Streichung Agrardieselvergütung + Kfz Steuerbefreiung

Vom Erlös habe ich ja noch keinen Gewinn. Dafür ist diese Statistik geeigneter.

Und da muss man zugeben, dass letztes Jahr tatsächlich relativ gut war. Allerdings lag das an extrem hohen Erzeugerpreisen (danke Putin), die bereits wieder deutlich zurückgegangen sind. Ansonsten dümpeln wir in den letzten Jahren so zwischen 40.000 € und 60.000 € Gewinn, was für einen Selbstständigen wirklich nicht so viel ist.

Edit:
In der Landwirtschaft fallen in aller Regel auch noch Altenteilerzahlungen an, die zwar in der privaten Steuererklärung wieder absetzbar sind, aber in dieser Gewinnrechnung noch nicht enthalten. Bei uns sind das über 20.000 € im Jahr.

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Da musst du mir genauer erklären welche Radwege du meinst, auf denen bei euch Trecker unterwegs sind? Oder redest du von asphaltierten Feldwegen?

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Da könntest du sogar Recht haben, zumindest bei den Transportfahrten. Ich kenne dazu leider auch keine Zahlen. Wenn dem so wäre, dann wäre es allerdings Aufgabe der Politik das auch zu kommunizieren. So wie es bisher gelaufen ist wirkt es für mich eher wie „Wir mussten halt irgendwo sparen und es war leichter das nur bei den Landwirten zu tun, als bei allen (Diesel)-fahrzeugen“

Die Agrardieselvergütung bringt uns jedes Jahr gute 3.500 €. Wieviel uns die KFZ Steuer auf unsere Maschinen kosten würde weiß ich nicht, aber vermutlich wird es in unserem individuellen Fall sogar noch ein gutes Stück mehr als die Agrardieselvergütung sein. Damit wären wir im Mittel der Jahre schon relativ nahe an 10 % des Gewinns. Wie bereits von mir beschrieben ist es ja derzeit nicht die einzige Subventionskürzung.

Abgesehen davon finde ich die Einstellung, wir könnten ja problemlos jedes Jahr auf bis zu 10 % unseres Einkommens verzichten auch ein bisschen anmaßend. Dann kann ich genauso gut argumentieren, die Arbeitnehmer im Öffentlichen Dienst könnten ja Gehaltskürzungen bekommen und wofür brauchen die Bürgergeldempfänger eigentlich 10 % mehr? Das ist dann natürlich billige Polemik, aber ob man es glaubt oder nicht, auch für uns Landwirte sind viele Dinge deutlich teurer geworden!

Zu guter Letzt möchte ich nochmal darauf hinweisen, das aus dem Gewinn noch Tilgung zu zahlen ist und viele Landwirte Altenteilerzahlungen leisten. Bei uns bekommen meine beiden Großväter zusammen über 20.000 € im Jahr. Das ist in der Landwirtschaft historisch gewachsen für sehr viele die private Altersvorsorge.

Edit:

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Bei uns in Niederbayern sind das die offiziellen Radwege, die in Wirklichkeit landwirtschaftliche Forstwege sind - aber dann gäbe es halt keine Förderung.
Bei uns wurden durch die Donauauen drei Orte mit solchen Wegen verbunden. Nennt sich sogar „Donauradweg“. Im Rahmen der Hochwasserschutzarbeiten wurde dann einfach mal der normale Verkehr durchgeleitet.
Die Baustellen sind weg. Aber jetzt, wo den Autofahrern die Abkürzung vor Augen geführt wurde, kriegst du die nicht mehr weg.
Auch in Rheinland-Pfalz scheint das unter Radfahrern ein ähnliches Reizthema zu sein.

Ansonsten verstehe ich den Ärger der Bauern sehr gut.
Die ökologische Transformation lastet zu einem großen Teil auf dieser Branche und gerade Kleinbauern stehen hier vor großen Herausforderungen.
Ich denke, Christian Lindner sah hier die Chance, den Grünen eine reinzuwürgen und hat sie ohne nachzudenken genutzt.
Die Folgen ihrer Politik interessieren die FDP leider schon lange nicht mehr.
Es gibt keinerlei Reduzierung von CO2, denn man kann ja nicht auf den Diesel verzichten ohne die Produktion einzustellen.
Was eine gute Alternative gewesen wäre, schreibe ich aber jetzt nicht, sonst würde sich der Thread nur noch darum drehen :wink:

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Diese Extrembeispiele sind natürlich ungeeignet. Vor allem wenn manche daraus einen Durchschnittswert ableiten wollen, wie ich es häufiger schon gehört habe. Dann wird es einfach unehrlich.

Wir haben ca. 263.000 Landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland und es geht um geschätzte 900 Mio €.
Ein reiner Durchschnittswert wäre dann ungefähr 3.400 € pro Betrieb. Da sind natürlich auch viele Nebenerwerbsbetriebe mit drinnen, die den Durchschnitt runter ziehen. Die Haupterwerbler trifft es stärker.

Als alternativer Ansatz kann man es auf die Fläche umlegen. Bei 16,5 Mio Hektar landwirtschaftliche Fläche sprechen wir von ca. 55 €/ha Mehrkosten.

Für unseren Betrieb schätze ich die Kosten im eher hohen vierstelligen Bereich.

Edit: Wortwahl

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Gleiches Problem. Da wird gerade von manchen Landwirten oder auch Untergangspropheten aus der rechten Ecke viel Bullshit behauptet.

Nehmen wir die mittleren Mehrkosten von 55 €/ha bei einem mittleren Weizenertrag von 75 dt/ha, kommen wir auf ungefähr 0,7 Cent/kg Weizen an Mehrkosten. Allerdings liegen wir mit einem (vergleichsweise leicht überdurchschnittlichen) Weizenpreis von aktuell ungefähr 200 €/t bei 20 Cent/kg. Damit hätten wir einen Preisanstieg von immerhin 3,5 %.

Gerade bei den großen Flächenkulturen wie Getreide, Raps oder Zuckerrüben machen die Erzeugerpreise für die endgültigen Produkte nur einen kleinen Anteil am Preis aus. Das liegt an den Kosten für Logistik, industrielle Verarbeitung (tendentiell hoher Energiebedarf), Marketing, Einzelhandel etc und alle wollen ja auch noch dran verdienen.

Anders könnte das bei Produkten mit kürzerer Wertschöpfungskette aussehen, wie beispielsweise Obst, Gemüse, Milch, Speisekartoffeln oder auch Weihnachtsbäume. Aber leider bin ich da als Ackerbauer nicht genug in der Materie um jetz belastbare Zahlen aus dem Ärmel zu schütteln

Das Argument der steigenden Lebensmittelpreise halte ich unter dem Strich nur für bedingt valide. Man kann es nämlich auch einfacher rechnen:
Wenn die 900 Mio € von 80 Mio Deutschen vollständig durch Lebensmittelpreise bezahlt werden sollten, dann sprechen wir über 11 €/Jahr an Mehrausgaben pro Kopf, also ca. 1 €/Monat. Menschen mit sehr geringem Einkommen mögen das anders sehen, aber ich finde das nahezu irrelevant.

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Wenn man dann noch mit reinrechnet, dass es auch einen Anteil für den Export gibt, dass Biogasanlagen versorgt werden, etc. dann sogar noch weniger rein auf Lebensmittelpreise bezogen. Und auch da dürfte es bei Kartoffeln, Getreide, Obst und Gemüse eher sehr wenig sein und bei Fleisch mehr. Verhungern muss da niemand.

Natürlich sind die Preismechanismen etwas anders als in anderen Branchen und das durchreichen von Posten dürfte schwieriger sein.

Was mich am Agrardiesel als Werkzeug zur Entlastung der Landwirte stört ist, dass es überhaupt nicht zielgerichtet ist.
Wenn man der Ansicht ist diese Gelder würden im Schnitt benötigt, dann müsste man vielleicht andere Instrumente einführen.
Wenn man, wie gerade bei uns in der Region viel gemacht, Kleinbauern vorschiebt und das Höfesterben, dann dürfte da der Agrardiesel eher der unwichtigste Punkt sein für die Entscheidung ob der Nachwuchs den Hof fortführt oder lieber nur die Flächen verpachtet.

Wenn ihr von Gewinn sprecht, ist dann der Gewinn nach Abzug des Gehalts des Bauern gemeint oder wie bei vielen Selbstständigen das Geld von dem der selbstständige leben muss? Das macht auch einen erheblichen Unterschied.

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Danke für die Zahlen!

Nun, dass jedes Jahr in dem Umfang von 10% des Gewinns Subventionen abgebaut werden, hat doch aber auch gar keiner gefordert?! Ganz abgesehen davon, dass die Idee ja ist, dass es letztlich gar nicht zu 10% effektivem Einkommensverlust kommt, sondern die Marktpreismechanismen dazu führen, dass die höheren Produktionskosten auf höhere Verkaufspreise umgelegt werden. Du rechnest ja selbst in deinen weiteren Postings aus, dass der dafür nötige Aufschlag auf die Erzeugerpreise in den letztlichen Lebensmittelpreisen nahezu untergeht. Ich würde deiner Analyse in dem Punkt zustimmen.

Oh ja, diese Argumentation geht mir auch gewaltig auf den Keks. Hört man gerade ständig im Zusammenhang mit den Bauernprotesten…„die kleinen Höfe gehen unter, nur noch große Betriebe sind rentabel, blablabla…“.

Mir hat noch keiner erklärt, inwiefern die frühere Agrardiesel- und KFZ-Steuer-Subvention kleinere Betriebe gegenüber größeren nennenswert hätte bevorteilen sollen. Das daraus erhaltene Geld skaliert doch linear mit der Größe des Betriebs - wenn ich doppelt so viel Ackerfläche habe, brauche ich doppelt so viel Sprit, um die zu bewirtschaften, weil ich doppelt so viel drauf rumfahre und doppelt so viel Ernte herumschleppe. Und weil ich zur Bewirtschaftung dieselbe Zeit habe wie der kleinere Betrieb, brauch ich ungefähr doppelt so viele Fahrzeuge dafür, weil doppelt so viele gleichzeitig im Einsatz sein müssen.

Eine linear mit der Größe skalierende Subvention bevor- oder benachteiligt niemanden, eignet sich also genau gar nicht, um kleine Betriebe vor anderen Skaleneffekten, die größere Betriebe bevorteilen, zu schützen. Aber klar, „David gegen Goliath“ ist immer wieder ein beliebtes Narrativ, um auf populistische Weise Politik zu machen…

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Abgesehen davon, müsste man auch hinterfragen, ob das überhaupt ein tragfähiges Argument ist.

Ja, kleine Höfe sind weniger Rentabel als große Höfe, ebenso wie der Tante-Emma-Laden weniger rentabel ist als Aldi oder Lidl. Das ist einfach die Natur der Sache. Es ist nun am Verbraucher oder indirekt auch an der Politik (für die Verbraucher) zu entscheiden, ob wir uns den „Luxus“ von ineffizienten Tante-Emma-Läden oder Kleinbauernhöfen leisten wollen, indem wir sie subventionieren, damit sie gegen effektivere Modelle (die i.d.R. mit der Größe skalieren) im Wettbewerb bestehen können.

Ich finde die Selbstverständlichkeit, mit der das Sterben der Kleinbauern als Problem betrachtet wird, in diesem Kontext einfach problematisch. Die Bauern gehen letztlich als Gewerbetreibende den selben Weg, den der Tante-Emma-Laden-Besitzer im Zeitalter der Supermärkte, der Bäcker mit eigener Bäckerei in Zeiten der Bäckereiketten, der Fitnessstudioeigentümer zu Zeiten von McFit/FitX und der Schneider/Schuster/Hutmacher in Zeiten massenproduzierter Mode geht. Entweder, er findet ein Alleinstellungsmerkmal, welches dazu führt, dass Kunden bereit sind, für seine Produkte mehr zu zahlen - oder er wird im Wettbewerb untergehen.

Mein Mitleid ist hier einfach sehr begrenzt, weil ich kein Traditionalist bin und das Schlimmste, was der Bauernfamilie passieren kann, ist, dass die Kinder sich einen anderen Job suchen müssen und nach Verkauf des Hofes mit einem mächtigen Startkapital in’s Leben gehen (ja, selbst ein kleiner, unrentabler Bauernhof ist oft noch mehr Wert, als ich mein ganzes Leben lang verdienen werde…). Sorry, aber mein Mitleid ist für Menschen reserviert, die tatsächlich bedürftig sind, und das sehe ich hier einfach nicht.

Daher bin ich immer grundsätzlich skeptisch, wenn „das Höfesterben“ oder „das Sterben des Einzelhandels in den Innenstädten“ (nicht: der Innenstädte allgemein!) betrauert und die Politik zum Handeln aufgefordert wird. Der Zeitenwandel lässt sich nicht aufhalten und es ist auch nicht sinnvoll, ihn aufzuhalten.

Insofern hast du Recht, dass vor allem Subventionen, die große wie kleine Höfe betreffen, nicht durch das sonst eintretende Höfesterben gerechtfertigt werden können. Wenn man den kleinen Höfen helfen will, kann man das auch erreichen, ohne die großen dabei mit zu subventionieren.

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Das stimmt so dann doch nicht mehr ganz. So ist z.B die Anfahrt zum Feld ja nicht doppelt so oft zu machen und die Geräte sind nicht doppelt so oft anzuspannen.
Zudem ist ja auch die Größe und Spezialisierung der Geräte eine Option um in der gleichen Zeit mehr Fläche zu bearbeiten. Auch Zubehör wie Zentralschmierung statt von Hand abschmieren reduziert die Arbeitszeit und geputzt wird auch nur einmal.

Bei Nebenerwerbslandwirten steht zudem auch weniger Zeit zur Verfügung.

Es ist als zumindest bei der KFZ Steuer so, dass sehr kleine Höfe sogar benachteiligt werden.

Naja. Es gibt ja auch Argumente dafür kleine Höfe zu erhalten. Einerseits können die sich eher auf spezielle Dinge fokussieren, andererseits haben die kleinere Felder und damit gibt es mehr Fläche zwischen den Feldern wo keine intensive bewirtschaftung stattfindet.

Ganz so einseitig würde ich das daher nicht sehen.

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Warum nicht? Zurück in die Steinzeit. Mit den Grünen an der Spitze.

Aber in ernst: wenn der Benzinpreis steigt, führe ich doch auch nicht das 19. Jahrhundert in die Diskussion ein.

Wenn das untere Ende ein falsch geführte Hof ist, warum nicht. Wenn das untere Ende ein „kleiner“ Hof ist, schade um die bäuerliche Landwirtschaft. Aber die Kleinen sterben ja sowieso.

Da stimme ich euch zu. Man kann langfristige Veränderungen eigentlich nicht mit kurzfristigen Maßnahmen erreichen. Aber die Ampel versucht es :scream:

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Ich weiss nicht, wieviel Logik man in die Kürzungen rein interpretieren soll bzw. Muss.
Erst mal geht es doch einfach darum, dass die fehlenden Milliarden irgendwo eingespart werden sollen. So lange wir nicht die Kriterien kennen, sind das alles Vermutungen. Jeder der weniger vom Staat bekommt hat einen Schmerz. Ob es die Energiepreisbremse ist, oder die BEV Förderung, oder die MWst der Gastronomen, oder die Förderung der Forschung klimafreundlicher Technologien.
Alle Kürzungen haben neben dem Schmerz des Geldes eines gemeinsam. Wir haben es der Union zu verdanken.
Statt die Misthaufen vor den Büros der Grünen auszukippen, sollten die Bauern wenigsten beim Richtigen aufschlagen, d.h. Im Sauerland und in München.
Zur generellen Frage, wie Landwirtschaft finanziert wird: Bin selber Ernteteiler einer solidarischen Landwirtschaft. Faire Teilung von Kosten und Ernte bei vernünftiger Produktion. Bin sicher da würden viele mitgehen.

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Nur gehen die Äcker der Kleinbauern nicht unbedingt an die Großbauern. Subventionen gibt es auch, wenn der Acker nicht bestellt ist. Und mit dem Verkaufen warte ich doch lieber bis die Gemeinde ein Gewerbegebiet oder eine Neubausiedlung plant. Es werden also mehr Äcker brach liegen. Auch zeigt sich bisher dass Deutschland auf Großbauern nicht richtig eingestellt ist. Im Norden sind es vor allem holländische Betriebe, die dort sich breit gemacht haben.
Die sind als größte Beitragszahler auch die, die im Bauernverband jetzt den Ton angeben.

Ich finde den Beitrag eine ziemlich gute Einordnung. Ich komme auch aus einer Landwirtsfamile und ich habe auch den Eindruck, dass zwar die finanzielle Mehrbelastung nicht so groß ist, symbolisch sie aber sehr viel bedeutet.

Sehr viele Landwrt*innen fühlen sich von ‚der Politik‘ alleingelassen bzw. gegängelt und bevormundet. Vermittelnde und abwegende Stimmen werden weniger.

Ich teile die Befürchtung von Ann-Kathrin Büskers Einordnung im DLF, dass es passieren kann das Landwirt*innen mitallen ‚etablierten‘ Parteien fertig sind und entweder nicht wählen oder sich nach schlechten Alternativen umsehen.

https://www.deutschlandfunk.de/der-tag-grossprotest-mit-kuhglocken-dlf-9d93acc2-100.html

Auch wenn die finanzielle Mehrbelastung evtl. nur gering ist, dürfte bei vielen diese Entscheidung der berühmte letzte Tropfen sein. Ich denke dass diese symbolische Ebene auch bei Hofweitergaben und Hofaufgaben eine große Rolle spielt.

Deswegen glaube ich auch das die Diskussion über die genauen Kosten pro Hektar

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Da muss ich leider sagen, dass der Bauernverband ganze Arbeit geleistet hat. Wenn die Bauern protestieren ist das mittlerweile genauso wie wenn Weselski zu Streiks bei der Bahn aufruft. Man zuckt mit den Schultern und denkt sich „wie immer“.

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Das kommt ein bisschen drauf an. Es gibt natürlich Personengesellschaften (ca. 11 %) und juristische Personen (ca. 2 %, nahezu ausschließlich in den neuen Bundesländern). Hier wird vor der Gewinnermittlung in aller Regel bereits ein angemessenes Geschäftsführergehalt gezahlt worden sein.

Üblicherweise wenn wir von Landwirten reden handelt es sich um Einzelunternehmer, also Selbstständige, die den Gewinn ihres Betriebes dann in der Einkommenssteuer versteuern müssen. Ein Gehalt ist davon noch nicht abgezogen. Teilweise arbeiten auch die Ehepartner oder andere Familienangehörige unentgeldlich im Betrieb mit und werden ebenfalls aus dem Gewinn versorgt.

Neben Steuern werden außerdem noch Sozialversicherungsbeiträge aus dem Gewinn bezahlt (inkl. Arbeitgeberanteil). (Hier war eine missverständliche Formulierung, siehe 3. Folgepost)

Ebenfalls sind in der Landwirtschaft häufig Altenteilszahlungen an die ältere Generation fällig. Diese stellen historisch bedingt in der Regel die Altersvorsorge dar. Sowohl Sozialversicherungsbeiträge, wie Altenteilerzahlungen sind häufig bei der Einkommensteuererklärung absetzbar.

Aus dem versteuerten Gewinn muss schließlich häufig noch getilgt werden, wobei der Tilgung im Regelfall eine entsprechende Abschreibung gegenüber stehen sollte, die bereits den Unternehmensgewinn gemindert hat.

Nachdem alles diese Dinge bezahlt sind bleibt das verfügbare Netto-Einkommen, wobei hierraus gegebenenfalls noch eine private Altersvorsorge betrieben wird. Meine Eltern haben beispielsweise ein stattliches Sümchen in ihrem Aktiendepot angespart. Dafür werden sie von der landwirtschaftlichen und der gesetzlichen Rentenkasse nach 45 Beitragsjahren insgesamt voraussichtlich weniger als 1.000 € im Monat erhalten (die Beiträge waren allerdings auch entsprechend gering).

Für viele Landwirte ist wie bereits erwähnt der eigene Betrieb die Altersvorsorge. Das Geld kommt dann entweder über das Altenteil, Verpachtung oder Veräußerung des Betriebvermögens.

In diesem Zusammenhang muss ich Daniel auch Recht geben, häufig ist auch ein Landwirt, der einen unrentablen Betrieb führt noch überdurchschnittlich vermögend. Allerdings kenne ich auch Fälle, in denen Landwirte über Jahr(zehnt)e ihr Eigenkapital verwirtschaftet haben, um dann annähernd mittellos mit mickriger Rente in den Ruhestand zu gehen. Hier hätte wohl ein wenig finanzielle Bildung gut getan, aber das ist ja nun kein Alleinstellungsmerkmal der Landwirtschaft.

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Ja, die Sache mit der Förderung für Wegebau :smile: Schwieriges Thema, wobei ich den Ärger, wenn es ein extra ausgewiesener Radweg ist, durchaus verstehen kann. Bei uns in Niedersachsen gibt es auch viele Feldwege, die nicht, oder nur in Teilen asphaltiert sind. Trotzdem haben wir da immer mal Radfahrer die nur sehr ungerne anhalten und einen Traktor vorbeilassen. häufig wird auch jeder Kontakt mit dem Grünstreifen vermieden, sodass man dann mit 30 Zentimeter Abstand vorbeirollen muss.

Getoppt wird das nur noch von den Hundebesitzern, die beim Spaziergang ihre Autos in den Feldwegeinfahrten abstellen, sodass man mit großen Maschinen so seine Schweirigkeiten bei der Durchfahrt bekommt.

Insgesamt ein Thema bei dem gegenseitige Rücksichtnahme für beide Seiten sicherlich hilfreich ist.

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Dar hat mich jetzt stutzig gemacht und ich weiß nicht, ob das nicht zu Missverständnissen führen könnte.
Aus deinem verlinkten Beitrag zur Klarstellung:

Die Wahlfreiheit zwischen privater und freiwillig gesetzlicher Vorsorge über die Sozialversicherung haben aber nicht alle Selbstständigen. Einige Freiberufler, wie Künstler und Publizisten oder Landwirte, unterliegen im Hinblick auf die Sozialversicherung einer Versicherungspflicht.

Landwirte sind also zwar selbständig, aber durchaus versicherungspflichtig in einer eigenen Versorgungskasse.

Ansonsten vielen Dank. Es ist sehr wertvoll jemanden in der Diskussion zu haben, der direkt in der Materie steckt und die Diskussion mit Zahlen und Fakten stützen kann.

Ich musste den Beitrag etwas kürzen, damit er noch in die 3.000 Zeichen passt und habe mich da wohl etwas ungünstig ausgedrückt :sweat_smile:

Um es für Landwirte nochmal genau aufzudröseln:
Versicherungspflicht besteht bei Landwirten bei der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG). Dies umfasst:

  • die Krankenversicherung
  • die Pflegeversicherung
  • die Alterskasse (sowas wie Rentenversicherung)
  • die Berufsgenossenschaft (betriebliche Unfallversicherung)

Nicht beinhaltet ist:

  • die Arbeitslosenversicherung

Die Kranken- und Pflegeversicherung berechnen sich (vereinfacht ausgedrückt) aus der Leistungsfähigkeit des Betriebes. Wenn ich mich gerade nicht irre ist unser Betrieb in der Klasse 18 eingestuft, womit meine Eltern monatlich zusammen 637,91 € Kranken- und 123,75 € Pflegeversicherung bezahlen (ab 01.01.24).

Der Beitrag für die Alterskasse beträgt derzeit für Landwirte und Ehepartner jeweils 286 € (seit 01.01.23). Von der Versicherungspflicht in der Alterskasse kann man sich unter bestimmten Bedingungen befreien lassen (ich bin befreit und zahle in die normale gesetzliche Rentenkasse, meine Mutter glaube ich auch).

Der Beitrag für die Berufsgenossenschaft wird ziemlich kompliziert berechnet. Bei uns sind es ungefähr 1.000 € im Jahr.

Wenn ich es gerade richtig im Kopf habe, wird ausschließlich der Beitrag zur Berufsgenossenschaft vom Betrieb gezahlt, ist also vom Gewinn schon abgezogen. Kranken-, Pflege- und Alterskasse müssen vom Versicherten privat gezahlt werden (also aus dem Gewinn) und können teilweise von der Einkommensteuer abgesetzt werden. (Gilt grundsätzlich für jeden Arbeitnehmer, also macht eure Steuererklärung!)

Edit: Ergänzung

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Hallo Michael,
ich kann inhaltlich gar nicht so viel zu der Diskussion beitragen, aber mir ist aufgefallen, wie sachlich und unaufgeregt du an diese hitzige Diskussion herangegangen bist und möchte mich daher, unabhängig von den Inhalten, bei dir für diesen konstruktiven Beitrag bedanken.
Deinen Betrag konnte ich mit Interesse zu Ende lesen und nachvollziehen. Einen wütenden Frustbeitrag den man auch hätte erwarten können, hätte ich wahrscheinlich irgendwann abgebrochen.
Liebe Grüße, Marcel

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