Streichung Agrardieselvergütung + Kfz Steuerbefreiung

Ich schätze durch die Streichung der Grünen Nummer, sind viele die Nebenerwerbslandwirtschaft oder diese die ihren Hobby-Traktor beim Nachbarn im Betrieb angemeldet haben mit angegriffen worden und dadurch sind es auch so viele.

So müssen jetzt 300-500 € KFZ Steuer pro Landmaschine gezahlt werden, aber dafür darf man die Traktoren jetzt auch für nicht landwirtschaftliche Zwecke nutzen.

Problematisch könnten in der Zukunft hier die Führerscheinkontrollen oder Unfallaufnahmen werden, da die Polizei durch die Grüne Nummer leichter nachvollziehen konnte, ob der Transport landwirtschaftlich oder für gewerbliche Zwecke geschehen ist. Für gewerbliche Zwecke wird ein LKW Führerschein benötigt und ansonsten reicht der Traktor Führerschein (T&L). Ich glaube bei der Absicherung der Ladung gibt es auch Unterschiede.

Bei der Dieselrückvergütung gibt es drei Arten von Verbrauchsarten:

  • Ackerschlepper

  • standfesten oder beweglichen Arbeitsmaschinen
    und Motoren (bspw. Bewässerungspumpen)

  • Sonderfahrzeuge (bspw. PKWs der Betriebe)

Der Richtwert beim Feld bestellen liegt nach meinen Informationen bei ca. 120l/ha. Sollte ich nun als Landwirt nur 90 Liter fürs Feld verbraucht haben, was trotzdem viel ist, könnte ich ganz einfach den Rest in meinen Privatwagen kippen für den Urlaub.

Es gibt selten Tankquittungen von einzelnen Betankungen, da in der Regel ein Dieseltank auf dem Hof steht. Daher Frage ich mich, warum es hier keine Einfärbung wie beim Heizöl gibt, um Missbrauch zu vermeiden und Kontrollen möglich zu machen?

Ich finde bei der Rückvergütungen für Dieselkraftstoff ist auch nicht ganz uninteressant, dass Landwirte die Energiepflanzen (Mais usw.) für Biogasanlagen dadurch vergünstigt herstellen können.

Abgesehen von den GAP Zahlungen, spielt der Agrardiesel hier auch eine Rolle.

Es ist schon Krass zu sehen wie viel Leistung auf dem Feld zur Ernte von Mais benötigt wird und beim Abtransport Gewicht auf den Straßen liegt, um Strom zu gewinnen.

Die Abwärme der Biogasanlagen wird zum Heizen von Häusern genützt und es wird meines Wissens dann auch noch besser gefördert, aber als ganz blödes Beispiel wird auch Brennholz getrocknet, was auch als nachweisliche Wärmenutzung gilt.

Gehen wir von der Hälfte der 1 Milliarde Kürzungen, für die Rückvergütung vom Diesel aus (500.000 €) und 1/5 Anbaufläche für Energiepflanzen, zahlen wir 100 Millionen zusätzlich zu den GAP Zahlungen und garantierten Strompreis der Biogasanlagen für grünen Strom.

Dazu kommen noch die Schäden an den Straßen, die bei dem Transport der Ernte entstehen. Hier wird entweder der Transport zur Biogasanlage durch den Landwirt (Grüne Nummer) oder das abernten und abtransportieren durch Lohnunternehmen durchgeführt. Das Lohnunternehmen zahlt Kfz-Steuer, der Landwirt nicht.

Derzeit erzeugen in Deutschland etwa 9.600 Biogasanlagen eine elektrische Leistung von mehr als 5.600 Megawatt. Durch Biogasverstromung von Silomais können durchschnittlich 23 Tausend kWh Strom pro Hektar und Jahr erzeugt werden. Wird die Abwärme der Biogasanlagen ebenfalls verstromt, können durchschnittlich weitere 3 Tausend kWh/ha/Jahr gewonnen werden.

Mit Windkraftanlagen können pro Hektar landwirtschaftlicher Verlustfläche durchschnittlich 18 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom pro Jahr erzeugt werden.

Mit einer PV-FFA können pro Hektar durchschnittlich 700 Tausend kWh Strom pro Jahr erzeugt werden.

Ich habe jetzt nicht beachtet, wie viel Ackerfläche für die Futterproduktion genutzt wird und nicht für die direkte Lebensmittelproduktion. Das Argument, dass es um unsere Lebensmittel geht, ist hier ein bisschen schwach.

Die Art der Kommunikation der Landwirtschaftsverbände an ihre Mitglieder und die zu Teilen radikale Einstellung zur Regierung sehe ich Recht problematisch.

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Lese ich das richtig? 800x mehr Strom bei Windkraft versus Biogas aus Mais?

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https://buel.bmel.de/index.php/buel/article/view/462/682
Seite 16, er schreibt das 720fache, allerdings schwanken die Windkraftanlagen demnach um den Faktor 3, da die Höhe eine Rolle spielt und große Anlagen sich gegenseitig den Wind wegnehmen.
Auch eignet sich wohl nicht jeder Ort gleich für Windkraft.
Aber ja, da scheint noch viel Potential brach zu liegen.
Auch auf die Agri-PV wird noch mal eingegangen, da man zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt: man erzeugt Strom und kann die Fläche zusätzlich für Landwirtschaft nutzen.

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Dazu hatte ich im DLF einen Beitrag gehört, dass insbesondere Sonderkulturen wie z.B. Hinbeeren sogar besser im Schatten der PV wachsen könnten. Auch vor Starkregen schützt die PV. Agri-Photovoltaik - Fraunhofer ISE

Ich fand dieses SZ-Interview (auch) zum Thema ganz interessant: Landwirtschaft und Klimawandel: Die Probleme, von Diesel auf Elektro umzustellen - Bayern - SZ.de

Danke, ist spannend. Da sieht man, dass aber schon etwas geht. Deshalb würde ich Aussagen wie dieser (nur ein Beispiel aus den letzten Tagen im Forum, nichts persönliches) etwas relativieren und widersprechen wollen.

Find ich, auch mit Blick auf obigen Artikel, nicht. Da ergibt sich schon ein verstärker Anreiz zu leichteren (schonendere Bodenbearbeitung) und sparsameren Geräten oder sogar Alternativen wie Elektrifizierung (bei leichten Arbeiten oder in Verbindung mit Agri-PV) oder Bewirtschaftung kleinerer Flächen. Sehr groß wird der Effekt erstmal nicht sein, aber diese Modelle gewinnen damit an Wettbewerbsfähigkeit. Und im obigen Artikel schätzt der Landwirt die Zeit, bis für jetzt noch nicht fossilfrei zu bedienende Anwendungen Alternativen zur Verfügung stehen, je nach Anwendung auf 1-10 Jahre - mit diesen Anreizen vielleicht auch ein klein wenig schnelle, würde ich vermuten. Deutschland ist ja kein winziger Markt für Agrarmaschinen.

Die Landwirt:innen haben diesen Verteilungskampf nun zu großen Teilen und doch recht leicht (vgl. dagegen Klimaproteste) gewonnen: Kürzungen für Landwirte werden teilweise zurückgenommen

  • Steuerrückerstattung für Diesel wird in Schritten gekürzt: 2024 im 40 Prozent, 2025 und 2026 jeweils um 30 Prozent
  • Kfz-Steuerbefreiung bleibt

In der Sache bin ich mit der Staffelung der Abschaffung der Dieselsubvention eigentlich glücklich, befürchte aber, dass die Union das sofort wieder einkassieren wird, sollte sie 2025 wieder an die Macht kommen. Und das geht sicher leichter, wenn es die Erstattung an sich, wenn auch gekürzt, noch gibt.
Bei der Kfz-Steuer weiß ich nicht. Dass die Abschaffung der Ausnahme „bürokratischen Aufwand“ verursache, kann ich nicht ganz nachvollziehen.

Nun bin ich gespannt, wie die von Habeck angekündigte „Gegenfinanzierung“ aussieht, d.h. wer den Verteilungskampf verliert (wie dämlich benehmen sich eigentlich Politik und Medien, die im Namen der heiligen Schuldenbremse Bevölkerungsgruppen so gegeneinander ausspielen?).

Das ist genau genommen nur etwas mehr als ein halber Sieg, weil der Agrardiesel ja trotzdem abgeschafft werden soll, wenn auch jetzt gestaffelt. Wäre dies bereits die ursprüngliche Ankündigung gewesen, denke ich, dass die Kürzung so durchgegangen wäre. Jetzt ist der Trecker nunmal ins Rollen geraten und lässt sich ganz so einfach wohl nicht wieder bremsen. Manche sehen jetzt auch ein Momentum und wollen gleich noch zusätzliche Zugeständnisse erreichen.

Ich bin mir ehrlich gesagt gar nicht sicher, ob es für landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge überhaupt KFZ Steuerklassen gibt? Wobei man sich da vielleicht an Baumaschinen o.Ä. orientieren könnte? Kenne mich da aus Mangel an Notwendigkeit nicht aus :sweat_smile: Wirkt für mich ein wenig nach einer Ausrede, damit es nicht nur nach Nachgeben klingt. Bürokratie will ja schließlich niemand.

Ich auch, wobei ich nicht sicher bin, ob es nicht im BMEL bleibt? Vielleicht stolpert die Ampel auch einfach ins nächste Fettnäpfchen, dafür haben sie ja ein Gespür :man_shrugging:

Das Ministerium habe eigene Vorschläge zur Gegenfinanzierung gemacht, sagte der Grünen-Politiker [Özdemir] in Berlin.

Zumindes scheint die Ampelspitze diesmal wenigstens mit Özdemir geredet zu haben. Mit der ursprünglichen Ankündigung haben sie ihn ja richtig reingeritten.

Zum Thema „klimaschädliche Subventionen“ noch ein Nachtrag: Im Gegensatz zum Verkehr und Bau haben wir im Sektor Landwirtschaft die Klimaziele erreicht (wobei ich nicht sicher bin wohin Agrardiesel wohl gerechnet wird :thinking:). Klar geht da mehr und es wäre auch wünschenswert. Trotzdem fühlt sich auch das aus Landwirtsperspektive nicht wirklich gerecht an.

Mich wundert, dass der Bauernverband das so einfach hinnimmt: (leider alles was ich fand, paywalled)

13,4 Milliarden, die den Ministerien Landwirtschaft und Umwelt aus der Versteigerung von Offshore-Lizenzen zuflossen und im Rahmen der großen Umverteilung nun auch umgewidmet wurden (ich weiß nicht, wie viel noch übrig war)
Hier ein Artikel zur Auktion 1:

Aber das Geld wäre zeckgebunden in nachhaltige Landwirtschaft und andere Erhaltungsmaßnahmen geflossen (z. B. 640 Mio zum Erhalt der Wale)
Hätten also vor allem konventionelle Großbauern nicht profitiert.
Ob hier die nächste Klage droht, ist für mich auch eine noch offene Frage. Aber dann eher nicht von der Union, sondern eher vom NABU.

Ohne Gebäude und Verkehr (den ganz besonders, Emissionsreduktion wäre hier meines Erachtens eigentlich ziemlich leich) aus der Verantwortung entlassen zu wollen, scheint die gute Bilanz der Landwirtschaft auf einem statistischen Artefakt zu beruhen. Laut UBA wurde zum Berichtsjahr 2022* das Global Warming Potential (GWP)** von Lachgas (N2O) angepasst, was allein rechnerisch eine Reduktion von 5 Mio. Tonnen
(= 5 Megatonnen) CO2-Äquivalent zur Folge hat, die Minderungsziele wurden aber nicht entsprechend angepasst. Dazu passt auch, dass im von dir verlinkten FAZ-Artikel aus der Landwirtschaft „nur“ 1 Megatonne durch Verringerung der Tierbestände eingespart worden ist.
Emissionen aus dem Verkehr landwirtschaftlicher Fahrzeuge fallen laut der Seite in den Energiesektor (wundert mich gerade etwas^^) - jedenfalls gemäß internationaler Klimaberichterstattung, wie es mit dem KlimaSchG aussieht, weiß ich nicht (sollte idealerweise ja dem entsprechen).

Der große Brocken, der eng mit der Landwirtschaft verbunden ist, geht in den Sektor nicht ein: Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (LULUCF). Das ist und wird, glaube ich, national wie global, technisch und ökonomisch die härteste Nuss (wobei viel gewonnen wäre, wenn man den Tierkonsum drastisch reduzieren würde). Und dürfte auch Landwirt:innen einiges abverlangen, die ja heute schon mit Schutzgebieten und Wiedervernässung von Mooren große Reibungsflächen haben.

*Auf einer anderen Seite (Link bei **) steht 2021, daher nicht ganz klar, aber die Auswirkungen der Änderung sind letztlich die gleichen.
**Auf der Seite steht Emissionsfaktoren, aber das meint meines Wissens, welche Menge Emissionen man für die Verbrennung einer bestimmten Menge eines Brennstoffes zugrunde legt. Auf dieser Seite ergibt es mehr Sinn.

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Sieht mir im Kfz-Steuergesetz und laut diesem Rechner recht einfach am Gewicht und der betreffenden Abgasnorm orientiert aus.

Ich denke auch, bei mir persönlich hat auch nur die abrupte Streichung Bauchschmerzen ausgelöst. Subventionen mit schlechter Lenkungswirkung müssen planbar, aber konsequent abgebaut werden. (Was die Kfz-Steuerbefreiung angeht, gilt das eigentlich auch. Wenn man nicht diesen unnötigen Sparzwang hätte, wäre der Königsweg vielleicht, die abzuschmelzen und irgendwo anders einen ökologisch sinnvolleren Fördertopf hinzustellen oder zu erhöhen, den die EU nicht bemäkeln kann - Heckenprämie, Tröpfchenbewässerung, E-Landmaschinen, Erbschaftssteuer bei Kleinbetrieben - ach ne, dafür bräuchte es ja erstmal ne nennenswerte Erbschaftssteuer :wink: -, Weideprämien erhöhen, keine Ahnung.)
So war’s ne unnötige Hauruck-Aktion und ein am Ende sehr sinnvoller Schritt wird wieder einmal zum kommunikativen Desaster.

Wie wäre das mit der Kfz-Steuer eigentlich bei Spezialfahrzeugen geregelt gewesen, z.B. Erntemaschinen die nur wenige Tage im Einsatz sind. Wären die im ursprünglichen Plan voll besteuert worden oder welche Regelungen hätte es da gegeben?

Erntemaschinen wie beispielsweise Mähdrescher und Maishäcksler müssen nicht angemeldet werden und brauchen kein TÜV.

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Hier bin ich auf Reddit noch auf einen interessanten, sehr detaillierten Thread zum Thema gestoßen, in dem ein kleinerer Bauernhofbetrieb (im Grunde ein 2-Mann-Unternehmen) seine Unternehmenskalkulation in großen Teilen öffentlich gemacht hat:

https://www.reddit.com/r/Finanzen/comments/1911fwt/landwirte_sind_reich/

Zur Einordnung: der Thread hieß ursprünglich mal „Landwirte sind nicht reich“ - wurde dann aber umbenannt, nachdem mehrere Leute in den Kommentaren (die mindestens so lesenwert sind wie der Ursprungspost) ausführlich herausgearbeitet haben, dass die Idee, mit den Angaben irgendwie zu belegen, dass man ja doch recht arm dran sein, völlig nach hinten losgegangen ist. Durch kreative Buchführung wird ein Unternehmensgewinn von fast 200k, den der Eigentümer faktisch rausziehen könnte, auf 2k runtergerechnet.

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Dass man die Lohnkosten herausrechnet finde ich aber durchaus sinnvoll. Wie man dort in der Diskussion sieht haben ja einige auch den Fehler gemacht zu denken, dass der ursprüngliche Gewinn bereits unter Berücksichtigung aller Lebenshaltungskosten berechnet sei.

Wenn dann auch noch mehrere Familienmitglieder im Betrieb sind und somit mehrere „Gehälter“ berücksichtigt werden müssen, dann ist das eben schon ein Faktor den man im Blick haben muss. Und wenn man dann den Anteil an Wochenendarbeit oder andere Arbeit zu Zeiten die in vielen Branchen Zuschläge bringen kalkuliert, Auf dem Schirm hat, dass einfach mal Urlaub nehmen kaum möglich ist etc. dann finde ich es schon sonderbar, wenn viele so tun, als seien alle Bauen völlig überbezahlt.

Umgekehrt finde ich es aber auch falsch so zu tun, als seien alle Bauern so arm, dass sie kurz vor dem Aus stünden.

Auch hier ist mir die Debatte wieder zu sehr schwarz-weiß.

Edit:
Und der Hof hat 40 ha, ist also schon in der oberen Hälfte der Größe.

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Das kommt sehr stark auf das Framing an. Wenn das lautet „schaut her, von diesem mickrigen Gewinn von X € muss die Bauersfamilie leben“ - und ich habe persönlich den Eindruck, dass in sehr vielen Fällen genau dies das Framing ist, also stillschweigend impliziert wird, dass der Gewinn vergleichbar zum Lohn eines abhängig Beschäftigten wäre - dann ist das eben nicht legitim, vorher schon mal einen Lohn für den Inhaber des Betriebs herauszurechnen. Weil man sich dann argumentativ gewissermaßen doppelt Lohn genehmigt, einmal als Lohn und nochmal als entnehmbaren Betriebsgewinn.

Wenn hingegen eine Betrachtung aus Sicht der juristischen Person des Unternehmens erfolgt, klar, dann macht es Sinn, einen - möglicherweise rein fiktiven - Lohn in der Arbeit entsprechender realistischer Höhe als Kostenstelle einzurechnen, so als würde man eine angestellte Person für dieselbe Arbeit beschäftigen. Dann darf der resultierende Gewinn aber nicht mehr zum Jammern über die eigene Armut herangezogen werden, denn es gibt keinerlei Grund, warum die Gesellschaft dafür sorgen sollte, dass ein Unternehmen als juristische Person irgendeine Garantie auf hohen Gewinn hat. Jeder Gewinn über 0€ ist in so einer Rechnung völlig ausreichend zur Sicherstellung des weiteren Betriebs (denn Investitionen sind Ausgaben und als solche bereits abgezogen), und auch ausreichend für eine gute Entlohnung des Inhabers, sofern er seinen Lohn angemessen angesetzt hat (den er ja als Eigner frei festlegen kann).

Völlig absurd und indiskutabel ist dann aber sowas wie der - in diesem Beispiel vorgenommene - Abzug von 32k€ vom Gewinn, weil das könnte man ja verdienen wenn man die Flächen einfach verpachten würde statt sie selbst zu bestellen. Das ist analog dazu, dass ein Arbeitnehmer den Mindestlohn vom Reallohn abzieht, weil den könnte er ja ohne besondere Qualifikation auf einem ungelernten Job auch „einfach“ für den Verkauf seiner Arbeitszeit bekommen. Gemäß einer solchen Rechnung wäre ich als qualifizierter IT-Experte auch ziemlich arm.

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Ich weiß nicht wie das bei Landwirten gerechnet wird, aber bei Unternehmen ist ein langfristiger Fortbestand bei fortwährend Gewinn knapp über Null eher schwierig. Investitionen werden langfristig abgeschrieben und müssen daher auch erstmal vorfinanziert werden. Risikorücklagen sind ohne Gewinn ebenso nicht möglich. Die schwarze Null muss dann schon wirklich im Durchschnitt über alle Jahre stehen und nicht mal nur über eine Phase von einigen Jahren.

Warum ist das indiskutabel? Würde der entsprechende Bauer samt Familie den Hof aufgeben, die Flächen verpachten und stattdessen regulär arbeiten gehen, dann stünde genau diese Summe doch zur Verfügung. Für die Frage ob sich der Betrieb für den Bauern lohnt ist es also durchaus eine relevante Position.
Ich kenne Leute die genau deshalb ihren Hof (in Nebenerwerb) aufgegeben haben und dafür jetzt Vollzeit arbeiten und die Flächen verpachten. Damit bleibt für sie mehr hängen, bei weniger Arbeit und weniger Risiko.

Irrelevant ist diese Position nur, wenn man es alleine von der Seite betrachtet ob das Einkommen eines Landwirts ausreichend und angemessen ist. Ich finde es aber legitim, dass man Landwirte einer bestimmten Größe eher mit Selbstständigen mit entsprechendem Einkommen vergleicht als mit einfachen Angestellten, weil auch die Verantwortung ja größer ist, da man neben der tagtäglichen Arbeit auch alle Kaufmännischen Tätigkeiten mit abdecken muss.

Der Denkfehler bei vielen ist einfach, dass man nicht auf dem Schirm hat, dass der Gewinn eines Hofs nicht nur das Gehalt einer Person ist, sondern meist mehrerer Personen. 70.000 für einen nicht so riesigen Bauernhof klingen da dann toll. Dass das Ehepaar mehr verdienen würde wenn er normal als Industriemechaniker und sie als Kauffrau (nur als Beispiel) arbeiten würden und das bei weniger und geregelterer Arbeitszeit wird dann gerne außer Acht gelassen.

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Weil das zwar so bei der Kalkulation des Betriebs als kalkulatorische Kosten angesetzt werden kann, nicht aber in die Gewinn- und Verlustrechnung mit einließt. Die Packt sind hier als hypothetische Kosten zu verstehen, die der Betrieb nicht hat, weil ihm das Land gehört. Für eine Preiskalkulation macht es aber Sinn diese anhand der ortsüblichen Pachtkosten heranzuziehen.

Für die Kalkulation ist das also eine Sache, die jeder Unternehmende machen sollte. Genauso wie einen sinnvollen kalkulatorischen Unternehmendenlohn anzusetzen. Da taucht in der Buchhaltung aber auch kein Lohn auf, sondern es ist eine Auszahlung des Gewinns (ich hoffe, dass ich die Buchhaltungsaspekte so in knapp korrekt wiedergegeben habe). Das ist dann eindeutig in der Buchhaltung zu erkennen (also ob der Gewinn schon beinhaltet, dass die Landwirtin davon leben muss oder nicht).

Für die Entscheidung, ob das Land eigenständig bewirtschaftet oder es verpachtet wird, hilft die Betrachtung ebenfalls. Hier sind es dann Opportunitätskosten oder -erträge, die bei der Entscheidung helfen können. Da kann es sein, dass die Pacht ertragreicher ist, als die eigene Bewirtschaftung. Nur ist dies eine vorgelagerte Sache und ebenfalls nicht Teil der Gewinn- und Verlustrechnung.

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Es ist ja auch okay, diese Überlegung für die eigene persönliche Zukunft anzustellen, aber man kann damit doch nicht argumentieren, dass gesellschaftlich gezahlte Subventionen gerechtfertigt wären?!

Denn wenn ein Bauer seinen Betrieb einstellt und irgendwas anderes macht, wird ein anderer die Flächen kaufen/pachten und weiter bestellen. Das ist zigfach passiert und wird immer wieder unter dem Stichwort „Höfesterben“ beklagt. Da geht aber nichts an Lebensmittelproduktion verloren. Es ist für die Gesellschaft nicht relevant, ob fünf kleine Bauern im Nebenerwerb oder ein großer Betrieb im Haupterwerb eine gewisse Fläche bewirtschaften. Es ist höchstens relevant, ob überhaupt jemand sie bewirtschaftet.

Und gesetzt den Fall, ein Bauer verkauft alles, hat er meist finanziell ausgesorgt. Das sind in aller Regel Millionenwerte. Es gibt also auch keine Notwendigkeit, sich Sorgen um die finanzielle Zukunft der Bauern zu machen, die sich für die Betriebsaufgabe entscheiden.

Das ist doch aber genau die Frage! Die Bauern streiken doch, weil sie unzufrieden mit den Einschnitten in ihr Einkommen sind?!

Grundsätzlich würd ich dir zustimmen: der Vergleich mit Selbstständigen ist passgenauer, aber vor allem, weil unternehmerische Risiken Teil der Rechnung sind, die ein Arbeitnehmer nicht hat, nicht wegen der kaufmännischen Tätigkeiten (die macht auch manch Angestellter).

Das ändert aber auch nicht allzu viel: es gibt Selbstständige, die weit mehr als der typische Arbeitnehmer verdienen, es gibt aber genauso ganze Horden, die Mühe haben, auf Mindestlohn-Niveau zu kommen. Mit welchen Selbstständigen vergleicht man jetzt? Will man sich nur auf die bestverdienenden Branchen beschränken, wären Bauern vermutlich irgendwann raus. Aber warum sollte man das tun? Im Schnitt über alle Selbstständigen kommen Bauern wiederum ganz gut weg, insbesondere wenn man berücksichtigt, dass das unternehmerische Risiko gerade aufgrund der Existenz vielerlei Subventionen - die garantierte Einkommensquellen darstellen - und aufgrund der verlässlichen Nachfrage - die Kunden können nicht „nichts essen“ - doch deutlich eingegrenzt wird.

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