Ich denke Punkt 1 sollte sein, sich klar zu machen, dass der Anteil an Wählerinnen, die offen für rechtspopulistische Positionen sind, lange in Deutschland verschleiert wurden, dadurch das CDU und CSU diese Wählerinnen an sich gebunden hatten (abgesehen von ca. 5% die immer mal wieder für rechtsextreme Parteien stimmten).
Neu ist also vor allem, dass sie eigens im politischen Balkendiagramm auftauchen. Sie sind also sichtbarer, nicht mehr als früher, wäre meine These 1.
Punkt 2 wäre für mich zu realisieren, dass es eine Reihe von Themen gibt, die heute nur noch von Rechtspopulist*innen vertreten werden, die lange Zeit bis in die Mitte der CDU hinein vertreten wurden. Sprich, es gab in den vergangenen 50 Jahren viele, viele Umwälzungen, die zu einer liberaleren Gesellschaft geführt haben. Das bei dem Tempo der Anteil derer wächst, denen es zu schnell geht, scheint mir selbstverständlich.
Punkt 3 wäre, dass, soweit ich das überblicke, in allen Demokratien mit der Zeit die Unzufriedenheit mit der Regierung wächst. Egal ob rechts oder links an der Macht ist oder eine große Koalition, stets wächst mit der Zeit der Anteil der Unzufriedenen. Meiner Meinung nach liegt das auch daran, dass weniger politisch (aus)-gebildete Menschen Entwicklungen der Regierung zuschreiben auf die diese kaum Einfluss hat. Beispielsweise werden weltweit Regierungen für die Inflation verantwortlich gemacht, rechte wie linke, obwohl die Inflation alle westlichen Industrieländer erfasst hatte.
Sprich: ich finde es nicht überraschend, dass eine links-liberale Regierung, die Cannabis legalisiert, Einbürgerung erleichtern will, das Selbstbestimmungsrecht fördert und ernst(er) mit Umweltschutz macht, den rechten Rand stärkt.
Was mich mehr besorgt ist, dass die CDU/CSU unter Merz immer (rechts-)populistischer wird und offenbar beschlossen hat, den Kulturkampf der Republikaner nachzuahmen anstatt ihre Verluste nach rechtsaußen und in die Nichtwähler*innenschaft mit seriöser Oppositionsarbeit zu stoppen.
Punkt 4 wäre: Ich sehe es nicht als Aufgabe der Nicht-Populistinnen an, alle mitzunehmen. Den Populismus zurückzuweisen ist eine Aufgabe der Parteien, ja, aber auch der Medien und der Bürgerinnen selbst.