Ich teile die Analyse, dass man, wenn man sich erst einmal ein Auto angeschafft hat und damit dessen Fixkosten sowieso zahlen muss, meistens damit besser fährt als mit dem ÖPNV, sowohl was die Kosten in Geld als auch die in Zeit angeht (Fahrten innerhalb einer großen Großstadt vielleicht einmal ausgenommen.)
Aber ich würde nicht sagen, dass es deshalb in jedem Fall gut ist, unbegrenzt viel Geld für den ÖPNV auszugeben. Der ÖPNV kann dann effizient sein, wenn mehrere Menschen ungefähr zur selben Zeit ungefähr dieselbe Strecke zurücklegen wollen. Wenn aber beispielsweise Du der einzige aus Deiner Nachbarschaft bist, der zu einer bestimmten Zeit eine bestimmte Kinovorstellung besuchen will, ist es effizienter, wenn Du da alleine mit einem Pkw hinfährst, als wenn Dich allein ein Busfahrer in einem Bus dahin chauffiert. (Wenn nicht gerade viele Menschen zu derselben Zeit auch einen signifikanten Teil derselben Strecke zurücklegen wollen.) Der Busfahrer muss ja auch bezahlt werden, und der Bus kostet und verbraucht mehr als ein Pkw.
Weder habe ich das alles durchgerechnet, noch kann ich, es klingt für mich aber schon plausibel, dass auch die Gesamtzahl an Autos ein Problem darstellt.
Zeit, die wir m. E. nicht haben. Sollte Dein erster Satz zutreffen, brauchen wir zumindest zeitweise eine Einschränkung.
Selbst das würde ich fast bestreiten - denn ein Großteil der Umwelt- und Sozialproblematik des PKW-Verkehrs hängt damit zusammen, dass das durchschnittliche Auto 95% der Zeit rumsteht und dabei diverse Kosten erzeugt, sei es durch die Nutzung des öffentlichen Raumes oder die Abnutzung durch Witterung und Materialalterung.
Aber es ist auch klar, dass wir natürlich eine hohe Auslastung des ÖPNV wollen. Für die Abend- und Nachtstunden muss es dann aber eben Alternativen innerhalb des Modells ÖPNV geben. Das, was man früher „Anruf-Sammel-Taxi“ nannte, also eine Buslinie, die i.d.R. von Taxiunternehmen im Auftrag der Verkehrsverbundes betrieben wird und nur fährt, wenn Nutzer vorher Interesse bekunden, sollte heute natürlich auch Online buchbar sein. Das bedeutet dann, dass die Verkehrsverbünde Strecken, die sich wirtschaftlich nicht lohnen, an Taxiunternehmen outsourcen, der Beförderungsvertrag aber weiterhin zwischen Kunde und Verkehrsverbund zu Stande kommt, sodass auch Monatstickets hier gelten. Finanziert wird das über eine Querfinanzierung.
Es gibt hier definitiv Möglichkeiten, den ÖPNV zumindest so attraktiv und nutzbar zu machen, dass man auch ohne eigenes Auto leben kann. Und das auch auf dem Land. Wie gesagt im Zweifel über Querfinanzierungen - aber diese Denkweise: „Das lohnt sich nicht, das bieten wir nicht an!“ muss enden, weil diese Denkweise dazu führt, dass der ÖPNV nie eine gleichwertige Alternative zum Privat-KFZ werden kann.
Hier haben wir uns zum Beispiel früher schon immer gefragt, warum zwischen ca. 22:00 und 24:00 Uhr fast leere Busse fuhren, der letzte um 00:XX Uhr dann wieder völlig überfüllt war, weil viele nicht bis 05:00 oder 06:00 warten wollten. Da könnte man auch einfach zwischen 21:00 Uhr und 24:00 Uhr den Takt runterschrauben und dafür hinten was dran hängen. Täte der Auslastung der Linien gut, man muss halt überlegen, was man dann mit den Fahrergehältern macht. Aber ja, AST ist auch eine gute Lösung, auf dem Land vielleicht so etwas wie „Dorfautos“. Klar bedeutet das für die einzelnen Menschen weniger Unabhängigkeit und Flexibilität, wenn man sich auf Abfahrtszeiten einigen muss, dazu verweise ich auf meine Aussage oben.
Ich wollte mich vor allem drauf beziehen, dass wenn wir ein Bahnhof vorhanden ist, es ein gewisses Potential gibt, dass es besser werden kann. Es ist denke ich in den meisten Fällen einfacher bestehende Infrastruktur auszubauem, als komplett neu einen Bahnhof in ein Stadtzentrum zu packen und neue Schienen quer durch die Stadt zu ziehen.
Was genau ist mit angeschlossen gemeint? Nur Orte von denen aus ein Fernzug fährt? Ich finde das ist nicht wirklich sinnvoll nur sowas zu betrachten, es macht nicht Sinn den Fernverkehr zu jedem Ort in Deutschland zu legen. Viel interessanter wäre, wie viele Anschluss an den Fernverkehr über öffentliche Verkehrsmittel haben.
Ich glaub ÖPNV wird nie komplett gleichwertig zu Privat-KFZ werden können. Es wird immer einige Sachen geben, in denen das Privat-KFZ besser sein wird, was den Komfort angeht. Von daher sollten wir davon weggehen zu sagen, nur wenn das ÖPNV genau so gut ist, wie der Individualverkehr steigen wir um. Stattdessen sollten wir darauf hinarbeiten, dass der ÖPNV eine akzeptable Form der Mobilität für möglichst viele Menschen wird
Das bringt sehr konkret auf den Punkt was ich z. B. hier drüben schrieb. Wenn wir es ernst meinen mit der CO₂ Reduktion, müssen wir beim MIV Einschnitte in Kauf nehmen.
Alle Orte, in denen irgendein öffentliches Verkehrsmittel hält, also >80% der Bevölkerung. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie uns diese Info weiterhelfen sollte.
Als FDP Wähler kann ich mich nur schämen… erst hält uns die FDP zu dumm bzgl „so viele Schilder für Tempo 130 haben wir nicht“, jetzt das.
Ich fahre viel Auto, aber auf dem Rad sieht die Welt halt anders aus. Im Auto ist es warm, man hat Schutz etc. wenn ich meine Kinder auf dem Rad hinter mir habe, dann ist da null Schutz. Dann Radwege direkt an Straßen, auf denen Tempo 50 lkws vorbeifahren… super Gefühl. Kaum Zebra streifen… im Grunde: alles fürs Auto…
Ehrlich, was ein Witz. 1. im Auto kann ich damit leben dass eine Durchgangsstraße nur Tempo 30 ist… Mei, verliere ich 1minute Lebenszeit… da geht die Welt net unter… vs. Realer Gefahren für Radler, Fußgänger etc
2. hier gehts doch gar nicht um Vorschriften, hier gehts darum, dass es 1 Million unterschiedliche Situation in Städten unterschiedlicher Größen gibt… also einfach den Kommunen erlauben, die jeweilige individuelle Situation selbst zu analysieren und zu entscheiden. Und wenn die Bevölkerung damit mehrheitlich nicht übereinstimmt, haben wir lokale Wahlen… nennt sich Demokratie. Bsp: hat eine Durchgangsstraße einen getrennten Geschützen Radweg, vielleicht sogar eine Brücke, um sie zu überqueren, dann lass doch 50. aber wenn die gleiche Straße nur einen engen Radweg hat, und weit und breit keinen Übergang, dann mach doch Tempo 30, erlaube kurze Abstände von Zebrastreifen etc… und möglicherweise ist die Situation an dieser Straße in einem Abschnitt A anders als paar Meter weiter in Abschnitt B, also muss man auch hier jeweils überlegen dürfen, was Sinn macht.
Die FDP ist eine Enttäuschung und ich schäme mich für das Kreuz… jeder, der überlegt, ob er/sie die FDP wählen soll, bekommt eine Absage. Ich hatte Christian linder live gehört auf einer Wahlkampf Veranstaltung und Q&A Session, da war die Message viel offener… aber jetzt macht die FDP einfach immer was anderes, als die Grünen wollen. Aber ist ja nicht schlimm, die nächsten Wahlen kommen… kann die FDP die Büros im Bund wieder räumen…
Das ein Auto die meiste Zeit rumsteht liegt in der Natur der Sache. Man hält sich ja ein Auto, damit man immer, wenn man es braucht, Zugriff darauf hat.
Menschen nehmen freiwillig und gerne mehrere Hundert Euro pro Monat in die Hand, damit sie es so gut haben.
Weil in dem Zitat die Nutzung des öffentlichen Raums mit drin steht: wäre es „OKier“ wenn man einen eigene Stellplatz für die Haltung eines PKW nachweisen müsste? Ich glaube in einigen Mega-Cities ist schon heute so.
Theoretisch ja, praktisch nein.
Das Problem ist dabei eben wieder die soziale Ungleichheit. Unter den Menschen, die wegen des mangelhaften Ausbaus des ÖPNV auf ein Auto angewiesen sind, sind leider auch viele Geringverdiener, Schichtarbeiter usw.
Über Regelungen wie die Nachweispflicht für einen eigenen Stellplatz wird das Auto hingegen stärker zum Luxusgut. Vielverdiener kümmert eine solche Regelung gar nicht, denn die leben im eigenen Haus mit Garage (oder zumindest Auffahrt / Carport). Es sind einzig die Menschen, die in urbanen Umgebungen wohnen, die hier stärker belastet werden - und das sind statistisch ohnehin schon die ärmeren 50% der Gesellschaft. Und das ist meines Erachtens ein großes Problem.
Wir würden hier daher wieder in die gleiche Richtung gehen, in die wir leider bei der Förderung der e-Mobilität schon gegangen sind: Wir machen Regelungen, welche Eigenheimbewohner gegenüber Menschen, die im urbanen Bereich wohnen, bevorteilen (denn kaum jemand, der in einer Mietwohnung lebt, kann sinnvoll ein e-Auto laden, Wallboxförderungen in Anspruch nehmen, damit die e-Auto Kaufförderung oder die Dienstwagenförderung für e-KFZ (0,25%-Regelung) nutzen…).
Regeln, die das Auto unattraktiver machen, sollten daher vor allem sozial tariert sein - und das bedeutet, dass sie auch die Gutverdiener betreffen müssen, nicht nur die Geringverdiener - und umgekehrt müssen Förderungen auch die Geringverdiener stärker unterstützen, statt nur den Gutverdienern noch mehr Kohle in den Rachen zu werfen, damit sie sich ökologischer verhalten.
Welche Maßnahmen zielführend sind, hängt auch davon ab, welche Ziele man hat.
Das Ziel, den OPNV hoch auszulasten, ist etwas anderes als das Ziel, den Menschen gute Mobilität zu realtiv geringen Kosten zu ermöglichen (wobei Kosten hier allgemeiner gemeint ist, also nicht nur Geld, sondern auch Zeit, Raum, Umwelt, …)
Viele Beiträge hier kranken an immer wieder den gleichen Fehlschlüssen (ich hab dann bei Beitrag Nr. 40 aufgehört zu lesen):
Nur weil heute in kleineren Städten der ÖPNV grottig ist, heißt das ja noch nicht nicht, dass man dort nicht doch einen guten ÖPNV organisieren kann.
Nur weil in der Vergangenheit kleinere Städte vom Fernverkehr abgekoppelt wurde, heißt das ja noch lang nicht, dass man nicht doch den Fernverkehr dort nicht sogar wirtschaftlich betreiben könnte (nicht ohne Grund haben sich grade im Regionalverkehr nicht wenige Privatbahnen etabliert).
Nur weil ÖPNV und Fernverkehr nicht immer wirtschaftlich zu betreiben ist, heißt das noch lange nicht, dass man aus Klimaschutz-Gründen es nicht trotzdem tun sollte (viele ÖPNVs und auch viele Regionalbahnen fahren schon heute nur, weil sie massiv subventioniert
Nur weil wir heute noch keine guten Konzepte haben, „auf dem Land“ einen guten ÖPNV zu etablieren (stimmt das überhaupt? Ich bin da nicht vollständig im Bild) heißt das nicht, dass man dort auf Immer und Ewig aufs Auto angewiesen wein wird. Man kann das entweder wie Wissing machen „ging noch nie, wird auch nie gehen“ oder man kann als Bundesverkehrsminister Forschung und Pilotprojekte fördern und begleiten, um Lösungen zu finden.
Nur weil etwas „auf dem Land“ nicht geht, gibt es keinen Grund, es in Städten trotzdem zu tun (wurde hier zwar schon oft gesagt, aber noch viel öfters ignoriert).
Nur weil ÖPNV in Großstädten eine praktikable und klimafreundliche Form der Fortbewegung ist, heißt das noch lange nicht, dass das auf dem Land auch der Fall wäre.
Das sagt auch kaum jemand derjenigen die für den ÖPNV argumentieren.
Es wird immer nur wieder von denjenigen abgeschleppt die gegen ÖPNV argumentieren.
Btw:
Da geht bestimmt in naher Zukunft auch was im Ländlichen
Da hoffen viele auf dem Lande ja darauf. Nur aktuell gibt es viele dünner besiedelte Orte, die über keinen wirklich zusammenhängenden
ÖPNV verfügen. Da ist die oftmals pauschale Forderung, die Menschen sollen nicht so faul und unflexibel sein, doch ebenso oftmals ungerecht.
Kreative oder alternative Lösungen gibt es ja. Bei uns einen funktionierenden ehrenamtlichen Bürgerbus, damit insbesondere die älteren Menschen ohne Auto zu Apotheke, Arzt oder Supermarkt kommen. Das eBike mobilisiert viele Autofahrer, ihre Kiste auch mal stehen zu lassen.
Oft hakt es an formalen Dingen, bei uns zum Beispiel die Reaktivierung unserer Regionalbahn. Wäre eine echte Entlastung.
E-Autos machen vorrangig bei Eigenheimbesitzern auf dem Land Sinn, die eine Wallbox installieren können. Ladesäulen lassen sich in der Regel an einer Hand abzählen.
Wir sind auf dem Weg, der Wille ist da, es hakt aber auch oft an der politischen Unterstützung, auch durch einen Herrn Wissing.
Es wäre sicher mehr möglich, auch schneller.
Einen Gedanken hätte ich noch, natürlich ist das kein Element das dazu beiträgt weniger Verkehrsaufkommen zu haben. Aber es ist ein Element, dass eine Brücke bauen kann, wenn die Öffis mal nicht taugen.
Im Ausland sind Fahrdienste wie Uber und Bolt oft zu vertretbaren Preisen verfügbar. Bei uns in DE sehe ich nur die monopolistische Taxiinfrastruktur mit Preisen, die selbst eine gelegentliche Nutzung für viele fast unmöglich machen.
Das ist in jedem Fall ein Punkt, wobei das Thema Uber vs. Taxi auch wieder so ein typisches Dilemma-Thema ist.
Uber ist so günstig, weil es maßgebliche betriebswirtschaftliche Kosten auf die Arbeitnehmer überträgt (z.B. die Nutzung des eigenen Autos) und die Arbeitnehmer unter’m Strich um ein vielfaches schlechter dar stehen als Taxifahrer. Die Frage ist halt, was wir als Gesellschaft wollen: Günstigen für jedermann bezahlbaren Taxidienst oder gute Arbeitsbedingungen für Taxifahrer, dafür aber teure Taxipreise. Ersteres wäre gut für den Umweltschutz, weil es die Notwendigkeit zum Unterhalt eines eigenen Autos reduziert und durch die Preis-pro-Fahrt-Zahlungsweise eine höhere Hemmschwelle besteht, das Auto zu nutzen (dh. die Fahrt zum Bäcker machen Leute mit eigenem Auto vielleicht mit dem Auto, aber nahezu niemand würde dafür ein Uber bestellen…)
Natürlich kann man nun sagen: Man kann beides haben, quasi gut bezahlte Uber-Fahrer. Aber dazu müsste der Staat massiv subventionieren. Aber ist das für den Staat wirklich die effizienteste Art, Geld in die Verkehrswende zu investieren? Vermutlich nicht.
Das ist wieder so ein typisches „Man kann nicht alles haben“-Thema.
yep, einen Hyperloop gibts auch nicht für jedes Dorf, es sollte zumindest elektrisch sein wegen dem (e auto >80% vs verbrenner < 40%) Wirkungsgrad und wir brauchen wie immer CO2 arme Energie bzw noch lieber renewables…
Bei uns auf dem Dorf fahren 6 E-Busse Citaro in Bad Tölz in By und nebendran ist die 2 MW Freiflächenanlage fast am Netz ich find das super
Während ihr hier quatscht sind wir am umsetzen !!!