Hallo Philipp, Hallo Ulf,
ich höre die Lage echt richtig gerne. Jede Woche warte ich gespannt auf die neue Ausgabe. Aber heute bin ich echt sauer (!) über eure Behauptungen bzgl. CO2-Bilanz der Atomkraft.
ATOMKRAFT IST MIT DER WINDKRAFT DER CO2 ÄRMSTE STROMERZEUGER, und zwar auch mit Einberechnung von Bau und Abbau der Kraftwerke, Abbau der Urans, etc.. Das ist einfach wissenschaftlicher Konsens. Wer öffentlich das Gegenteil behauptet betreibt pure DESINFORMATION.
Ich habe schon mehrfach auf diesem Forum auf den 5. IPCC Report verwiesen (Fig.7.6 im Chapter 7, oder Table A.III.2. hier ), der die CO2-Gesamtbilanz der Atomkraft auf 12 gCO2eq / kWh angibt, also knapp über Windkraft (11-12 gCO2eq / kWh) und weit besser als Solarenergie (41-48 gCO2eq / kWh). Warum ihr den IPCC Report — den Ihr doch sonst (zurecht!) immer lobt und als den wissenschaftlichen Konsens akzeptiert – in dieser Frage einfach ignoriert, ist mir ein Rätsel. Aber ich finde es nicht ok. Ihr habt gegenüber Euren Zuhörern eine enorme Verantwortung, gerade in so wichtigen Fragen, und da könnt ihr nicht so einfach Unsinn verbreiten.
Ein Tipp fürs nächste Mal: bitte nennt doch beim Thema Atomkraft und generell Energie einfach systematisch Zahlen. Nicht nur “Atomkraft emittiert wahnsinnig viel”, sondern “Atomkraft emittiert X gCO2eq / kWh”, und dann eventuell: “das ist doch wahnsinnig viel [oder vielleicht doch wenig?] im Vergleich zu Windkraft oder PV, die ja nur Y gCO2 / kWh emittieren.” Und auch da, bitte immer Quellen nennen, und darauf achten, dass man nicht alle Quellen auf ein gleiches Niveau setzt: IPCC Report ist einfach nochmal deutlich vertrauenswürdiger als eine unbekannte Studie.
@vieuxrenard : ein mehr zahlenorientierter würde Dir auch schnell zeigen, wie absurd deine (schon öfter erwähnte) Behauptung ist, dass der Beton, den man zum Bau der Atomkraftwerke braucht, die CO2-Bilanz der Atomkraft ganz wesentlich verschlechtert. Bei so einer absurden Behauptung fehlten mir einfach die Worte… Denn eine einfache Pi-mal-Daumen Schätzung genügt um zu sehen, dass es einfach nicht stimmen kann: Ein Atomkraftwerk produziert etwa 1 GW Strom. Das entspricht etwa 2500 Windkrafträdern (a 2 MW Spitzenleistung mit durchschnittlicher Auslastung von 20%). Jedes einzelne dieser Windkrafträder hat einen Betonsockel von etwa 1500 Tonnen (also ca. 700m3). Da glaubst Du doch nicht wirklich, dass die paar Gebäude aus dem ein Atomkraftwerk besteht, auch nur annähernd diese Mengen von Beton kommen? Ansonsten: bitte Quellen nennen.
**** UPDATE ****
Danke @Guenter für deinen Link bzgl. Betonmengen in Atomkraftwerken, was mir erlaubt, mein Argument zu Ende zu führen, und was bestätigt: DIE BEHAUPTUNG KERNKRAFTWERKE HÄTTEN EINE SCHLECHTE CO2-BILANZ WEGEN DEM VIELEN BETON IST PURER BULLSHIT. Denn:
AKW
ich nehme mal die Zahlen fürs EPR (ein modernes AKW das mit den meistem Beton / MW im Dokument hat).
200.000m3 für 1,65 GW(e). ERGIBT ALSO 120 m3 / MW.
Windkraft
Ich benutze mal die Zahlen von diesem Dokument für ein modernes E-126 Windrad 5 MWpeak. (Gerne könnt ihr mir bessere Dokumente schicken, aber das hier reicht für die Grössenordnung):
1300 m3 für Betonsockel (und 3500 Tonnen, also 0,37 m3 / Tonne)
1000 m3 für Stahlbetonturm (entspricht den angegebenen 2800 Tonnen x 0,37 m3 / Tonne)
= 2300 m3 für 5 MWpeak, also im Schnitt 1 MW (bei durchschnittlicher Auslastung von 20%).
ERGIBT ALSO: 2300 m3 / MW.
Windkraft braucht also fast 20 Mal (!!) mehr Beton pro durchschnittlichen MW als Atomkraft.
Also, wenn Beton signifikant zu den Emissionen von AKWs beitragen würde, dann würde es fÜr Windkraft noch viel schlimmer sein. Ist also einfach purer Bullshit.