Warum gibt es so viele „Enttäuschte“, siehe aktueller Höhenflug der AFD

Es gibt durchaus staatliche Eingriffe durch explizite oder implizite Verbote.

Das stimmt alles. Ein guter Manager wird natürlich versuchen, wahrscheinliche Entwicklungen vorauszusehen. Da haben sich viele aber auf die schlafwandlerischen Politik der Merkel-Jahre verlassen anstatt die Augen aufzumachen.

Die allgemein menschliche Komponente des Wirtschaftsgeschehens zu überblicken wäre halt auch eine gefragte Fähigkeit einer Managerin, auch wenn deren Früchte länger brauchen und deshalb so wenig beachtet werden in der schnelllebigen Geschäftswelt. Aber wenn sie mit dieser teilweisen Ignoranz mal wirklich auf die Nase fallen - kein grosses Mitleid meinerseits.

1 „Gefällt mir“

Daher kommt der Begriff „Steuern“, da sie das Verhalten steuern sollen. Ohne Verbote macht jeder, was er will. Aber gerade bei der Heizung wird halt Mist erzählt. Da sind die Änderungen schon längst beschlossen. Habeck hat nur den Beginn von 2026 auf 2024 vorgezogen.

So als finales Fazit ist wohl der Mensch an sich das Problem:

Wenn es allen Menschen gut geht, werden einige Menschen sehr unglücklich sein.

Wenn du meinst CO2 sollte nicht „verboten“ werden weiß ich auch nicht mehr weiter.
Gasheizungen an sich sind nicht verboten

Ich möchte hier gern nochmal dem in Union und FDP verbreiteten Framing „Grüne sind ideologisch“ etwas entgegensetzen. @pitus hat das in einem anderen Thread so gut formuliert, dass ich ihn zitieren möchte:

Bei Ideologie handelt es sich um eine Weltanschauung einer sozialen Gruppe. Das ist quasi eine Meinung, verbunden mit einer Prioritätenhierarchie, auf die sich die Gruppe grundlegend einigen kann. Ich sehe da nichts verwerfliches dran.

Was Union und FDP eigentlich meinen ist: „dogmatisch“ (habe ich auch von @pitus). Und ob man „die Grünen“ als „dogmatisch“ framen kann, darüber lässt sich sicherlich viel und gut streiten. Ich würde das den Grünen nicht grundsätzlich anlasten.

Aber es blitzt immer mal wieder durch. Ich habe gestern abend in der Kneipe ein weiteres Beispiel gehört: Auch in Hamburg durften anlässlich der Coronapandemie viele Gastronomen die öffentlichen Flächen vor ihrem Restaurant bestuhlen. Alle fanden das klasse (ja: bis auf die Anwohner). Es ist für alle eine Bereicherung ihrer urbanen Lebensqualität.

Der Besitzer des Restaurant erzählte, die zuständige Grüne im Bezirksamt das rückgängig machen will. Angeblich, weil es ihr „zu kietzig“ ist (Definition Kietz: hier). Ich weiß nicht, was das heißen soll und auch nicht, ob die Begründung überhaupt stimmt - wenn ja, dann ist das dogmatisch. Fakt ist, dass diese und sehr viele andere Restaurants einen erheblichen Anteil ihres Umsatzes verlieren werden. Der Besitzer des Restaurants sagte: „Dann muss ich dicht machen“. Das wird mutmaßlich vielen Gastronomen so gehen.

4 „Gefällt mir“

Aber die Lebensqualität der Anwohner steigert sich immens durch die zusätzliche Ruhe. Ich dachte die Lebensqualität ist das Hauptargument für lebenswerte Innenstädte.

Lebensqualität definiert sich immer individuell.

Das ist wohl kaum allgemeingültig zu definieren

Klingt hier im Forum aber bei anderen Themen sehr anders ^^

1 „Gefällt mir“

Die Süddeutsche Zeitung hat ein Essay über Besteuerung Reicher veröffentlicht.
Darin heißt es:

Viele Menschen bezweifeln den Nutzen der Demokratie. Sie meinen, es gehe unfair und ungerecht zu. Die Stimmung, auch in der deutschen Gesellschaft, ist aggressiv, die Debatten sind unversöhnlicher als früher.

Einfache Botschaften, in denen auch die ungleichen Vermögensverhältnisse mitschwingen, erreichen ihr Ziel. Motto: Welcher Normalhaushalt kann sich überhaupt eine Wärmepumpe leisten? Antwort: Kaum jemand, die Sehr-gut-Verdiener und reichen Erben haben gut reden.
Ähnliche Argumente auch in der Klimapolitik: Normalverdiener sollen weniger Auto fahren – und was machen die Milliardäre?

Damit schlägt die SZ eine Brücke, dass die aktuellen Debatten gezielt von Populisten als Klassenkampf missbraucht werden. Im Wir-Gegen-Die bleibt nur eine Möglichkeit. Die Regierung muss bestraft werden für ihr benachteiligendes Verhalten. Details sind da nicht mehr relevant und nur störend.

1 „Gefällt mir“

Ich finde das Thema nicht extrem wichtig und ich finde es nicht gut, dass du es als Klassenkampf abtust. Ich gehe voll mit, dass zunächst die Schere zwischen Arm und Reich angegangen werden muss und dann kostenintensive Maßnahmen.

1 „Gefällt mir“

Ich weiß, dass unsere Meinungen sich da unterscheiden. Ich sehe im Gesetzentwurf nicht das Drama, das hier gemacht wird. Aber vielleicht übersehe ich auch etwas. Das soll jetzt aber keine neue Wärmepumpen Debatte starten.

Es geht mir nicht nur um den einen Entwurf, sondern um die wachsende Ungerechtigkeit bei den Vermögen. Das muss dringend abgegangen werden. Nur so gräbt man Populisten das Wasser ab. Wie kann ich immer mehr Belastungen einfordern ohne etwas gegen diese Ungerechtigkeit zu tun? Natürlich kocht das dann immer mehr hoch und es kommt Widerstand. Die denen es sehr sehr gut geht macht es nichts Maßnahmen durchzuführen und noch die Förderung einzustreichen.

7 „Gefällt mir“

Ja, darüber handelt der Artikel. Und dass es dringend Zeit wird, Vermögen zu besteuern. Ich habe zwei freie Wähler in der Familie, die vom Parteitag mit Plakaten „Erbschaftsteuer abschaffen“ zurückkamen. Ich habe da echt üble Diskussionen hinter mir. Aber (nicht nur) die AFD nutzt aktuelle politische Themen, um sie entsprechend zu instrumentalisieren. Dann wird zum Beispiel argumentiert, dass man es gar nicht einsehe, Klimaschutz zu betreiben, wenn „die Reichen“ einfach so weitermachten wie bisher. Das verkennt zum einen, dass es durchaus Reiche gibt, die sich für Klimaschutz einsetzen und dass es beim persönlichen Klimaschutz halt völlig egal sein sollte, was andere tun, da geht es um einen selber.

3 „Gefällt mir“

Das die Schere zwischen „Arm und Reich“ immer weiter auseinandergeht, ist sicher ein gesellschaftliches Problem insbesondere zum thema Gerechtigkeitsempfinden.
Andererseits ist es ja offenbar ein Effekt des Leistungsprinzips unserer Gesellschaft, das ja immer noch so propagiert wird, insbesondere von FdP und CDU/CSU.
Credo: wer mehr leistet, verdient auch mehr.
Das mag auch einige Jahrzehnte gut funktioniert haben, spätestens mit dem über allem stehenden Prinzip der Gewinnmaximierung konterkariert dieses Leistungsprinzip sich selbst.
Daher häufen einige wenige überdurchschnittlich viel Geld an, teils auch über Gehälter, die man als überzogen ansehen kann für die gebotene Leistung, andere schuften nicht minder und tragen auch gravierende Verantwortung, kommen mit einem Gehalt kaum über die Runden.
Der Hinweis, können doch alle studieren, ist da meiner Meinung nicht zielführend. Ein Überangebot an Akademikern führt nicht zwangsläufig zu höheren Gehältern. Und bringt uns nicht zwingend vorwärts, wenn ein Jurist die Mülltonnen abholt, wril sonst keiner mehr da ist.
Aber ja, in diesen Punkt schürt auch die AfD Unfrieden. Allerdings ohne konkrete Lösung.
Daher frage ich mich schon, was man da von der AfD eigentlich genau erwartet?

Zitat aus dem aktuellen Spiegel:

Fragt man in der Partei Menschen, die sich laut Jobbeschreibung um Agenda-Setting kümmern sollten, schütteln sie den Kopf. „Das lohnt nicht. Wir warten, was so aufploppt an Themen, und sagen dann das Gegenteil von dem, was die Grünen sagen, fertig ist die Kampagne“, so beschreibt es einer. Es helfe außerdem, dass nun wieder mehr über Flüchtlinge gesprochen werde. Das sei immer noch das Thema, das der AfD am stärksten Menschen zutreibe.

AfD in Umfragen bei 18 Prozent: Warum stoppt niemand die Partei? - DER SPIEGEL (Bezahlartikel)

3 „Gefällt mir“

.

Das hat doch was, dass man das SZ Scenario live miterleben kann

Ich möchte dieses Essay

tatsächlich jedem ans Herz legen (leider doch hinter Paywall - es gibt bei der SZ ein Tagespass oder ein kostenloses Probeabo - Transparenzhinweis: Ich bin Abonnent, aber ansonsten unverbandelt mit der SZ).

Ich glaube tatsächlich, dass die als sehr ungerecht empfundene Verteilung von Einkommen (bitte immer nach Steuern und Sozialabgaben betrachten!), Vermögen (inkl. Erbschaften) und (neuerdings in der Diskussion auch immer benannt:) CO-Belastung so sehr und schon so lange das Gerechtigkeitsempfinden der (v.a. negativ betroffenen) Menschen berührt, dass sie die Demokratie und die soziale Marktwirtschaft nicht mehr als Systeme empfinden, die ihr Leben verbessern. Eher im Gegenteil.

P.S.: Einen kleinen Fehler erlaubt er sich: Die Reallöhne sind erst seit 2020 zurückgegangen, ansonsten sind die Reallöhne (also die Kaufkraft der Arbeitnehmer) bis 2018 im Durchschnitt leicht gestiegen.

1 „Gefällt mir“

Man erwartet, dass die AFD mal „so richtig aufräumt mit dem Laden“ und die etablierten Parteien „in Schranken weist“. Außerdem, dass sie sich „einsetzten für den kleinen Mann“, der „ungerecht behandelt“ wird.

1 „Gefällt mir“

Ich kann leider die Artikel (SZ, Spiegel) wegen der Bezahlschranke nicht lesen. Trotzdem ein Gedanke zu dem Thema: Die meisten Leute werden es den Reichen vermutlich nicht neiden oder sich aufregen, wenn die ihre Villa und ihren Ferrari haben, solange man es selber auch schön hat. Heißt, eine angemessen große und bezahlbare Wohnung und man nicht jeden Cent für den Wocheneinkauf umdrehen muss usw.
Zum Problem wird das erst, wenn sich die Leute die Basics wie wohnen und essen nicht mehr leisten können und es eine Katastrophe ist, wenn der Kühlschrank kaputt geht, weil man sich keine extra Anschaffungen leisten kann, weil man schlicht keine Rücklagen bilden konnte. Dann wird es bitter, weil man selber kaum was hat, der Reiche aber immer noch seine Villa und vielleicht den zweiten Ferrari. Ich habe oft den Eindruck, dass die aktuellen Politiker (egal von welcher Partei) den sozialen Sprengstoff nicht sehen (wollen) oder wird das „nur“ verdrängt?

7 „Gefällt mir“