Und hier kommen wir wieder zu meinem initialen Hauptproblem, welches sich mit der initialen SPIEGEL-Anzeige in mir breit gemacht hat, nämlich warum die Kommunikation der Politik, der Presse und letztlich dann auch großer Teile der Bevölkerung so ist, wie sie ist.
Dass hier in diesem Forum seltener die Diskussionen um die Fragen gehen, ob man nun eine Energiewende braucht oder nicht, ob es sinnvoll ist alternative Energieformen zu unterstützen oder nicht, ob es vielleicht auch notwendig ist Einschränkungen und ggf. gestiegene Kosten in Kauf zu nehmen oder nicht - ist sicher einem ähnlichen Grundinteresse der Teilnehmer und Interessenten geschuldet. So groß diese Gemeinschaft auch immer geworden ist - so stellt sie doch nach wie vor nicht den entscheidenden Anteil an der Bevölkerung, den es gilt mit neuen und notwendigen Ideen zu überzeugen.
Hier geht es weniger um das Detail und sicherlich auch noch nicht einmal um die eine oder andere Benachteiligung, die das Neue mit sich bringt. Aber man schafft keine Überzeugung in der Breite, wenn man sich vor allem auf die Nachteile konzentriert, oder konzentrieren muss. Es gibt die Skeptiker, die sich über jede Meldung von Schwierigkeiten freuen - sicherlich aber stellen auch die nicht die Masse. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass ein Groß der Bevölkerung nichts gegen eine Energiewende hat - sobald sie das Gefühl haben, es macht Sinn, es wird unterstützt und alle machen mit. Klingt einfach, aber davon sind wir meilenweit entfernt.
Wie auch schon in anderen Krisensituation fern ab der ersten intensiven Anteilnahme durch die Politik (Flüchtlingskrise mit dem „wir schaffen das“; Ukraine-Krieg mit der „Zeitenwende“ dicht gefolgt von einem „DoppelWums“) läuft die aufbauende Kommunikation der politischen Führung (von mir zumindest so wahr genommen) an der Bevölkerung vorbei. Aus der Medizin weiss ich wie wichtig neben der Wahl des richtigen Medikaments es ist den Patienten auch gefühlt in seiner Heilung positiv zu unterstützen. Wenn man ihm das richtige Medikament gibt und dazu sagt, nimm es - das kann helfen, aber vielleicht auch nicht so richtig und vielleicht wächst dir auch ein drittes Bein… die Therapie hat deutlich weniger Aussicht auf Erfolg. Die Effekte von Placebo und Nocebo (siehe z.B. https://www.amazon.de/Placebo-2-0-Macht-positiver-Erwartung/dp/390630440X) werden in der Medizin zunehmend anerkannt und auch gelehrt - sind aber auf keinen Fall auf die Medizin beschränkt sondern Grundlage jeder gelungen Kommunikation, die auf Überzeugung eines Anderen aus ist.
Nein, die Politik soll nicht ihre Ziele immer positiv formuliert wiederholen, aber die meisten Menschen wünschen sich informiert zu werden, auf dem Laufenden gehalten zu werden und nicht ausschliesslich vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. Und ja - ich denke, auch das ist die Aufgabe der Politik. Ein Teil unsere Bevölkerung hat keine Lust - oder ist ggf. auch nicht in der Lage dazu, sich eigenständig auf Informationsuche zu begeben. Das was dann für alle bleibt ist dann die schnelle Information im Internet - und die sieht gerade so aus, dass es eh keine Solaranlagen gibt, die werden nicht mehr richtig gefördert, Benzin wird auch teuerer und die die jetzt ein E-Auto haben schauen jetzt auch doof in die Röhre… aus der Summer dieser Informationen wächst keine Motivation überhaupt etwas zu tun.
So wie Philip und Ulf in den letzten Lagefolgen auch immer mal gezielt auf positive Entwicklungen hingewiesen haben, bzw. in all dem Grau versucht haben die Sonnenstrahlen zu betonen und ich glaube alle, die es gehört haben haben hier kein „schönreden“ oder „weltfremdes verkennen der Realität“ gesehen, sondern sich auch einfach mal gefreut. Ich würde mir wünschen, etwas mehr davon (ohne kritisches anprangern zu verpassen) sowohl in der Presse, als auch in der Politik zu finden, weil ich dieses eigentlich so einfache Stilmittel für eine der wichtigsten Essenzen halte, die unsere Gesellschaft gerade fehlt.