Zum zentralen Unterschied zwischen Vergleich und Gleichsetzung hat Daniel ja schon alles Nötige gesagt. Ich würde noch hinzufügen: Die Aussage, dass BSW und AfD beide populistische Parteien sind bzw. das dies ihren Kern ausmacht, bedeutet ja noch lange nicht, dass sie in allen anderen Punkten auch gleich wären. Zu der Kritik am Populismus des BSW gibt es hier übrigens schon diesen Thread: LdN 386: BSW Polemik im Podcast
Wenn der Vergleich nur ab und zu gemacht werden würde, würde ich da zustimmen.
Aber das Problem ist, dass auch wenn beim Vergleichen die Unterschiede angemerkt werden,
das häufiges Vergleichen führt eben doch dazu, dass man beiden Parteien in einen Topf steht.
So kommt halt das Gefühl auf, dass die Parteien eben doch gleichzusetzen sind, auch ohne aktive Gleichsetzung.
Das Problem ist doch: Was bestimmte Themen angeht (zum Beispiel die Haltung zum Ukrainekrieg) sind AfD und BSW ja auch in einem Topf. Und auch in der Art und Weise, die beide Parteien sich populistischer Strategien bedienen, ähnels sich die Parteien nun mal sehr - auch wenn sich ihre Inhalte in einigen Punkten stark voneinander unterscheiden.
Wenn da viel drüber geredet wird, kann natürlich der Eindruck entstehen, beide Parteien seien gleich - aber das liegt dann m. E. auch daran, dass die beiden genannten Punkte (Haltung im Ukrainekrieg und Populismus) für die beiden Parteien und ihre Abgrenzung von anderen Parteien und damit auch für ihren Wahlerfolg eine zentrale Rolle spielen.
Wie ich schon in einem anderen Thread gepostet habe müsste man dann auch die Sachsen CDU in den gleichen Topf schmeißen. Tut man aber nicht, denn Kretschmer “macht ja nur Wahlkampf”
Wobei er ein Lokalpolitiker ist. AFD und BSW versprühen ihr Gift bundesweit.
Es ist sogar so, dass sich bei den Parteien die Lokalpolitiker oft von den radikalen Aussagen ihrer Kollegen distanzieren.
Wenn es ausschließlich um die Frage geht, welche Parteien populistisch argumentieren, kann man sicherlich auch Unionspolitiker aus unterschiedlichen Landesverbänden der Partei dazurechnen. Mir persönlich ging es jedoch eher um Gemeinsamkeiten von BSW und AfD, die bei allem Populismus zugleich eine Abgrenzung von „klassischen“ Parteien markieren.
Aber all das wurde, wie schon gesagt, im Thread LdN 386: BSW Polemik im Podcast bereits ausführlich diskutiert und ich sehe wenig Sinn darin, die Argumente hier noch mal alle zu wiederholen.
Das ist sehr wichtig. So richtig es ist, dass Vergleiche keine Gleichsetzung sind und die Möglichkeit eines Vergleichs immer vom Maßstab abhängt (man kann z.b. Äpfel und Birnen hervorragend vergleichen, wenn man als Maßstab Zucker/gramm anlegt), indiziert die Wiederholung eines Vergleichs eine Gleichsetzung. Das liegt daran, das typischerweise grundsätzlich „gleiche“ Sachen verglichen werden. Ein BMW wird öfter mit einem Audi verglichen, als mit einem Pferd. Letzterer Vergleich wäre auch ziemlich langweilig, die Ergebnisse (bspw. zum Maßstab "Geschwindigikeit) recht offensichtlich.
BSW und AfD regelmäßig zu vergleichen ist daher auf den ersten Blick unproblematisch, denn Bundestagsparteien stehen im Wettbewerb und sind schon deshalb zu vergleichen. Wenn aber das BSW öfter mit der AfD als mit der Linken verglichen wird, indiziert dies eine engere Nähe zu Ersterer und das ist dann wiederum sehr fragwürdig. Denn eins scheint klar: das Publikum achtet mehr auf die Menge der Vergleiche als aus den Vergleichsergebnissen.
Das wíederum hat das BSW durch seine inhaltliche Ausrichtung selbst in der Hand.
Würde das BSW inhaltlich und medial den Fokus auf die Sozialpolitik legen, wo sie der Linken näher sind, würde es auch mehr Vergleiche mit der Linken geben (wobei die Linke jetzt recht bedeutungslos ist, sodass Vergleiche da kaum sinnvoll sind). Der Fokus liegt aber zu 100% auf den Themen „Ukraine“ und „Migration“, und gerade im Bereich Ukraine gibt es da eben nur zur AfD klare Überschneidungen, beim Thema Migration zumindest auch noch zur CDU und zur AfD, aber eben ganz sicher nicht zur Linken.
So lange das BSW daher die Themen priorisiert, die es mit der AfD gemeinsam hat, so lange wird auch dieser Vergleich vorherrschend sein. Das halte ich für relativ natürlich und auch kaum anders zu regeln… das BSW hat sich eben primär durch Aussagen zur Migrations- und Ukrainepolitik definiert und mit den Konsequenzen muss die Partei nun leben.
Dazu kommt, dass die beiden Parteien gemeinsam haben, aktuelle „Aufsteiger“ zu sein, die man natürlich alleine wegen dieser Gemeinsamkeit schon miteinander vergleicht. Auch, dass beide Parteien klar populistisch sind, führt zu mehr Vergleichen zwischen diesen Parteien. Dass diese ganzen Vergleiche von vielen als Gleichsetzung wahr genommen werden (und von manchen Vergleichenden vermutlich auch so gemeint sind) ist durchaus wahr, aber es ändert nichts an der Legitimität der Vergleiche.
Vergleichen kann man jede Partei mit einer anderen, gleichsetzen sollte man sie nicht (selbst wenn sie in einigen Aspekten dieselbe Position vertreten).
Da bin ich mir nich ganz sicher, denn ich glaube, dass der aktuelle Effekt auch ganz gerne gesehen wird. Aber im Übrigen hast du völlig Recht. Wenn andere Themenkomplexe - so Gott will - irgendwann wieder wichtiger werden, wird sich zeigen, wie das BSW einzuordnen ist. Ich finde viele Aspekte ja sehr interessant, aber schrecke selbst auch noch zurück, denn das Schmuddelimage hat sich leider doch etwas eingebrannt.
Ich glaube, die Linke fände ganz gut, wenn jemand sie mit anderen Parteien vergleichen würde.
Dann müsste man sich nämlich mit ihren Themen und ihrer Politik beschäftigen.
Insofern glaube ich, kann auch das BSW mit der Aufmerksamkeit gerade ganz gut leben.
Warum wird ein Vergleich - wenn er nach deiner eigenen Aussage keine Gleichsetzung ist, durch bloße Wiederholung dann doch zu einer Gleichsetzung? Das verstehe ich schon logisch nicht. Und dein eigenes Beispiel widerspricht dem m. E. auch. Denn da argumentierst du ja gerade, dass eher Ähnliches miteinander verglichen wird. Wenn deine Behauptung stimmt, müsste ja nach dem 75. Vergleich eines BMW mit einem Audi das Ergebnis eine Gleichsetzung von BMWs mit Audis sein - ist es aber nicht. Statdessen vergleichen etwa Automagazine seit Jahrzehnten Autos beider Marken miteinander ohne zu Behaupten, die seien dasselbe - eben weil sie sich so ähnlich sind, ähnliche Zielgruppen ansprechen etc. Und um nichts anderes geht es bei den Vergleichen zwischen BSW und AfD.
Ob es sich dabei im Konkreten dann auch wirklich um Vergleiche handelt (in dem Sinne, dass neben Gemeinsamkeiten auch Unterschiede benannt werden), steht noch einmal auf einem anderen Blatt. Aber das Argument, dass aus vielen Vergleichen von X und Y automatisch eine Gleichsetzung von X und Y wird, ist aus meiner Sicht falsch.
Ich weiß zwar nicht, auf was du dich bei dieser Einschätzung beziehst, also wer oder was „das Publikum“ ist und ob das irgendeine empirische Basis hat, aber auch hier würde ich mit Bezug auf das Beispiel BMW und Audi ganz klar sagen: Nein.
Hat keiner gesagt. Wechsel mal die Perspektive und geh davon aus, du hast keine Ahnung über - um im Beispiel zu bleiben- Autos. Du hast noch nie von irgendeiner Automarke gehört. Jetzt guckst du dir zum ersten mal die Vergleichsberichte an. Dann wirst du natürlich den Eindruck kriegen, dass Audi und BMW sich ähnlicher sind, als bspw. Audi und Dacia, da diese beiden Öfter verglichen werden. Das gilt selbst wenn du überhaupt nicht versteht um was es bei den Vergleichen geht.
Das ist das Argument. Klar, wer im Thema ist, der kann aus Vergleichen die korrekten Rückschlüsse ziehen. Vergleiche liefern ja die Ergebnisse, aus denen sich dann folgern lässt, ob die jeweiligen Dinge „gleich“ sind oder nicht.
Nein, dein Argument war eben nicht, dass ein Eindruck von stärkerer Ähnlichkeit entsteht. Dein Argument war wortwörtlich, dass „die Wiederholung eines Vergleichs eine Gleichsetzung“ indiziere, also anzeige. Also entweder du verwechselst hier Ähnlichkeit mit Gleichsetzung oder du sagt einfach auf einmal etwas ganz anderes als vorher.
Zur Ähnlichkeit würde ich sagen: Wenn die Annahme einer gewissen Ähnlichkeit zwischen BSW und AfD schon zu Beginn überhaupt der Grund für einen Vergleich ist, verstehe ich nicht, warum der Eindruck einer Ähnlichkeit zwischen beiden Parteien per se problematisch sein sollte.
- Vergleiche führen eben doch zu einer Gleichsetzung (bzw. einer Ähnlichsetzung), auch wenn die Unterschiede erwähnt werden. Dies liegt unter anderem daran, dass die Autoren sich ja schon im Vorhinein überlegen, welche Dinge überhaupt verglichen werden. (das BSW wird sinnvollerweise z.B. nicht mit Obst verglichen) So suggerieren häufigere Vergleiche mit der AfD als mit anderen Parteien, dass die Partei näher an der AfD liegt.
- Darüber hinaus wird das BSW eben nicht wie Autos verglichen:
Ich habe nur weniger Artikel gesehen, in der das BSW mit anderne Parteien verglichen wird. Bei Autos hingegen gibt es keinen Hersteller, der nur mit BMW verglichen wird. - Außerdem bringt es in der heutigen Internetkultur eben nicht, wenn man die Unterschiede erwähnt:
Der Großteil der Menschen sieht nur die Überschrift, manche dann noch die Einleitung und das Fazit, und nur ein kleiner Teil den ganzen Artikel. - Des Weiteren möchte ich nochmal klarstellen, dass ich die Vergleiche mit der AfD unabhängig der Meinungsgemeinsamkeiten schwierig finde: Dadurch wird halt eine rechtsextreme Partei normalisiert. (selbst wenn die Parteien identische Meinungen vertreten würden, fände ich Vergleiche schwierig)
Das ist genau meine Position. ich glaube FlixBus sieht das anders?
Absolut, da hast du Recht. Nur falls es nicht so wäre, dann müsste man in der aktuellen Berichterstattung ein Problem sehen oder?
Wie schon gesagt: wie bei jeden anderen Vergleich kommt es darauf an, wie dieser gemacht wird. Wenn jemand nur Gemeinsamkeiten betont, aber die Unterschiede weglässt, ist es nicht gut gemacht. Aber das gilt es aus meiner Sicht im Einzelfall zu bewerten. Einen einheitlichen Diskurs, bei dem immer dieselben Aspekte von BSW und AfD auf die immerselbe Art und Weise miteinander verglichen werden, sehe ich nämlich nicht.
Das Spektrum der Vergleiche umfasst aus meiner Sicht Folgendes:
Ich sehe Vergleiche beider Parteien als populistische Parteien, die sich als Alternative zu den herkömmlichen Parteien präsentieren. Ich sehe Vergleiche beider Parteien zu bestimmten politischen Fragen, etwa der Haltung zum Ukrainekrieg oder der Migrationspolitik. Ich sehe aber auch Vergleiche, die auf die unterschiedliche politische „Herkunft“ der Parteien eingehen - hier eine ehemals konservativ-bürgerliche und nun weitgehend rechtsextreme Partei - dort eine Abspaltung der Linken, die deutlich konservativer auftritt. Und es gibt Vergleiche der wirtschaft- und sozialpolitischen Programmatik beider Parteien.
Bei diesen Vergleichen überwiegen - je nach Thema und Schwerpunkt - mal die Gemeinsamkeiten und mal die Unterschiede. Und ebenfalls je nach Thema unterscheidet sich, ob in den Vergleich auch andere Parteien einbezogen werden. Bei einem Vergleich „neuer“ populistischer Parteien macht das eben auch sehr viel weniger Sinn als bei einem Vergleich sozialpolitischer Positionen.
Aber generell und völlig unabhängig von der konkreten Fragestellung zu sagen, dass allein die Annahme einer Ähnlichkeit von AfD und BSW problematisch ist, finde ich deutlich überzogen - erst recht wenn das damit begründet wird, beide Parteien würden dadurch „gleichgesetzt“ - wie du es getan hast.
Und wie ich schon gesagt habe:
Wenn man zwei Parteien auf Grund gewisser Gemeinsamkeiten vergleicht, obwohl diese einen gewaltigen Unterschied (Rechtsextremismus) haben, muss man sich im klaren sein, dass man den Unterschied den Gemeinsamkeiten unterordnet.
So sorgt der Vergleich der genannten Parteien dazu, dass vermittelt wird, dass Meinungen über dem Rechtsstaat stehen. Dieser Auffassung bin ich aber nicht…
Das hast du aber wirklich falsch verstanden. Jeder darf Ähnlichkeiten annehmen, wo er oder sie das auch immer möchte. Nur mit der Grundannahme, die früher im thread angesprochen wurde, dass Vergleich und Gleichsetzung grundverschieden sind - so richtig das abstrakt auch sein mag - greift zu kurz. Denn man kann Vergleiche als Stilmittel einsetzen um eine Gleichsetzung zu indzieren. Das ist dann böswillig, wenn die Vergleichstatbestände eigentlich sehr unterschiedlich sind. Ich sage übrigens nur, man kann, nicht dass das generell so gilt. Ob die vielen AfD-BSW-Vergleiche böswillig eine Gleichsetzung indizieren soll, wo keine ist, oder schlichtweg begründet sind, vermag ich nicht abschließend zu beurteilen. Ich finde deine Argumente sehr schlüssig, glaube aber weiterhin, dass viele mediale Stimmen gerne die AfD und das BSW als noch „gleicher“ darstellen wollen, als sie das tatsächlich sind.