Bei eurer Analyse fand ich den ersten Teil zum BSW im Block zur AfD ziemlich polemisch und unpassend. Ihr meintet dort u.a. Was nur passieren wird, wenn die “Liste einiges Russland” AfD und BSW bspw. Nach der Landtagswahl in Sachsen eine Koalition bilden und die Regierung übernehmen. Das ist pure Spekulation. Zu dieser Liste könnte man im übrigen auch große Teile der Linkspartei, Teile der SPD und sogar deren Fraktionsvorsitzenden dazu packen.
Man kann den BSW ablehnen, für ihren Populismus kritisieren, aber in einem Topf mit den Verfassungsfeinden zu werfen halte ich für doch stark übertrieben. Jeder aus der Partei und Landespartei Spitze hat eine Koalition mit der AfD ausgeschlossen. Des Weiteren wird der BSW mit größter Wahrscheinlichkeit benötigt um überhaupt eine Koalition gegen die AfD bilden können. Dafür gibt selbst mittlerweile aus der CDU prominente Fürsprecher. Auch das BSW Personal spricht in der Breite absolut gegen eine Anbiederung an die AfD. Es gibt auch keinerlei Anzeichen für Verfassungsfeindliche Bestrebungen.
Ich bin kein BSW Anhänger oder Wähler. Ich finde aber dass man die Partei wenigstens Fair behandeln muss und nicht direkt in die “extreme” Ecke bei den Schmuddelkindern parken muss, weil einem das ein oder andere Thema nicht gefällt.
Ich verstehe die Kritik, aber du musst auch bedenken, was du hier hörst: Ich denke es ist fair die LdN als Mitte-links gerichteten podcast zu klassifizieren.
Dass eine Partei, deren Führerin im ersten Postwahlinterview so was sagt wie „Wir können nicht jeden nach Deutschland lassen, der das Wort Asyl buchstabieren kann“ hier in die „Schmuddelecke“ gestellt wird, finde ich jetzt wenig überraschend.
Also klar ist die Forderung das differenzierter zu betrachten immer legitim. Aber wenn die höchste, namensgebende Funktionärin ne Phrasendreschmaschine ist, die ständig Quizsätze für das Segment „Wer hats gesagt - AfD oder Sarah Wagenknecht“ produziert, dann ist es mMn ebenso legitim da Parallelen zu ziehen und auch selbst ein wenig polemisch zu werden.
Wie soll die Union jetzt noch mit dem BSW zusammenarbeiten nach dem Verhalten bei Selenskijs Rede. War natürlich reizvoll sich billig Applaus bei den eigenen Wählern abzuholen aber strategisch äußerst ungeschickt und ein Affront gegen einen Staatschef. Und eine Sahra Wagenknecht macht so etwas nicht unabsichtlich, es ist also jedem klar, dass es auch als das gewertet werden muss, nach was es aussah.
Ja, es war eine Polemik, aber in den Topf mit der AfD wirft sich das BSW schon selber mit Aktionen wie der im Bundestag bei Selenkyjs Rede. Außerdem wurde ja nicht behauptet, dass beide Parteien identisch sind, sondern dass sie eine Koalition bilden könnten. Die inhaltlichen Überschneidungen zwischen BSW und AfD sind aus meiner Sicht offensichtlich - neben dem Thema Ukraine/Russland etwa bei der Migrationspolitik. Ich finde es da nicht so abwegig, eine BSW-AfD-Koalition für wahrscheinlicher zu halten als eine zwischen CDU und BSW oder zwischen CDU und AfD.
Ich finde eure Analyse der frustrierten Leuten greift zu kurz. Vielleicht sind viele einfach wirklich unzufrieden mit der Politik. Ich bin westdeutsche Akademikerin meine ganze Familie ist dies und alle werden wir wahrscheinlich BSW wählen, da wir eben nicht mit der Ukraine Politik der etablierten Parteien einverstanden sind. Und wir sind weder frustriert noch arm. Ich finde es nur keinen schönen Gedanken , dass eventuell Trump dann mit in Deutschland stationierten Raketen machen kann was er will. Ich habe Angst vor einer Ausweitung des Krieges. Ich habe das Buch von Verheugen gelesen. Vielleicht sollten sie das auch mal. Wie gesagt ich war auch Mitte Links . Aber diese Kriegspoitik der Grünen hat für mich nix mehr mit Links zu tun.
Sorry, aber diese Kritik liest sich immer so, als würden die Grünen aus reinem Selbstzweck Krieg führen wollen. Der Blick scheint ausschließlich darauf gerichtet, was hier passieren könnte, was die USA machen könnten - auch hier wieder vornehmlich bei uns oder mit uns. Dass es in der Ukraine schon längst Krieg gibt, das die Menschen dort seit über zwei Jahren unter Kriegsbedingungen leben müssen - und zwar ausschließlich aus dem Grund, dass Russland sich entschieden hat, das Land anzugreifen - all das kommt dabei überhaupt nicht mehr vor.
Ich nehme deinen Beitrag jetzt hier nur zum Anlass - die Argumentation zieht sich aber durch, etwa beim Aufruf für die geplante „Friedensdemo“ am 3. Oktober in Berlin, der den Angriffskrieg Russlands nicht einmal mehr erwähnt(!), geschweige denn dass er - wenigstens pro forma - Russland auffordert, diesen zu beenden. Stattdessen fordert der Aufruf ein Ende jeglicher Waffenlieferungen an die Ukraine und damit de facto, der Ukraine die Möglichkeit zu nehmen, sich gegen russische Angriffe zu wehren. Das heißt konkret zum Beispiel, dass die Ukraine keine Flugabwehrsysteme mehr erhalten soll, die russische Rakten abfangen können, damit diese nicht Wohnviertel, Krankenhäuser, Heizwerke etc. zerstören, denn diese greift Russland seit fast zweieinhalb Jahren gezielt an.
Menschen in einem Land einem Krieg ausliefern zu wollen und ihnen Hilfe zu verweigern ist alles andere, aber kein „Frieden“!
Das BSW und seine Verbündeten wollen Friedhofsruhe.
Ich bin immer wieder erschrocken über das mangelnde Reflexionsvermögen von Akademikern.
Das Opfer eines verbrecherischen imperialistischen Angriffs-/Vernichtungskrieges zu schwächen für eine gute Idee zu halten zeigt diesen Mangel deutlich.
Ich meine, es war in einer ARD-Doku über den Osten (vielleicht auch eine Doku auf Zeit Online), in der ein BSW-Wähler sinngemäß gesagt hat: ‚Na, und? Dann wird die Ukraine eben geschluckt!‘ Diese dezidiert zynische Position ist zumindest weit weniger heuchlerisch als das nebulöse Gerede von „Friedenspolitik“, wenn es doch nur darum geht, den Angegriffenen die Möglichkeit zur Selbstverteidigung zu entziehen.
Ich kann mich erinnern, schon vor knapp zehn Jahren mal ein sogenannte „Friedensdemo“ beobachtet zu haben, auf der Menschen u. a. mit Flaggen Russlands, Syriens und der sogenannten „Volksrepubliken“ im Donbas rumliefen - natürlich gegen die pöse NATO - während Assad und Putin gerade Aleppo in Schutt und Asche bomben ließen.
Nur waren das damals eben ein paar Durchgeknallte - und nicht 50 % der Wählenden in einem ganzen Bundesland.
Ich habe schon den Eindruck, das BSW und AfD in Bezug auf den Ukraine-Krieg die gleiche Einstellung und das gleiche Ziel haben.
Halbherzig wird zwar eingeräumt, das Russland den Krieg faktisch begonnen hat, aber im gleichen Atemzug die eigentliche Verantwortung der USA und dem Westen zugeschoben wird. Also schon der russischen Sichtweise auf den Krieg sehr kritikfrei gefolgt wird.
Die Intention beider Parteien hat wenig mit Frieden im klassischem Sinne zu tun. Auch wenn viele Wähler das gerne als Grund aufnehmen.
Tenor ist doch eher, das beiden Parteien das Schicksal der Menschen in der Ukraine relativ egal ist, da beide eine nationalegoistische Linie vertreten.
Zynische Sichtweise dabei:Gegen Russland hat man eh keine Chance, weil Atommacht, also sollte die Ukraine am besten kapitulieren, damit die Kriegshandlungen enden. Was mit den Ukrainern unter russischer Besatzung passiert, sehen wir dank russischer Medienzensur ja nicht, also ist da Frieden und wir können zur Tagesordnung übergehen.
Was konkret heißt, schnellstmöglich wieder mit Russland einig werden bezüglich billiges Gas und Öl, damit wir unseren Wohlstand weiter frönen können.
Nationalistisch betrachtet sogar nachvollziehbar.
In dieser Logik macht eine Mitgliedschaft in EU oder NATO wenig Sinn, da es da nicht allein um den deutschen Vorteil geht.
Das eine Zuwendung zu Russland für Deutschland im Grunde auch keine Vorteile in Summe bringt, blendet man da in BSW und AfD gerne aus, da man sich als Putins „Botschafter“ vielleicht individuelle Vorteile ausrechnet.
Also geht es nicht wirklich um Frieden.
Es sei denn es kann mir jemand genau erklären, wie ein Friedensplan nach BSW und AfD aussieht, der nicht die Kapitulation der Ukraine zur Folge hat.
Und warum grade Putin jetzt verhandeln sollte, wenn man die Unterstützung der Ukraine kappt.
Hier zwei aktuelle ausführlichere Artikel zum BSW, die auch das Innenleben der Partei etwas beleuchten. Leider beide hinter einer Paywall.
In NRW wurde grad ein BSW-Landesverband gegründet. Dabei ist u. a. Andrej Hunko, der gerne mal in den besetzten Donbas oder nach Venezuela reist und sich mit den dortigen Machthabern ablichten lässt. Er war zuvor schon auf Wunsch von Wagenknecht und Mohammed Ali mal Ko-Vorsitzender der Linksfranktion im Bundestag. Und das BSW-Vorstandsmitglied Amid Rabieh aus NRW demonstrierte früher mal gemeinsam mit Flüchtlingsinitiativen gegen Abschiebungen. Inzwischen ist das BSW eher für Zurückweisungen an der Grenze.
Wer darauf setzt, Post-Kommunisten bzw „”Putinisten“ u./o. Nazis bzw. Rechtsextreme zu wählen hätte keine Konsequenzen, sieht sich hoffentlich sehr zeitnah mit der Wirklichkeit konfrontiert. Sie CDU wäre mit dem Klammerbeutel gepudert, das BSW u. deren wirre Forderungen ( Diktatfrieden Ukraine, Wiederaufnahme Russen Gas/ Öl Importe, etc. ) zum Mittelpunkt etwaiger Koalitionsverhandlungen zu machen.Täten sie es, bliebe von der CDU nichts mehr übrig…Frau Wagenknecht (geändert Mod.) u. co können so häufig behaupten wie sie wollen, daß sie nicht mit der AFD koalieren wollen. Bei Lichte ist keine Partei so eng an den AFD Positionen wie das BSW.
Naja die Satirische Überspitzung “Liste einiges Russland” spielt ja darauf ab, das beide Parteien russische Propaganda in Deutschland verbreiten und das es Vermutungen gibt, das beide durch Russland unterstützt werden.
Im Zuge der Aufdeckung in den USA wo der Kreml MAGA Propagandisten auch stark finanziell unterstützt hat, könnte es auch die eine oder andere Enthüllung in Europ geben.
Was ist denn eure Lösung? Wie wollt ihr die Atommacht besiegen ? Ein WWW3 mit allen Konsequenzen? Ganz Europa opfern? Und lest doch mal die Vorgeschichte. Hier mal eine Info. Putins Nato-Wunsch stößt auf Skepsis - WELT
Zudem aus Deiner Quelle war das wohl ein relevanter Punkt:
Bislang müssen sich Kandidaten einem strikten Aufnahmeprozedere unterwerfen, dass nicht nur den Militärs genaue Vorgaben macht, sondern auch eine funktionierende Demokratie fordert. „Wie soll das in Russland funktionieren“?, fragt man bei der Nato.
Beantworte doch erstmal meine Fragen.und es war 2001 als Putin zur Nato wollte vielleicht hätte man damals nicht ganz so arrogant sein sollen. Aber das darf man ja alles nicht mehr diskutieren. Nur noch schwarz und weiß. Das nervt dermaßen egla ob bei den Linksradikalen oder rechtsradikalen. Die Welt ist nicht schwarz weiß sie ist bunt bzw. Grau. Das zu verstehen auf beiden Polen wäre schon ein Weg die Spaltung zu überwinden und echte Lösungen zu diskutieren anstatt sich an seiner Ideologie und Moral festzukrallen.
Wenn man sich rein auf die russische Sicht konzentriert, hat man ein Land mit extrem langen Aussengrenzen, die weitgehend an Länder angrenzen, die Russland eher ablehnend bis potentiell feindlich gegenüberstehen.
Vor den Zusammenbruch der Sowjetunion war die Grenze (oder „Front“) zum Westen/Nato vergleichsweise kurz.
Mit der Ukraine als „Puffer“ könnte man die nun dank Finnland enorm lange Grenze etwas kompensieren.
Strategisch kann ich das durchaus nachvollziehen.
Problematisch ist eher die historisch verklärte Sicht sowie der expansive Drang Russlands unter Putin. Genau diese eher psychologische Ebene machen Verhandlungen grade besonders schwer.
Aus westlicher Sicht stellt sich das natürlich völlig anders dar. Auch aufgrund anderer sicherheitspolitischer Ansichten und eher völkerrechtlicher Schwerpunkte.
Sehr aufschlussreich finde ich auch ein Interview des Tagesspiegels mit Wagenknecht (leider paywalled)
Einige Auszüge:
Verfolgte sollen zwar Schutz bekommen, aber das müsse nicht in Deutschland sein. Das aktuelle Asylrecht „funktioniere nicht“.
Antwort auf die Frage, was mit den Schutzbedürftigen passieren soll: In Deutschland fehlt es an Wohnungen, da können wir nicht „jedes Jahr zusätzlich mehrere Hunderttausende Menschen aufnehmen“. Auch Probleme an Schulen, Lehrermangel etc. thematisiert Wagenkneckt ausschließlich im Zusammenhang mit „Zuzug“.
Deutschland soll die Sanktionen gegen das Assadregime in Syrien aufheben, die seien der Grund dafür, warum das Land „am Boden liege“ (kein Wort vom Krieg dort). Neu in Deutschland ankommende Syrer sollen keinen subsidiären Schutz mehr erhalten.
Wenn sie mit Putin verhandeln könnte, würde sie einen Stop aller Waffenlieferungen als Gegenleistung für einen Waffenstillstand an der gegenwärtigen Frontlinie anbieten. Über die derzeit von Russland kontrollierten Gebiete müsse dann „verhandelt“ werden, die dortigen Bewohner sollten darüber abstimmen, zu welchem Land sie gehören wollen - de facto will Wagenknecht also, dass Russland alle eroberten Gebiete behalten kann und dies noch durch Fake-„Referenden“ legitimiert wird.
Angesprochen auf das Unrecht reagiert sie mit Floskeln wie „Jeder Krieg ist Unrecht“ und mit Hinweisen auf Kriege der USA mit „Millionen Opfern“. Angeblich sollen „Hunderttausende Menschen“ sterben, nur damit „Putin bloß nicht recht behält“.
Die Ukraine „muss Kompromisse schließen“ und u. a. auf eine NATO-Mitgliedschaft verzichten.
Kurzum: Wagenknecht fordert ziemlich genau das, was die letzte offizielle russische Verhandlungsposition war. Aber gleichzeitig verbittet sie es sich, eine Fürsprecherin des Kreml genannt zu werden, damit sei „das Niveau zulässiger politischer Auseinandersetzung weit unterschritten“