Ich halte selber Aktien über Indexfonds - was ich schreibe dürfte mit Marxismus wohl nichts zu tun haben.
Aber ist es bei den Top Bewerteten Unternehmen nicht offensichtlich das diese einen erheblichen Ressourcenverbrauch zulasten Dritter haben (Öl, Gas) oder defacto Monopole (Techkonzerne) sind?
Ich sage nicht das es nicht funktioniert, aber es geht nur unter engen Vorrausetzungen. Die Unternehmen müssen tatsächlich produktiv etwas erwirtschaften und unter Wettbewerb stehen. Und man muss sich auch die Frage stellen ab wann schuldenbasiert Geld in Aktienmärkte zu schütten noch produktiv ist, jenseits reiner Kursgewinne die auf der stetigen Ausweitung der Geldmenge basieren.
Das kann man so sehen, aber gleichzeitig kennen wir die Grenzen der Erfindungskraft nicht.
Ein Teil des Problems ist natürlich die Kapitalschwemme durch ultraniedrige Zinsen.
Andererseits kann man etwas pointiert sagen, dass seit der Waschmaschine wenig bahnbrechendes erfunden wurde, bzw. die Nachteile dieser Erfindungen oft in einem schlechten Verhältnis zum Nutzen stehen.
Zu den Monopolen: es gibt halt auch und gerade im Tech-Bereich natürliche Monopole. Das muss ja nicht schlecht sein - wenn sie gleichzeitig entsprechend reguliert sind. Das ist aber weniger ein Thema der Rente bzw. Anlagestrategie…
Aber es besteht ja die Notwendigkeit für eine Menge Innovationen in Clean Tech und Gesundheit, die finanziert werden wollen und müssen! Also müsste ein solcher Fonds hier primär investieren.
Allerdings wäre es auch naiv zu glauben, die würden alle dort bleiben, wenn wir sie nicht abwerben. In den USA oder Kanada sind sie im Zweifel willkommen…
Ich kenne den Vorschlag der FDP nur aus dem o.g. Artikel der Süddeutschen. Ich bin wahrlich kein sonderlicher Fan der FDP. Und: Der Vorschlag einer aktienbasierten Rentenversicherung (Kapitaldeckungsverfahren) ist alles andere als neu, sondern ein Jahrzehnte-altes Konzept. Es geht mir daher nicht um den Vorschlag der FDP, sondern um das Jahrzehnte-altes Konzept:
Grundsätzlich ist eine aktienbasierten Rentenversicherung (Kapitaldeckungsverfahren) - wenn richtig durchgeführt - dem aktuellen Umlageverfahren immer überlegen, sowohl was die Rendite als auch was die Sicherheit angeht.
Die Grundidee ist: Anstatt dass die arbeitende Generation die Rente der Generation in Rente per Umlage aus dem Rentenversicherungsbeitrag finanziert, wird der Rentenversicherungsbeitrag in einen staatlichen Aktienfonds einbezahlt. Dieser wird von einer Institution, ähnlich unabhängig wie die Zentralbank, der vom Gesetzgeber einen klaren Auftrag mit engen Grenzen und klaren Regeln gesetzt wurde und die ausschließlich von den Gerichten kontrolliert wird - verwaltet. Und zwar so, dass die Beitrage mit maximaler Streuung über alle weltweiten Aktien-, Renten-, Immobilien- und Rohstoffmärkte/-klassen verteilt werden (heute könnte man das sehr gut und kostengünstig über Exchange Trade Fonds abbilden - ob das für einen staatlichen Fonds wirklich sinnvoll ist, muss ich nochmal überdenken). Je nach Anlagehorizont (Dauer bis zur Rente) wird der Anteil von Aktien und Rohstoffen zu Renten und Immobilien sukzessive zurück genommen. Damit nehmen die normalen Schwankungen (einschl. solche durch Crashs wie der Finanzcrasch 2008/09) langsam ab und das erreichte Vermögen wird nach und nach bis zum Rentenbeginn gesichert. Bei Renteneintritt hat der Beitragszahler aus dem Kapitalstock im Durchschnitt eine Rendite erwirtschaftet, die bereits seit über 100 Jahren kontinuierlich irgendwie zwischen 6 und 7% liegt. Davon können die Beitragszahler in unserem Rentensystem (Umlageverfahren) ebenso nur träumen - ebenso wie die Sparbuch- und Riester-Anleger u.ä.!
Damit würde die Vermögensbildung aller Bürger massiv gestärkt!
Gleichzeitig steigen die Refinanzierungsmöglichkeiten der Unternehmen (und auch des Staates) immens, die Eigentumsquote von Immobilen wird gefördert.
Schließlich wäre denkbar, dieses System um eine Sozialkomponente zu stärken, in dem der Staat für Geringverdiener einen mit steigendem Einkommen abschmelzenden Zuschuss für die Alterssicherung gewährt.
Die Riester-Rente hat übrigens mit diesem Konzept so einfach überhaupt ganz gar nichts zu tun!
Das Problem ist nicht, ob ein solches System funktionieren kann, sondern wir wir von unserem heutigen umlagefinanzierten System zu einem kapitalstockbasierten System wechseln. Der Vorschlag der FDP läuft nach meinem Verständnis darauf hinaus, einen kleinen und beständig anwachsenden Teil der Rentenbeiträge nicht mehr der Rentner-Generation auszuzahlen, sondern in den Kapitalstock zu investieren. Da dann für die Rentner weniger Mittel zur Verfügung stehen, wird der Staat das mit entsprechenden Zuschüssen aus Steuergeld ausgleichen müssen. Gleichzeitig wachsen dann in Jahrzehnten neue Rentnergenerationen heran, die einen immer größer werden Teil ihrer Renten aus ihrem Anteil am Kapitalstock erwirtschaften (und einen immer kleineren Teil aus den Beitrags-Umlagen der arbeitenden Bevölkerung). Aber für eine Übergangszeit muss sich das Rentensystem zunächst immer mehr und dann wieder immer weniger in ein steuerfinanziertes Rentensystem wandeln.
Da der Verwalter des staatlichen Renten-Finanzfonds (Kapitalstock) eine unabhängige, staatliche Institution (vergleichbar mit der Zentralbank) ist, hat man das Problem, das die Riester-Rente hatte (hohe Kosten, verfehlte Anlagestrategie durch verfehlte Produktauswahl, …) nicht.
Per se ist das Kapitaldeckungsverfahren völlig unabhängig von der Demographie, weil jeder ja für sich selbst spart und anlegt. Die Herausforderung ist der Übergang vom Umlage- zum Kapitaldeckungsverfahren, wie oben beschrieben. Das ist lösbar, aber teuer. Noch teurer wird es aber werden, wenn wir bei (völlig unrentablen) Umlageverfahren bleiben und den staatlichen Steuerzuschuss immer weiter aufstocken muss … wegen des Demographieproblems!
Wie gesagt: Im langfristigen Durchschnitt ist der Aktienmarkt immer deutlich rentabler gewesen wie alle anderen Anlageformen. Und über ein langfristiges Timing gem. des individuellen Anlagehorizonts (Anteil von Akten/Rohstoffen zu Renten/Immobilien) kann man das Risiko massiver Schwankungen gegen Ende der Lebensarbeitszeit absenken und die erreichte Vermögensbildung absichern.
Oh Mann, … „das Finanzkapital“ … mir fehlen die Worte und die Lust für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit diesem … wie nannte das @christianF gerade „marxistischen Reflex“
Siehe oben.
Sehr gut formuliert!
Grundsätzlich erst mal ein guter Vorschlag. Noch viel besser wäre es, wenn der Staat über eine gute Ordnungspolitik dafür Sorge tragen würde, dass Unternehmen die Kosten all der von Ihnen selbst verursachten externen Effekte selbst tragen müssten (Beispiel: eine CO2-Steuer in entsprechender Höhe). Dann würde das nur noch in solch einem Umfang gemacht, der nicht zu einer Zerstörung der Lebensgrundlage führen würde. Und müsste der könnte der staatliche Anlagemanager nicht selbst beurteilen, welche Anlagen denn „gut“ und welche „böse“ sind (was er vermutlich gar nicht leisten kann).
Die Frage ist, was meinst Du mit Aktienmarkt? Im allgemeinen ist das Ziel nicht mit Einzelwerten zu spekulieren, sondern in den Weltmarkt zu investieren. Heißt etliche tausend oder ein paar zehntausend Unternehmen. Das ist ziemlich sicher, denn wenn der Weltmarkt pleite gehen sollte, haben wir ganz andere Probleme.
Der Vorteil liegt auf der Hand, eine höhere Rendite. Damit das deutlich wird hier ein paar Beispiele. Jeweils 20.000€ Startkapital, 100€ monatliche Sparrate, Laufzeit 30 Jahre für unterschiedliche Zinssätze:
1,25% => 72.680,70 €
6,00% => 212.822,92 €
8,00% => 343.083,72 €
10,00% => 557.072,98 €
Berechnet mit: Sparplanrechner - Sparrechner für regelmäßige Sparraten
Das heißt konkret wenn wir konservativ von 6% ausgehen, dass Du bei 1,25% statt 100€ monatlich über 400€, also vier Mal so viel einzahlen musst. Bei 10% Rendite, reicht es nicht einmal, wenn Du zehn mal so viel einzahlst. Das heißt konkret, dass die Rente, die jemand im Alter erhält, primär gar nicht davon abhängt, wie viel eingezahlt wird, sondern in erster Linie davon, wie gut das Geld angelegt ist!
Aus diesem Grund halte ich die Idee Geld im Weltmarkt zu investieren extrem sinnvoll. Denn viele Versicherungen/Banken schwatzen einem „sichere“ Geldanlagen auf, die Zinsen nahe Null haben und oft noch horrende Kosten. Dass der Vorschlag jedoch von der FDP kommt und von Merz unterstützt wird, macht mich stutzig. Eine Frage wäre dabei sicherlich, wie groß die laufenden Kosten eines solchen Fonds wären.
Ich kann mir aber gut vorstellen, dass wenn man so einen Fond von staatlicher Seite aus vernünftig aufsetzt, das auch mit relativ geringen Kosten machen kann. Zusätzlich hätte man dann auch eine Steuerfunktion in gewissem Maße und könnte Unternehmen, die gegen Menschenrechte, Umweltauflagen usw. verstoßen einfach nicht mit in den Fond aufnehmen.
Die Finanzierung über Fachkräfte, wundert mich ebenfalls. Die Aufnahme von Fachkräften ist auf jeden Fall sinnvoll und bringt mehr Geld in die Staatskassen. Aber man könnte ja auch einfach einen Kredit von einer Billion zu -0,5% aufnhemen und das Geld in den Fond stecken.
Na schön, noch einmal: Ich habe die Vorteile nicht bestritten. Ja, langfristig zeigt der wichtigste Pfeil unser aller Leben nach oben. (Ob das alleine Grund zum Vertrauen ist hat @Axel_R ausreichend in Frage gestellt.)
Gehen Sie eigentlich absichtlich nicht auf den eigentlichen Punkt ein? Die Worte fallen bei Ihnen ja sogar selbst, z.B. „langfristig“ und „Risiko[…] absenken“. Kurzfristig geht es mitunter schon mal steil bergab. Wie stellen Sie sich z.B. vor, wenn sich trotz abgesenktem Risiko dieses Risiko dann doch verwirklicht? Hab ich dann Pech gehabt? Gerade wenn „jeder für sich selbst spart“ drängt sich die Frage doch nun wirklich auf.
Was hier alles als marxistisch betitelt wird, ist schon faszinierend. Ehrliche Frage, nicht böse gemeint, haben die Unterstellenden mal Marx gelesen? Da findet man - wenn schon nicht Erkenntnis - jedenfalls Worte.
Ich habe jetzt wirklich oft genug hier betont, dass ich die Vorteile durchaus sehe. Mein Problem ist nicht, dass es nicht funktionieren würde oder sollte oder könnte.
Sondern, dass alles auf Schönwetterwirtschaft fußt. Als hätte es nicht immer und immer wieder entsprechende Einbrüche gegeben, und die dann auch weltweit.
Wird ja nicht richtiger wenn man es fett schreibt. Beides sind Formen der privaten Altersvorsorge, die die staatliche Zuschüsse beinhalten. Fairerweise - dazu ist die FDP nicht konkret geworden, sie erwecken den Eindruck als ob sie es ermöglichen wollen das auch bisher Gruppen an den Aktienmarkt kommen, die aus finanziellen Gründen nicht können. Natürlich funktionieren sie unterschiedlich, aber zu behaupten sie haben „einfach überhaupt ganz gar nichts“ miteinander zu tun - naja
Dem stimme ich auch zu, aber die Aktienrente wird als Lösung des Problems mit den entsprechenden Begriffen dargestellt. Fairerweise muss es eigentlich heißen - Zuwanderung und Schulden werden das v.a. „Lösen“ und theoretisch ist man dann irgendwann in der Zukunft soweit. Und was „rentabel“ ist dann v.a. eine Frage der konkreten Modelle und Annahmen, die getroffen wurden. Will ich nicht bewerten - ich bin da erstmal skeptisch ob das alles so einfach und bezogen auf Makroökonomische Zusammenhänge klappt. Ich hätte dann auch gerne erstmal geklärt was die allgemeine Struktur und Geschäftsmodelle auf Aktienmärkten sind, die angewendet werden und ob diese im Einklang mit den Zielen stehen. Gerne auch abstrahiert als Fragen der Wettbewerbsordnung.
Genau das ist Aufgabe des Fondsmanagement. Das hat dann gesetzliche Vorgaben, welche Schwankungsbreiten (sog „Risikotragfähigkeiten“) ein Portfolio in Abhängigkeit von den Jahren bis zum geplanten Renteneintrittsalter maximal akzeptabel sind. Solche Begrenzungen werden heute zu 98% der Fälle eingehalten, die restlichen 2% Risiken kann man aus der Rendite aller Beitragszahler „versichern“.
Dann endet aber schon die Gemeinsamkeit. Bei Riester werden mehr oder oder weniger schlechte Finanzprodukte privater Finanzdienstleister mit hohen Provisionsätzen vertrieben. Bei dem beschriebenen Kapitaldeckungsverfahren legt eine unabhängige, staatliche Behörde das Geld nach strengen Vorgaben und unter strenger Aussicht für die Bürger an.
Die Aktienrente ist die Lösung des Demographie-Problems, bei der die Übergangslösung für alle teuer wird (und je länger wir die Lösung des Problems vor uns her schieben, umso teurer wird das werden).
Richtig, und da kommen wir wieder auf meine bereits gestellte Frage zurück: Wer macht das? Sprich, das kostet Geld, rechnet sich das alles dann noch oder machen sich hier nur wieder Fondsmanager die Taschen voll?
Wie mehrfach gesagt: Da macht sich kein privater Finanzdienstleister die Taschen voll!
Das macht eine unabhängige Behörde (vergleichbar der Zentralbank), die die Anlagen gem. konkreter gesetzlicher Vorgaben hochstandardisiert und weitgehend automatisiert verwaltet (da müssen ja nicht alle individuellen Portfolios einzel verwaltet werden, sondern es gibt einige wenige Standard-Portfolios in Abhängigkeit vom Zeitraum bis zum Renteneintritt).
Ja, auch das kostet Geld und das schmälert ein wenig die Rendite. Wenn man aber bedenkt, in welcher Höhe z.B. private Verwalter von Exchange Trade Funds Kosten abrechnen, dann wäre eine solche Verwaltung ohne Gewinnabsicht mit einem kleinen Zehntel Rendite finanziert und die Beitragszahler partizipieren endlich an der Entwicklung der Aktienmärkte / des Produktivkapitals (also so um die 6-7%), anstatt eine ärgerliche, weil negative Rendite auf ihre Rentenversicherungsbeiträge einzufahren. Das System ist unabhängig von der demographischen Entwicklung, die Finanzierungsmöglichkeiten für produktives Kapital verbessert sich signifikant, Zuschüsse zur Rentenversicherung können abgeschafft werden.
Wenn da nicht das (teure) Übergangsproblem wäre, wäre das wirklich kein Hexenwerk.
Ja, selbstverständlich gibt es diese Einbrüche. Aber das stört nur, wenn Du das Geld genau nach einem Einbruch benötigst. Die Weltwirtschaft erholt sich meistens relativ schnell, siehe Coronaeinbruch. Je breiter gestreut, desto besser. Denn es geht auch nie überall bergab. Irgendeine Firma profitiert immer von einem Einbruchsereignis, bei Corona z. B. die Pharmabranche.
Als Daumenregel kenne ich, dass man im allgemeinen am besten mit Aktien fährt, sobald man mindestens 10 Jahre lang in Aktien anlegt. Danach sollte man umschichten in sicherere Anlagen. Mit Schönwetterwirtschaft hat das nichts zu tun.
Hinweis: Es ist in dem Artikel auch von anderen zugelassenen Fonds die Rede, z. B. von Black Rock oder Fidelity. Da kann das anders aussehen, wobei vermutlich auch bei hohen Kosten immer noch deutlich besser als die aktuelle Lösung mit hohen Kosten und kaum oder negativer Rendite.
Natürlich lohnt sich das. Schauen Sie mal nach den Kosten passiv gemanagter Investments. Die liegen typischerweise deutlich unter 1% pro Jahr und reduzieren damit die Rendite nur sehr geringfügig.
Auch die ganze Risikoabsicherung lässt sich stark automatisieren und ist ziemlich preiswert zu haben.
Teuer am Riester ist halt
die zu geringe Nutzung
die Zersplitterung in viele Produkte vieler Anbieter
die Kosten nicht nur für Fondsmanagement, sondern auch noch Vertrieb.
Das alles würde ein guter Staatsfonds vermeiden.
Und - im Gegensatz zur Umlage - partizipiert er eben nicht nur an der Arbeit der Versicherten in Deutschland, sondern an der weltweiten Wertschöpfung durch Mensch und Maschine.
Wie schon gesagt, gibt es ja öffentliche Banken, die so etwas machen können. Aber Sie befürchten (vielleicht zurecht), dass die FDP ihrer Klientel etwas Gutes tun und ein weiteres Geschäftsfeld eröffnen möchte, wie mir scheint?