Mich hast du zumindest richtig verstanden.
Dass der Anstieg von Aktienkursen im Wesentlichen auf die steigenden Produktivität der Unternehmen zurückzuführen sei, ist eine schöne Geschichte. Mit der Entwicklung der letzten Jahrzehnte hat das aber nichts zu tun. Da steigen die Kurse hauptsächlich dadurch, dass eine immer größere Geldmenge auf eine stagnierende bzw. zumindest nur marginal wachsende Menge an Assets trifft. Im Gegensatz zur Welt von ~1970 kann man heute in der entwickelten Welt nicht einfach sein überschüssiges Geld in ein weiteres Autowerk, eine weitere Chemiefabrik, etc. stecken und so die Menge an werthaltigen Assets ausweiten. Der europäische Automarkt z. B. verzeichnet heute ungefähr den gleichen jährlichen Absatz wie schon vor 20 Jahren. Die Zahl der in Deutschland fertiggestellten Wohneinheiten ist momentan ca. 50% der Werte des Wiedervereinigungsbooms (zwischendurch waren wir auf 25% dieses Niveaus abgerutscht). Und selbst die Boomphase nach 1990 war nur ein Schatten des Wohnungsbaus allein in Westdeutschland bis in die 1970er.
Daher: die starken Anstiege der Preise von Assets sind nicht auf deren höhere Produktivität, sondern deren Knappheit zurückzuführen. Realwirtschaftlich steht daher nix dahinter, was der Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen nutzt.
Das Umlageverfahren greift auf Zahlungsströme zu (Löhne und Steuereinnahmen). Falls die Löhne von der Produktivitätsentwicklung abgekoppelt werden (was eine politisch flankierte Entwicklung ist), kann der Steueranteil erhöht werden, welcher genau da angreifen kann, wo das Volkseinkommen dann hinwandert: also den Eigentümern der Assets. Oder das notwendige Geld wird per Verschuldung geschaffen. Hier hat die Politik die freie Wahl.
Richtig ist natürlich, dass alles an der Produktivität hängt. Könnte man die Produktivität der Dienstleistungen am Menschen so steigern, wie dies durch die Mechanisierung der Landwirtschaft gelungen ist, wir bräuchten uns um die Versorgung der Alten keine großen Sorgen machen. Aber ohne humanoide Roboter wird dies sehr schwer.