Genau! Wenn wir tatsächlich ernsthaft die Verteilungsungerechtigkeit angehen müssen, dürfen wir auf gar keinen Fall eine Neiddebatte starten. Das Ziel kann und darf nicht sein, den Leistungsträger etwas wegzunehmen (auch wenn wir das im Ergebnis tun müssen), sondern durch Anpassungen im System der „unteren Hälfte“ der Bevölkerung - möglichst aus eigener Kraft - zu einem materieller Existenz zu verhelfen, die für eine Nation mit unserem Pro-Kopf-Vermögen und -Einkommen angemessen ist. Das wird nicht gehen, ohne dass die „starken Schultern“ ihren Beitrag leisten - aber das ist nicht das Ziel, sondern das Mittel“.
Ob wir da allein bei Vermögen und Erbschaft ansetzen müssen, weiß ich nicht. Letztlich ist die ungleiche Vermögensverteilung durch eine ungleiche Einkommensverteilung entstanden und wenn wir nicht an diese Ursache rangehen, werden wir auch nach Vermögenssteuer und/oder -abgabe mit Umverteilung irgendwann wieder dort ankommen, wo wir heute sind.
Es würde schon reichen, wenn wir
- viele Absatzmöglichkeiten im Steuerrecht streichen (Kandidat sind alle Regelungen, die ein Normalverdiener nicht in Anspruch nehmen kann)
- einen Superreichen-Steuersatz einführen für die obersten, sagen wir, 5% der Einkommensbezieher
- Steuerhinterziehungen und Schwarzgeld viel konsequenter verfolgten
Dann muss man sich dringend den Finanzmarkt anschauen, dessen Volumen ja das Zigfache des Produktivkapitals ist - also hochspekulativ und für die Gesellschaft und Wirtschaft nicht nützlich.
Und angesichts der immensen staatlichen Ausgaben, die notwendig sind, um das Klima zu schützen und die öffentliche Infrastruktur, das Bildungssystem, das Gesundheits- und Pflegesystem, die Landesverteidigung, und und und … also alles, was die konservativen KanzlerInnen der letzten 30 Jahre haben verfallen lassen, wieder in Ordnung zu bringen … also angesichts dessen halte ich eine einmalige Vermögensabgabe analog zum Lastenausgleich der 50er Jahre für sinnvoll und notwendig.
Ja, eine Reform der Erbschaftssteuer ist notwendig! Warum nicht progressiv? „Omas Häuschen“ bleibt steuerfrei, aber wer große Vermögen erbst, soll 50% Steuern zahlen. Wenn es um Produktivvermögen geht (Familienunternehmen), kann man diese Erbschaftssteuerschulden stunden und langfristig tilgen. Und wenn Erben innerhalb von 10 Jahren Arbeitsplätze aufbauen und/oder hohe Gewinnsteuern und Sozialabgaben zahlen, kann auf den Rest verzichtet werden.
Ob dem dann noch eine Vermögenssteuer oben drauf gesetzt werden soll? Die 1997 ausgesetzte Vermögenssteuer wurde oft als ineffizient kritisiert wurde, weil die Bewertung und Verwaltung von Vermögen komplex ist und erhebliche Verwaltungskosten verursacht.