Abschaltung Haushalte mit Wärmepumpe?

Wir diskutieren ja gern über Infrastrukturausbau im Stromnetz und erneuerbare Energien.
Ich habe in 2002 ein Haus gebaut und mich frühzeitig für eine Erwärmepumpe entschieden.

Heute waren meine netten freundlichen Stadtwerke bei mir und haben mir einen Rundsteuerempfänger installiert.
Mit folgenden Worten:
„Hey, sie haben ja eine Wärmepumpe, und wir installieren die Remote Abschaltung jetzt überall bei Wärmepumpen. Sie wissen ja Blackout Gefahr! Da müssen wir die Großverbraucher unter Kontrolle bekommen.“

Das soll kein Gemotze am lokalen Stromprovider sein (den mag ich sogar sehr), es geht mir eher darum was hätte man gern vs. was passiert in echt gerade (Realitätsabgleich)?

Aktuell werden Wärmepumpen als Gefahr fürs Stromnetz angesehen und müssen „gebändigt“ werden?

Ich fühle mich schon ein bischen wie ein Ökoterrorist, der im Zaum gehalten werden muss mit seiner bösen Erdwärmepumpe!

Mir ist schon klar, dass das Netz intelligenter werden muss und Smart Grid hierfür sorgen kann und ein wichter Schritt ist, aber bei den Wärmepumpen zu starten finde ich schon irgendwie den falschen Anreiz.

Für mich fühlt sich das an wie ein Schritt in die falsche Richtung und Symtombekämpfung und keine Lösungsfindung.

Was meint Ihr?

Naja, wenn nur das Netz smart wird, ist nichts gewonnen… Natürlich müssen auch große Verbraucher und Erzeuger smart werden.
Und da Wärmepumpen immer einen Puffer haben (in Form von thermischer Trägheit bei Fußbodenheizungen oder eines Wasserspeichers bei Heizkörpern), lassen sich Wärmepumpen als große Verbraucher nunmal gut für kurze Zeit vom Netz trennen - zumal diese Zeit auch begrenzt ist.
In der Regel merkt man da also nichts von.

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Bei welchen anderen größeren Verbrauchern in Privathaushalten, die sich einfach und ohne spürbare Konsequenz im Ernstfall kurzzeitig vom Stromnetz trennen lassen, würdest du denn alternativ starten wollen?

Ja, ich verstehe ja die Notwendigkeit, aber ich würde mir irgendwie wünschen, dass die Techniker die Infrastruktur ausbauen.

Meine Wallbox hängt übrigens wie so oft am Hausstrom und der ist nicht betroffen.
Die wollen und können sie wohl nicht abschalten.
Wäre die nicht auch ein Großverbraucher?

Aber zurück zu Focus: Ich würde mich freuen, wenn wir die Ressourcen zum Ausbau der Infrastruktur einsetzen würden.

Das hängt meines Wissens von der konkret installierten Wallbox ab, da gibt es durchaus auch „Smart-Grid-fähige“, die in der Lage sind, Steuersignale zu empfangen und daraufhin Ladevorgänge zu unterbrechen oder auf später zu verschieben. Und natürlich davon, ob der Stromversorger dann die konkreten Geräte unterstützt (hier im Fall der Wärmepumpe baut er ja selbst den Abschalter dazwischen, das ist dadurch vermutlich einfacher zu unterstützen als zig verschiedene Wallboxen). Und ja, das macht genau so Sinn, wie bei den Wärmepumpen.

Allerdings würdest du im Fall, dass die Wallbox abgeschaltet wird, vermutlich schreiben:

Denn dass man E-Mobilität ebenso wie Wärmepumpen gerade generell eher fördern statt hemmen will, gilt da doch exakt genau so.

Das, was da bei dir gerade geschieht, ist ein Ausbau der Infrastruktur!

Statt mehr Kraftwerkskapazität für ein paar wenige Lastspitzen im Jahr aufzubauen, von denen man noch nicht mal weiß, ob sie (wetterbedingt) überhaupt auftreten, baut man die Infrastruktur, die man gemeinhin mit „Smart Grid“ bezeichnet, auf, um die Lastspitzen von der Verbraucherseite her zu glätten, falls sie auftreten. Das wird getan, weil es die ökonomisch günstigere Lösung ist. Und ökologischer auch noch - Win-Win!

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Die Wallbox, wenn sie die im EFH-Bereich wohl typischen 11 kW zieht, ist mit großer Wahrscheinlichkeit x-fach größerer Leistungsabnehmer als jede Wärmepumpe. Unsere WP zieht, wenn sie läuft, weniger als 2 kW.

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Nun, ich muss mich meinen Vorrednern anschließen. Die Alternativen welcher ein VNB zu Laststeuerung im NS Netz hat sind eh begrenzt. Die meisten Ortnetzstationen sind Fernwirktechnisch gar nicht angeschlossen. Das heißt nächster Punkt wo ich Abschalten kann, ist das Mittelspannungsabgangsfeld. Und dann sind auf einen Schlag Tausende Haushalte dunkel…

Eine Wärmepumpe in einer Netzengpass Situation für eine kurzen Zeitraum abzuschalten, ist gerade in Anbetracht der Alternativen durchaus verkraftbar. Zumal wird ein Haus, welches mit einer Wärmepumpe betrieben wird recht gut gedämmt sein. D.H die Wärme bleibt erhalten.

In Kalifornien ist ein Eingriff in das Klima des Haushalts bereits Üblich und weitestgehend akzeptiert. Dort werden nämlich ein Teil der Klimaanlage in einer Engpasssituation herunter geregelt.

Grundsätzlich richtig, aber man muss auch den abnehmenden Grenznutzen und die allgemeine Wirtschaftlichkeit betrachten.
Stell dir folgenden Fall vor. Mit dem bestehenden Netz ist deine Wärmepumpe bis auf 10 Stunden im Jahr nutzbar. Für 10 h im Jahr, welche auch nicht alle hintereinander auftreten müssen wird Sie aufgrund eines Engpasses abgeschaltet. Der Netzbetreiber kann das Problem lösen, in dem er ein neues Kabel für sehr viel Geld legt. Diese Kabel wird in der Theorie aber fast nie genutzt, außer 10 Stunden im Jahr.
Also Wirtschaftlich nicht ganz so sinnvoll.
Wenn man begrenzte Ressourcen hat, muss man schauen wie man die am Besten verteilt. Kann stattdessen mit dem Geld für das Kabel eine Windkraftanlagen anschließen, wäre das vielleicht eine bessere Investition.

Auch Netzbetreiber haben begrenzte Ressourcen. Dabei geht es nicht Mals um Geld, sonder um Rohstoffe bzw. die daraus produzierten Betriebsmittel. Z. B. Leistungstransformatoren, Kabel, Leiterseile etc. Ersteres hat im Netzgeschäft bereits Wartezeiten von 2 bis 3 Jahren…

Beim Netzbau ist also auch immer die Frage, wie ich meine Ressourcen am besten einsetzen kann

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Dann dürftest du dich ja über diese Meldung hier gefreut haben:

Noch ist nichts in trockenen Tüchern aber hoffen wir mal das Beste. Die FDP ist auch dagegen, könnte also der richtige Schritt werden. :slight_smile:

Ode die Leistung der WP ist sogar noch niedriger. Bei 15 Grad minus schaut’s ein bisschen anders aus, muss aber auch nicht dramatisch sein.
Es gibt übrigens sehr wohl Versorger die einen Wallbox Tarif mit Abschaltung anbieten. Zudem werden praktisch niemals 11kW benötigt. Schon bei 4 kW und 10h Ladezeit langt es für 200 km Reichweite. Die wenigsten werden täglich weiter fahren.

Passend dazu gab es hier schon einen Thread, dort sind auch viele Argumente aufgeführt:

In Baden-Württemberg verkaufen die Grünen gerade die Stromtrassen.