Bauernprotest am 8.1

Da bereits ein Thread bzgl. Bauernprotest über 100 Beiträge enthält, hier die Möglichkeit, zum heutigen Demonstrationstag weiterzudiskutieren. Schwerpunkt Demonstration

Da ich selbst in einem kleinen Dorf aufgewachsen bin und wir ein wenig Landwirtschaft zur Eigenversorgung betrieben haben, habe ich viel Verständnis für die Anliegen der Bauern und Bäuerinnen. Mir ist klar, woher unser Essen kommt und wie schwierig Arbeit, Organisation, Risiko und Bürokratie für Landwirte sein müssen.

Diese Proteste mit irre großen Traktoren machen mir jedoch - ehrlich gesagt - Angst und stoßen mich ab. Ich finde es gefährlich und bedrohlich und frage mich, warum es überhaupt erlaubt sein sollte, zu Demonstrationen solche Riesenmaschinen mitzubringen. Gilt hier das Recht des Stärkeren?
Wir erlauben doch auch nicht, dass jemand mit Waffen zu Demonstrationen geht…

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Ich habe an diesem Punkt tatsächlich 0 Verständnis.

Gehen wir mal von „Bauernnahen“ Studien aus: Gemäss der Kostenaufstellung im unten verlinkten Artikel verdient ein Bauer de facto unter 30 Euro pro Schwein (hier sind diverse Kosten, sowie Preisschwankungen noch nicht berücksichtigt).

Wie viel verdient ein Landwirt an einem Schwein?: BZL (landwirtschaft.de)

Die Bauern haben also ein massives Problem, da sie je nach Preisstand sogar Verluste in Kauf nehmen müssen. Soweit gehe ich gerne mit.

Mein Anliegen in diesem Zusammenhang ist aber folgender: Wir zahlen den Bauern massive Unsummen aus, die an Flächen gebunden sind - die wenigen Grossbetriebe werden also stärker begünstigt, als kleinere Betriebe. Hinzu kommt, dass in DE nach wie vor Zuchtstandards vorherrschen, die sich nach meinem Verständnis nicht mit dem Tierschutzgesetzt decken (bspw. Ferkelkastration, zu wenig Platz, Krankheiten etc.). Es gibt hier viel weiteres, ich empfehle hierzu den Film von Robert Marc Lehmann (Achtung! Könnte verstörend wirken):

(40) Nach diesem Video wirst DU dich schämen ein Mensch zu sein. - YouTube

Diese Art der Landwirtschaft wird betrieben, um den Hunger nach Fleisch auch im Ausland zu stillen. Deutschland exportierte 2022 2.9 Millionen Tonnen Fleisch auf den Weltmarkt, auch, weil deutsche Bauern aufgrund von entsprechenden Direktzahlungen sehr günstig sind. Dabei wird der Tierschutz und Nachhaltigkeitsstandard in vielen Fällen nicht eingehalten.

Schon die Mindestanforderungen würden häufig nicht eingehalten. Und diese reichten für eine wirklich tiergerechte Haltung oft gar nicht aus.

Tierwohl in Bayern: Wenig Kontrollen, viel zu beanstanden | BR24

Was schliesse ich daraus? Die deutsche Landwirtschaft wird ihrem inländischen Anspruch nicht gerecht, indem sie systematisch Mängel bei Hygiene- und Tierschutzstandards verletzt, welche auch nicht kontrolliert werden, weil es einfach zu wenig Kontrollen gibt. Dafür verschleudert man das unethisch produzierte Fleisch zu Dumping-Preisen auf den Weltmarkt (2017 gingen fast 10% nach China).

Firmen wie Tönnies und Co. machen Milliardenumsätze, beuten Erzeuger und Mitarbeitende aus und verschleudern das Tierleben zum Billigtarif in andere Länder - finanziert von Bürgern in Europa und Deutschland. Jeder Landwirt mit ein Bisschen Berufsstolz sollte seine Gülle vor den Firmenzentralen von Tönnies, PHW, Westfleisch und Co auskippen und bitte Habeck in Ruhe von der Fähre lassen.

Und: Fleisch ist kein Menschenrecht, es ist ein Luxusgut - auch, wenn wir Deutschen mit Bärchenwurst zum Frühstück aufgewachsen sind.

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Ich habe gar kein Verständnis für die protestierenden Bauern. Zuerst einmal sagt bitte nicht mehr die Bauern. Es sind nämlich mitnichten alle Bauern, sondern leider vor allem diejenigen, die auch Tierwohl und Artenschutz nicht wirklich toll betreiben.

Es gibt viele sehr ökologische Bauern, die durch dieses völlig fehlgeleitete Subventionsgebaren benachteiligt werden.

Die Rücknahme der Beschlüsse auf Grund teilweiser gewaltsamer Proteste, durch schweres Gerät welches als Waffe genutzt wird und durch das verteilen von Fäkalien in der Öffentlichkeit lässt mein Vertrauen in die Politik auf 0 sinken.

Wie kann es bitte sein, dass es erlaubt ist mit KfZ-Steuer befreiten schweren Gerät mit subventioniertem Diesel die Gesellschaft zu erpressen? Wieso nicht die Auflage, dass nur ein Traktor pro 1000Teilnehmer zulässig ist?

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Ich frage mich wirklich, warum in diesem Fall nicht ähnlich von Unions, SPD, FDP Politikern argumentiert wird, wie bei der letzten Generation? Statt kleben, einfach große Traktoren… Wo bleibt die Forderung der Präventiven Haft???

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Ein Beitrag wurde in ein existierendes Thema verschoben: Vergleichbare Protestformen von Landwirten u. Klimakleber?

Ich verstehe nicht, woher die Angst hier kommt.
Das sind ganz normale Fahrzeuge, wie sie zu zigtausenden im Straßenverkehr unterwegs sind. Die Fahzeuge befahren keine anderen Straßen und Plätze als sie sonst befahren. Für sie gilt nach wie vor die StVO. Die Fahrer sind die gleichen wie das ganze Jahr über.

Ich finde die Proteste übertrieben und unverhältnismäßig, aber die Reaktionen hören sich an als würden hier Terroristen mit Kampfpanzern durch Deutschland marodieren.

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Man kann das schon als Drohkulisse empfinden und mein Bauchgefühl sagt mir, dass ist auch die Intension dahinter. Ansonsten würden die Bauern ja eine Protestform wie andere auch wählen, nämlich zu Fuß.
Ob das rechtlich einwandfrei ist? Andere Berufsgruppen schleppen ja auch nicht ihre Arbeitsgeräte im großen Stil zu Protestaktien bzw. Arbeitsstreiks.
Mir selbst macht das martialische Auftreten durch die Traktoren an sich keine Angst, eher was sich hinter dieser Mobilisierung für Kräfte verbergen.
So wie es bis jetzt aussieht, sind die Proteste zum Glück friedlich abgelaufen. Es reichen ja wenige, das die Teils sicher aufgeladenen Stimmung kippen kann.

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mir sind heute auch ein paar Trecker begegnet. Allerdings konnte ich nicht herausfinden, für welche politischen Anliegen sie demonstrieren nur „der Ampel den Stecker rausziehen“. Das erinnert mich ein wenig an das Schild „dagegen“

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Ähm… nein. Das sind keine normalen Fahrzeuge. Ich bin viel als Fußgängerin unterwegs. Ich finde diese Riesenmaschinen bedrohlich. Auch im normalen Alltag, wenn nur einer an mir vorbeidüst.

Die Industrialisierungstendenzen in der Landwirtschaft sind keine gute Entwicklung, weder für die Bauern, noch für die Natur, noch für andere Menschen und Tiere.

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Was man halt so „friedlich“ nennt. In sozialen Medien mehren sich jedenfalls Berichte – die ich naturgemäß nicht ohne weiteres verifizieren kann – von Ärzten, die nicht zu ihren Krankenhäusern gelassen wurden, blockierten Feuerwehreinsätzen, auf der Straße verteilten Exkrementen usw., und alleine dass irgendeine Art Miliz Straßensperren aufbauen kann, und dann darüber entscheidet, wer passieren darf und wer nicht, während die Polizei gemütlich zukuckt, lässt den Rechtsstaat eher als im Rückzug begriffen aussehen.

Sehr friedlich:

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Anmerkung: Das folgende Zitat stammt ursprünglich aus dem Thread „Unzufriedenheit der Bauern und Bäuerinnen“ und bezog sich nicht auf die heutigen Demonstrationen.

Anscheinend leider doch.

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Ich hoffe mal, der kriegt ein faires Verfahren. Logischerweise war ich nicht dabei, aber wenn ich irgendwo auf einer Landstraße in eine Straßensperre von vielleicht ein kleines bisschen rechtsradikal aussehenden Männern mit ihren Fahrzeugen geraten würde, und ich versuch noch drum herum zu fahren, aber einer von denen springt mir dann vors Fahrzeug, würde ich mich unter Umständen auch bedroht fühlen.

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Also gefühlt war der Protest bei uns in der Gegend nicht vorhanden und hat wenn die falschen getroffen. Wer Homeoffice machen konnte blieb zuhause. Die Straßen waren frei und google maps hat einem jederzeit angezeigt wo gerade Stau war. Und das war weniger als an jedem normalen Arbeitstag :man_shrugging:
Ich habe ein wenig das Gefühl die Presse zeigt hier ein anderes Bild. Gibt es Zahlen wieviel mehr Stau es gab als an jedem normalen anderen Tag in diesem Jahr?

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Yo, hier dasselbe. Hatte heute Vormittag einen Handwerker da, der meinte er hat die Straßen lange nicht so leer erlebt. Schätze mal, ein Großteil der Berichte war aber schon geschrieben.

Ich finde es gut, dass hier eine sehr ausgebeutete Arbeiterschicht zu ihrem demokratischen Recht greift und für ihre Zukunft demonstriert. In den letzten 20 Jahren haben die Hälfte aller Landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland aufgegeben - man stelle sich ähnliches in anderen esentiellen Berufsgruppen etwa Ärzte oder Grundschullehrer vor.

Ich hoffe, die Deutschen nehmen sich ein Beispiel an der Streik- und Demonstrationskultur von Frankreich. Es sind die kleinen Leute, die klassischen Arbeiter und Bauern, früher noch politisch vertreten, denen es immer schlechter geht. Die Schere zwischen arm und reich geht in diesem Land immer weiter auseinander, kein Wunder, dass es den hart arbeitenden Bauern irgendwann reicht.

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Äääh, die stehen tatsächlich mit den Produktionsmitteln, deren Eigentümer sie sind, auf der Straße. Das hat mit Arbeiterschicht nichts zu tun. Arbeiterschicht sind deren Erntehelfer, die für Mindestlohn ackern und dann noch die Hälfte ihres Lohns als Miete für das Bett im 6-Personen-Container abgezogen bekommen.

Zitat: „Der Zoll hat im ersten Halbjahr dieses Jahres in Niedersachsen 41 landwirtschaftliche Betriebe kontrolliert – genauso viele Strafverfahren wurden auch eingeleitet.“ – Läuft bei denen.

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Laut einer Allgemeinverfügung des Landkreises hätte die Blockade der dortigen Bundesstraße nur 20 Minuten dauern dürfen. Das hätte aus Sicht Espigs bei einer solchen Aktion keinen Sinn ergeben. Man habe das zeitlich etwas ausgedehnt.

:laughing:
Musste durch einen Kreisel, der blockiert war. Zum Glück hat sich der blockierende LKW-Fahrer so gestellt, dass ich an ihm vorbei rechts abbiegen konnte, sonst wäre es ein langer Tag für mich geworden, so kam ich mit einem Umweg davon.
Leid taten mir nur die Schüler, die frierend an den Bushaltestellen standen.
Insgesamt haben die Bauern den Tag gut gemeistert.

Nein, man sitzt recht hoch und hat nicht so den Überblick, was sich unmittelbar um das Fahrzeug herum befindet. So mancher Sohn kann davon ein Liedchen singen (oder eben nicht mehr).

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Bei uns hing die Ampel im Kreisverkehr am Galgen. Aber alles friedlich. Früher war Hängen ja auch ein Volksspektakel (Sarkasmus aus).

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Kann ich nicht bestätigen. Schulunterricht ist ausgefallen, ein Termin für uns wurde abgesagt. Und nachmittags müsste ich einer 4er „Kolonne“ mit 15km/h durchs Tal folgen.

Mich nerven diese arroganten Proteste.
Und dann noch solche Zeitungsberichte ob seriösen Zeitungen mit Überschriften wie dieser:
Bauernpräsident Ruckwied…
(Mittlerweile geändert in: der Präsident des Bauernabends (Screenshot wäre manchmal dich besser)).

Dann noch:


Grüne Welle brechen ist doch polemisch und völlig am Thema vorbei.

Und nackt und hungrig wären wir nicht - kommt das Essen halt aus dem Ausland und es gäbe in Deutschland immer noch genug Menschen, die Landwirtschaft betreiben wollen.

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Kann man nicht als Ausbeuter auch ausgebeutet werden? Sprich „nach unten treten“? (ernstgemeinte Frage, auch wenn’s rhetorisch klingt)
Bei der enormen Vermögensungleichheit kommt es mir etwas so vor, als ob hier klein gegen klein ausgespielt wird.

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