Hier könnte ich einige verschiedene Beispiele bringen, das Problem ist, dass die MMT an sich keine „Vorhersagen“ abliefert. Sie ist schlicht eine genaue Analyse des Geldsystems, der Geldschöpfung von Banken, der operativen Realitäten zwischen Zentralbank, Regierung und privatem Sektor. Dies alles basiert auch auf den Grundregeln der Buchhaltung und der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung(öffentlicher Saldo + privater Saldo + Außensaldo = 0). Kraft der Logik ist der meiste Inhalt der MMT anders wohl kaum plausibler, beschreibt sie zu großen Teilen doch einfach die Realität.
Also ein Beispiel: Dass der private Sektor automatisch finanziell reicher ist, wenn der öffentliche Sektor mehr ausgibt, als er einnimmt, lässt sich logisch wohl kaum entkräften. Ebenso wie die Erkenntnis, dass ohne Schulden kein Geldvermögen existieren kann und umgekehrt.
Dass Geld für einen Staat nicht knapp ist, da er unbegrenzt mehr Geld ausgeben kann ist ebenso eine logische Erkenntnis. Dem würden sogar Mainstreamöknomen nicht widersprechen. Ihr Argument ist häufig, dass mit steigender Inflation auch die Geldmenge steigen würde. In der Realität, wie man auf fast jeder Grafik dazu sehen kann, existiert kein erkennbarer Zusammenhang zwischen den beiden Werten. Ab und zu sind sie sogar gegenläufig.
Ganz interessant mit einzuwerfen ist auch noch Japan, dieses Land kann von dem ökonomischen Mainstream kaum erklärt werden. Japan hat die höchste Staatsschuldenquote(Staatsschulden im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung) der Welt: 260%. Dem ökonomischen Mainstream zufolge müsste dort die Inflation sehr hoch sein, da die hohen Staatsschulden für eine vergleichsweise stark ausgeweitete Geldmenge gesorgt haben. Stattdessen ist die Inflation in Japan deutlich niedriger als in vielen anderen Teilen der Welt(4% 2023), in den vergangenen Jahren lag sie sogar sehr häufig unter dem Inflationsziel, die Wirtschaft war unterausgelastet.
Auch in der Eurozone kommt man zu einem anderem Ergebnis als die Mainstreamökonomie wenn man sich die Zahlen anschaut. Die Geldmenge(M3) ist seit 1999 um etwa 349% gewachsen. Dieser Anstieg hat sich nicht einmal ansatzweise in die Preise durchgesetzt, die Inflationsrate war jahrzehntelang zu gering(unter 1,9%). Daraus kann man eigentlich nur schließen, dass das pochen auf einen Zusammenhang zwischen Inflation und Geldmenge empirisch nicht haltbar ist.
Zurück zur Theorie: die Theorie an sich ist passiv, aber Ökonomen können mit ihr arbeiten und Vorhersagen abgeben, das ist aber nicht zwangsläufig mit der MMT als Theorie verknüpft, dabei können selbstverständlich, wie überall sonst in der Wissenschaft auch, Fehler auftreten.
Ein völlig offensichtliches Beispiel, wo der ökonomische Mainstream(bspw. Neoklassik) ganz eindeutig falsch liegt, ist bei der These, Banken würden als Intermediäre agieren, also Geld schlicht von Sparern zu Kreditnehmern weiterverleihen und kein neues Geld schöpfen. Das ist falsch, Banken schöpfen neues Geld immer bei der Kreditvergabe. Das hat sich die MMT nicht ausgedacht, das sagen unter anderem Banken selbst, diese müssen das ja am besten wissen.
Jetzt zurück zu deinen Fragen. Ich habe hier ein paar Argumente und Beispiele eingebracht, aber deine Frage nach konkreten Vorhersagen der MMT und ob sie eingetreten sind, ist prinzipiell nur sehr schwer zu beantworten, da es nicht ein Bündel an Vorhersagen der MMT gäbe, die sich klar darauf überprüfen ließen, ob sie eingetreten sind oder nicht.
Ich verweise nochmals darauf, dass die MMT rein deskriptiv ist.
Was zumindest MMTler früh erkannten, ist dass mit Einführung der europäischen Währungsunion einige sehr schwerwiegende Probleme auftreten werden, von Handelsungleichgewichten(Deutschland zu viele Exporte, wegen zu geringer Inflation → Belastung vor allem für die südeuropäischen Länder) bis hin zu strukturellen Nachfrageproblemen in der EU, damit einer Unterauslastung der europäischen Wirtschaft, die mit stärkeren fiskalischen Maßnahmen bekämpft werden müsste. Das wären 2 Dinge die mir spontan einfallen würden, wo MMTler Probleme prognostiziert haben, die dann auch eingetreten sind. Aber auch hier gilt wieder: das sind keine Vorhersagen der MMT, das Verständnis der MMT hat es für die entsprechenden Ökonomen schlicht ermöglicht, diese Prognosen zu stellen und Schwächen zu kritisieren.
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