Liebes Lage der Nation Team,
ich beschäftigte mich schon länger mit der (heterodoxen) ökonomischen Denkschule der Modern Monetary Theory und würde mir für euren Podcast eine progressive Beleuchtung auf Staatsschulden und Geld, wie sie mit dem Verständnis der ökonomischen Denkschule der Modern Monetary Theory (MMT) einhergeht, wünschen.
Soweit ich das bisher richtig mitbekommen habe, seht ihr die Schuldenbremse eher kritisch, habt aber bisher nicht in ihren Grundsätzen die neoliberalen Mythen, die wohl äußerst weit verbreitet sind, thematisiert, auf denen die Schuldenbremse fußt.
Diese sind in etwa, dass Staatsschulden für zukünftige Generationen eine Belastung wären und zurückgezahlt werden müssten, dass „Geld drucken“ automatisch zu Inflation führen würde oder dass der Staat pleite gehen könnte und Geld für ihn knapp sei, er Geld erst einnehmen müsste bevor er es ausgeben könnte.
Die MMT lässt neoliberale Framings wie diese in einem völlig neuem Licht erscheinen, nach dieser Theorie ist nicht mehr mangelndes Geld das Problem, vielmehr ist es die Begrenztheit realer Ressourcen. Diese lassen sich durch expansive Fiskalpolitik effektiv auslasten um den allgemeinen Wohlstand zu verbessern und gesellschaftliche Ziele wie die Transformation hin zu einer grünen und gerechten Wirtschaft und Gesellschaft zu erreichen. Im öffentlichen Diskurs gelten staatliche Mehrausgaben(Schulden) aber immer noch meistens als schlecht, sie wären eine Belastung für zukünftige Generationen, selbst im progressiven Lager gibt es nicht zu selten die neoliberale Erzählung vom „Geld der Steuerzahler“. Maximal gibt es von dort die These der „guten“(Investitionsausgaben) und „schlechten“(Konsumausgaben) Schulden. Auch das basiert leider auf einem falschem Verständnis moderner Geldsysteme, auf einer grundlegenden Unterschätzung der fiskalischen Leistungsfähigkeit monetär souveräner Staaten.
Insofern würde ich es sehr begrüßen, dass ihr mal die Modern Monetary Theory(MMT) zum Thema eures Podcasts macht(beziehungsweise dass ihr zumindest ihre Argumente und Schlussfolgerungen auch mit einbringt, wenn ihr Themen behandelt, die den Komplex der MMT, also Staatsfinanzen, berühren).
Das würde beispielsweise bedeuten, nicht Verschwendung von „Steuergeld“ anzuprangern, da Geld keine knappe Ressource ist. Wenn dann hielte ich es für sinnvoller, bei voller Auslastung aller Ressourcen, zu kritisieren, dass durch Haushaltszuwendungen für Zwecke, die nicht dem öffentlichen Interesse dienen, Ressourcen genutzt werden, die anderweitig gemeinwohlorientierter verwendet werden könnten.
Im Sinne der Demokratie ist es wichtig, der Öffentlichkeit keine Handlungsmöglichkeiten des Staates vorzuenthalten, sie nicht kleiner zu reden als sie sind(mit Behauptungen wie etwa, dass der Staat auf das Geld seiner Steuerzahler angewiesen sei oder er wie ein privater Haushalt funktioniere und nicht mehr ausgeben dürfe als er einnimt), damit das Wahlvolk eine gut informierte Entscheidung treffen kann und nicht denkt, dass der Staat finanziell begrenzt sei, also nicht zu viel leisten könne.
Für alle, dessen Interesse ich wecken konnte, aber sich bisher nicht allzu intensiv mit der MMT befasst haben, empfehle ich die Literatur von Maurice Höfgen oder auch Dirk Ehnts, insbesondere M. Höfgens erstes Werk zur MMT. Die beiden Autoren sind die wohl wichtigsten deutschen Vertreter der MMT.