Also ich bin in einer 40.000-Einwohner-Stadt in NRW groß geworden, in der man auf die glorreiche Idee kam, den Bahnhof in einen Vorort dieser Stadt - knapp 6 km von der Stadt entfernt - zu verlegen.
Die Anbindung per Bus bestand zwar, aber eben nur zwischen 7 und 19 Uhr, halt für die Berufspendler. Problem war aber nun: Als junger Mensch möchte man vielleicht auch mal in der Woche in’s Kino oder sonst wie „ausgehen“, und da besagte Stadt auch auf die glorreiche Idee kam, das örtliche Kino nicht weiter zu fördern, sodass es geschlossen wurde, musste man dafür eben mit Bus und Bahn in die mindestens 11 km entfernte Nachbarstadt.
Wer jetzt kein Auto oder zumindest Freunde mit Auto hatte, hatte schlicht Pech.
Das Problem ist eben wie so oft die Wirtschaftlichkeit - Buslinien zum Bahnhof und in die Nachbarstädte waren tagsüber wirtschaftlich, aber eben nicht abends. Und das führt dann wieder dazu, dass der ÖPNV keine Alternative ist. Und wenn man ohnehin ein Auto braucht, wenn man abends mal rausgehen will, weil abends keine Busse fahren, dann wird man das Auto auch jeden Tag für den Weg zur Arbeit verwenden.
Eine gute Wirtschaftlichkeitsrechnung muss diese Aspekte einpreisen - ja, die Busse abends mögen nicht an sich wirtschaftlich sein, weil zu wenige Fahrgäste sie nutzen. Aber dadurch, dass sie abends nicht fahren, schaffen sich viele auch wieder ein Auto an, sodass diese Personen auch als Fahrgäste am Tag wegfallen.
Bei dem Ausbau des ÖPNV darf die Wirtschaftlichkeit eben nicht im Vordergrund stehen. Vielleicht war es wirtschaftlicher, den Bahnhof in die Vorstadt zu setzen, vielleicht waren die Busse am Abend nicht wirtschaftlich - aber die Konsequenz ist, dass der ÖPNV keine Alternative zum Auto sein konnte.
Ähnlich dürfte es auch in dem genannten Szenario sein, in dem Mittelstädte im Ruhrgebiet keinen eigenen Bahnhof haben - wenn die Anbindung an den Bahnhof der Nachbargemeinde nicht
a) zumindest von 7 Uhr Morgens bis 2 Uhr Morgens besteht und
b) relativ nahtlos ist, daher wenig Umsteige-Wartezeiten produziert
ist das in der Regel keine halbwegs vollwertige Alternative zum PKW. Und wie gesagt: Jeder, der sich für diese Situationen ein PKW anschafft, wird es i.d.R. auch im Alltag benutzen.