Merz - Black Rock

Disclaimer vorab: Ich habe drei Kreuze gemacht (= war sehr froh), dass Friedrich Merz die Wahl zum CDU-Vorsitzenden nicht gewonnen hat (auch wenn es sicherlich den Wahlkampf deutlich interessanter gemacht :wink:, die Chancen auf RRG verbessert und die AfD geschwächt hätte)

Friedrich Merz war nicht Chairman (Vorsitzender) des Board of Directors (Aufsichtsrat) der Backrock Inc., sondern (im Vergleich dazu) ein viel kleineres Licht: Aufsichtsratsvorsitzender der Backrock Asset Management Deutschland AG, der deutschen Vertriebs-Niederlassung von Blackrock.

Es gibt hier im Forum in mehreren Threads die Kritik, dass der Podcast „zu links“ oder „gegen Konservative“ sei. Ich stimme dem grundsätzlich nicht zu. Aber solche Sprüche, die v.a. Ulf immer mal wieder rausrutschen, sind in meinen Augen wenigstens undifferenziert.

Ich lasse mich sogar zur Bewertung „Stammtischniveau“ hinreißen, vor allem vor dem Hintergrund, dass es an seinen politischen Positionen so viel zu kritisieren gab, dass ich nicht verstehe, warum seine Tätigkeit bei Blackrock (und seine Entscheidung gegen die Strafbarkeit der Vergewaltigung in der Ehe vor (ich glaube) 23 Jahren) immer im Vordergrund der Kritik steht.

Disclaimer vorab: Ich habe nix mit Blackrock zu tun und nutze (zumindest wissentlich) noch nicht einmal deren Produkte. Ich möchte nur Michaels Argument unterstreichen:

Die Entwicklung und Verwaltung von ETFs sind in der Tat Blackrock größter Unternehmensbereich (Marke: iShares). Mit iShares verwaltet Blackrock 1,6 Billion US$ in > 700 Fonds. Alle iShares-Fonds sind m.W. Indexfonds, deren Entwicklung an einen Börsenindex (z.B. DAX) gekoppelt ist. Die meisten sind passiv verwaltet, d.h. sie folgen stur dem Index. Andere verfolgen zusätzlich eine Strategie (z.B. Value Investing oder Minimum Volatility).

Wie Michael bereits geschrieben hat, ermöglichen solche ETFs es auch „kleinen Anlegern“, mit kleinen Beträgen extrem breit gestreut in Aktien, Rentenpapiere (Anleihen), Rohstoffe, etc. zu investieren. Damit ist es auch Otto Normalverbraucher möglich, bei geringen Kosten und geringstmögliche Risiko die durchschnittliche Marktrendite zu erwirtschaften (was sehr viel teurere, aktiv gemanagte Investmentfonds auf Dauer nicht schaffen können).

Blackrock iShares investiert also nicht gezielt in bestimmte Unternehmen. Sondern Blackrock kauft Anteile aller Unternehmen, die in den von ihren ETFs abgebildeten Indizes enthalten sind, und zwar exakt in der Menge, um den jeweiligen Index 100%ig abzubilden. Die Entscheidung, ein Unternehmensanteil zu kaufen oder zu verkaufen, wird also ausschließlich von der Änderung der Zusammensetzung der Indizes beeinflusst. Auch wenn aufgrund des extrem hohen Anlagevolumen, dass Blackrock verwaltet, Blackrock ein vergleichweise großer Anteil an Aktien an einzelnen Unternehmen, die Bestandteil eines Index sind, erworben hat und lt. Wikipedia dadurch mittlerweile der größte Aktionär Deutschlands und bei vielen Unternehmen größer Einzelaktionär sein soll, kann von einem Einfluss auf diese Unternehmen m.E. keine Rede sein. Aufgrund ihrer passiven Anlagepolitik haben die überhaupt kein „Hebel“/„Drohpotenzial“ um Einfluss zu nehmen: Blackrock muss sich stur nach den Indizes richten!

Die zweite Unternehmensbereiche ist Investmentanalyse (für iShares und auch externe Kunden), also so was wie Ferri Trust.

Der dritte und jüngste Unternehmensbereich ist BlackRock ESG Investive, der neue Fondsprodukte und ETFs im Bereich Environment, Social und Governance (ethisches Investieren) entwickelt und verwaltet. Ich vermute, hier geht es dann doch um Einzelinvestitionen vergleichbar mit einem aktiv gemanagten Fonds. Aber: Hier hat Blackrock im Sommer 2020 eine ganze Reihe von Unternehmen, die sich im Hinblick auf die Klimakatastrophe unverantwortlich verhalten, in deren Aufsichtsräten die Zustimmung verweigert.

D.h., Blackrock macht zwar in diesem Unternehmensbereich seinen Einfluss auf die Unternehmen geltend, aber doch eher in eine Richtung, die die meisten Hörer der LdN (und die Kunden, die solche Produkte kaufen) als positiv ansehen würden, oder nicht?

Lieber Jürgen, das musst Du mir erklären. Was genau kritisierst Du: Dass es Dienstleister gibt, die es jedem ermöglichen, bei vergleichsweise geringen Kosten sehr breit gestreut in Aktien, Renten, Rohstoffen, etc. zu investieren? Jeder, der ETFs kauft, sollte wissen, dass er nicht ein Sparbuch oder eine Lebensversicherung kauft.

Und diese steile These musst Du mir auch erklären. Ich bin Volkswirt und kann das, was Du da behauptest, überhaupt nicht nachvollziehen. Rentenfonds (hier geht es aber um Renten-ETFs) kaufen an den Anleihemärkten Anleihen auf. Die Erlöse dieser Käufer fließen letztlich den Käufern zu, die diese Anleihen von den Emittenten gekauft hatten, also den die Anleihen herausgebenden Unternehmen. Mit der Herausgabe von Anleihen finanzieren Unternehmen ihre Investitionen. Wo genau geht Geld für die Binnennachfrage verloren?

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