Zukunft der Gaskraftwerke mit grünem Wasserstoff

Der Wasserstoffbedarf ist mit >800 TWH/a am oberen Ende der Studienlage. Hier gehen die Werte zwischen 400-800THW/a noch weit auseiander. Das wird sich in Zukunft zeigen und basiert natürlich auf diversen Annahmen. zeigt aber nur, wir sollten Wasserstoff nur dort einsetzen, wo es nicht anders geht und nicht in Individualverkehr, zur Gebäudeheizung etc. Man sollte vlt darauf hinweisen, dass Veronika Grimm im Aufsichtsrat von Siemens Energy (hier gehts vor allem um H2 LKWs) sitzt und ein starkes Interesse daran hat, dass der Bedarf von Wasserstoff hoch ist.
Die Dunkelflaute ist gar nicht so das Problem, sondern vor allem die chemische Verwendung von Wasserstoff in Chemie und Industrie.

Die Bundesregierung plant zudem mit hohen Importquoten von Wasserstoff aus dem Ausland. 50-70% in 2030. Wobei sich mir hier immer die Frage stellt, wo das Wasser in den sonnenreichen Wüsten herkommen soll, das man ja auch für die H2 Produktion benötigt.

Zur Überproduktion. 2022 wurden 8TWh EE Strom abgeregelt, 2024 waren es 10 TWh.

Die Ausbaupfade bis 2030 (ungefähr weitere Verdopplung bei Wind und Solar bis 2045) sind
Solar 215GW, (aktuell 82)
Wind an Land 115 (61)
Wind auf See 30 (8,5)
dazu Wasser 3 GW und Biomasse 8 GW
Da wird also einiges an Strom hinzukommen. Da nicht davon ausgegangen wird, dass es für die eigene Versorgung reicht, gibt es zusätzlich die Importstrategie für Wasserstoff.

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Bei aller Liebe, ich habe den Eindruck, dass hier Laien mit Laien über ein Thema diskutieren, das Fachleute verlangt.

Ich würde es gerne andersherum ansehen: Wenn Gaskraftwerke eine Zukunft haben, wo werden aktuell entsprechende Pläne für diese Zukunft konkret umgesetzt?

Bisher klingt alles, was ich über Erdgasnetze und Gaskraftwerke lese, nach Vaporware - „wir werden eine Lösung finden, ganz bestimmt, wir wissen nur noch nicht, wie diese aussehen könnte.“

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Gegen eine Dunkelflaute macht es m.E. auch keinen Sinn sich mit großen Kapazitäten Erneuerbarer und Wasserstoff abzusichern. Da reichen ein paar wenige (billige) konventionelle Gasturbine und ein Methanspeicher (gut für lange Speicherdauer), der dann - falls er jemals genutzt werden muss - über Power to Gas wieder befüllt wird. Das ist dann zwar ein schrecklich ineffizienter Prozess, was aber dank der seltenen Nutzung ziemlich egal ist.

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Große Kapazitäten EE sind ja keine Absicherung gegen die Dunkelflaute sondern zur Ladung von Speichern (in welcher Form auch immer) für genau die Dunkgelflaute.
Kavernenspeicher für Methan lassen sich auch für Wasserstoff nutzen, finde Methan hier nicht sinnvoll, sondern Wasserstoffkraftwerke.
Wirtschaftlicher ist zunächst natürlich die Verschiebung von Lasten durch einen Kapazitätsmarkt, der ja demnächst auch kommen soll.

Ich finde Wasserstoff auch sinnvoller für den großen saisonalen Lastausgleich, also wenn die Wasserstoff-Kraftwerke dann mindestens viele hundert wenn nicht tausend Laufstunden im Jahr haben. Aber eben für die angesprochene Dunkelflaute halte ich das überhaupt nicht für sinnvoll. Da geht es um wenige Stunden im Jahr, für die man hohe Kapazitäten vorhalten muss. Es macht wenig Sinn das mit teuren Wasserstoff-Kraftwerken zu tun.

Das ist eine ziemlich unehrliche Unterstellung. Wenn man Frau Grimms Track Record in der Wissenschaft anschaut, dann sieht man dass sie schon lange auf dem Gebiet geforscht und Expertise aufgebaut hat. Ihre pro H2 Positionen hat sie da schon lange vor der Anstellung bei Siemens bezogen.

Möglicherweise ist der Bedarf von ihr zu hoch geschätzt. Aber das muss nicht mit ihrem Aufsichtsratsjob zusammen hängen (zumal PR für einen Arbeitgeber machen keine Aufgabe des Aufsichtsrat ist, sondern die Kontrolle des Managements).

Es gab zu dem Vorwurf bereits einen Thread in dem wir das bereits hoch und runter diskutiert haben. Da stand auch der Vorwurf der Befangenheit, der sich bei Betrachtung der Fakten aber sehr relativiert hat.

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Gibt es denn eine Begründung für die aktuelle Einschätzung? Vor ein paar Jahren habe ich überall Zahlen von etwa der halben Menge gelesen. Auch z.B. in der Fraunhofer ISE Studie. Eine Änderung von 300 auf 600 TWh bewirkt ja schon eine erhebliche Änderung der Anforderungen an unser Energiesystem. Auch hinsichtlich der Kosten. Wasserstoff kann vielleicht in anderen Regionen der Welt besser produziert werden. Aber er muss ja auch über lange Strecken transportiert werden und andere Industrieländer werden vmtl ähnliche Bedarfe haben.

Ok. Danke für die Einschätzung und den Hinweis.

Finde es schwierig hier die VWL Forscherin mit der technischer Forschung zu vermengen. Die Annahmen u.a. von Frau Grimm beruhen darauf, dass die technische Forschung gewisse Fortschitte macht und hier bläst sie schon sehr in das Horn der Firma, die sie angestellt hat. Das ist auch an sich kein Problem, wenn sie nicht gleichzeitig möglichst neutral das Beste für unser Land herausholen soll. Hier kann (nicht muss) es zu Interessenkonflikten kommen.

Das ganze kann eher techno-ökonomischen Modellierung ebenfalls vorgeworfen werden. Wenn man sich anschaut wie positiv die Wasserstoffkosten zum Teil mit Modellen berechnet wurden und was aktuelle Projekte zeigen, dann kann man den Vorwurf auch Forschenden mit einem eher technischen Background machen. Von daher der Austausch zu Grau Grimm doch bitte in der passenden Diskussion.

Möglicherweise auch zu gering (wobei ich das persönlich nicht so erwarten würde). Im Ariadne Projekt wurden einige Studien verglichen. Dort sind zwischen 250 und 800 TWh Wasserstoff ind auch E-Fuels rausgekommen (leider nicht genau getrennt). Die ffe hat dazu auch einen kleinen Review (gibt noch viele mehr). Dort werden an sich die gleichen Modelle betrachtet und die Spanne und Größenordnung ist ähnlich (Metastudie Wasserstoffbedarf in Deutschland: Datenanhang - FfE und Kurzdossier: Durchstarten trotz Unsicherheiten - Eckpunkte einer anpassungsfähigen Wasserstoffstrategie | Ariadne).

War das schon im Hinblick auf die komplette Energiewende? Das Autos relativ schnell nur noch elektrisch fahren, war spätestens seit 2010 sogar für Laien wie mich absehbar (leider nicht für Vorstände von Verbrennerkonzernen und CxU, FDP und SPD). Als Ersatz im Wohnbereich auch für den Altbau hatte ich das weniger auf dem Schirm.

Ja schon. Die Fraunhofer ISE Studie berücksichtigt ja z.B. alle Sektoren. Selbst das Szenario mit dem höchsten Energiebedarf rechnet da mit knapp über 300 MWh.

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Ich glaube schon, dass die das wissen. Das Problem ist, dass Hinz und Kunz trotzdem glauben weiter Verbrenner fahren zu müssen, damit sie auf der Urlaubsreise an die Ostsee oder in die Alpen nicht alle 3h eine Tankpause machen müssen.

Wenn die Hersteller aber ihre BEV nicht verkauft bekommen, dann können sie nicht umstellen. Es gibt nicht umsonst Autohäuser, die ihre Stromer wieder aus dem Sortiment werfen.

Es ist der gleiche Quatsch wie beim Schaltgetriebe. Obwohl Automatik schon ewig kaum mehr kostet, hat es über ein Jahrzehnt gebraucht eh die Verkaufszahlen sich angepasst haben. Der Deutsche kauft halt was er gewohnt ist, nicht das beste Produkt.

Denke schon, dass hier auch der Preis mitspielt. Gibt halt noch nicht wirklich viele gute, günstige, gebrauchte E-Autos auf dem Markt. Einfach weil sie noch nicht so alt sind.

Das Argument ist sicher nicht ganz falsch. Aber andererseits sind bekanntermaßen E-Autos über die ganze Laufzeit gerechnet günstiger - vor allem mit PV auf dem Eigenheim. Das heißt, jeder der es sich leisten kann, müsste dann den Stromer kaufen/leasen. Vor allem mit Blick aufs Leasing oder langfristige Ratenkäufe ist das E-Auto damit auch für eine breite Masse (sicher nicht alle) bereits erschwinglich. Höhere Nachfrage würde zudem auch zu höheren Skaleneffekten bei Herstellern und damit Preisverfall führen.

Die „vielfältigen“ Gründe für und gegen das E-Auto kann man diesem Plakat entnehmen:

Daraus ist ersichtlich, dass die Bereitschaft zum Stromer als nächstes Fahrzeug mit 1/3 generell bedenklich gering ist und der Preis nur ein Grund von vielen ist. Außerdem interessiert man sich eher für teure europäische Marken, die bei dem Thema mangels bisheriger Skaleneffekte preislich deutlich teurer sind, statt für bezahlbare kleine Marken. Man erzeugt sich das Preisproblem also selbst.

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Ein anderes Problem sind die rasanten Fortschritte im Bereich Batterie. Bei einem Verbrenner macht es weniger aus, ob ein Garagen-Auto (bei ähnlicher Laufleistung) 2 Jahre älter ist. Bei einem Renault ZOE ist das dann ggf. der Unterschied zwischen 200 und 350km Reichweite. Dadurch ist/war der Wertverlust bei E-Autos wesentlich höher. Ich denke seit ca. 2 Jahren gleicht sich das an, ich würde mir aber deswegen auch kein 5 Jahre altes E-Auto kaufen bzw. der Verkäufer würde den Preis dann eher nicht akzeptieren.

Gilt aber alles erst ab einer gewissen Kilometerleistung. Für Menschen die das Auto wenig benutzen, verschiebt sich der Business Case eher dahin, dieses ganz abzuschaffen. Und das ist ja im Sinne der Energiewende auch eine gute Idee. Man sollte es nur auch stärker so kommunizieren.

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Ohne eigene Wallbo von ist das noch schlimmer, das Hütchenspieler Verhalten der Ladesäulen-Betreiber macht es nicht besser. Benzin ist auf der Autobahn maximal 10% teurer, bei Strom kann das den dreifachen Preis im Gegensatz zur Wallbox bedeuten.
Hinweis: ich habe kein eigenes Auto sondern mache carsharing, zahle also eine Kilometer-Pauschale und darf mit einem Esso-Chip an Ladesäulen zahlen. Ich kenne das Thema eher von Kollegen.

Ich glaube das kommt sehr auf den eigenen Bedarf an. Wir sind mit unserem Nissan Leaf Baujahr 2016, den wir letztes Jahr gebraucht für 11.500 Euro gekauft haben, sehr zufrieden. Preislich hätten wir bei einem vergleichbaren Verbrenner-Modell ähnlich gelegen. Ja, die Verbrenner hätten eine höhere „Reichweite“, als die ca. 160km, die der Leaf noch schafft, aber wir brauchen diese höhere Reichweite nicht. Und im Gegenzug sparen wir jedes Jahr ziemlich viel Geld.

Wer also nicht täglich 300+ Kilometer fahren muss, der kann mit gebrauchten EVs teilweise ein echtes Schnäppchen machen.

Ich sage nur: E-Bike!

Ich komme beim Vergleich auf in der Regel 20%+ Preisunterschied. Super E5 kostet beispielsweise an den meisten Tankstellen derzeit um 1,8 Euro, auf der Autobahn aber 2,2 bis 2,3 Euro. Aber du hast Recht, dass es bei fossilen Brennstoffen grundsätzlich eine größere Berechenbarkeit gibt.

Der Vergleich zur Wallbox ist aber nicht wirklich fair. Wenn ich eine Ölquelle und eine Mini-Raffinerie im Garten hätte und auf den selbst produzierten Kraftstoff keine Steuern zahlen müsste, dann würde das Benzin an der heimischen Zapfsäule auch extrem viel billiger sein :wink: .

Ein EV ist (wenn man bereit ist, seine Gewohnheiten etwas anzupassen) auch beim Laden an der Ladesäule praktisch immer etwas billiger als der vergleichbare Verbrenner. Aber die Möglichkeit über die eigene Wallbox zu laden macht das finanziell zu einem no brainer, vor allem mit eigener PV. Und zeigt auch, warum Wasserstoff für den Individualverkehr wohl nie mit BEVs wird konkurrieren können.

Es gibt sehr viele Leute, die alle Anwendungsfälle inklusive des jährlichen Urlaubs auf Sardinien mit dem eigenen PKW erledigen wollen. Ich rate dann zum Leihwagen, aber das macht die Kosten zu transparent :sweat_smile:.

Wenn ich von 20kWh/100km ausgehe sind das bei 75Cent ohne Vertrag auf der Autobahn 15€. Ein Benziner braucht da 6l, mal 1,80€ sind 11€.
Immer billiger würde ich nicht sagen, aber oft.
Das mit den sehr intransparenten Preisen an der Ladesäule ist anstrengend. Eigentlich sollte wie bei Tankstellen der Preis in großen Lettern abgeschrieben stehen.