Landwirtschaft der Zukunft

Da scheint mir zu einfach der Bürger vorgeschoben zu werden.
Ich kann mir kaum vorstellen, dass eine Mehrheit dafür ist, dass unser Trinkwasser mit Schadstoffen belastet werden darf.
Und von einer generellen Abneigung von Verboten kann schon gar keine Rede sein. Spätestens beim Schutz des Privateigentums sind die dafür verwendeten Verbote nahezu heilig.
Die Frage sollte doch sein, was zur Förderung des Lebens in unserer Gesellschaft getan oder eben gelassen werden sollte und welche Regeln dabei helfen.
Und so eine Entscheidung an die stelle des Warenkaufs zu delegieren, wo sie auf Basis einer schwammigen Vermutung etwas teureres könnte besser für die Umwelt sein, kombiniert mit Slogans, wie geil Geiz ist oder wer mehr ausgibt ist blöd, scheint bis dato nicht hinreichend zielführend zu sein.

Warum sollten wir als Gesellschaft zulassen, dass Leute zulasten unserer Lebensgrundlagen sparen oder größere Profite machen? Gibt es wirklich eine Mehrheit, die das gut findet? Kann ich mir wie gesagt kaum vorstellen.

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Wer keinen direkten Zugang zu Erzeugern hat sondern klassisch im Supermarkt einkauft hat da aber kaum einen Hebel. Denn ob das Fleisch von der Fleischtheke beim Rewe wirklich aus besserer Haltung kommt oder nur teurer ist als das aus der SB-Theke 5 Meter weiter ist ja wenig klar und darf wohl eher angezweifelt werden.

Wenn ich in meinen Landmetzgereien die Aushängen haben von wo die Tiere kommen einkaufe, dann kann ich mir die Höfe zwar ansehen und sehen, dass dort moderne Ställe mit mehr Auslauf, teils auch Weidehaltung vorhanden sind, ich weiß aber nicht wie der Bauer in Sachen Dünger vorgeht. Soll ich da etwa das Messen anfangen?
Gleiches bei den Kartoffeln vom Bauernmarkt. Erzählen kann der mir viel, aber wie agiert er wirklich?

Deshalb wäre ich ja für ein Siegel für nachhaltigere Landwirtschaft, da solch eine Form der Landwirtschaft, die nicht an einem romantisierten Bild (ist das besser formuliert als ideologisches Bild?) orientiert ist wie es bei Bio der Fall ist, sondern am Versuch eine Schnittpunkt zu finden bei dem Aufwand nur minimal steigt, Erträge nur minimal sinken, aber eben doch die Folgeschäden erheblich reduziert werden (was möglich wäre, weil es ja nicht der Dünger an sich ist, der sich anreichert sondern vereinfacht gesagt vorwiegend der Dünger der Zuviel ist und nicht aufgenommen werden kann).
Anders als Bio, was je nach Produkt erheblich teurer sein kann wäre somit ein geringer Mehrpreis möglich den viel mehr Leute akzeptabel finden dürften.

Zumindest wählen aus meiner Sicht 85% der Wähler Parteien, die das unterstützen.

Mir ist (inzwischen) Bio auch oft zu traumtänzerisch. Auf der anderen Seite glaube ich nicht, dass ein Siegel wie von Dir beschrieben sich am Ende sehr stark von der EU-Bio-Verordnung unterscheidet, nicht jeder Verband hat Regeln wie Demeter.
Der jetzige Fleisch- und Milchkonsum muss aber auf jeden Fall runtergeschraubt werden.

Das liegt meines Erachtens daran, dass die Politik gerne zu „faktenflexibel“ betrieben wird. Da werden lieber Gefühle geschürt anstatt wahrheitsgetreu und rational zu argumentieren.

Warum nicht? Auch die EU-Bio-Verordnung enthält viele einschränkende Faktoren. Bei Getreide liegt so der Ertrag nur bei rund 50% des Ertrags aus konventioneller Landwirtschaft. Warum sollte hier nicht noch einiges an Spielraum sein, der bei nur kleinen Einbußen an Ertrag viel im Sinne der Nachhaltigkeit erreichen könnte?
Diese Überlegung stammt auch nicht alleine von mir, sondern aus einer Vorlesung zum Thema Ökologie, bei der genau dieser Aspekt angesprochen wurde (war aber vor über 15 Jahren).

Und gerade die Tierhaltung ist ja quasi essentiell für die biologische Landwirtschaft. Wege dies ganz ohne Tiere zu gestalten existieren zwar, oft aber nur für einzelne Produkte und machen die Lebensmittel nochmal teurer als „normales“ Bio.

Und Nachhaltigkeit kann ja auch vieles Bedeuten was nicht bei Bio aufgeführt wird. Es kann das Nutzen von Abwärme für Gewächshäuser sein. etc.

Es mag sein, dass ihr ein solches Siegel für Quatsch haltet, in meiner Vorstellung wäre es aber grundlegend anders als Bio und weniger orientiert an einem traditionellen Denken sondern vielmehr an einer effizienten Landwirtschaft mit minimierten Schäden für die Umwelt. Also kein Bio ohne Esoterik sondern eine evidenzbasierte Landwirtschaft mit dem Ziel nicht nur grundlegende Mindeststandards bei Tierhaltung zu gewährleisten sondern auch weiterhin einen möglichst hohen Ertrag bei Pflanzen zu erzielen, aber mit weniger Effekten auf Böden, Grundwasser, etc.

Edit:
Zudem würde ich den CO2 Fußabdruck als Teil eines solchen Siegels sehen. Vor allem innerhalb eines Produkts, z.B. im Vergleich von Importware gegenüber regionaler Ware. So könnten bestimmte Produkte z.B. nur innerhalb der Saison mit Siegel vertrieben werden.

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Überhaupt kein Quatsch, finde die von Dir skizzierte Richtung sinnvoll. Was den Weg angeht: Wenn es das Gros der landwirtschaftlichen Erzeugung treffen soll, kann man vieles auch über verbindliche Vorschriften abdecken. Dann wüsste auch jeder, woran er ist und als Nachweis über die Erzeugung nach gewissen Standards würde in vielen Fällen schon der Herkunftsnachweis taugen. Optionale, freiwillige Zertifizierungen könnten strenger sein à la bio und so die höhere Zahlungsbereitschaft weniger Verbraucher:innen als zusätzlichen Hebel nutzen. Bottom-up organisiert lieber als Top-down.

Die Ziele sind auch nicht meine größte Sorge. Meine jetzt wieder bestärkte Vermutung ist, dass es bei Fortschritten in diesem Bereich besonders wichtig ist, die politischen Kosten vorher abschätzen zu können. Hat jemand hochwertige Informationen dazu, welche Maßnahmen im Agrarsektor besonders viel/wenig Widerstand erwarten lassen? Dann könnte man low hanging fruits zuerst ernten. Ich habe nur aus dieser Quelle mitgenommen, dass man den Eindruck vermeiden muss, die Landwirt:innen würden übermäßig belastet. Zugleich gibt es in Deutschland auch immer Aufruhr, wenn man selbst gut gestellten Verbraucher.innen etwas abverlangen möchte (s. Veggie-Day, Currywurst-Gerd und kürzlich GEG). Vielleicht müsste man den Dialog, den man mit der Zukunftskommission Landwirtschaft begonnen hat, weiter nutzen. Vielleicht kommt man auch weiter, indem man einerseits Vorgaben schärft und andererseits schaut, wo man mehr Spielraum schaffen kann.
Nischige Beispiele: Hanfanbau legalisieren, die Kontrollen bei Nutzhanf entschärfen. Direktvermarktung durch zusätzliche Markttage oder Pauschalgenehmigungen für Straßenverkauf erleichtern. Agri-PV, Hecken und Agroforste (etc.) stärker fördern, während man andere Subventionen abbaut. Aber durchschlagende, große Änderungen scheint es mir nicht ohne großen Widerstand zu geben.

Ergänzung:
Die Ertragsunterschiede sind wichtig. Sie sind im Vergleich konventionell/bio nicht bei allen Kulturen so groß wie bei einigen Getreidesorten. Dazu ein weiterer schöner Beitrag der Science Notes (dort ist es allgemein ein Viertel, d.h. ein Drittel mehr Fläche für den gleichen Ertrag, anekdotisch und „geschätzt“ für den porträtierten Betrieb 5-10 Prozent). Konventioneller und Bio-Anbau dürften sich in der Hinsicht auch ganz gut ergänzen, wenn marktwirtschaftliche Mechanismen wirken können.
Flächenproduktivität ist eine wichtige Kennzahl, weil die frei werdende Fläche unterschiedliche Ökosystemdienstleistungen erbringen kann, aber bedarf der Ergänzung um Energieproduktivität, THG-Intensität und weitere.

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Mit dem bereits angesprochenen Demeter haben wir doch ein Siegel, das Deine Anforderungen erfüllen sollte.

Halte solch ein Siegel nicht für Quatsch damit könnte ich auch gut leben, intelligente Gen Technik ist allemal besser als klassische Züchtung (die arbeitet z.T. mit Chemikalien Mix und unkontrollierter radioaktiver Bestrahlung, um Mutationen zu erreichen, dann lieber CRISPR/CAS). Es gibt auch Flächen, die sich eher für Beweidung als Ackerbau eignen, da dann meinetwegen Viehzucht.
Insgesamt wäre der Abstand zum EU-Biosiegel interessant

Übersehe ich eine Ironie oder meinst du das ernst?

Demeter ist quasi das absolute Gegenteil von dem was ich mir wünsche.

Wenn ich schon Bio als zu sehr von einem bestimmten Bild von Landwirtschaft geprägt und damit zu unflexibel sehe, dann ist das Demeter ja gleich 10 mal. Wenn ich das verbot von Gentechnik als falsch erachte, dann ist Demeter doch nicht das wonach ich suche. Und wenn ich von Evidenzbasiert rede, dann meine ich tatsächlich überraschenderweise keine Kackhörnchen.

Was ich will ist ein Siegel für eine Landwirtschaft die nur auf die letzten Prozente Ertrag verzichtet, dafür aber eben auch weniger Überdüngung in Kauf nimmt. Da das auf rein freiwilliger Basis ohne Siegel ja ein Verzicht auf Einnahmen bedeuten würde, könnte ein Siegel dafür sorgen, dass Landwirte so agieren könnten und dabei den geminderten Ertrag durch einen minimal höheren Preis kompensieren ohne in ein so starres Korsett zu müssen wie es Bio darstellt, vor allem da bei Bio mittlerweile teils mehr produziert wird als es der Markt benötigt.
Während der oft deutliche Mehrpreis für Bio eben nur wenige Käufer findet, wäre ein deutlich geringerer Mehrpreis für nachhaltigere Landwirtschaft eben auch für einen breiteren Kundenkreis interessant. Bei verarbeiteten Lebensmitteln wäre der Mehrpreis unter Umständen sogar kaum mehr relevant.

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Ok, sorry, das kam dann falsch rüber.
Grundsätzlich fällt mir auf, dass Qualität in Supermärkten eher zurückgeht und man besser gleich zum Metzger, Bäcker, Gemüseladen geht. Aber wie du schreibst, ist das immer eine Black-Box. Im Endeffekt vertraut man einer Marke und hofft, dass es berechtigt ist.

Ein Nachhaltigkeitssiegel, das relativ wenig Anforderungen stellt, wie der blaue Engel wäre sicher denkbar. Was ich mich halt frage: das muss zertifiziert und geprüft werden. Ist das, auch für die Produzenten, den Mehrwert wert? Und der Bund Naturschutz listet jetzt schon 20 Lebensmittelsiegel.
Aber tatsächlich scheinen die großteils Gentechnik auszuschließen.

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Am unteren Ende des Nachhaltigkeitsspektrums braucht es meines Erachtens kein weiteres Siegel sondern Regeln, die die schädlichen Praktiken, die die keinen nennenswerten Einfluss auf den Ertrag haben, wie zb Überdüngung, verbieten.

Diesbezüglich hielte ich eine verpflichtende THG-Footprint-Zahl der jeweiligen Anbau-Formen auf der Verpackung für hilfreich.

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Das müsste aber mindestens auf EU Ebene passieren und auch bei schärferen Regeln wäre wieder das Potential nochmal mehr zu tun.

Für dieses nochmal mehr gibt es aktuell aber eben gar keinen Anreiz weil zwischen konventionell und Bio positives Verhalten Geld kostet ohne einen höheren Preis verlangen zu können.
Ausnahme sind einzelne Großabnehmer die eigene Bedingungen haben die zu erfüllen sind um liefern zu können, so z.B. bei Milchprodukten bei Berchtesgadener.

Edit:
Flächendeckend strengere Regeln die sich dabei kontinuierlich auch an der Entwicklung der technischen Möglichkeiten und anderer neuen Erkenntnisse orientieren sind natürlich dennoch wichtig.
In meinen Gedanken wäre der Anbau unter dem Siegel „nachhaltige Landwirtschaft“ hier auch eine Art Testumfeld in dem versucht wird mit nachhaltigerem agieren trotzdem nur minimale Einbußen beim Ertrag zu haben.
Das kann dann ebenso wie die festen Regeln auch nach und nach verschärft werden.

ja, deswegen ja auch einen Nachhaltigkeitsindikator als Zahl auf die Verpackung drucken. Dann kann jeder entscheiden, wieviel ihm unsere Zukunft wert ist. Ein Traum für „Liberale“.
Also fixe Untergrenze um einen Wettbewerb nach unten zu vermeiden + Anreizstruktur für einen Wettbewerb nach oben.

Demeter ist ein ganz schlechtes Beispiel und sollte nicht unterstützt werden! Demeter ist kein reines Biosiegel, was viele scheinbar nicht wissen. Auch der verlinkte Artikel von dir geht hierauf nicht näher ein.

Wikipedia:
„Die seit 1924 von Demeter-Mitgliedern praktizierte basiert auf den landwirtschaftlichen Konzepten und der esoterischen Weltanschauung der Anthroposophie Rudolf Steiners.“

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Wichtiger Punkt, hab die Diskussion leider nicht verfolgt und es nur beim Freigeben der Antworten gesehen, möchte deinen Punkt aber bestärken:

Demeter ist grundsätzlich anthroposophischer Schwurbel-Kram. Natürlich gibt es, wie auch bei Waldorf-Schulen, eine große Bandbreite im Hinblick darauf, wie stark der Einfluss der Anthroposophie letztlich ist (einige Waldorf-Schulen sind hochgradig anthroposophisch, andere sehen sich einfach als ganzheitliche Alternative zur staatlichen Schule, einige Demeter-Höfe verbuddeln noch Kackhörnchen im Mondschein, andere sehen sich tatsächlich eher als Bio-Höfe).

Dennoch hat Demeter im Hinblick auf den Umweltschutz relativ hohe Standards, sodass man es durchaus auch als Öko-Siegel bewerten kann. Aber man sollte sich dabei im Klaren sein, dass man mit dem Kauf von Demeter-Produkten die grundsätzlich problematische Anthroposophie unterstützt, daher ist Demeter definitiv keine Alternative zu einem „weltanschaulich neutralen Bio-Siegel“, sondern eben „ein Bio-Siegel für Menschen, die kein Problem mit der Anthroposophie haben“.

Ich persönlich kaufe daher ganz bewusst keine Demeter-Produkte, verstehe aber, dass man das auch anders sehen kann.

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Du benutzt den Begriff „ökologisch“ oder hier „biologisch“ quasi als Kampfbegriffe und verbindest damit das Verbot jeglicher synthetischer Substanzen und statt dessen die Anwendung von Globuli. So kommt es bei mir an.

Was du dann beschreibst, das ist für viele Menschen vermutlich ziemlich „ökologisch“:

Kürzlich war die Vorsitzende des Jungbauern Verbands bei Jung und naiv. Die würde sagen: und genau so machen wir das.

Wenn man die Esoteriker mal weg lässt, dann sagen also alle das gleiche. Gleichzeitig sind da sehr große Unterschiede in dem was getan wird bzw. was passiert. Den Jungbauern ist die Anzahl der Schweine und der Umsatz halt doch wichtiger als der Nitratbedarf des Bodens.
Was ich damit sagen will ist, dass wenn du von wissenschaftsbasierter LW sprichst und ich von Ökolandbau wir ziemlich das gleiche meinen.

Oh sorry, die Union: alles was die Menschen gegen die Ampel aufbringen könnte ist recht, selbst wenn damit Schaden angerichtet wird.

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Strukturen und Fähigkeiten sind dennoch zum Besseren veränderbar. Allerdings, bewusst oder halbbewusst, behindern die Profiteure dieser weit verbreiteten Unzulänglichkeiten (die CxU) indirekt eine Verbesserung, indem sie politische Bildung und Bildung überhaupt stiefmütterlich pflegen (z.B. indem sie lange Jahre Gesamtschulen und Ganztagesschulen gebremst haben und altmodische Bildungsinhalte und Lehrmethoden wie gottgegeben verteidigt haben.

Falls das praktikabel ist, wäre ich bei dir. Ich fürchte aber, dass die Masse der Landwirte mit diesen Feinabstimmungen entweder nicht zurecht käme oder eben in diesen Grauzonen einfach zum Schummeln verleitet würde, zum kurzfristigen klammheimlichen Vorteil. Dagegen lässt die Bio-Verordnung eigentlich keine Spielräume. Klare Regeln haben unschätzbare Vorteile, die auch durch manche Ungenauigkeit und unberücksichte Sonderfälle längst nicht aufgewogen werden.

Ausserdem, die nachhaltige LW die du dir vorstellst, berücksichtigt nur die Probleme, die nach dem Stand der Technik bekannt sind. Aber nicht alle Wechselwirkungen von künstlilchen Stoffen in Boden und Pflanzen sowie deren Langzeitwirkungen sind schon Teil dieses Wissens. In einer LW, die idealerweise ohne jede Beeinflussung durch künstliche Stoffe auskommte, arbeitet ohne diese Unbekannten, denn was in der Natur vorkommt, hat sich in der Evolution bewährt und müsste nicht verändert werden. Aber mit Fruchtfolgen ist ertragsmässig auch in der Bio-LW immer noch Luft nach oben. Klar, Züchtung ist ein Eingriff, von mir aus auch mit der Genschere, falls das Züchtungsschritte einfach abkürzt (schon wieder schwer nachzuweisen). Aber herkömmliche Züchtung ist eigentllich vorteilhafterweise so langsam, dass negative Überraschungen (ausser Kontrolle geratene Effekte) unwahrscheinlich werden.

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Wenn wir über Dünger reden, dann reden wir über chemische Verbindungen. Ob diese chemische Verbindung natürlich oder synthetisch ist hat erstmal keine Relevanz. Wie diese Verbindungen gebunden sind, also wie schnell sie einerseits aufgenommen werden können, andererseits aber auch ausgespült zwar schon, aber auch dazu gibt es bereits Wissen.
Wenn wir wirklich über wissenschaftliches Denken reden, dann ist das eben genau nicht zu sagen wir vertrauen natürlichen Stoffen grundsätzlich mehr als synthetischen und verbieten daher synthetische und sagen dann „follow the science“.

Was für eine herkömmliche Züchtung? Über Jahrhunderte lange Selektion oder über chemisches herbeiführen von Mutationen?

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Doch, hat es und das ist auch hinlänglich wissenschaftlich nachgewiesen.

In einem „natürlichen“ Boden entsteht Bodenfruchtbarkeit durch das (sehr komplexe) Zusammenspiel von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen und Pilzen. Neben den „Düngemitteln“, die man inzwischen natürlich auch als Sackware kaufen kann, entstehen eine Vielzahl weiterer chemischer Stoffe, die physische und chemische Struktur des Bodens verändert sich und damit auch dessen Fähigkeit, Kohlenstoff und Wasser zu binden.

Dieses Zusammenspiel wird bisher nicht hinreichend verstanden und kann in seinem Endergebnis auch nur marginal durch die Zuführung synthetischer Stoffe imitiert werden. Das Ergebnis ist eine Landwirtschaft, die zwar in der Lage ist eine kleine Zahl von Feldfrüchten extrem effizient anzubauen, dabei aber praktisch alle anderen „ökologischen Dienstleistungen“, die Tiere und Böden normalerweise erbringen zugrunderichtet.

Mal ganz abgesehen von den direkten gesundheitlichen Folgen, die der dafür nötige hohe Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln für Bauern und Konsumenten mit sich bringen kann.

Deshalb vertrauen Befürworter eine ökologischen Landwirtschaft auch nicht „grundsätzlich“ (wie du das Ausdrückst) natürlichen Stoffen und verhalten sich dadurch wissenschaftsfeindlich. Sondern sie versuchen Wege zu entwickeln, wie man landwirtschaftliche Produktion und (für unsere Zivilisation überlebenswichtige) Ökosystemfunktionen gleichzeitig aufrechterhalten kann. Und dafür kann es eben auch aus wissenschaftlicher Sicht durchaus Sinn machen, die Verwendung synthetischer Dünge- und Pflanzenschutzmittel und Medikamente einzuschränken oder bis zum Nachweis der Unbedenklichkeit ganz zu verbieten.

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