In der EU wird die Sanierungspflicht für Gebäude vorangetrieben. So sollen alle Gebäude ab 2030 auf die Effizienzklasse D hochsaniert werden.
Fassadendämmung und Fenstertausch dürften für viele unvermeidbar - und auch unbezahlbar sein. Das noch in Verbindung mit den jetzt drastisch gestiegenen Kosten für neue (Wärmepumpen-) Heizung wird dazu führen, dass Häuser verkauft werden müssen. Kommt halt auf die Ausgestaltung der Restriktions-Maßnahmen, welche die EU den Mitgliedsstaaten überlässt, an.
Was wäre denn die Alternative? Bei Neubauten sprechen wir von KfW55 oder 40, wo wir unter 50KWh/m² sind. Klasse E sind über 130 KWh/m². Bei so schlechter Dämmung ist es eher sinnlos, eine Wärmepumpe als Heizung einzubauen. Wenn es kalt wird, braucht man mindestens noch einen Kamin zur Unterstützung.
Also lassen wir weiter Öl und Gas verbrennen, bis das Klima so warm ist, dass keine Heizung mehr benötigt wird? Uns steht eine waschechte Katastrophe ins Haus! Wir reden hier nicht davon, dass ein paar niedliche Tier nicht mehr da sind, es geht in spätestens 30 Jahren ums nackte Überleben und wir sind die Generation, die das noch verhindern oder zumindest abmildern kann. Danach ist das Kind im Brunnen. Wir werden die Weltbevölkerung nicht mehr ernähren können, Horden von Migranten werden über die noch lebenswerten Gebiete herfallen und das tun wir unseren Kindern an, weil wir es lieber billig hätten?
Die Frage ist doch: was wird passieren? Weder gibt es genug Handwerker, welche die Maßnahmen durchführen können noch haben viele Eigentümer das Geld das zu finanzieren.
Sollen die Häuser stillgelegt werden und der Miet-Markt bricht final in sich zusammen? Immer wenn ich hier durch die Gegend fahre sehe ich Häuser die rundum gedämmt werden müssen, der von Habeck geplante Heizungstausch ist da ein Klacks dagegen. Das ist in den verbleibenden 7 Jahren nicht zu schaffen.
Anders betrachtet: Um die Manpower zur Verfügung zu stellen müssen wir jeden verfügbaren jungen Menschen in die Bauwirtschaft stecken, egal welche Ausbildung er grade angefangen hat.
Die Sache ist halt - und ich glaube, dass deshalb viele der Überzeugung sind, dass das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist: China stößt mit 11,3 Milliarden Tonnen CO²/Jahr um die 15 Mal mehr aus als ganz Deutschland. Die schlichte Wahrheit ist: Selbst wenn der bisherige Klassenprimus in der Klimasünde, die USA, sich unseren ambitionierten Plänen anschließen, wird es China nach Ansicht von Analysten eben nicht (anderslautende politische Bekundungen dienen nur der Beschwichtigung).
Eine andere traurige Wahrheit ist, dass die afrikanische Bevölkerung explodiert (bis Mitte des Jahrhunderts 2,5 Milliarden, bis Ende des Jahrhunderts 4 Milliarden Menschen) - diese Menschen wollen Wohlstand erleben, wollen Konsum, wollen Fleisch und PKW. Europa und die USA können diesen Menschen (zurecht!) nicht vorschreiben, dass sie nach Jahrhunderten der Ausbeutung sich nun erstmal zusammenreißen müssen.
Das wahrscheinliche Szenario ist, dass wir bis Ende des Jahrhunderts irgendwo zwischen 2 und 3,5°C zusätzlicher Erderwärmung landen werden. Darauf würde ich fast auch wetten - eine globale Zivilisation, die noch nicht einmal am Ende ihrer Bevölkerungsentwicklung angelangt ist, wird mMn nur mit absolut disruptiven Technologien (Fusion etc.) derartig unglaublich hochgesteckte Ziele in unglaublich kurzer Zeit schaffen.
Ich glaube, dass da bei vielen eine unbewusste Spieltheorie das Denken bestimmt: „Wir werden’s nicht schaffen, und wenn wir es schon nicht schaffen, müssen wir für die harte Phase danach ausreichend Ressourcen auf der hohen Kante haben.“
Das Einfamilienhaus ist das in Deutschland propagierte Lebensmodell. Leider ist dieses gesellschaftlich nicht sehr attraktiv, da zu teuer. Wir sind jetzt in der Situation, dass vielen ein Lebensstil als Wunsch suggeriert wurde, den sie sich eigentlich gar nicht leisten könnten. Die Subventionen lassen sich jetzt nicht mehr aufrechterhalten, von daher können sich weniger Menschen ein EFH leisten. Dass Menschen dann ihre Häuser verkaufen müssen ist wahrscheinlich. Das liest sich erstmal tragisch, ist es aber nicht. Man muss „nur“ den Menschen klar machen, dass es sich auch in anderen Häusern leben lässt, sogar besser als in EFH Siedlungen.
Das EFH gehört mit zu den wenigen verbleibenden funktionierenden Altersvorsorgekonstrukten die wir noch haben bzw. hatten. Ein abbezahltes EFH bedeutet keine Miete bei - bislang - vorhersehbaren und auch bezahlbaren Renovierungskosten.
Wir sind in D schon jetzt nicht in der Lage, die erforderlichen 400tds Wohneinheiten/Jahr hinzustellen, das jetzt noch durch stillgelegte EFH zu verschärfen könnte eine dumme Idee sein. Ich vermute, viele grüne Stammwähler überlegen grade, ob sie da etwas falsch gemacht haben. Hier gilt es schnell deutlich zu machen, dass … tja, was nur? Geld wird es mit Christian Lindner nicht geben. Dessen Klientel sieht günstige Baugrundstücke in toller Lage.
Es betrifft ja nicht nur die EFH-Besitzer sondern auch die Mieter - denn auch hier ist der Gebäudebestand sanierungsbedürftig und die Kosten werden an die Mieter vermutlich weitergegeben.
Sowohl EFH-Besitzer als auch Mieter werden dann überlegen, ob sie nochmal grün wählen - womit der Klimaschutz bis auf weiteres gescheitert wäre.
Ich sehe in dem EU-Vorhaben noch eine weitere Gefahr: In anderen EU-Ländern ist der Eigentumsanteil an Häusern höher. Damit könnte die Wut gegen die EU dort höher ausfallen - Auftrieb für die Le Pens und Orbans verbunden mit weiteren Brexits?
Das ist doch auch der Grund, warum man aus einem ersten Entwurf keinen Elefanten machen sollte.
Rumänien, Ungarn, Elsaß, Italien… Dort wird es erst recht undenkbar sein, die Häuser so zu renovieren, wie es der Vorschlag möchte.
Wir sehen gerade (und in den nächsten Jahren) wie die ausgerufenen Ziele zum Klimaschutz und Energieeffizienz mit der Realität kollidieren. Man hätte bereits vor zwei Jahrzehnten anfangen müssen, um eine realistische Chance zu haben, mit einem Business-as-usual-Szenario auch nur in der Nähe der geforderten Einsparungen zu gelangen. Es wurde aber fast nichts auf den Weg gebracht und um aus dem Business-as-usual auszubrechen, dafür fehlen nun Kraft und Wille. Außer den Grünen ist momentan allen Parteien Klimaschutz herzlich egal. Die ersten Politiker wagen sich bereits aus der Deckung mit Statements a la „Über diese Ziele müssen wir nochmal reden, wenn die so schwierig zu erreichen sind.“.
Kurzum: Unsere Gesellschaft wird an der Herausforderung der Klimakatastrophe scheitern. Und ungefähr zeitgleich wird uns auch noch auf die Füße fallen, dass von Kohle abgesehen, in Europa kaum noch Vorkommen fossiler Energieträger vorhanden sind. Wir hängen sehr stark von Importen aus anderen Weltregionen ab und diese können, wie wir gerade erlebt haben, in unruhigen Zeiten schnell und ohne Vorwarnung abbrechen.
Wer in einem schlecht gedämmten Haus lebt, wird in gar nicht so ferner Zukunft im Sommer schwitzen und im Winter frieren. Ich hoffe, die paar Urlaubsreisen und Autokäufe, die man sich statt einer Sanierung geleistet hat, waren es wert.
So ist es und es ist daher höchste Zeit, dass Kommunen aufhören, Bauland für EFH-Siedlungen freizugeben. Das ist meiner Meinung nach eine der dringendsten und wichtigsten, überfälligen Policies: EFHs sind der Gravitationspunkt, um den fast alle Probleme, die wir mit Wohnraum, Mobilität und Energie haben, kreisen und deren gezielte Schlechterstellung daher ein eindeutiger, kaum zu unterschätzender, gesellschaftlicher Gewinn.
Meine Wahrnehmung als Dorf-Mensch ist da eine andere:
Stadtbewohner nutzen das Wasser, Strom etc. des Umlands ohne irgendetwas für die Umwelt zu tun. Solarzellen, Wärmepumpen: alles Dinge, die in den EFH realisiert werden während ich im städtischen Umfeld gar nichts in dieser Richtung erkennen kann.
Um beim Thema zu bleiben: auch die Umstellung der Miethäuser auf Energieeffizienz D sowie die Umrüstung der Heizungsanlage auf CO2-Neutral dürfte massive Kosten verursachen von denen ich eine Umlegung auf die - für viele jetzt schon kaum bezahlbare - Miete vermute.
@ralphmkk61 Bezweifelst du grundsätzlich, dass die sehr sehr schlechten und energieverschwendenden Gebäude modernisiert werden müssen?
Oder willst du nur darauf hinweisen, dass das Geld kostet?
Damit das EFH als Altersvorsorge funktioniert, wird aber ab Rente nicht mehr groß was dran gemacht.
Ja ein bisschen Tapete kleben und absolut notwendige Reparaturen, aber ansonsten ist da nichts mehr.
Das darf dann der Käufer/Erbe der nächsten Generation machen.
Das ist einer der Punkte der in vielen Debatten rund um EFH/Miete Kosten für Sanierung/Modernisierung vergessen wird.
Wofür wird das Geld ausgegeben?
Ich will darauf hinweisen, dass viele bereits in die Sanierung/Modernisierung der Gebäude investiert haben und jetzt - auch finanziell - nicht mehr in der Lage sind eine (weitere) Sanierung durchzuführen.
Kredite gibt es ab einem bestimmten Alter nicht mehr.
Ich bezweifle, dass die Gesetze für eine Gebäudesanierung umgesetzt werden können.
Das ist sowohl finanziell als auch logistisch (weder Material noch Personal sind vorhanden) machbar.
@Olaf.K ja, du hast recht: Häuser werden vom nächsten Eigentümer renoviert/saniert. Ich habe mein Haus seinerzeit von Einfach-Verglasten Doppelrahmen-Fenstern auf doppelverglaste Fenster, neues Dach mit Isolierung, neue LPG-Heizung usw. hochsaniert. Und tatsächlich, Camping-Urlaub war da auch noch drin.
Ich sehe bei der ganzen Diskussion hier nur keinerlei Lösungsvorschläge?
Hausbesitzer enteignen oder denen einfach 100kEuro kostenlosen Kredit zur Verfügung stellen?
Junge Leute als Heizungstechniker zwangsausbilden? Numerus Clausus für alle Studienfächer auf 1+ setzen und die Abitur-Anforderungen so erhöhen dass automatisch mehr Menschen für das Handwerk zur Verfügung stehen?
Am Rande: ich glaube dass uns die Klimakrise treffen wird und dass wir um Maßnahmen wie Gebäudesanierung und vor allem massiven Ausbau der erneuerbaren Energien nicht herumkommen.
So wie aber jetzt agiert wird verlieren wir die Wähler und stehen nach der Wahl wieder bei einer Regierung des „weiterso“ - und damit ist gar keinem geholfen.
Naja, nur ohne eine Gesetz passiert doch bei denen die finanziell könnten und die Handwerker bekommen gar nicht erst was.
Denn nur was per Gesetz Pflicht ist wird auch gemacht.
Ja es gibt immer Enthusiasten die sich ein Passivhaus bauen (dahin sanieren) aber deren Menge ist überschaubar.
Der Rest nörgelt halt lieber über zu Hohe Energierechnungen und klagt gleichzeitig, dass er die Energieverluste einsparen soll (die er brav mitbezahlt)
Kommt ja drauf an, was man als Lösung erwartet.
Du scheinst jedenfalls nach deinen Fragen ein Rundum Sorglos Paket mit garantierten Erfüllungsdatum als Lösung präsentiert bekommen zu wollen.
Allerdings wurde ja auch in der aktuellen Folge dargestellt, dass das Ziel des Gesetzes (Ende von Öl und Gas bei Heizungen) zwar eindeutig ist, aber der Weg dahin noch gar nicht fertig und diskussionsreif ist.
Moment - mir geht es nicht um das Habecksche Heizungstauschpaket. Hier geht es um die Pläne der EU den kompletten Gebäudebestand bis 2033 auf Energieeffizienz „D“ zu bringen.
Der Heizungstausch ist für die meisten Gebäudebesitzer absehbar: nach 25-30 Jahren muss getauscht werden, dafür spart man an - ärgerlich ist in dem Fall lediglich, dass die Wärmepumpen doppelt so teuer kommen.
Die EU-Pläne bedeuten aber eine umfangreiche Gebäudesanierung die schlicht die Gebäudebesitzer (und Eigentumswohnungsbesitzer) finanziell überfordert. Ob das auch zu Mieterhöhungen führen wird weil die Sanierungskosten auf die Mieter umgelegt werden können kann ich nicht abschätzen?
Das die Wärmepumpen doppelt so teuer sind in der Anschaffung, da mach ich einen Haken dran, aber Du musst schon auch die Wirtschaftlichkeit über die gesamte Nutzungs-/Lebensdauer sehen. Ansonsten würde sich ja eine PV-Anlage nie lohnen, da Investionskosten immer höher als Bestellung Stromanschluss beim lokalen Anbieter. Das ist aber nicht das Thema.
Jeder Eigenheimbesitzer muss sich darüber im klaren sein, dass er finanzielle Mittel für Reparatur / Renovierung / Modernisierung zur Seite legen muss. Problem ist nur, dass die Politik bei Eigenheimen auf die Intelligenz der Eigentümer vertraut. Im Wohnungseigentumsgesetz (WEG) ist z.B. eine Instandhaltungsrücklage vorgesehen. Dies sollte jeder Immobilienbesitzer machen und wenn man sich Empfehlungen dazu anschaut, dann liegen die (altersabhängig) bei 1-2€ pro Quadratmeter Wohnfläche pro Monat. Das sind bei einem älteren Haus mit 100qm dann 2.400€ im Jahr in 20 Jahren also 48.000€. Dafür geht schon was.
Ich bin absolut nicht bei Dir, dass dies per se die Eigentümer (bin selber einer) überfordert. Im Gegenteil, so wie ich kein Auto kaufen kann, wenn ich kein Geld für Inspektion, Ölwechsel oder Reparaturen habe, so sollte ich keine Immobilie kaufen, wenn ich nicht bereit bin diese auch im Wert zu erhalten und immer wieder „upzudaten“.
Und ja, zu Mieterhöhungen wird es auch führen, auch der Vermieter modernisiert, solange es keine Instandhaltung ist. Und da auch die Mieter von der Modernisierung profitieren, ist es auch fair, dass ein Vermieter dies anteilig über die Miete umlegen kann.
Die notwendige Gebäudemodernisierung oder auch -sanierung wird alle treffen und alle werden dafür den Gürtel etwas enger schnallen müssen. Hoffen wir auf ein Klimageld, dass eine gewisse Umverteilung dann ja vornehmen würde.
Das ist der Teil der Verantwortung, der gerne ignoriert wird.
Man sieht nur, dass man keine Miete zahlt. Dass man die aber trotzdem irgendwie mitdenken sollte wird halt vergessen.