Sehr individualistische Rentenbetrachtung für ein Politikpodcast

Hallo,

Also, ich kenne das Zitat nicht, wohl aber die grundsätzliche fachliche Position von Allen Greenspan und war daher über dieses Zitat höchst überrascht. Ich habe recherchiert und habe es immer nur von Verfechtern der Modern Monetary Theorie (MMT) zitiert gefunden. Eine der Quellen verweist auf „Greenspan (2005) Committee on the Budget, House of Representatives, March 2, 2005“, wobei der Link zur Fußnote ins Nichts führt. Vielleicht nicht ohne Absicht, denn in den „Testimony of Chairman Alan Greenspan, Economic outlook and current fiscal issues, Before the Committee on the Budget, U.S. House of Representatives, March 2, 2005“ finde ich dieses Zitat nicht.

Zu MMT habe ich hier schon einiges gesagt:

Die Vorstellung, der Staat könnte schadlos beliebig Geld schöpfen (oder sich verschulden) und ausgeben oder verteilen, hat mir bis jetzt noch niemand wirklich erklären könne. Abgesehen, dass ich kein wissenschaftlich (d.h. theoretisch und/oder empirisch) fundiertes Argument befunden habe, …

[Disclaimer: Ich bin studierter Volkswirt, arbeite aber seit Jahrzehnten nicht mehr in diesem Bereich; kann gut sein, dass es inzwischen Theorien und empirische Ergebnisse gibt, die ich nicht kenne. Ich fordere daher hier im Forum hin und wieder auf, mir die o.g. Behauptung zu erklären. Ich habe bis jetzt keine Begründung erhalten, die ich habe nachvollziehen können. Vielleicht habe ich es aber auch einfach nicht verstanden ..]

… genügt einem schon die Intuition: Wenn das ging, könnte der Staat ja anstrengungsfreie, Schlaraffenland-artige Zustände für alle herbeiführen, jeder Politiker würde das befürworten, weil er sich so seine Wählerstimme schadlos erkaufen kann.

Die Umstellung vom Umlage- auf ein Kapitaldeckungsverfahren und extrem schwierig. Mehr dazu hier:

Trotzdem ist sie angesichts des demographischen Wandels langfristig unumgänglich. Ich frage mich in diesem Zusammenhang, warum das überhaupt umgestellt werden muss? Warum man nicht ein zweites, aus einem Kapitalstock finanziertes System neben das bisherige Umlagefinanzierte System stellt und über Jahrzehnte das alte aus- und das neue einschleifen lässt?

Siehe dazu die umfassende Diskussion in diesem Thread:

Sorry, ihr werde den beiden, Ulf und Phillip, wirklich nicht gerecht! Ich habe selten eine so umfassende und interessante Darstellung eines solch wirklich trocknen Themas gehört als diese! Und, wie gesagt, die Vorstellung, dass es eine einfache Lösung des Problems „Umlagerinanzertes Rentensystem und demographischer Wandel“ gibt, ist - sorry - nativ.

Zu ETFs:

ETFs sind nicht mehr oder weniger sicher als Fonds und es kommt immer darauf an, wer sie ausgibt und was sie abbilden sollten. Ein sehr weites Feld.

Ich empfehle folgenden Artikel dazu:

ETF heißt Exchange Trade Funds. Exchange Trade heißt „Börsen Handel“. D.h., Du kannst Deine ETFs jederzeit an der Börse liquidieren.

Ich habe mich sehr viel mit ETFs beschäftigt. Wer sein Geld selbst anlegen kann, für den sind ETFs sehr sinnvolle Anlageformen. Wer jetzt aber her geht und sagt „Philip hat ETFs empfohlen, also kauf mich mir mal ein paar“, der geht die Sache ganz sicher falsch an …

Wertsteigerungen in ETFs oder Fonds beruhen auf das Wachstum von Unternehmenswerten. Und Unternehmen werden mehr wert, wenn sie erfolgreich sind und dadurch bei gegebenem Kapitaleinsatz mehr Cash Flow (Liquidität) generieren. Ja, dahinter stehen dann Menschen, die sich angestrengt haben (oder einfach smarter waren, eine bessere Idee hatten, etc.). Wo genau liegt da jetzt das Problem?