Betrug im Gesundheitswesen

Auch das Thema „Globoli“ könnte man bei den Gesetzlichen Krankenkassen mal rausstreichen.
Am Gesamtproblem der Unterfinanzierung ändert es denke ich aber nichts

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Das stimmt, aber genauso wie Lauterbachs völlig desaströs finanzierte Reform der Krankenhäuser kann man so den gesetzlich Versicherten nicht mehr ständig steigende Beiträge vermitteln. Die Sozialabgaben minimieren nämlich das Gehalt, nicht die Steuern.

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Bin ich bei dir. Diese Punkte wie die Reformkosten der Krankenhäuser, Bürgergeld Krankenkassenkosten, Beamte etc bzw. eine Gesamt-Bürgerversicherung das sind die größeren Hebel. Aber man kann dennoch hinterfragen, was ist sinnvoll wissenschaftlich belegtes Heilmittel und was nicht.

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Das sowieso, dieser Vodoo Homöopathie muss weg. Das legitimiert nur die Schwurbler.

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Lässt sich also Homöopathie auch unter „Betrug“ verorten?

Ist also unsere mangelhafte und zögerliche Digitalisierung das Kernproblem?

Die Fragestellung finde ich zu wenig präzise; meinst du damit, dass diejenigen, die diese Mittel herstellen, vertreiben, verschreiben, bewerben, verkaufen, anwenden usw., sich alle des Betrugs schuldig machen? – In dieser allgemeinen Formulierung würde ich sagen: Sicherlich nicht; es gibt unendlich viele Menschen, die einfach an Homöopathie glauben, ohne davon finanziell zu profitieren.

Die Tatsache, dass homöopathische Mittel keine Wirkung haben, die über den Placebo-Effekt hinausgeht, bedeutet m.E. nicht, dass wir alle Behandelnden und alle, die sich z.B. aufgrund der ausführlichen und zeitintensiven Anamnese an Homöopath*innen wenden und von der Zuwendung der Behandelnden letztlich bisweilen sogar medizinisch profitieren, als Betrüger*innen oder Betrogene qualifizieren sollten. Es ist vielmehr ein Indikator für Defizite in unserem Gesundheitssystem. Leider gibt es wenig Ärzt*innen, die es sich leisten (können), ihren Patient*innen so viel Zeit und Aufmerksamkeit zu widmen wie Homöopath*innen etc.
Wenn dieser Missstand mal behoben wird, dann haben Globuli und andere Homöopathika automatisch viel weniger Abnehmer*innen, davon bin ich überzeugt.

Davon unabhängig sehe ich es auch als falsch an, Verfahren, die jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehren, von der Allgemeinheit finanzieren zu lassen. Die Menschheit hat so viel Kraft, Energie, Zeit, Hirnschmalz, Fehlversuche und andere Opfer investiert, um wissenschaftlich valide Heilmethoden zu etablieren; es ist ein Jammer, wenn diese durch eine False balance mit Homöopathie, NGM usw. in der öffentlichen Wahrnehmung in einen Topf geworfen werden. (Ethisch unverantwortlich sowieso.)

Zu Diskussionen hier im Forum vgl. Homöopathie nicht mehr auf Kassenleistung?, Homöopathie vs. Wissenschaft, / Populismus, Anerkennung von Homöopathie als Religion u.a.m.

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Hatte mich jetzt auf @Tris Antwort bezogen.

Aber ja, es ist wohl eher die Frage, was durch die Allgemeinheit finanziert werden soll, weil es einer breiten Masse zugute kommt.

Ging auch eher um die Betrugsmöglichkeiten im Gesundheitswesen allgemein .
Fand die Schadenssumme von 200 Millionen € schon üppig.

Anderes Beispiel: älterer Mensch bekommt teures Hörsystem, legt es zuhause in den Schrank weil es zu unbequem und umständlich ist.
Lässt sich aber regelmäßig neues Hörsystem bezahlen, einfach weil es ihm zusteht.
Auch schon Betrug?

Nein.

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Aber zumindest ineffektiv?

Ist die Frage ernst gemeint? :slight_smile:
Falls ja: Der Effekt auf die Kosten des Gesundheitssystems ist größer als auf die Kommunikationsfähigkeit des älteren Menschen mit seiner Umgebung.

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Glaube ich nicht. Ich habe selbst im Verwandten- und Bekanntenkreis Anhänger von Homöopathie und die sind nicht wegen Unzufriedenheit mit dem Gesundheitssystem dort gelandet sondern das ist meist eingebettet in tief verwurzelte Wissenschaftsfeindlichkeit und esoterischer Denkweise.

Ausgehend aus diesen Kreisen hat sich schon vor Corona eine zunehmende Abwendung von der evidenzbasierten Medizin breit gemacht. Durch Impflücken, fehlenden Frühuntersuchungen, etc. entstehen dann auch wieder Folgekosten.

Ich würde daher durchaus davon sprechen, dass weite Teile des Systems aus Heilpraktikern und Homöopathen dem Gesundheitssystem deutlich schaden, und das unter dem Deckmantel einer vermeintlich anerkannten Praxis.

Und meine Befürchtung ist, dass dies in den nächsten Jahren eher schlimmer wird als besser.

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Ja, diese gibt es leider durchaus. Ich kenne auch solche Fälle.
Meine Aussage war, dass sich die Zahl derer, die auf Homöpathie etc. reinfallen, reduzieren würde („viel weniger“). Ich habe den Eindruck, dass ein Großteil eher so argumentiert: „Wenn’s auch nicht hilft, so schadet es auch nicht.“ Die Wissenschaftsfeindlichen aber gibt es leider auch.

Das sehe ich genau so. Das drückt sich zum einen in unmittelbarem, finanziellem Schaden für die Gesellschaft aus, zum anderen durch Leid und Tod, wenn man auf Medizin zugunsten von Scharlatanerie verzichtet, und zum dritten in einer weiteren Erosion des Weltbilds.

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Aus meiner Sicht wären viel wichtiger als die Sorge um regelmäßig bezahlte und ggf. nicht benutzte Hörgeräte im Prinzip einfach umsetzbare Maßnahmen, die über den Hebel Ernährung strukturell zur Gesundheit der Bevölkerung beitragen.
Laut dem RKI (Verbreitung von Adipositas und Rauchen bei Erwachsenen in Deutschland – Entwicklung von 2003 bis 2023) hat sich die Adipositas-Prävalenz innerhalb von 20 Jahren insgesamt fast verdoppelt (2003: 12%, 2023: 20%), bei Jugendlichen fast vervierfacht (2003: 3%, 2023: 11%).
Das Positionspapier sieht keinerlei Maßnahmen vor, obwohl schon lange, auch aus anderen Ländern, wirksame Maßnahmen bekannt sind: Zuckersteuer (und stattdessen Subventionierung von ballaststoffreichen Lebensmitteln wie Gemüse, Hülsenfrüchte und Obst), Werbeverbot für ungesunde Kinderlebensmittel usw.
Die einzig vorgesehene Maßnahme ist die Prüfung des Verkaufsverbots von Energydrinks <16. Dafür lehnt die Union im Positionspapier die von der SPD vorgeschlagene und von allen Fachgesellschaften befürwortete flächendeckende Einführung von beitragsfreier Schul- und Kita-Verpflegung grundsätzlich ab.

Edit: Vgl. auch Entlastung der Krankenkassen ohne höhere Zusatzbeiträge, Zuckersteuer halbiert Zuckerkonsum bei Kindern usw.

Thema Rauchen und Alkohol…ob die Steuereinnahmen dort die Gesundheitskosten aufwiegen?

Nein, definitiv nicht.
Beim Rauchen z.B. nimmt der Staat 14,67 Mrd. ein, während die gesellschaftlichen Kosten des Rauchens etwa 6,6mal so hoch sind (97,24 Mrd.) Die Kosten für das Gesundheitswesen alleine sind mit über 30 Milliarden doppelt so hoch wie die Steuereinnahmen, und da sind die ganzen indirekten Folgekosten noch nicht mit drin. Ob diese Zahlen nun der Weisheit letzter Schluss sind, kann man natürlich diskutieren, aber die Größenordnung dürfte grob hinhauen.

Beim Alkohol sieht es noch schlimmer aus. Dort belaufen sich die Einnahmen nur auf 3,12 Milliarden, der gesellschaftliche Schaden auf das über 18-fache mit 57 Milliarden, davon entfallen 16,59 Milliarden direkt auf das Gesundheitssystem, also mal eben das 5,5-fache.

Dieses Argument, dass die Steuereinnahmen hier in irgendeinem Sinne schützenswert seien, kann ich wirklich nicht mehr hören. Das kommt quasi direkt aus den verqualmten Bierzelten der CSU.

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Selbst wenn das so wäre – was @Daniel_K ja verneint hat –, ist es m.E. Aufgabe des Staates, es uns leichter zu machen, ein gesundes Leben zu führen.

Das wäre natürlich sinnvoll.

Nur offenbar stecken hinter dem Thema Alkohol und Tabak neben Steuereinnahmen auch Industriezweige mit Arbeitsplätzen und einer starken Lobby.
Dazu noch dieser nostalgische Brauchtumsgedanke, das man beides braucht zum Fröhlich sein.

Da sind Potentiale

Das finde ich ja immer komisch, einerseits haben wir neben dem Fachkräfte- auch einen allgemeinen Arbeitskräftemangel, andererseits ist der Erhalt von Arbeitsplätzen in Industriezweigen, die extreme negative Auswirkungen auf die Gesellschaft haben, dann doch wieder schützenswert. Am Schlimmsten fand ich das während Corona, als man ständig in den Nachrichten gelesen hat, dass doch so viele Brauereien schließen müssten und dort staatliche Unterstützung notwendig sei, weil der Rückgang des Alkoholkonsums ja ein „Problem“ sei. Bin ich wirklich der einzige, der sich über dieses Problem freut, der sich darüber freut, wenn Brauereien schließen müssen, weil die Nachfrage nach ihren Gütern gesunken ist?!?

Dann muss ich ein wirklich, wirklich un-fröhlicher Mensch sein :wink:

Also ernsthaft, es geht doch gerade darum, dass es ein Problem ist, dass wir diese „Zum Spaßhaben gehört Alkohol dazu!“ und „Rauchen ist cool“-Mentalitäten immer noch nicht totgekriegt haben, weil die entsprechenden Lobbies diese Mentalitäten bei jeder Gelegenheit stärken und die Konservativen diesen Drogenkonsum (den sie nicht als solchen bezeichnen, was wiederum bezeichnend ist…) als Tradition verherrlichen.

Aber bevor das Ganze nun wieder zu einer Grundsatzdiskussion über Themen wird, die wir bereits anderswo diskutiert haben (Homöopathie, Alkoholkonsum, Rauchen) sollten wir vielleicht wieder den Bogen zum Gesundheitswesen schlagen und konstatieren:

Rauchen und Alkohol sind maßgebliche Kostentreiber im Gesundheitswesen, aber kein „Betrug“ am Gesundheitswesen, worum es in diesem Thread ja eigentlich gehen sollte.

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Was als Zwischenfazit heißt:

Es gibt Lücken im Gesundheitswesen, die den Missbrauch von Leistungen begünstigen, vorrangig durch mangelhafte oder fehlende Digitalisierung oder durch zu komplizierte und nicht verknüpfte Strukturen.

Dazu kommen noch Leistungen, die nicht zielgenau und effizient bewilligt bzw genutzt werden.

Letztlich noch gesellschaftliche Faktoren, die trotz des Wissens um negative Auswirkungen das Gesundheitssystem zusätzlich belasten.

Wie lange können wir uns das so noch leisten?

Aus meiner Sicht viel länger als viele andere Missstände in unserem Gesundheitssystem, die wir seit Jahren mit uns herumschleppen :slight_smile: