Ich glaube da habe ich mich nicht gut ausgedrückt. Wenn ich von industriellem Maßstab rede, dann meine ich damit, rein technisch, große, konzentrierte Anlagen außerhalb von Städten. Das hat eine ganze Reihe von Vorteilen:
- Bessere Wartbarkeit, als wenn man, wie bei der Weststadt, den Elektrolyseur sogar unterirdisch einbaut.
- Bessere Transport-Logistik, da nicht jeder Elektrolyseur in einem anderen Teil der Stadt säße und einen eigenen Wasserstoff-Netz-Anschluss braucht.
- Bessere Erweiterbarkeit, da man nicht warten muss, bis man ein neues Wohnprojekt hat, wo man einen weiteren Elekrolyseur einbauen kann.
- Elektrolyseure, die z.B. für saisonale Zwischenspeicherung von EE eingesetzt werden, sollten nahe an entsprechenden Speichern stehe, die aber kaum in Städten sein werden.
Das heißt aber nicht zwingend, dass solche Anlagen in der Hand von Großkonzernen sein müssen. Das ist nur eben das typische, kapitalistische Modell. Genossenschaftliche Organisationen oder Staatsbetriebe wären mir da viel symphatischer, aber das Fass will ich hier nicht aufmachen. Wie gesagt, mir geht es um die technischen Aspekte bei der Frage nach der Anlagengröße.
Das ist aber kein Vorteil, im Gegenteil. Wenn ein Ortsnetz überlastet wird, dann steigt im besten Fall der Trafo über Sicherungen aus, im schlimmsten Fall geht etwas kaputt. Die SZ hatte dazu auch schon mal vor 4 Jahren etwas:
Wie Elektroautos die Stromversorgung gefährden - 29.10.2018 - sz.de
Solchen Problemen kann man lösen, aber das kostet halt Zeit und Geld.
Das stört mich in der Tat auch etwas.
Ich habe noch ein Interview mit einem Herrn gefunden, der gleichzeitig Investor in dem Projekt ist und das ganze auch noch als Hochschulprofessor begleitet:
Grüner Wasserstoff: Elektrolyse für klimaneutrales Quartier - 30.09.2022 - dabonline.de
Dort heißt es:
Ein Teil des grünen Stroms stammt aus den installierten Photovoltaikanlagen auf den einzelnen Gebäuden (im Endausbau circa 1,5 Megawatt), die maximal solarisiert wurden. Der Solarstrom wird vorrangig für die Versorgung der Bewohner (Mieterstrom) und die E-Mobilität genutzt. Der überschüssige Strom (circa 20 bis 30 Prozent) wird in der Elektrolyse zur Erzeugung von grünem Wasserstoff eingesetzt. Etwa 70 Prozent des Stroms für die Wasserstoff-Produktion kommen von Windanlagen auf der Schwäbischen Alb.
Und weiter:
Wir verbrennen den Wasserstoff nicht zum Heizen, sondern, wie gesagt, wird die Abwärme aus dem Prozess zur Wärmeversorgung eingesetzt. […] Den Wasserstoff können wir aufgrund der Förderung durch das BMWK zu einem Preis von circa acht bis neun Euro pro Kilogramm vermarkten.
Es wurde hier also durch öffentliche Förderung eine Wasserstoff-Produktion hochgezogen. Der angegebne Zweck, den produzierten Wasserstoff wieder im Gebäude zu nutzen, ist offenbar nicht eingetreten. Stattdessen wird dieser in das örtliche Erdgasnetz eingespeist:
Neu […] ist [Anm.: in diesem Projekt] die Produktion und Vermarktung von grünem Wasserstoff, der in das Erdgasnetz eingespeist und zukünftig über eine H2-Leitung direkt der Industrie und der Mobilität zugeführt wird.
Als alleiniges Argument, warum man bei diesem Quartiersprojekt einen 1 Megawatt-Elektrolyseur gefördert hat, bleibt also die Nutzung der Abwärme des Elektrolyseures. Wie effektiv das in dem Wohnquartier tatsächlich ist, dazu steht aber nichts in dem Interview.