (End)-Lagerung ausklammert.

Aktuell liest man aber überall wie sauber KKW sind. Unter anderem die Briten bauen ja gerade ein neues Kraftwerk und bei denen steht so was in der Presse:

Aber zu deiner Frage, Atomkraft ist mMn in erster Linie wegen der radioaktiven Stoffe, die entlang der Prozesskette entstehen, abzulehnen. Aber diese Stoffe sind wiederum auch der größte Grund für das CO2, das bei der Kernkraft entsteht. Diese beiden Aspekte kann man also nicht wirklich trennen.

Fand ich übrigens sehr gut – schön, dass ihr euch die Mühe macht, auf die Kommentare einzugehen.

Hier habe ich dein Argument noch nicht verstanden: CO2 ist doch CO2 und die LCA setzt sich ja gerade zum Ziel die Emissionen aus allen Phasen des Lebenszyklus auf die KWh runter zu brechen.

Und hier ist für die CO2-Bilanz m.E. nicht entscheidend wodurch sie entsteht, sondern einzig wie hoch sie ausfällt. Die radioaktiven Stoffe sind dann ein anderes Thema (s.u.).

Ich weiß nicht, ob uns die Diskussion über die Heath & Warner Studie weiter bringt. Ich glaube zwar, dass sie im Rahmen der Schwächen, die sie sich selbst zugesteht vertrauenswürdig ist – ich würde aber keineswegs darauf beharren wollen, dass 12g/kWh der einzig richtige Wert ist. Übrigens: an belastbaren Zahlen für die Emissionen der Endlagerung wäre ich auch interessiert. Aber der entscheidende Punkt ist ja, dass selbst Studien aus ökologischen Kreisen für die durchschnittlichen CO2-Eimissionen (natürlich gibt es einzelne Kraftwerke / Verfahren die schlechter sind) kaum mehr als 100 g/kWh angeben und damit noch immer Faktor 10 unter der Kohle sind. Daher: die Emissionsangaben schwanken zwar relativ gesehen stark – aber auf geringem Niveau.

Ich finde die quantitative Diskussion über die CO2-Bilanz schon sehr wichtig. Es würde uns das Leben einfacher machen, wenn die CO2 Bilanz schlechter wäre – aber so müssen wir Folgen von Atommüll, GAU-Risiko, Atomwaffen Proliferation im Einzelfall gegen CO2-Emissionen abwägen. Die Abwägung sollte sicher in vielen Fällen gegen die Atomkraft gehen, aber dann muss man eben auch die Verantwortung für die Folgen auf die CO2-Bilanz annehmen (und nicht wegdiskutieren).

Die Diskussion wäre für Deutschland sinnfrei – wie hier schon mehrfach richtig angemerkt wurde. Hier ist es weder wirtschaftlich noch gesellschaftlich akzeptiert, die Laufzeiten zu verlängern. Die einzige sinnvolle Variante ist hier EEs auszubauen, bis der Arzt kommt. Neue AKWs zu bauen (egal wo) halte ich vor dem zeitlichen Hintergrund auch für wenig sinnvoll und neue Reaktortypen ohne GAU Risiko oder sogar reduzierte Abfälle sind m.E. noch weit von der Industrialisierung entfernt. Die Frage nach der CO2-Bilanz wäre für mich vor allem für jemanden von Interesse, der vor der Entscheidung steht: was schalte ich zuerst ab: Mein Kohlekraftwerk oder mein AKW?

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Erst einmal vielen Dank für die sehr aufschlussreiche Diskussion, die vielen Informationen und Quellen.

Weiß jemand von euch, der sich intensiver mit der Thematik beschäftigt hat, was aus der Idee des Thorium-Reaktors (siehe beispielsweise Doku: „Thorium: Atomkraft ohne Risiko?“) geworden ist? Oder handelt es sich bei den Flüssigsalzreaktoren um genau dieses Konzept?