Was will die FDP? Und was wollen wir als Wähler’innen von unseren Politiker’innen?

Ich habe die letzte Folge des Politikpodcast der Zeit gehört. War ziemlich anstrengend teilweise, weil Ferdinand Dudenhöffer schon auch viel ekelhafte Polemik raushaut aber nicht voll auf Autos geht immerhin. Er warf mehrfach den Gedanken ein, dass E-Fuels nur aus einem Grund so forciert werden, nämlich weil Lindner auch noch in 15 Jahren seinen Porsche genauso fahren will wie heute. Leider würde ich Lindner zutrauen aus egoistischen Gründen ein Bundesamt zu missbrauchen.

Das sehe ich auch so. Bereits bei den Koalitionsverhandlungen kam der Verdacht auf, dass der Porsche Chef gute Kontakte zu Herrn Lindner pflegte.
Kann es Zufall sein, dass Porsche die einzige Automobilfirma ist, die auf E-Fuels setzt…
Außerdem konnte man Herrn Lindner schon in Interviews von seinem Porsche/Motoren/Fahrgefühl/Geräusche schwärmen hören.

Das sollte man im Kontext sehen. Wissing hat auf einem FDP Parteitag gesprochen und damit gezielt gegen die Grünen gekeilt (Wahlk(r)ampf halt).

Inhaltlich ist die Aussage natürlich vollkommen Panne und hilft der FDP medial nicht. Sie ist aber auch nichts anderes als was alle anderen Parteien seit jeher auch machen, Polemik und Unsinn giften, um sich gegen den Gegner abzugrenzen. Genauso sprechen die Grünen ständig davon, dass die Erde unbewohnbar wird und die Menschheit ausstirbt, wenn wir nicht sofort die Energiewende vollziehen.

Was trotzdem deutlich zeigt wie völlig egal solchen Menschen die Verantwortung ist, die sie nun mal haben. Man muss nicht bei jedem Sippentreffen wie ein Betrunkener Kirmesgänger bellen, sondern könnte auch auf den Ernst der Lage eingehen. Eine klare Charakterschwäche und eigentlich für einen Minister ein Ausschlusskriterium. Du sagst ja selbst im 2. Teil wie nutzlos das ist. Wir dürfen diesen Blödsinn nicht mehr relativieren. Das von den Grünen ertrage ich leider tatsächlich auch nicht mehr, da sie immer noch nichts ernsthaftes für den sozialen Ausgleich tun oder fordern. Das würde auch der Akzeptanz helfen.

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Auch wenn man weiß, welchen Zweck es hatte, ist es ein kolossaler Fehler. Denn auch seine Aussagen auf einem Parteitag haben Außenwirkung. Verantwortungslos.
Parteiinteressen über Bevölkerungsinteressen.
Zu den Grünen: Ich kann mich nicht an eine Rede mit „Menschenheit stirbt aus“ von einem Bundesminister erinnern. Dramatisch ist der Klimanotstand. Das ist Fakt. Wenn man sich wirklich mit der Thematik beschäftigt, wird einem klar, dass wir akut handeln müssen. Einen Herzinfarktpatienten schickt man auch nicht erst mit einem Beruhigungsglobuli nach Hause, weil man gerade mit anderem beschäftigt ist.
Ich lese in letzter Zeit viel zum Thema Klimakrise. Bücher renommierte Wissenschafter. Seitdem kann und will ich das Thema nicht mehr verdrängen oder kleinreden.

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Natürlich meint die FDP auch diese Freiheit und setzt sich seit Jahren dafür ein. Sehen wir an aktuellen Gesetzesänderungen die der Justizminister (FDP…) vorgelegt hatte (BMJ | Aktuelle Gesetzgebungsverfahren | Gesetz zur Änderung des Strafgesetzbuches – Aufhebung des Verbots der Werbung für den Schwangerschaftsabbruch (§ 219a StGB), zur Änderung des Heilmittelwerbegesetzes, zur Änderung des Schwangerschaftskonfliktgesetzes, zur Änderung des Einführungsgesetzes zum Strafgesetzbuch und zur Änderung des Gesetzes zur strafrechtlichen Rehabilitierung der nach dem 8. Mai 1945 wegen einvernehmlicher homosexueller Handlungen verurteilten Personen)

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Hinweis: die e-fuels werden im globalen Süden hergestellt. Dort gibt es ca. 5x soviel Sonnenstunden wie hier, sprich wenn man es auf die Solarmodule runter bricht ist es sogar effizienter mit e-fuels zu fahren als mit EVs (Annahmen hierbei: 25% Effizienz e-fuel vs BEV und 20% Effizient Strom aus Sonne zu erzeugen Deutschland vs Chile).

Netter Nebeneffekt: wir schaffen neue Wertschöpfung im globalen Süden (Namibia, Chile, andere) die wir dringend brauchen um das Migrationsproblem zu adressieren.

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Das sagen die Grünen so nicht. Sie sagen, es wird nicht mehr schön sein auf der Welt, auch nicht in vermeintlichen Rückzugsgebieten für die, die sich einen noch günstigeren Ort leisten können; sie sagen, die Energiewende ist ein notwendiger Schritt um den Klimawandel auf ein (hoffentlich) erträgliches Mass zu begrenzen und nicht, dass die Energiewende in DE die Welt retten wird.

Aber selbst wenn deine „Interpretation“ bare Münze wäre, sie würde noch lange nicht den Grad von „Polemik und Unsinn“ des Wissing-Spruches erreichen. Es machen nicht „alle seit jeher das selbe“, nur halt manchmal und nicht alle, zum Glück. Es ist schon so, dass einzelne Grüne mit ihren Prognosen vereinfachen und alarmieren, aber immerhin vertreten selbst die noch ein gemeinsames Interesse aller Menschen, währen in diesem Fall zumindest Wissing und die FDP ein Sonderinteresse einer eh schon privilegierten Minderheit vertreten. Das ist doch ein gewaltiger Unterschied, oder nicht?

Du vertrittst recht konsequent eine Position des Ausgleichs, die ich schätze. Aber hier ist dir ein Ausrutscher passiert.

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Die Grünen insgesamt sicher nicht, einzelne einflussreiche aber durchaus. Bei Hart aber Fair heute sprach Frau Göring-Eckhard davon, dass wir sofort handeln müssten, damit unsere Kinder 2045 „noch eine wirklich belebbare Erde“ behielten. Das ist grober Unfug und Wasser auf die Mühlen derer, die Klimaschutz für Hokuspokus erklären.

Moralisch gebe ich dir aber recht. Die Aussage von Wissing ist egoistischer und weniger unterstützenswert als die von Göring-Eckhard.

Kein grober Unfug, was Frau Göring-Eckhardt gesagt hat.
Wer sich intensiv mit dem Thema beschäftigt, findet die Feststellung bestätigt.
Ich habe heute auch an einem Webinar mit Dr. Friederike Otto, die am IPCC mitgearbeitet hat, und der Mitarbeiterin des Umweltbundesamtes Dr. Susanne Dröge teilgenommen. Es ist akut und gefährdet die Zukunft unserer Kinder extrem. Wenn ich die schon jetzt eintretenden Klimaerhitzungsfolgen sehe, die wir alle live verfolgen können, fürchte ich, dass auch meiner Generation der 50jährigen bereits gravierende Folgen erleben werden.
Außerdem ist es ein Hohn, nicht sehen zu wollen, dass Menschen im globalen Süden bereits jetzt massiv leiden.
Den Link zur Webinaraufzeichnung reiche ich nach.

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Versteh mich nicht falsch @Margarete. Ich bin doch ganz bei dir. Zu wenig Klimaschutz wird zu extremen Herausforderungen führen. Allein die Migrationsbewegungen infolge extremer Dürren, Überschwemmungen und Temperaturereignisse würden enorm schwierig. Etliche weitere Faktoren kommen hinzu.

Dennoch, mir geht es lediglich um das Framing wirklich belebbare Erde. Die Erde bleibt auch trotz Klimawandels für den Menschen belebbar. Es wird halt nur wesentlich anspruchsvoller und entbehrungsreicher. Das sollte man auch so benennen und nicht suggerieren wir würden alle aussterben.

Aber vielleicht ist das eher Inhalt für ein Pro-Seminar zu politischer Kommunikation.

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Vielleicht ist dieses Aussage nicht komplett falsch, aber sie ist zu pauschal.
Wahrscheinlich wird es immer Teile der Erde geben die „belebbar“ sind, ich denke aber nicht dass die reichen Nationen und deren Bürger bereit sind, diese Regionen mit den ärmeren (die ein vielfaches in der Überzahl sind) zu teilen.

https://www.zeit.de/online/2009/23/klimawandel-tote-studie

Den beiden Artikel nach, leiden immer mehr Menschen weltweit unter den Folgen des Klimawandels.
Immer mehr und größere Flächen werden unbewohnbar, die Desertifikation nimmt weltweit stark zu.

Dazu gehört das Thema Wasserknappheit zur fast alltäglichen Berichterstattung auch hier in Europa und bei uns.

Ich halte das Framing im großen und ganzen für angebracht, auch wenn sicher einzelen Personen etwas überzeichnen. Es wäre aber fatal, deswegen die generelle Aussicht was auf uns zu kommt, klein zureden.

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Naja, das tun politische Gegner aber eher selten, man erinnere sich an die Kampagne gegen die Linken als ein verfälschtes Zitat eines einfachen Mitglieds von einer Programmdiskussion genutzt wurde um zu „beweisen“ dass die Linken angeblich die reichsten 10% von Deutschland liquidieren wöllten.

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Mal in die Runde gefragt:
Kann es sein, dass der IPCC-Report AR6 noch gar nicht wirklich fertig ist? Ich habe mal auf der neuen und unübersichtlichen Seite des IPCC gesucht und bin bis hier gekommen:

AR6 Synthesis Report - Climate Change 2023

Aber da heißt es sowohl zum synthesis report, als auch zum full report nur: coming soon. Die IPCC ist ohne hin schon drei Jahre zu spät, der Report wäre ja eigentlich schon 2020 dran gewesen. Weiß da eventuell jemand was zu?

Soweit ich weiß, ist der aktuelle Bericht eine Synthese aus den vorhergehenden.

Ehrlich gesagt, wird die Erde wahrscheinlich auch unbewohnbar, wenn wir kurzfristig die Energiewende vollziehen, da das nicht ausreicht und wir wahrscheinlich bald diverse Kipp-Punkte überschreiten bzw. ggf. schon überschritten haben.

Von daher ist dein Vergleich etwas schief.

Das ist jetzt nicht persönlich gegen dich gerichtet, aber ich kann diese Form der Schein-Resignation nicht mehr hören. Immer öfter hört man in letzter Zeit „Wir sterben sowieso aus“ oder „Den Klimawandel können wir jetzt eh nicht mehr aufhalten“ usw.

Und ich finde diese Argumentation absolut unredlich. Das ist nichts anderes als die nächste Runde des Wegschiebens der Verantwortung. Klar ist man damit ehrlicher als irgendwelche renitenten Klimawandel-Leugner, aber wirklich konstruktiv ist diese Haltung doch auch nicht.

Niemand resigniert, dem sein Haus in hier in Deutschland weggespült wird, von Starkregen oder Ähnlichem. Alle rennen dann zum Staat und wollen Hilfen. Aber niemand hat Bock vorher seinen Lebenswandel zu überdenken.

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Entschuldige. Mein Statement klingt in der Tat resignativ, das war überhaupt nicht meine Absicht.

Klar: es ist fünf nach zwölf und wir werden das 1,5-Grad-Ziel wahrscheinlich reißen. Das ist für mich allerdings alles andere als ein Grund, zu resignieren. Im Gegenteil: jedes Zehntel-Grad zählt!

Und gleichzeitig können wir auf vielerlei Art und Weise von den Maßnahmen für Klimaneutralität profitieren: billigere Energie, verringerte Abhängigkeit von Diktaturen, sauberere Luft und vieles mehr!

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Der Zeithorizont ist hier entscheidend. Wenn die Sonne ausgebrannt ist und Merkur und Venus verschluckt hat, muss die Menschheit spätestens dann die Erde weit genug weggebracht haben- andernfalls werden die Gravitationswellen der ausgebrannten Sonne spätestens dann die Erde einsaugen und die Menschheit stürzt in die kalte Sonne.
Alternativ könnte der Mensch als Spezies multiplanetär werden. Also in den nächsten 100 000 000 000 000 000 000 000 000 (hundert Quadrillionen) Jahren muss die Menschheit eh hier weg.

Den aktuell bewohnbaren Planeten bewohnbar zu halten ist also keine langfristig nachhaltige Lösung. Der Planet muss auch wegziehen - oder zumindest die Menschheit.

Sehe ich auch so - trotzdem verstehe ich Menschen, die angesichts eines chinesischen CO²-Ausstoßes von über 11 Milliarden Tonnen pro Jahr und einer Vervierfachung der afrikanischen Bevölkerung bis Ende des Jahrhunderts (80% der Weltbevölkerung wird dann allein durch Afrika und Asien ausgemacht werden) die starke mediale Fokussierung auf Randthemen wie dem Tempolimit bzw. die emotional geführte Diskussion zu diesen Themen übertrieben finden.

Diese mögliche Sichtweise habe ich auch in einem anderen Thread bereits versucht, darzustellen:

Betrachtet man die aktuelle Realpolitik (und nicht die Lippenbekenntnisse der Regierungen), werden wir bei 2,4°C Erderwärmung im Vergleich zum präindustriellen Zeitalter rauskommen.

Mein Eindruck ist, dass der Glaube an den globalen Kraftakt, der für ein Erreichen eines 1,5 Grad-Ziels notwendig wäre, in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung nicht vorhanden ist. Um mal etwas plump bei der Autobahnmetapher zu bleiben: Wenn ich schon sehenden Auges und ohne Möglichkeit zu bremsen auf den Abgrund zurase, dann bitte nicht mit aktivem Spurhalteassistent und Tempo 130 - dann solls wenigstens Spaß machen.