Zuckersteuer halbiert Zuckerkonsum bei Kindern

Interessanter Artikel im Guardian: Children’s daily sugar consumption halved just a year after tax, study finds | Sugar | The Guardian

Das UK hat im April 2018 eine Steuer auf Getränke (insbesondere Softdrinks) mit zugesetztem Zucker eingeführt:

  • Keine Steuer auf Getränke mit weniger als 5g Zucker/l
  • 18p/100ml (entspricht ca. 21 Cent) auf Getränke mit 5-8g Zucker/l
  • 24p/100ml auf Getränke mit mehr als 8g Zucker/l

Coca-Cola enthält laut Hersteller 108g Zucker/l

Bei uns im Rewe kostet die 0,33l Flasche Coca-Cola derzeit 0,67 Euro. Unter dieser Steuer würde sie sich um 0,94 Euro verteuern, im Preis also mehr als verdoppeln.

Die Ergebnisse sind ziemlich krass:

The total dietary free sugars, including food and drink, in children was about 70g a day at the beginning of the study, but this fell to about 45g by the end. For adults, the study found that the total dietary free sugar consumption stood at about 60g a day, and fell to about 45g a day by the end of the study.

Also nur weil man Softdrinks (nicht gerade ein essentielles Grundnahrungsmittel) im Preis deutlich teurer macht, ist bei Kindern in UK der Zuckerkonsum fast halbiert worden.

„Free Sugar/Freier Zucker“ ist übrigens aller zugesetzter Zucker, einschließlich Zucker aus Honig usw.

Auf Deutschland ließe sich dieses Ergebnis aber wohl nicht übertragen. Zwar konsumieren auch hier Kinder ähnlich viel Zucker wie in UK und damit erheblich mehr als empfohlen. Die WHO empfiehlt nicht mehr als 10% der Tagesenergiezufuhr aus freiem Zucker, eine Langzeitstudie der Uni Bonn kommt auf mehr als 17% bei 3 bis 18-jährigen.

Aber anders als anscheinend in UK machen hierzulande Softdrinks „nur“ gut 12% der freien Zuckerzufuhr aus, der Hauptteil kommt aus Zucker & Süßigkeiten und Säften (zusammen gut 55% der freien Zuckerzufuhr): https://www.ernaehrungs-umschau.de/fileadmin/Ernaehrungs-Umschau/pdfs/pdf_2021/02_21/EU02_2021_M86_M91_cc.pdf

Aber die Steuerungswirkung deutlicher Preiserhöhungen ist trotzdem eindrucksvoll. Vielleicht ließe sich das auf das deutsche Konsumverhalten anpassen. Zum Beispiel scheint es mir wenig sinnvoll, dass Säfte freien Zucker enthalten, wenn Obst in der Regel ohnehin recht viel natürlichen Zucker enthält und von ganz allein süß und gut schmeckt. Entsprechend könnte man Säfte mit Zuckerzusatz besteuern (und dann natürlich Softdrinks gleich mit, sonst gibt es da nur einen Substitutionseffekt).

Bevor jemand das Freiheitsargument rausholt: Der Konsum zuckerhaltiger Lebensmittel hat wenig mit persönlicher Wahlfreiheit und sehr viel mehr mit der vom Hersteller gewählten Zusammensetzung der Lebensmittel (Zucker ist billig), dem Marketing, den relativen Preisen im Verhältnis zu „gesunden“ Nahrungsmitteln und der Positionierung im Supermarkt zu tun. Kurz: die meisten Menschen kaufen einfach, was ihnen angeboten wird, ohne sich tiefschürfende Gedanken über ihr Konsumverhalten zu machen. Das ist auch völlig OK, wird von der Lebensmittelindustrie und den Einzelhändlern aber massiv ausgenutzt.

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Ich bin absolut gegen eine solche Steuer. Stattdessen sollte man Steuern für gesunde Nahrungsmittel lieber rapide senken. Mineralwasser, Obst und Gemüse sollten von der Mehrwertsteuer befreit werden. Also statt eine weitere Verteuerung anzustreben, wäre es doch wesentlich schöner, Nahrungsmittel günstiger zu machen. Wir haben derzeit nun mal durch die Inflation weiterhin hohe Preise oder eben wesentlich kleinere Verpackungen zum früheren Preis. Wenn nun Lebensmittel verteuert werden, wird das sicher von vielen als Freiheitseingriff wahr genommen. Du darfst da schlicht nicht von dir ausgehen, sondern von der gesamten Bevölkerung und den zahllosen fragwürdigen Medien und Parteien wie der Union.

Es kann aber wohl niemand gegen Preissenkungen auf Lebensmittel und Wasser wettern.

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Dann muss man aber den Steuerausfall irgendwie kompensieren. Was ja möglich wäre.

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Es gibt bei politischen Fragen immer zwei Ebenen: Was ist die richtige/sinnvolle Maßnahme und wie kann ich sie auch der Öffentlichkeit schmackhaft machen. Ich persönlich habe ehrlich gesagt keinen Bock darauf, bei jeder Diskussion über sinnvolle Maßnahmen schon mal präventiv das Veto der BILD-Zeitung zu respektieren. Dann können wir auch einfach sofort aufhören, über gute Politik zu diskutieren.

Wenn ich die Steuern auf (zum Beispiel) Fruchtsäfte mit Zuckerzusatz erhöhe, dann heißt das ja nicht, dass es keinerlei Fruchtsäfte mehr geben wird. Die Lebensmittelindustrie besitzt ja durchaus die für die Herstellung zuckerfreier Säfte nötige Technologie. Zucker wird nur zugesetzt, weil es ein enorm günstiges Mittel ist, das eigene Produkt gegenüber der Konkurrenz attraktiv zu machen, denn gerade Kinder interpretieren süßer = besser.

Man könnte natürlich auf die Steuer verzichten und den Zuckerzusatz bei Säften einfach komplett verbieten. Wäre vielleicht auch eine Lösung, aber reguliert man auch Einsatzzwecke weg, die vielleicht legitim sind (und für die die Konsumenten einen erhöhten Preis zahlen würden).

Mit einer Steuersenkung auf Mineralwasser, Obst und Gemüse kommt da nicht viel weiter. Mineralwasser ist ohnehin ein ziemlicher Betrug, denn praktisch überall ist das Kranwasser qualitativ gleichwertig oder besser, schmeckt nicht anders und kann sehr billig mit Kohlensäure „veredelt“ werden. Alles zu einem Bruchteil des Preises.

Billigeres Obst und Gemüse wäre toll, das Problem sind aber die hohen Zuckergehälter in fertig zubereiteter/vorbereiteter Nahrung. Dieses Segment spricht völlig andere Konsumsituationen an und ich sehe nicht, wie man da einen großartigen Substitutionseffekt erreichen kann. Selber mit frischen Nahrungsmitteln zu kochen ist schon heute oft sehr viel günstiger, als verarbeitete Lebensmittel zu kaufen. Gerade Säfte, Backwaren und Süßigkeiten sind gemessen an ihren Inhaltsstoffen recht teuer.

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Steuerausfälle sollten schon halbwegs kompensiert werden.

Eine Zuckersteuer könnte eine Absenkung der Umsatzsteuer auf gesündere Lebensmittel wie Obst und Gemüse ein Stück weit gegenfinanzieren.

Solange die Union (C-Parteien) gemeinsam mit der FDP eine auch von seriösen Wirtschaftswissenschaftlern („Wirtschaftsweise“ usw.) geforderte Reform der Schuldenbremse blockiert, obwohl die Investitionsbedarfe größer werden, kann sich der Staat keine massiven Einnahmeausfälle leisten.

Allerdings wurde eine Zuckersteuer mit knapper Mehrheit vom Bürgerrat Ernährung abgelehnt. Ein Übergehen dieses Votums wäre ein demokratiepraktisches Problem.

Der Markt für Mineralwasser liegt in Deutschland fest in der Hand von Großkonzernen.

Solche Konzerne zu subventionieren ist allemal fragwürdig.

Leitungswasser ist oft mindestens so gut wie Mineralwasser, ökologisch sogar besser:

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Wenn man eine Zuckersteuer einführte, müsste man wahrscheinlich auch weitere Regulierungen ins Paket nehmen.

Denn die Substitution mit Ersatzstoffen ist ebenfalls gesundheitlich nicht unproblematisch:

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Auch fruchtsäfte enthalten „free sugar“ und werden besteuert.

Zitat: When fruit is turned into fruit juice, the sugars come out of their cells and become free sugars.

Quelle

Macht Sinn. Säfte sind, was Zucker anbetrifft, nicht besser als Cola.

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Es geht ja hauptsächlich darum ungesunde Lebensweisen unattraktiver zu machen, leider verteuern sich die Lebens- oder besser Genussmittel aber auch für Menschen, die nur ab und zu zugreifen und nicht auf Zuckeraustauschstoffe wie Aspartam unsteigen möchten.

Könnte man nicht direkter und zielgerichteter agieren? Etwa über deutlich teure Krankenkassenbeiträge für Fettleibige und Übergewichtige, gerne gestaffelt nach BMI. Der Effekt könnte ähnlich wie der hier vorgeschlagene sein, sodass Menschen die viel Ungesundes essen mehr in die Kasse einzahlen und ihr unsolidarisches Verhalten überdenken. /s

für die, die „nur ab und zu zugreifen“ spielt eine Preiserhöhung eine sehr untergeordnete Rolle.

Deine Vorschlag fusst auf der Prämisse, dass der BMI eine a) rein verhaltensbedingte Größe ist und b) maßgeblichen Einfluss auf die Gesundheitskosten hat. Der Zusammenhang erscheint mir nicht so eindeutig wie es vielleicht klingt.

https://www.aerzteblatt.de/archiv/66141/Morbiditaet-und-Mortalitaet-bei-Uebergewicht-und-Adipositas-im-Erwachsenenalter

und mal angenommen, es gibt diesen Zusammenhang, dann erfährt doch die entscheidende Handlung nämlich der Lebensmittelkauf von einem direkten Preissignal mutmaßlich eine effektivere Lenkungswirkung als indirekt über die KK-Beiträge.

Mir gießt aber die ganze Idee zu viel Wasser auf die Mühlen der fat-shaming Betreiber.

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Außerdem, was ist mit Leuten die aus Gesundheitlichen Gründen Übergewichtig sind. Oder einen schlechten BMI haben wegen Kraftsport? Sollten sportliche Menschen dann auch eine geringere Rente bekommen weil Sie länger leben? Reiche z.b. leben länger als Bürgergeldempfänger, sie sollten also ihre Rente schon auf ihre erhöhte Lebenserwartung umgerechnet bekommen. @Timotheus merkst selbst das es zwar ein logischer Gedanke ist, der aber an der Realität und unserer (in Teilen) Solidargemeinschaft entgegen steht. Das passt dann doch besser in ein System wie Amerika wo jeder für sich selber schauen muss wo er bleibt.

Ansonsten haben Steuern immer auch eine Lenkungswirkung jedoch finde ich den Ansatz insofern schwierig, da er immer auch die niedrigen Einkommen härter trifft als hohe Einkommen. Da wir Preise nicht individuell festlegen können, für bestimmte Waren, im Gegensatz zu z.b. Strafen (Tagessätze) sind hier verbote und Regeln leider die bessere, fairere Wahl.

Puh, dünnes Eis. Was ist dann mit Rauchern, Motorradfahrern, Paraglider, Skifahren usw…

Ich finde, dass man auch hier im Forum wieder alles sehr kompliziert macht, jeden Einzelfall bedenkt. Am Ende kommt wieder ein 400-seitiges Paragrafenpapier raus.
Besser wäre doch, keep it simple, aber machen! Und dann nachjustieren bei Bedarf. Das ist ja auch oft die Devise von Ulf und Philip.
Vorschlag: Nutriscore A/B verminderte Mehrwertsteuer, Nurtiscore C 19 %. D/E 23 % (um die A/B-Steuer auszugleichen). Kein Nutriscore drauf 25 %.

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Die war ja auch mit /s gekennzeichnet:

@Timotheus meinte glaube ich, damit den Vorschlag einer Zuckersteuer auf die logische, aber extrem ungerechte Spitze zu trieben und damit die Absurdität des Ganzen herauszustellen. (meine Interpretation)

Allerdings gibt es da schon einen deutlichen Unterschied:

Wir haben uns als Gesellschaft (meiner Ansicht nach richtigerweise) darauf geeinigt, dass die Folgen einer „ungesunden“ Lebensführung von den Auswirkungen der individuellen Genetik bzw. Umwelteinflüssen nicht zu unterscheiden sind und darum daraus innerhalb der Solidarsysteme auch keine Nachteile entstehen sollten. Übergewichtig (auch stark Übergewichtig) kann man sein, weil man sich ungesund ernährt und nicht genug bewegt – oder weil man eine genetische Veranlagung dazu hat. Der Krankenkassenbeitrag ist in beiden Fällen gleich und das lässt sich auch kaum anders gestalten, wenn das System weiter solidarisch bleiben soll.

Gleichzeitig gibt es aber sehr wohl einen gesellschaftlichen Konsens, dass wir mittels Steuern und Abgaben Verhalten steuern. Wir besteuern CO2. Wir besteuern Verbrenner anders als Elektroautos. Industriestrom ist günstiger als Verbraucherstrom. Zigaretten sind höher besteuert als Tee.

Am relevantesten ist vielleicht die Alkopopsteuer: Seit 2004 erhebt der Staat auf bestimmte Alkoholmischgeträngke eine zusätzliche Steuer, explizit um den Konsum unter Jugendlichen zu senken.

Wir alle, aber insbesondere Kinder und Jugendliche konsumieren viel zu viel Zucker. Das hat auch nichts damit zu tun, ob man davon dick wird oder nicht. Die gesundheitlichen Folgen gehen weit über ein mögliches Übergewicht hinaus (Karies, Diabetes, Sucht- und Entzugserscheinungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen). Ein großer Teil des Zuckerkonsums ist zudem keine bewusste Verbraucherentscheidung, sondern geht auf profitorientierte Erwägungen der Lebensmittelindustrie und des Einzelhandels zurück.

Wenn jetzt das Beispiel UK deutlich zeigt, dass man den Konsum stark zuckerhaltiger Nahrungsmittel durch Steuern gut steuern kann, dann ist das für mich erstmal ein wichtiger Beitrag zur Debatte und eine mögliche Inspiration für ähnliche (aber an unseren Kontext angepasste) Maßnahmen.

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Das ist grundsätzlich bei allen Verbrauchssteuern so. Genauso könnte man auch gegen Zusatzsteuern auf Alkohol und Tabak argumentieren.

Ich finde den Gedanken nicht schlecht, mit höheren Steuern auf übermäßig zuckerhaltige Lebensmittel eine Streichung der Steuern auf „unverarbeitete“ Lebensmittel (z.B. Obst, Nüsse und Gemüse) zu finanzieren. Oder man steckt das Geld in die Aufwertung von Malzeiten in Schulen und Kitas, davon profitieren insbesondere Kinder aus ärmeren Haushalten.

Auch ein interessanter Gedanke.

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Ja. Deswegen finde ich Verbrauchssteuern insgesamt keine gute Lösung zur Staatsfinanzierung aber das ist ein anderes Thema.

Staatsfinanzierung und Steuerungswirkung sind meiner Ansicht nach zwei unterschiedliche Themen. In der Hinsicht unterscheiden sich Zuckersteuer und z.B. Klimageld nicht: da geht es nicht wirklich um eine bessere Finanzierung des Staates, sondern um eine Senkung der Attraktivität bestimmter Konsumgewohnheiten. Die Erlöse können wieder unter den Steuerzahlern (gerne auch gezielt an weniger reiche Steuerzahler) ausgeschüttet werden.

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Aktuell sind auf diese Lebensmittel 7 % MwSt. Selbst wenn man diese Lebensmittel Steuerfrei macht, wäre die maximale Einsparung 7%. Wenn man dann bedenkt wie stark bei diesen Lebensmitteln (Wasser ausgenommen) die saisonale Schwankung bei den Preisen ist, dann würde die Steuerminderung in diesem Rauschen völlig verpuffen.

Ich bin selbst auch für eine Abschaffung der Mehrwertsteuer auf unverarbeitetes Obst und Gemüse um selbst kochen attraktiver zu machen, aber die Lenkungswirkung auf den einzelnen Einkauf gerechnet wäre gering bis kaum vorhanden.

Ich sehe es auch eher wie @ped, dass eine Lenkung weg vom billigen Zuckerzusatz hin zu anderen Rezepturen vorwiegend durch Besteuerung des Zuckerzusatzes geht. Ich fände aber besser wenn die Steuer nicht auf Klassen von Produkten erhoben wird, sondern direkt mit der Menge des zugesetzten Zuckers korreliert. Damit entstünde nicht nur ein Anreiz für den Kunden weg von Produkten mit zugesetztem Zucker zu gehen, sondern auch ein Anreiz für den Hersteller Rezepturen zu ändern, selbst wenn man dadurch nicht in eine günstigere Klasse rutschen kann.

Es wäre auch eine Reduktion von 20 auf 15 g/l interessant und nicht erst eine Reduktion auf unter 8g.

Da der Nutriscore immer nur einzelne Aspekte eines Produkts berücksichtigt wäre ich da deutlich dagegen. Man kann sich schließlich mit ausschließlich Produkten mit Bewertung A und B ungesund ernähren, aber auch mit ausschließlich Produkten der Kategorie C bis E gesund, es kommt ganz auf die Kombination an.

Bei deinem Vorschlag würden z.B. Fruchtzwerge aufgrund ihres NutriScores von B trotz Zuckerzusatz gleichermaßen von vermindertem Steuersatz profitieren wie ein Naturjoghurt, der ebenso mit B bewertet ist.

Ein Gesundes Produkt aus eigener Produktion des Bioladens hätte wahrscheinlich sogar den hohen Steuersatz von 25% weil aufgrund der kleinen Produktionsmenge gar kein NutriScore definiert ist.

Bei industriellen Produkten dagegen ist es durch das System aus Minus- und Pluspunkten möglich durch kleine Anpassungen das Produkt eine Kategorie höher zu bringen. Dabei muss das Produkt dann aber gar nicht unbedingt insgesamt gesünder werden, sondern nur auf die Grenzwerte der einzelnen Punkte hin optimiert werden. Und so ist am Ende ein gesünderes Produkt ohne Optimierung mit C eingestuft während das vergleichbare ungesündere, aber auf die Punkte optimiere Produkt mit B als gesünder eingestuft wird.

Solche Problematiken finde ich bei einem System welches nur dazu dient dem Kunden auf die schnelle eine Einschätzung zu geben noch gerade so ok (ich bin eigentlich kein Freund des NutriScore), als Instrument welches sich auch noch direkt auf den Preis auswirkt dann aber nicht mehr, vor allem nicht wenn dann auch noch alle Produkte die nicht industriell hergestellt werden mit 25% noch teurer wären.

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MIt dem Argument, (auch ungesunde) Lebensmittel dürften nicht teurer werden, schlägst Du der Politik das wohl wirksamste Instrument zur Verhaltensänderung aus der Hand.

Das m.E. unseligen Freiheits-Argument lautet eigentlich: „Der Staat hat in mein Leben in keiner Weise einzugreifen.“ Das ist zugleich naiv (weil der Staat das bei unzähligen Gelegenheiten tut - und das aus gutem Grund und zum Nutzen der Gesellschaft) wie dumm: Warum zum Teufel soll der Staat nicht einen Anreiz setzen, gesellschafts-schädliches Verhalten zu unterlassen?

Dieser unselige Freiheitsbegriff, mit dem v.a. Libertäre den Staat aus allem herausdrängen will, ist völlig falsch verstanden. Freiheit ist nicht unbegrenzt. Sie hört nun mal dort auf, woe die Freiheit der anderen beginnt. Hier geht es um die Freiheit der Kinder, nicht an Adipositas zu erkranken, was sie ihr ganzes Leben lang verfolgen wird. Die Gesellschaft, a.k. der Staat, darf solche Entscheidungen nicht den Eltern überlassen!

Das Argument „Dann machen wir lieber alle anderen Lebensmittel billiger“ unterschlägt, dass die (in vielen Fällen ja schon reduzierte ) Umsatzssteuer auf Lebensmittel deutlich niedriger ist als eine wirksame Zuckersteuer. D.h., eine solche Subventionierung gesunder Lebensmittel hätte nicht unerhebliche Steuereinbußen zur Folge und wäre in ihrer Wirkung viel geringer.

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Lenkung heißt ja auch nicht unbedingt Lenkung weg von dem Produkt im allgemeinen, sondern Lenkung zwischen zwei Produkten.

Hat also der Schokopudding der Marke A weniger Zucker als der der Marke B und ist daher im Regal günstiger, dann werden unter Umständen mehr Leute zu diesem Produkt greifen. Dieser Vorteil im Wettbewerb besteht auch dann, wenn Reiche Leute sich auch das Produkt B mit mehr Zucker leisten können. Eine Lenkungswirkung wird dann über den Markt im Gesamten erzielt und nicht unbedingt über jeden einzelnen Kunden.

Und die Frage ist ja auch warum sollte man dann gleich mit Verboten lenken? Und wo und was wollen wir überhaupt verbieten? Solle es Grenzwerte für jedes einzelne Produkt geben oder einfach ganz absolut alles mit z.B. mehr als 8 g/100 g wird verboten?

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Das spiegelt die unselige Einstellung „Fette Menschen sind einfach nur undiszipliert und müssten sich halt endlich mal zusammenreißen“. Adipositas ist eine anerkannte Krankheit, die behandelt werden muss. Zahllose Studien zeigen, dass Adipositas nur in sehr seltenen Fällen mit disziplinierter Verhaltensänderungen nachhaltig zu heilen ist.

Es geht um Vorbeugung von Adipositas. Und da gehört die Vermeidung von Zuckerkonsum bei Kindern dazu!

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Der Unterschied ist aber, dass wir bei anderen Verbrauchersteuern im Normalfall Ungesundes unattraktiver machen. Alkohol und Zigaretten sind immer ungesund, und gehen auch mit einer erhöhten Fremdgefährdung einher. Bei Zucker gibt es hingegen einen gesunden Konsum, der erst mit einer stark überhöhten Menge zum Problem wird.

Aber wenn die Effekte im UK auch langfristig so hoch sind und man in der Folge tatsächlich eine Verbesserung der Gesundheit von z.B. Kindern (als unmündige Konsumenten) feststellt, kann ich mich damit anfreunden. Trotz alledem wäre ich sehr vorsichtig, wenn es darum geht persönliche Entscheidungen wie Essgewohnheiten eines aufgeklärten Menschens (nach Kant) zu beschränken.

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