Unzufriedenheit der Bauern und Bäuerinnen

  1. Die CSU macht Politik für Bayern, nicht für Bauern!
  1. Unter den BMEL Ministern während der Merkeljahre haben wir bekommen (Auswahl):
  • Wegfall der Milchquote 2015
  • Wegfall der Zuckermarktordnung 2017
  • Einführung des Greenings für die Agrarsubventionen 2015
  • Neue Düngeverordnung 2017
  • Das Aktionsprogramm Insektenschutz 2019 (inklusive geplantem Glyphosat Verbot)
  • Beinahe das Mercosur Abkommen 2020 (hat Österreich verhindert)

Ein großer Teil dieser Maßnahmen waren EU-Entscheidungen, oder aufgrund von EU-Recht notwendig. Aber mir kann niemand erzählen, dass die Bundesregierung da keinen Einfluss hatte, so sie denn wollte und andere Themen nicht wichtiger waren.
Es sind auch alles Maßnahmen, die man befürworten kann, aber damit hat sich die Union bei den Landwirten wenig Freunde gemacht. Der Verdruss richtet sich mittlerweile gegen fast alle Parteien. Unter anderem deswegen waren die Freien Wähler in Bayern ja so erfolgreich. Die AFD will man ja schließlich auch nicht wählen.

Insgesamt ein Beitrag ohne echten Mehrwert, weder für das eigentliche Thema (Zufriedenheit mit der Ampel) noch zur Lage der Landwirtschaft in Deutschland.

Edit: habe den Teil der in eine andere Diskussion gehört entfernt.

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Den Landwirten geht es nicht schlecht.

Für Landwirte war das Wirtschaftsjahr 2022/23 ein Ausnahmejahr. In allen Betriebsformen wurden Spitzengewinne erzielt. […] ein absolutes und bisher nie dagewesenes Spitzenergebnis mit einer nochmaligen erheblichen Gewinnsteigerung über alle Haupterwerbsbetriebe von fast 80 %", heißt es in der Untersuchung. [1]

Gewinn der Betriebe.

Und das nachdem schon das Vorjahr trotz Inflation überdurchschnittlich gut lief:

Der Durchschnittsgewinn lag bereits im vorigen Wirtschaftsjahr 2021/22 mit 73.708 Euro um gut 10 % über dem Fünfjahresdurchschnitt, heißt es dort weiter. Nun fallen die Gewinne über alle Betriebsformen mit durchschnittlich 132.328 Euro doppelt so hoch aus wie der Fünfjahresdurchschnitt.[1]

Hohe Preise für Milch, Getreide und Raps haben den Landwirten im vergangenen Wirtschaftsjahr – trotz steigender Kosten – bessere Einkommen beschert.[…] die Haupterwerbsbetriebe in Niedersachen [konnten] ihr Unternehmensergebnis 2021/22 mehr als verdoppeln.[2]

Unternehmensergebnisse 2021/22

Angesichts dieser Zahlen fällt es mir schwer die Bauernproteste nachzuvollziehen, nur weil ihnen Subventionen gestrichen werden (und ausnahmsweise nicht mehr ein Bauernverbands-naher CSU-Mann im Landwirtschaftsministerium sitzt).

[1] Rekordgewinne für Landwirte – in extrem schwierigen Zeiten | agrarheute.com
[2] Landwirte erzielten 2021/22 deutlich bessere Einkommen | agrarheute.com

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Mir ging es im Kern um diesen Satz, weniger um die Landwirte. Hätten auch Krankenpfleger oder Verkäuferinnen sein können.

Punkt ist, das ein signifikanter Teil der Menschen das Gefühl hat, es werden Dinge von Menschen entschieden, die sich maximal Sachverhalte angelesen haben oder eher auf einer theoretischen Ebene unterwegs sind.
Wenn man bei weitreichenden Entscheidungen als eigentlich betroffener Fachmann eher ignoriert wird, fühlt man sich nicht mitgenommen. Wenn Entscheidungen dann nicht verständlich erklärt oder begründet werden, fördert das wenig Vertrauen.
Einfach mehr kommunizieren

Das ist leider ein Problem der Ampel, das sich durch die Threads zieht: dass jede Entscheidung ein fauler Kompromiss ist.
Normalerweise bekommt jede Partei ihre Leuchtturmprojekte und die darf sie dann umsetzen, ohne dass der Koalitionspartner dazwischen funkt (was natürlich ohne Blessuren nie ganz gelingt, aber es gelingt).
Leider wird aber hier jedes Projekt als Spielball für parteipolitische Interessen genutzt. Besonders eine Partei scheint sich ja nicht ernsthaft Gedanken gemacht zu haben, was sie in den vier Jahren, die sie bekommt, zukunftsstiftendes schaffen will.
Und wenn dann ein Projekt zerredet und sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner geeinigt wurde, weiß keiner mehr, warum das überhaupt so kam.
Ehrlicherweise muss man aber sagen, dass auch die große Koalition wenig erklärt hat. Da sie aber geräuschlos durchregiert hat, ist das weniger aufgefallen.

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Selbst wenn die Bauernproteste gut begründet/gerechtfertigt wären (was sie mMn nicht unbedingt sind): Verkehrsblockaden, Widerstand gegen Polizeibeamte usw sind doch genau das, was tendenziell die gleiche Klientel bei der letzten Generation kritisiert.
So sieht es dann aber aus, wenn die Polizei Rettungswege zum Krankenhaus in Siegen freihalten will:

Querdenker nutzen das ganze offenbar auch schon mit aus, z.B.:

Und auch an anderen Orten wollen Querdenken und AfD die Proteste kapern oder eigene Demos damit tarnen[1], [2] [3]

Ich sehe also nicht, wie man auf dieser Basis die Leute mitnehmen kann. Wer mit Ampel-Galgen (kein Einzelfall - [1][2][3]) demonstriert und keine Distanz zu Querdenken und AfD erkennen lässt, kann nicht für sich in Anspruch nehmen einen sachlichen Diskurs auf Basis fachlicher Expertise zu wollen.
Wenn der Bauernverband das will und sein Gesicht irgendwie wahren möchte, erwarte ich eine deutliche(!) Abgrenzung.

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Weiß jemand, ob bereits Bauern wegen der Verkehrsblockaden festgenommen oder in Präventivhaft genommen wurden? Getreten, bespuckt oder angefahren wurden sie vermutlich nicht. Sie sind mit ihren Riesentraktoren auf jeden Fall die Stärkeren.
Wir messen mit zweierlei Maß.

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Das dürfte nach über 2 Jahren Corona Demos eigentlich niemanden mehr überraschen. Aber auch hier wird sich der Maxime „Die Feinde meiner Feinde sind meine Freunde“ bedient werden.

Die Letzte Generation protestiert konkret gegen die Politik dieser Regierung, prangert mächtige Interessen gegen die Bevölkerung an und spricht von einer apokalyptischen Zukunft.

Das verschwörungstheorische Weltbild der Corona-Protestler ließe sich da nahtlos einfügen, wenn die Letzte Generation dies nur zulassen würde.

Macht die Letzte Generation aber nicht.

Ich habe noch nicht davon gehört, dass Coronagegner oder Gelbwesten bei Aktionen der Letzten Generation dabei gewesen sind.

„Die Feinde meiner Feinde sind meine Freunde“ kann es also nicht bloß sein, was die Querdenker zu den Bauern ziehen lässt und warum die Bauern dies auch mit sich machen lassen.

Gegen eine Politik zu protestieren, die nachweislich nicht geeignet ist, die Klimaschutzziele zu erreichen, auf die Interessen und die viel zu große Macht bestimmter Lobbys (z.B. die der Fossil- und der Autoindustrie) hinzuweisen und im Falle einer Weiter-so-Politik eine Zukunft zu prophezeien, die sich auch nach den Modellen namhafter KlimaforscherInnen und ArtenschutzexpertInnen für sehr viele Menschen auf diesem Planeten tatsächlich katastrophal gestalten dürfte, ist für dich allen Ernstes vergleichbar mit Corona-Verschwörungsgläubigen? Man reibt sich verwundert die Augen…

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Das hast Du sehr falsch verstanden. Ich finde gut und richtig, was die LG tut, und ärgere mich über die Bauernproteste, die sich nicht gegen Querdenker & Extremisten in ihren Reihen abgrenzen können oder wollen.

Ich kenne kleine Bauern, die extrem ökologisch unterwegs sind. Die haben mit der Abschaffung keinen Stress und finden sogar, dass dies endlich Druck bei denen aufbaut, die Land und Tier schlecht behandeln. Man hat ja schon öfter gehört, dass ehr sehr große Betriebe von diesen üppigen Förderungen profitieren. Und wer sich dann noch mit Querdenkern und Rechtsradikalen zusammen tut darf davon nicht profitieren.

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Mir ist nur ein Fall aus den Medien bekannt, in dem ein Bauer nun zumindest ein Verfahren fürs Abwerfen von Mist auf ne Bundesstraße an der Backe hat. Weil er Pech hatte und auf frischer Tat von Polizisten in zivil erwischt wurde.

Ansonsten scheint mir persönlich auch der ganze illegale Protest auffällig frei von negativen Folgen zu sein, sowohl von Seiten der Staatsmacht als auch von Seiten der Bevölkerung (gerade erst neulich wieder mit jemandem das Thema „Unterschied zur Letzten Generation“ diskutiert, dem nicht mal bewusst war, dass die Bauern inzwischen ebenfalls nicht angemeldete und klar illegale Protestformen wählen).

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Der hier hat wohl auch Ärger am Hals. U.a. weil er wohl auch besoffen war.

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Ehrlicherweise muss man schon einen längeren Zeitraum betrachten. Das Thema hatten wir auch schon im Agrardiesel Thread. Wir hatten in den Wirtschaftsjahren 2011/12 bis 2020/21 bei den Haupterwerbsbetrieben Durchschnittsgewinne zwischen 41.251 € und 81.935 €. Im Mittel waren es 64.498 €. Davon muss ein Landwirt noch Beiträge für die Landwirtschaftliche Kranken- und Pflegeversicherung und die Alterskasse bezahlen (inklusive Arbeitgeberanteil). Für viele Betriebe werden außerdem Altenteilerzahlungen fällig.

Was die Prognosen angeht werden die Gewinne höchstwahrscheinlich deutlich zurrückgehen. Wir liegen bei Weizen und Raps aktuell bei einem Börsenpreis auf dem Niveau von Herbst/Winter 2021/22, also vor dem russischen Angriffskrieg. Einzig Zucker liegt noch deutlich über dem alten Niveau. Auch in der Tierhaltung sind Erlöse rückläufig, wenn auch etwas verzögert.

Zugleich haben auch wir mit Preissteigerungen für Dünge-, Pflanzenschutz- und Betriebsmittel zu arbeiten. Höhere Energiepreise sind in allen Bereichen spürbar. Ebenso sind die Kosten für Maschinen und andere Investitionsgüter deutlich gestiegen.

Insgesamt werden die Gewinne wohl wieder auf das alte Niveau fallen.

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Bei ca. 263.000 landwirtschaftlichen Betrieben und einem Volumen von ungefähr 900 Mio € sprechen wir von ungefähr 3.400 € pro Betrieb (Bei Haupterwerbsbetrieben wird dieser Wert höher ausfallen, ist also eine Untergrenze). Bezogen auf den durchschnittlichen Gewinn der letzten 10 Jahre wäre das (ohne Ausgleich) ein Minus von ca. 5,3 %.

Zum Vergleich:

Der öffentliche Dienst bekommt ab November 200 €/Monat mehr, ab Februar 2025 5,5 % mehr und noch eine Inflationsausgleichsprämie von 3.000 €.

Die GDL fordert aktuell ein Lohnplus von 555 €/Monat und eine Reduktion der Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden.

Das Bürgergeld wurde zum neuen Jahr um gute 12 % angehoben.

Das passt für viele Landwirte einfach nicht zusammen! Auch für uns Landwirte sind im Privaten viele Dinge durch die Inflation teuer geworden!

Ein Lokführer verdient laut DB zwischen 44.500 € und 53.400 € bei 38 Std/Woche, 30 Urlaubstage, Bonusurlaub für Nachtschichten, ein sicherer Arbeitsplatz und einigermaßen geregelte Arbeitszeiten?

Den Lokführern geht es nicht schlecht.

Im Vergleich mit anderen Wirtschaftszweigen steht die Landwirtschaft eher mäßig da.

In dieser Grafik habe ich mal die durchschnittlichen Unternehmensgewinne aller Wirtschaftszweige im Vergleich mit den landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetrieben dargestellt. Im Vergleich schneiden nur „Gastgewerbe“, „Erziehung und Unterricht“ und „sonstige Dienstleistungen“ schlechter ab. Der durchschnittliche Gewinn aller Unternehmen liegt bei 363.621 €

Etwas fairer wird der Vergleich wahrscheinlich, wenn man unterstellt, dass alle Landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe Kleinstunternehmen wären (sind sie nicht :wink:). In diesem Fall lägen die Landwirte 2021 ziemlich genau auf dem Mittelwert aller deutschen Kleinstunternehmen von 81.473 €.

Quelle für beide Grafiken:
http://tinyurl.com/y2sxvfty

Was ich mit all diesen Beispielen zeigen will:
Derzeit stehen selbstständige Landwirte im Haupterwerb im Vergleich mit anderen Kleinstunternehmen durchschnittlich da. Im Vergleich mit allen deutschen Unternehemen liegen Landwirte weit unter dem Durchschnitt. Der Vergleich mit Arbeitnehmern ist immer schwierig, zeigt aber Gründe für die Gerechtigkeitswahrnehmung der Landwirte. Die stumpfe Reduktion der Landwirte auf die betriebswirtschaftlich überdurchschnittlichen WJ 2021/22 und 2022/23 greift dabei aber bei Weitem zu kurz.

Edit:
Hat sich erledigt

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Ist das nicht vielleicht der Systemfehler?
Der Anspruch an Unternehmer ist glaube ich schon hoch. Wer da Profit machen will hat hohes Risiko und viel Administration. Dann braucht er noch besonders Geschick bei der Produktion.
Der Landwirt hat Pech, wenn das Wetter schlecht ist. Gegen Gegenden mit mehr Sinne keine Chance.
Selbstständig sein wollen und sein Einkommen vom Staat kriegen geht halt nicht zusammen

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Das Geld vom Staat gibt es auch deshalb, weil er in der Vergangenheit oft die Preise für Lebensmittel vorgegeben hat.
Viele kann der Bauer weiterhin nur an einen Zentralkunden verkaufen.
Eine faire Preisfindung ist da nicht möglich. Man kann die Situation der Bauern also nicht mit Unternehmern vergleichen.

Die beiden Vergleiche finde ich wiederum untereinander sehr unvergleichbar.

Bei Kleinstunternehmen mag die Annahme, dass der Inhaber des Unternehmens sich vermutlich kein großartiges Gehalt auszahlt und somit der Unternehmensgewinn nahezu deckungsgleich mit dem Einkommen des einzelnen Unternehmensinhabers ist, ja noch plausibel sein. Nur unter dieser Annahme ist der Vergleich des Unternehmensgewinns mit dem alternativen Einkommen eines abhängig beschäftigten Arbeitnehmers überhaupt zulässig!

Bei „allen Unternehmen“ sind aber auch die ganzen Mittelständler und größeren Unternehmen dabei, die sehr oft in der Hand mehrerer Eigentümer oder in breitem Streubesitz (börsennotierte AGs) sind, deren Gewinn also an mehrere Eigentümer ausgeschüttet wird, oder deren Eigentümer sich für ihre tägliche Mitarbeit im Unternehmen ein reguläres Gehalt auszahlen, so dass der Unternehmensgewinn womöglich gar nicht ausgeschüttet wird. Der generische Rückschluss vom Unternehmensgewinn auf das Einkommen eines Unternehmenseigners ist daher bei größeren Unternehmen gar nicht möglich, und infolgedessen sind die Unternehmensgewinne größerer Unternehmen nicht mit denen von Kleinstunternehmen vergleichbar.

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Der Systemfehler ist aber ein Anderer.
Die Landwirte werden von der EU und den Nationalstaaten stark subventioniert, damit Lebensmittel jederzeit der Bevölkerung zur Verfügung stehen (auch bei Missernten) und das die Lebensmittel für den Bürger günstig sind.
Würden keine Subventionen bezahlt, dann würde die Landwirtschaft in einem echten Marktumfeld agieren. D.h. die Preise müssen alle Ausgaben + Gewinn + Risiko abbilden. Damit würden jedoch die Lebensmittel sehr teuer werden und wir würden noch größere negative Umwelteinflüsse von der Landwirtschaft sehen.
Beides ist politisch nicht gewollt.
Darum liegt in der Tat ein Systemfehler vor.

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Unabhängig davon, ob Bauern gut verdienen oder nicht, stört mich an der Streichung der Dieselsubvention, dass Landwirte nicht auf E-betriebene Fahrzeuge umsteigen können, private Dieselfahrer schon und denen wird der Diesel auch immer noch mit 20% subventioniert.

  1. Also warum wurden nicht alle Dieselsubventionen gestrichen (gerechter? viel mehr Einsparung? und vor allem viel mehr Transformationsdruck?)?
  2. Warum gibt es nicht eine Übergangszeit, so dass die Landwirte kalkulieren können.
    Liege ich da falsch?
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