Unzufriedenheit der Bauern und Bäuerinnen

Was für ein absurder Vergleich. Die Bezüge im öffentlichen Dienst bleiben deutlich hinter der Inflation zurück – die übrigens zu einem wesentlichen Teil durch steigende Lebensmittelpreise verursacht wird, wofür nicht zuletzt die Landwirte verantwortlich sind.

Landwirte sind eben Unternehmer und nicht beim Staat angestellt. Natürlich sind sie auch von Kostensteigerungen betroffen, aber gleichzeitig als Unternehmer eben auch in der Lage, diese Steigerungen an die Kunden weiterzureichen. Tun sie ja offensichtlich auch, sonst wären die Lebensmittelpreise in den letzten zwei Jahren nicht sogar noch stärker angestiegen als die Energiepreise.

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Also gegen Verteuerung von Diesel zu protestieren, indem man über weite Strecken mit dieselfressenden Arbeitsmaschinen anreist und sinnlos in der Gegend rumstinkt, zeigt mir eigentlich eher, dass der Diesel noch nicht teuer genug ist.

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Mal kurz dazwischen gegrätscht:

@Mods vielleicht passt das auch in den Zufriedenheit mit der Ampel Thread


Quelle: https://x.com/bmf_bund/status/1742965580083134862?s=46&t=3_uaXIV91_LB6oL3f6HWFw

Waren nicht die Proteste dafür für die Abschaffung verantwortlich, sondern die Bürokratie? Und macht man so eine Prüfung nicht im Vornherein, um genau solche Proteste zu vermeiden?

Noch spannender: Wer muss jetzt stattdessen unter der „alternativen Gegenfinanzierung“ leiden, weil er nicht mit schwerem Gerät die Innenstadt lahmgelegt hat?

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Inflationsausgleich.
Die Bürgergeld"erhöhung" ist ein nachträglicher Inflationsausgleich (bzw. Preisschockausgleich).

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Ja, scheint mir auch Quatsch zu sein. Eine Ausnahme weniger klingt erstmal nach weniger Bürokratie. Sollen wir das im spezifischeren Thread zu Agrardiesel und Kfz-Steuer näher beleuchten?

Haste dafür Belege? Klingt mir etwas zu sehr nach „Gierflation“ bei Landwirten und ich hätte da eher die Gaspreise (Energie und Dünger) sowie Handelsdisruptionen durch den Krieg zwischen zwei wichtigen europäischen Nahrungsmittelexporteuren im Verdacht. Und dann gibt’s auch noch steigende Klimaschäden und die Händler, bei denen nicht gerade riesiger Wettbewerbsfruck zu bestehen scheint.

Sind meiner Ansicht nach zu radikal und nicht zielführend für das Anliegen (alleine schon weil der Ruf des gesamten Berufsstandes darunter leidet). Halte ich im Rahmen des zivilen Ungehorsams aber noch für gerade so akzeptabel, so lange alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden um Personenschäden auszuschließen. Eine ordnungs/strafrechtliche Verfolgung nach entsprechender Rechtslage ist natürlich trotzdem geboten.

Vor Privatwohnungen haben Demonstrationen grundsätzlich nichts verloren. Solche Aktionen gehören strafrechtlich verfolgt.

Trotzdem halte ich es für unangemessen, die Aktionen mit den Misthaufen zu generalisieren. Mir sind insgesamt 3 Fälle bekannt, wahrscheinlich waren es ein paar mehr.

Billiger Populismus auf Kosten des gesamten landwirtschaftlichen Berufsstandes, weil sich ein paar Leute nicht benehmen konnten.

Wo wurde denn Schaden verursacht, der über die Reinigung einer Straße hinaus geht? Da ist ja jeder 1. Mai in einer beliebigen Großstadt schlimmer.

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Quatsch!

Habe das auch schon weiter oben vorgerechnet. Betriebsmittel und Investitionsgüter (in geringerem Maße) sind für uns in einem ähnlichen Verhältnis teurer geworden wie unsere Vermarktungspreise gestiegen sind. Perspektivisch werden wir uns dem alten Marktnievau wieder annähern.

Zusätzlich darfst du nicht vergessen, dass auch der CO2 Preis (neu seit 2021), die gestiegenen Mautgebühren (19,4 ct/km → 22,9 ct/km, 4-Achser, Euro 5, 2023) und der deutlich angehobene Mindestlohn (9,82 € → 12 €) in den letzten beiden Jahren die Nahrungsmittelproduktion zusätzlich verteuert haben. Die greifen in der Wertschöpfungskette teilweise mehrfach. Ich halte diese Maßnahmen für richtig, vermisse aber nach wie vor einen funktionierenden sozialen Ausgleich (siehe Thread zum Klimageld).

Deutschland ist übrigens unter den EU Staaten beim Anteil der Lebensmittel an den Haushaltsausgaben auf dem viertletzten Platz. Manche merken glaube ich gar nicht wie billig es hier ist.

Da stimme ich dir auch grundsätzlich zu. Ich befürworte im Grundsatz einen Abbau der Subventionen, von denen die deutsche Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten immer abhängiger geworden ist. Aber das muss dann geordneter und vor allem auf europäischer Ebene verlaufen. Auch das wäre thematisch ein eigener Thread.

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Und hiern nochmal ein kleiner Nachtrag aus der Kategorie „Wie schade ich mit meinem Protest meinem eigenen Anliegen“ :man_facepalming:
Manchmal geht mir mein Berufsstand selber auf den Sack…

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In Bayern wurden die Grünen im Wahlkampf von den Bauern so angefeindet, dass manche aus Angst auf Wahlkampfauftritte verzichtet haben, es herrscht in diesem Berufsstand viel Potential zur Radikalisierung.
Und leider zeigt sich schon, dass mit Angst gut Politik gemacht werden kann. Wenn die Politik Angst hat (vor allem davor, nicht mehr gewählt zu werden), handelt sie.

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Ich hätte es auch für sinnvoller gehalten, dass Dieselprivileg allgemein zu stornieren und nur noch die Bauern zu subventionieren, die produzieren schließlich Lebensmittel, die eben jedes braucht.

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Ja, traurig. Ein sehr großes Lob an dich für deine sachlichen und fundierten Beiträge :+1:

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Zunächst: Versteh mich nicht falsch, ich honoriere deinen Einsatz in der Sache und finde diese Diskussion hier großartig, auch wenn wir vielfach unterschiedlicher Meinung sind! Insbesondere, da du tatsächlich trotz deutlich stärkerer Betroffenheit in der Angelegenheit sehr sachlich bleibst.

Puh, also so ne Maut wäre ja gleich mehrere Kategorien mehr Bürokratie und technischer Aufwand (Blackbox im Trecker) als es die KFZ-Steuer für Landmaschinen gewesen wäre. Und über die Bürokratie dafür wurde sich schon beschwert - und das kann ich sogar als Argument nachvollziehen.

Der LKW zahlt 1. KFZ-Steuer, und 2. fährt er die allermeiste Zeit auf Autobahnen, wofür er gesondert Maut bezahlt. Die Autobahnfahrt ist also quasi vergleichbar mit der Treckerfahrt auf eigenem Grund - schon separat für jede Nutzung eigens abgegolten, das zählt daher nicht als Nutzung der allgemeinen Straßen-Infrastruktur. Wenn überhaupt, könnte also auf dieser Basis nun der LKW-Eigner ebenfalls die KFZ-Steuerbefreiung und den „LKW-Dieselpreis“ fordern, wegen der Gerechtigkeit mit den Landwirten: „mein LKW fährt auch nur 20% der Zeit auf Land- und Bundesstraßen!“.

Oder man lässt das einfach alles sein, jeder zahlt denselben Spritpreis, und jeder zahlt KFZ-Steuer.

Part 2 mit der erwünschten Erwiderung auf deinen anderen Punkt in einem separaten Posting. Sorry, ist leider lang, aber es ist ne ausführliche Rechnung drin…

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Meinst du damit im Speziellen den Vergleich der Dieselpreise im EU-Umfeld von hier?

Rechnen wir mal nach: aktuell sind das 25 Cent pro Liter, da kämen ohne die Steuersubventio etwa 21 dazu, und durch CO2-Abgabe nochmal 4, also wären das dann 50 Cent, auf dem Niveau der Niederlande. Zugegeben, schlechter als der jetzige Platz im Mittelfeld, aber…wie überleben die niederländischen Bauern das? Die haben jetzt schon diese Steuerlast auf ihren Sprit! Irgendwie scheinen die das an ihre Kunden weitergeben zu können, sonst gäb es da keine Bauern mehr. Es gibt dort aber über 50.000 Agrarbetriebe!

Rechnen wir mal anders: nehmen wir an, ich importiere Mehl aus Polen, weil der Agrardiesel da nach der Erhöhung ganze 15 Cent billiger wäre wie in Deutschland (aktuell ist er teurer). Ich mach nen Schnapper und kauf ne ganze Europalette, etwa 800kg. Jetzt lasse ich mir nen Quote geben für den Transport aus Warschau nach Köln: 320€ (war erstes Ergebnis bei nem online Fracht-Makler). Auf die 800 Kilopacks verteilt wären das satte 40 Cent pro Kilo Aufpreis gegenüber dem Kauf beim Müller um die Ecke, der Weizen vom Bauer um die Ecke mahlt und daher ohne großen Transport klarkommt.

Okay, nun nehmen wir an ich skaliere das hoch, ich nehm den ganzen LKW, kriege den Transport von mir aus halbiert auf 20 Cent pro kg. Bin ich immer noch meilenweit entfernt von den 0,2 Cent pro kg Aufpreis, die aus der Steuererhöhung am Ende im Kilo Mehl landen müssten, damit der Bauer seine Mehrkosten durch Sprit kompensiert hat. Diese Zahl hattest du meine ich auch in ihrer ungefähren Größe bestätigt.

Das sind zwei Größenordnungen Unterschied im Impact auf den Endkundenpreis zwischen der Agrardiesel-Verteuerung und dem Transport beim Import! Wenn meine zugegebenermaßen sehr groben Rechnungen nicht massivst daneben liegen, sollte es praktisch unmöglich sein, dass die Agrardiesel-Verteuerung plötzlich einen Import über weitere Strecken rentabler macht, der zuvor nicht rentabel war.

Und das dürfte auch schon der Grund sein, warum in den Niederlanden immer noch Bauern leben. Trotz doppelt so hoher Steuer auf den Sprit wie in Deutschland!

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das von Minister Habeck gemachte Gesprächsangebot mit einzelnen Landwirten wurde leider nicht angenommen

Was für ein Boss. Ein Minister aus der Partei mit dem A hätte sich erstmal wegen Knalltraumas ins Krankenhaus bringen lassen (laut Berichten von t-online flogen Feuerwerkskörper).

Es ist sehr wohltuend, in diesem Forum da eine über weite Strecken gute Auseinandersetzung zu lesen. Es wird für uns Demokraten in den nächsten Jahren sehr wichtig, uns dieses Gut zu erhalten - diese Subgruppe der Landwirte (um mal den Generalverdacht wegzunehmen) wird nicht die letzte sein, die auf solche Protestformen zurückgreift.

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Ein Beitrag wurde in ein neues Thema verschoben: Landwirtschaft der Zukunft

Aktuell sieht es nicht nach Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten aus, eher auf ein Bestehen des Status Quo von Seiten der Landwirte.

Gibt es tatsächlich keine Chance auf eine beiderseits gangbare Lösung?

Wenn nicht mehr sachlich diskutiert wird, sondern einerseits einfach beschlossen, andererseits nur auf dem IST Zustand beharrt wird, sehe ich schwere Zeiten auf unsere Demokratie zukommen.
Dabei haben wir doch auf beiden Seiten sehr vernünftige Leute.

Doch, indem die Politik hart bleibt und dich nicht erpressen lässt. Diese Kröte musste schon von Gastronomen und Elterngeldbeziehern geschluckt. Es kann doch nicht sein, dass man sich nur rücksichtslos genug verhalten muss mit großen Maschinen und die Politiker knicken ein. Mein Vertrauen in diese Regierung ist durch die erpressten Zugeständnisse schon sehr beschädigt.

Alternative Einsparungen werden dann wohl wieder Familien und untere Einkommen treffen. Kinderwagen wirken wohl nicht genug. Vielleicht muss man Windeln vors Brandenburger Tor kippen?

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Ich schätze seitdem die Flächenprämie der EU für Landwirtschaftliche Betriebe Praxis sind, haben Landwirte keine eigene Entscheidungskraft und das gibt einem das Gefühl von keiner Wertschätzung.

Jedes Jahr gibt es neue Vorschriften. Bei Verstoßen können über Jahre gezahlte Prämien rückwirkend zurückgeholt werden können. Man ist eine Marionette der Regierung. Andere entscheiden was passiert.

Ohne Subventionen kann der Betrieb aber auch nicht leben und ohne hohe Kredite geht es auch nicht. Dadurch können viele Betriebe nicht mal den Betrieb aufgeben, da noch soviel abgezahlt werden muss und es dann den ganzen Hof kosten würde.

Ein wenig provozierend, aber der einzige Ort wo noch Entscheidungsspielraum ist, ist auf dem 200.000 € Schlepper mit dem Joystick in der Hand ist :wink:

Man darf aber nicht vergessen, dass in der Landwirtschaft geschuftet wird. Jeden Tag!, ohne die Möglichkeit sich Krankzuschreiben, müssen Tiere versorgt werden oder andere Tätigkeiten erledigt werden. An Urlaub ist viele Jahre nicht zu denken. Diese Menschen machen viel, es macht ihnen Spaß, aber die Umstände sind schwer.

Trotzdem würde ich es sehr begrüßen, wenn die Bauernverbände ein wenig zukunftsorientierter in die Diskussion gehen würden und nicht nur auf Pumpen Argumenten stehen.

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