Ich verstehe nicht, woher die Angst hier kommt.
Das sind ganz normale Fahrzeuge, wie sie zu zigtausenden im Straßenverkehr unterwegs sind. Die Fahzeuge befahren keine anderen Straßen und Plätze als sie sonst befahren. Für sie gilt nach wie vor die StVO. Die Fahrer sind die gleichen wie das ganze Jahr über.
Ich finde die Proteste übertrieben und unverhältnismäßig, aber die Reaktionen hören sich an als würden hier Terroristen mit Kampfpanzern durch Deutschland marodieren.
Man kann das schon als Drohkulisse empfinden und mein Bauchgefühl sagt mir, dass ist auch die Intension dahinter. Ansonsten würden die Bauern ja eine Protestform wie andere auch wählen, nämlich zu Fuß.
Ob das rechtlich einwandfrei ist? Andere Berufsgruppen schleppen ja auch nicht ihre Arbeitsgeräte im großen Stil zu Protestaktien bzw. Arbeitsstreiks.
Mir selbst macht das martialische Auftreten durch die Traktoren an sich keine Angst, eher was sich hinter dieser Mobilisierung für Kräfte verbergen.
So wie es bis jetzt aussieht, sind die Proteste zum Glück friedlich abgelaufen. Es reichen ja wenige, das die Teils sicher aufgeladenen Stimmung kippen kann.
mir sind heute auch ein paar Trecker begegnet. Allerdings konnte ich nicht herausfinden, für welche politischen Anliegen sie demonstrieren nur „der Ampel den Stecker rausziehen“. Das erinnert mich ein wenig an das Schild „dagegen“
Ähm… nein. Das sind keine normalen Fahrzeuge. Ich bin viel als Fußgängerin unterwegs. Ich finde diese Riesenmaschinen bedrohlich. Auch im normalen Alltag, wenn nur einer an mir vorbeidüst.
Die Industrialisierungstendenzen in der Landwirtschaft sind keine gute Entwicklung, weder für die Bauern, noch für die Natur, noch für andere Menschen und Tiere.
Was man halt so „friedlich“ nennt. In sozialen Medien mehren sich jedenfalls Berichte – die ich naturgemäß nicht ohne weiteres verifizieren kann – von Ärzten, die nicht zu ihren Krankenhäusern gelassen wurden, blockierten Feuerwehreinsätzen, auf der Straße verteilten Exkrementen usw., und alleine dass irgendeine Art Miliz Straßensperren aufbauen kann, und dann darüber entscheidet, wer passieren darf und wer nicht, während die Polizei gemütlich zukuckt, lässt den Rechtsstaat eher als im Rückzug begriffen aussehen.
Anmerkung: Das folgende Zitat stammt ursprünglich aus dem Thread „Unzufriedenheit der Bauern und Bäuerinnen“ und bezog sich nicht auf die heutigen Demonstrationen.
Ich hoffe mal, der kriegt ein faires Verfahren. Logischerweise war ich nicht dabei, aber wenn ich irgendwo auf einer Landstraße in eine Straßensperre von vielleicht ein kleines bisschen rechtsradikal aussehenden Männern mit ihren Fahrzeugen geraten würde, und ich versuch noch drum herum zu fahren, aber einer von denen springt mir dann vors Fahrzeug, würde ich mich unter Umständen auch bedroht fühlen.
Also gefühlt war der Protest bei uns in der Gegend nicht vorhanden und hat wenn die falschen getroffen. Wer Homeoffice machen konnte blieb zuhause. Die Straßen waren frei und google maps hat einem jederzeit angezeigt wo gerade Stau war. Und das war weniger als an jedem normalen Arbeitstag
Ich habe ein wenig das Gefühl die Presse zeigt hier ein anderes Bild. Gibt es Zahlen wieviel mehr Stau es gab als an jedem normalen anderen Tag in diesem Jahr?
Yo, hier dasselbe. Hatte heute Vormittag einen Handwerker da, der meinte er hat die Straßen lange nicht so leer erlebt. Schätze mal, ein Großteil der Berichte war aber schon geschrieben.
Ich finde es gut, dass hier eine sehr ausgebeutete Arbeiterschicht zu ihrem demokratischen Recht greift und für ihre Zukunft demonstriert. In den letzten 20 Jahren haben die Hälfte aller Landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland aufgegeben - man stelle sich ähnliches in anderen esentiellen Berufsgruppen etwa Ärzte oder Grundschullehrer vor.
Ich hoffe, die Deutschen nehmen sich ein Beispiel an der Streik- und Demonstrationskultur von Frankreich. Es sind die kleinen Leute, die klassischen Arbeiter und Bauern, früher noch politisch vertreten, denen es immer schlechter geht. Die Schere zwischen arm und reich geht in diesem Land immer weiter auseinander, kein Wunder, dass es den hart arbeitenden Bauern irgendwann reicht.
Äääh, die stehen tatsächlich mit den Produktionsmitteln, deren Eigentümer sie sind, auf der Straße. Das hat mit Arbeiterschicht nichts zu tun. Arbeiterschicht sind deren Erntehelfer, die für Mindestlohn ackern und dann noch die Hälfte ihres Lohns als Miete für das Bett im 6-Personen-Container abgezogen bekommen.
Zitat: „Der Zoll hat im ersten Halbjahr dieses Jahres in Niedersachsen 41 landwirtschaftliche Betriebe kontrolliert – genauso viele Strafverfahren wurden auch eingeleitet.“ – Läuft bei denen.
Laut einer Allgemeinverfügung des Landkreises hätte die Blockade der dortigen Bundesstraße nur 20 Minuten dauern dürfen. Das hätte aus Sicht Espigs bei einer solchen Aktion keinen Sinn ergeben. Man habe das zeitlich etwas ausgedehnt.
Musste durch einen Kreisel, der blockiert war. Zum Glück hat sich der blockierende LKW-Fahrer so gestellt, dass ich an ihm vorbei rechts abbiegen konnte, sonst wäre es ein langer Tag für mich geworden, so kam ich mit einem Umweg davon.
Leid taten mir nur die Schüler, die frierend an den Bushaltestellen standen.
Insgesamt haben die Bauern den Tag gut gemeistert.
Nein, man sitzt recht hoch und hat nicht so den Überblick, was sich unmittelbar um das Fahrzeug herum befindet. So mancher Sohn kann davon ein Liedchen singen (oder eben nicht mehr).
Kann ich nicht bestätigen. Schulunterricht ist ausgefallen, ein Termin für uns wurde abgesagt. Und nachmittags müsste ich einer 4er „Kolonne“ mit 15km/h durchs Tal folgen.
Mich nerven diese arroganten Proteste.
Und dann noch solche Zeitungsberichte ob seriösen Zeitungen mit Überschriften wie dieser:
Bauernpräsident Ruckwied…
(Mittlerweile geändert in: der Präsident des Bauernabends (Screenshot wäre manchmal dich besser)).
Grüne Welle brechen ist doch polemisch und völlig am Thema vorbei.
Und nackt und hungrig wären wir nicht - kommt das Essen halt aus dem Ausland und es gäbe in Deutschland immer noch genug Menschen, die Landwirtschaft betreiben wollen.
Kann man nicht als Ausbeuter auch ausgebeutet werden? Sprich „nach unten treten“? (ernstgemeinte Frage, auch wenn’s rhetorisch klingt)
Bei der enormen Vermögensungleichheit kommt es mir etwas so vor, als ob hier klein gegen klein ausgespielt wird.
Das ist eine sehr populistische Verallgemeinerung. Die meisten Landwirtschaftlichen Betriebe haben keine Erntehelfer sondern sind selbst am ackern. Von 35 h Wochen, wie sie die Lokführer erstreiken, sind viele weit entfernt.
Der niedrige Lohn z.B. für Spargelstecher ist direkt mit den schlechten Verkaufserlösen der Lebensmittel verbunden. Da wird dann einfach zum Spargel aus dem Ausland gegriffen, wenn der deutsche zu teuer ist.
Komisch dann, dass die Umfragewerte der Union so hoch sind, wenn es doch gerade diese Partei ist, die die Landwirte über Jahrzehnte so Subventionsabhängig gemacht hat. Erst kürzlich wieder für weitere 7 Jahre von Frau Klöckner 2020. Zudem ist ausgerechnet die Lobbyorganisation der Bauern sehr CDU CSU nah. Die wählen quasi ihren eigenen Untergang.
Aber gerade haben sie einen gemeinsamen Feind ausgemacht. Und spannenderweise sind es die Grünen, obwohl die an sich der Landwirtschaft so vom Ansatz her ja nahe stehen sollten. Bizarre Welt.
Ich empfinde die Art und Weise, wie demonstriert wird, zu einem guten Teil (Habeck-Mob, Galgen, aggressive Fahraktionen, Proteste einfach gegen alles, was nach „Grün“ oder „Ampel“ aussieht) auch als aggressiv bis teilweise rechtsradikal und daher erbärmlich, ebenso wie viele Proteste von Querdenker:innen.
Ich würde mir in diesem Forum aber im Sinne der demokratischen Freiheiten etwas mehr Gelassenheit und Toleranz auch bei robusten Formen des Protests wünschen. Das heißt für mich, man kann und sollte dieses Auftreten als die Unkultur kritisieren, die es ist. Aber nicht die völlig unangemessene, rechtsstaatlich fragwürdige Präventivhaft fordern, wenn niemandem geschadet wird außer dem kapitalistischen Hamsterrad.
Ungehobelte Demonstrationen und zivilen Ungehorsam muss unsere Demokratie aushalten, ohne zum Schlagstock zu greifen.
PS: Mit einer solchen Toleranz bei gleichzeitiger Konsequenz gegen klare Straftaten und Missbrauch der Freiheit macht man sich auch weniger angreifbar für Vorwürfe von Doppelstandards.
Vielleicht kann das ja jemand aufklären, der sich besser auskennt: Meines Wissens ist der Protest mit dem Traktor auch einfach beliebt, weil damit unmissverständlich klar ist, wer demonstriert. Der Traktor ist einfach DAS Symbol für Landwirtschaft. So gab es auch schon in anderen Jahren Trekkerkorsos (Land schafft Verbindung – Wikipedia) und auch bei anderen Demos mit landwirtschaftlicher Beteiligung wir „Wir haben es satt!“, sollen schon mal (wohlgemerkt eher einzelne) Traktoren gesichtet worden sein. Außerdem eignen sich Traktoren natürlich als Infrastruktur, die man auf Demos braucht.
Klar kann man sich über die Sinnhaftigkeit dieses Auftretens streiten und auch bezweifeln, ob nicht ein Trekkrr auf einen Block von 100 Menschen reichen würde (dann wären wohl nicht viele unterwegs). Aber Fahrraddemos gibt’s ja schließlich auch.