Im NDR-Podcast habe ich Mertens schon so verstanden, dass es nicht genug/ ausreichend gute Daten zu Longcovid bei Kindern gibt (die in deinen Links erwähnten Studen hatte Ciesek vor ein paar Wochen schonmal ausführlicher besprochen und Schwächen aufgezeigt) und die Erkrankung (Spätfolgen ausklammernd) an sich eben gesichert nicht schlimm ist: Kein ansonsten gesunder Jugendlicher ist in Deutschland an Covid gestorben, die Krankheitslast (KH-Aufenthalte, Intensiv, PIMS) ist nicht sehr hoch, für vorerkrankte Jugendliche wird es wohl empfohlen werden.
Ich stimme auch voll zu, dass für diese Gruppe und im Kontext der Schulen die Diskussion öffentlich-medial viel zu große Wellen geschlagen hat und eine „schnelle Massenimpfung“ der 12-15jährigen pandemisch keinen großen Unterschied macht bzw. jetzt gerade einfach nicht sinnvoll ist.
Darüber hinaus ein paar allgemeinere Beobachtungen und Gedanken:
Insgesamt fand ich das Interview sehr interessant, es hat mich aber auch stellenweise etwas ratlos zurückgelassen und eine (natürlich laienhafte) Bewertung fällt mir schwer. So wie er argumentiert müssten halt erst tausende Kinder eine Spätfolge entwickeln, damit die Stiko anhand der Daten sagen kann, dass die Impfung sicher besser sei. (Falls Longcovid bei Kindern ein echtes Problem ist/wird.)
Auf Seiten der Impfung reichen aber sehr diffuse, theoretische Bedenken aus, um keine Empfehlung auszusprechen. Frau Hennig fragte da auch nochmal nach - für Spätschäden im Sinne von nach Jahren gibt es ja eigentlich keine Beispiele, woraufhin er sagt, ja, könne man aber ja trotzdem nicht 100%ig ausschließen und dann führt er Narkolepsie nach der Pandemrix-Schweinegrippeimpfung an, als Beispiel für Autoimmunerkrankung nach Impfung. Was aber die entsprechende Erkrankung in der Regel ja auch machen kann. Das fand ich insgesamt nicht ganz schlüssig und nachvollziehbar.
Ähnlich wie bei „AZ nicht für Ü60“ (lange ist’s her) können wir (als Deutschland) uns diese Art von Empfehlung einer Stiko und ihre Umsetzung in einer Pandemie ja auch nur erlauben, weil viele andere Länder „stumpf“ nach Zulassung impfen und dadurch Daten generieren, anhand derer wir dann sagen können „ja, ok, machen wir jetzt doch so.“
Dann habe ich mich noch gefragt, wie sich die Bewertung wohl ändern würde, wenn jetzt doch tragischerweise z. B. ein gesunder 14jähriger in DE an Covid gestorben wäre. Dass die Impfung tödlich ist, ist ja wirklich extremst unwahrscheinlich und wäre mittlerweile wohl aufgefallen - wäre dann durch einen Fall die Schlussfolgerung eine völlig andere? Aber das ist vermutlich zu hypothetisch. Insgesamt auf jeden Fall eine spannende Debatte.