Mehrwert und Risiken von Social Media

Mal im Zuge der Diskussion von Smartphones in Schulen, aber auch angesichts der geplanten Steuer für Tech-Unternehmen wie Meta und Co.:

Welchen Mehrwert bringen uns heute eigentlich die Aktivitäten in Social Media, sowohl für Privatleute wie auch Unternehmen?
Welche Risiken stehen auf der anderen Seite, die eine rege Nutzung von Social Media mit sich bringt?
Wie bewerten wir das, wiegen sich beide Aspekte gegenseitig auf oder nicht?

Dazu mal ChatGPT befragt, um die Kernpunkte heraus zu stellen:

:white_check_mark: Mehrwerte

Für Privatpersonen:

  • Vernetzung & Austausch mit Freunden, Familie, Gleichgesinnten
  • Inspiration & Unterhaltung (z. B. DIY, Fitness, Comedy, Reisen)
  • Wissenszugang & Weiterbildung (z. B. Karrieretipps auf LinkedIn, Tutorials auf TikTok)
  • Selbstdarstellung & Identitätsfindung
  • Schnelle Informationsverbreitung (z. B. Nachrichten, Trends)

Für Unternehmen:

  • Reichweite & Markenbekanntheit steigern
  • Zielgruppenansprache durch zielgerichtetes Marketing
  • Kundenbindung & Community-Aufbau
  • Marktforschung durch Feedback & Interaktionen
  • Employer Branding & Recruiting (v. a. auf LinkedIn)
  • Verkaufskanal & Werbeplattform

:x: Nachteile

Für Privatpersonen:

  • Sozialer Druck & Vergleiche → Gefühl von Unzulänglichkeit, FOMO (Fear of Missing Out)
  • Mentale Belastung: Stress, Angst, Depressionen durch Likes, Kommentare etc.
  • Suchtverhalten & Zeitfresser → Vernachlässigung von Schlaf, Hobbys, sozialen Kontakten offline
  • Datenschutzprobleme & digitale Spuren
  • Misinformation & Cybermobbing

Für Unternehmen:

  • Krisenrisiko: Shitstorms, öffentliche Kritik
  • Zeit- & Ressourcenintensiv (Content-Erstellung, Community Management)
  • Abhängigkeit von Algorithmen & Plattformregeln
  • Reputationsrisiken durch unkontrollierbare Nutzerkommentare
  • Datenschutz & rechtliche Fallstricke (z. B. DSGVO)

Vielleicht mal als Diskussionsgrundlage und um mal zu erfahren, wie geht Ihr damit um, welche Erfahrungen gibt es?

Persönlich: Da ich beruflich u.a. auch für Marketing zuständig bin, zudem zwei Teenager großgezogen habe, hab ich mich schon etwas intensiver mit den klassischen Social-Media Kanälen beschäftigt. Bin also kein Profi, aber nicht völlig unbeleckt im Thema.
Beruflich stelle ich fest, das man, will man es richtig machen, schon einiges an personellen, fachlichen und zeitlichen Ressourcen braucht, die aber nicht immer vorhanden sind. Also macht man es nebenbei, eher „halbgar“. Da stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit und dem Mehrwert.
Privat stolperte ich über einen Satz meiner nun 22jährigen Jüngsten, die in ihrer neuen ersten Wohnung keinen Internetanschluss hat: „Da ich mit dem knappen Datenvolumen meines Smartphones auskommen muss, gucke ich nicht mehr in Insta, lese stattdessen mehr. Empfinde das als viel sinnvollere Zeit als sonst, wo ich Stunden auf Insta verpulvert habe“
Für diese Altersgruppe erstaunlich.
Ich selbst hab mich bei Facebook und Co weitgehend abgemeldet, nur meiner Kinder zuliebe noch sporadisch Instagram und LinkedIn, und empfinde es jetzt nicht so, das ich was verpasse. Rein private Sicht.

Messen wir dem Thema zuviel Bedeutung bei oder ist das ein Teil der neuen digitalen Welt, um den wir nicht herumkommen?

Als jemand der erst nach der Schulzeit mit Social Media in Kontakt kam kann ich sagen, dass ich diesen Druck vorher nicht geringer empfand.

Eine große Diskussion um Markenklamottem an Schulen und Vorzüge von Schuluniformen fand z.B. auch in den 90ern statt, also vor Social Media als Massenphänomen.

Ich sehe gerade bei Menschen die etwas anders sind auch die Chance in Social Media zu sehen, dass es viele Menschen gibt die ähnlich sind und sich daher „normaler“ zu fühlen.

Ich persönlich konnte mich auch mit mit Büchern, Computerspielen etc. von Schlaf, Lernen oder auch mal Freunde treffen abhalten lassen. Sehe Social Media da eher als Symptom als als Ursache, auch wenn natürlich eine Wechselwirkung stattfindet

Verglichen mit dem Aufwand den man vor Social Media betreiben musste um Kontakte in gleichem Umfang zu bekommen und zu pflegen halte ich Social Media hier eher für eine Möglichkeit Zeit und Ressourcen zu reduzieren.

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Vielen Dank für die Eindrücke.

Also alles eher zu aufgebauscht?

Beispiel Zeit und Ressourcen: Social Media kommt ja nun zum bisherigen eher dazu. Ersetzt es ja nicht komplett

Ja, und genau das ist ein Problem bei der Verbreitung von Verschwörungserzählungen und der politischen Radikalisierung.

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Kommt drauf an. Wenn ich früher erst um 4 geschlafen habe weil ich ein neues Buch gelesen habe, dann wäre es ja nicht so, dass der vergleichbare Jugendliche heute dann erst um 6 schläft, weil er nach dem Lesen noch auf social Media rumhängt. Gerade bei denen die extrem viel Zeit damit verbringen würde ich schon sagen, dass es andere Aktivitäten zu großen Teilen ersetzt.

Das stimmt natürlich. Allerdings würde ich bei den Anhängern von Verschwörungserzählungen auch sagen, dass die ja vorher schon überzeugt waren als einzige in ihrem Umfeld richtig zu liegen, da macht es die Vernetzung vorwiegend dahingehend schlimmer, dass diese Leute heute mehr Verschwörungsideologien glauben als früher.

Wobei die Leute aus meinem Umfeld die hier sehr aktiv sind auch schon vor Social Media an erstaunlich viele völlig aus der Luft gegriffene Theorien kamen und diese auch glaubten (Barcodes, Impfung, Organmaffia, etc.)

Ich glaube daher gar nicht unbedingt, dass die Gruppe der Anhänger durch social Media wächst oder mächtiger wird, sondern sie wird vor allem sichtbarer.

Wenn ich das auf den beruflichen Kontext beziehe: Bislang hatte ich die klassische Pressearbeit, dazu Website. Das muss ich ja weiter betreiben. Dazu kommt jetzt die Content-Erstellung für Social Media. Ich kann zwar ChatGPT und Canva oder sowas nutzen, muss es aber querlesen und die zeit haben, Dinge zu erstellen und zu planen und online zu stellen. Bedeutet zusätzlichen Aufwand und damit zusätzliche Zeit, die personell abgedeckt werden muss.
Es stellt sich dann die Frage, bekomme ich diesen Aufwand in Form eines konkreten Mehrwertes, des sich letztlich im Gewinn äußert, wieder raus?

Es wird sicher auf die Branche ankommen.

In der Industrie war es früher ja viel mehr so, dass die Kommunikation z.B. auf Messen, durch Prospekte und im Rahmen von Schulungen stattfand.

Wenn eine Firma heute einmal pro Woche einen Social Media Post macht der mal ein Fallbeispiel beinhaltet, mal ein neues oder überarbeitetes Produkt, mal die Vorstellung eines Mitarbeiters oder eines Bereichs in der Fertigung, etc. Dies wurde dann aufbereitet in einem Newsletter (Print, später Email) und versendet. Heute wird das genauso aufbereitet, dann aber eben wöchentlich gepostet.

Die Inhalte können dann aber auch im Rahmen von Messen, Vorträgen etc. genutzt werden und wandern auf die Website mit einer Übersicht aus Fallstudien etc. Der Mehraufwand ist da gering im vergleich zu einer ebenso umfangreichen Information der Kunden ohne Social Media.

Was anderes ist es natürlich wenn der lokale Supermarkt jetzt zusätzlich zum Angebotsprospekt noch einen umfangreichen social Media Kanal pflegt und dies vielleicht sogar muss, weil alle Märkte im Umkreis ebenso aktiv sind. Dann bleibt das Kundenpotential gleich, der Aufwand steigt aber.

Diesen Effekt hat man aber auch in anderen Bereichen. Mehrere Firmen streiten sich um die potentiellen Kunden und somit steigt der Aufwand um Umsatz zu machen immer weiter an. Solange man noch dran verdienen kann wird es immer Anbieter geben die mehr Aufwand leisten um zu verkaufen, sei es durch Werbung, Preis, Kundenbesuche, etc.

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Zum Mehrwert noch: Es ist sehr einfach, Aktionen/Treffen im kleinen Rahmen auf die Beine zu stellen. Eine schnelle Nachricht an alle wann/wo/wie was geht ist schnell geschrieben und es gibt auch eine einfache Möglichkeit, zu antworten.

Zu den Nachteilen noch: Die Erwartungshaltung, immer erreichbar zu sein (sowohl von anderen als auch von sich selbst) erzeugt Druck. Und die Erwartungshaltung, selbst Dinge zu teilen, auch wenn man das nicht will.

In mir erzeugen soziale Medien und Messenger-Apps kein Gefühl der Verbundenheit und der Gemeinschaft, was ich bei persönlichen Treffen eher spüre. Es ist ein virtuelles Zusammensein, ohne zusammen zu sein.

Was mich extrem stresst sind persönliche Konflikte, die dann per Messenger und soziale Medien ausgetragen werden. Es streitet sich nicht gut, wenn ich dem Gegenüber nicht ins Gesicht schauen kann, nicht weiß, wie Äußerungen ankommen und auch nicht die Möglichkeit habe, durch Sub-Texte vernünftig rüberzubringen.

Der große Unterschied zu klassischen Computerspielen ist, dass diese an feste Orte gebunden waren: Den Computer oder die nicht tragbare Konsole. Klar gab es auch Gameboys etc., aber es war doch noch etwas anderes als das Smartphone, dass ich immer dabei habe: In der Bahn, auf dem Klo, an meinem Arbeitsplatz, auf der Couch etc., wenn ich es nicht aktiv verhindere.

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Grundsätzlich: Ja.

Jedes Mal, wenn es ein neues Medium gab, wurde der Weltuntergang an die Wand gemalt.
Das Internet - ruiniert die Jugend!
Computerspiele - ruinieren die Jugend!
Fernsehen - ruiniert die Jugend!
Lesen - ruiniert die Jugend! (ja, das wurde beim Aufkommen der Belletristik tatsächlich argumentiert, nach dem Motto: Der gute Mensch liest nur die Bibel, alles andere ruiniert die Moral und ist Zeitverschwendung…)

Jetzt ist es halt Social Media. Und ja, alle diese Dinge bergen Gefahren. Und ja, diese Gefahren sind bei Social Media besonders groß, weil Social Media so schnell so starke Verbreitung gefunden hat und wir aktuell darauf noch nicht vorbereitet sind. Gleiches gilt nebenbei für das Thema KI.

Aber auch das wird sich normalisieren. Die Gesellschaft wird Wege finden, die sozialen Medien zu bändigen - vielleicht muss man in einer Übergangszeit erstmal mit repressiven Maßnahmen arbeiten, aber langfristig wird ein Gewöhnungseffekt eintreten und Social Media wird einfach ein normaler Teil unseres gesellschaftlichen Lebens werdens. Und ja, das wird dann ein anderes Leben als vor „Social Media“, aber das gilt für alle oben genannten neuen Medien. Buchdruck, Fernsehen, Computerspiele, Internet - all das hat jeweils die Gesellschaft, mal mehr, mal weniger, verändert. Gegen all das wurde mit Weltuntergangsszenarien angekämpft, bis es schließlich zur akzeptierten Normalität wurde. Ich sehe nicht, warum das bei Social Media langfristig anders sein sollte. Aber kurzfristig ist das Gefahrenpotenzial natürlich enorm.

Das ist wahr. Es gibt eben nicht nur positive und neutrale Außenseiter, sondern auch sehr problematische Außenseiter. Die profitieren natürlich ebenso von der stärkeren Vernetzung durch die Urbanisierung, das Internet und jetzt Social Media, wie jede andere kleinere Interessengruppe.

Die Frage ist nun: Kämpfen wir gegen Urbanisierung, das Internet und Social Media (und machen damit auch den positiven und neutralen Außenseitern das Leben schwer) oder konzentrieren wir uns besser darauf, die negativen Außenseiter gezielt zu bekämpfen?

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Man kann prima die Zeit totschlagen und muss sich nicht selbst um Aktivitäten kümmern.
Langeweile ist eine Quelle für Kreativität, leider wird sie heute gefühlt nicht mehr zugelassen - sehr schade

Mal zynisch im Sinne von Merz gefragt: wenn wir Zeit totschlagen müssen - arbeiten wir dann Zuwenig? :wink:

Um keinen falschen Zungenschlag reinzubringen: es geht nicht um die Frage ob Social Media gut oder schlecht ist. Es ist da, geht so schnell nicht mehr weg, wir müssen damit umgehen lernen.

Frage ist also eher, bringt uns die darin investierte Zeit einen Mehrwert? Oder haben wir den schon und halten nur unnötigerweise an alten Dingen fest?

Ich stelle die Un-Reguliertheit von soziale Medien schon in Frage (ich rede jetzt nicht über Messaging Apps, sondern über zu TicToc, Telegram (-gruppen), X, Insta, Facebook, Youtube, WhatsApp (-gruppen) etc. Und möchte hier dem sehr geschätzten @Daniel_K ausdrücklich widersprechen: Diese Soziale Medien sind eben nicht der aktuelle Hype, den die alte Generation - wie üblich - verteufelt, obwohl es doch einfach nur eine neue Technologie ist.

Ich bin sehr verwundert, wie unsere Gesellschaft mehr oder weniger schulterzuckend dabei zusieht, wie veröffentlichte Falsch- (Lügen) und Fehlbehauptungen (Irrtümer), Hass, Gewalt von Plattformbetreibern stehen gelassen werden - besonders gerne, wenn sie für Empörung sorgt, s.u.

Ja, es gibt da schon Regulierung …

…. aber die erscheint nicht wirklich wirksam zu sein.

Ebenso schulterzuckend wird hingenommen, dass auch Kinder Zugang nicht nur zu Sozialen Medien, sondern auch zu Pornos haben.

Völlig unverständlich finde ich, wie wir als Gesellschaft hinnehmen, dass Algorithmen mit extrem ausgeklügelten psychologische Tricks Erwachsene wie Jugendliche wie Kinder extrem lange „in ihren Bann ziehen“ (= deren Aufmerksamkeit und Lebenszeit stehlen). Und zwar überwiegend über die Trigger „Empörung“, „Wut“ und „Erregung“.

Die sog. „sozialen“ Plattformen verdienen letztlich an der Empörung über Lügen! Ich habe nix dagegen, wenn sie an Katzenbildern verdienen. Aber an Lügen, die unsere Gesellschaft immer weiter spalten?!?

Genau dieses Algorithmen machen es Polarisierungsunternehmer wie die AfD, feindlich gesinnten Staaten (z.B. Russland) und Organisationen (z.B. Islamisten) leicht, unsere Gesellschafter mit Lügen zu spalten.

Dabei trägt die lange, weit überwiegend konsumierende Verweildauer vor unseren Geräten (Infinite- oder Dooms-Scrolling) weder zum sozialen Austausch bei, noch verbessert es die Lebensqualität der meisten Menschen. Die meisten Menschen, die in meiner Gegenwart (!) in atemberaubender Geschwindigkeit durch ihren Feed scrollen (ohne die Inhalte wirklich aufmerksam aufzunehmen!), bestätigen auf Nachfrage meisten, dass das ihnen gerade keinerlei Nutzen gebracht hat.

Im Zweifel beschädigt dies unsere Fähigkeit zur Konzentration, Gedächtnis- und Denkleistung und Beeinträchtigt unser psychisches Wohlbefinden.

Der Gipfel ist, dass wir es den Plattformen durchgehen lassen, dass dort Bots ihr Unwesen treiben, um alle diese negativen Entwicklungen noch massiv zu verstärken - ohne dass irgendein gesellschaftlicher Nutzen dafür erkennbar wäre.

Wollen wir wirklich nichts dagegen unternehmen?

Ich wünsche mir einen Staat (eine Staatengemeinschaft), der (die) dieser Entwicklung entschlossen und massiv entgegenwirkt. Wenn man Strafen nicht durchsetzen kann, kann man aber doch solche Plattformen - als Sanktion vorübergehend - im europäischen Internet blockieren (so zumindest mein Verständnis).

Dazu muss Politik natürlich auch bereit sein, den Ärger der Nutzer solcher Plattformen auszuhalten (durch eine öffentliche Diskussion: vorbeugen), die vermutlich erst einmal aufschreien würden, wenn sie einen Zeitlang Ihren Zugang etc. verlieren.

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Danke für die ausführliche Zusammenfassung der Risiken.

Letztlich bin ich wieder beim obigen Satz hängengeblieben.
Und der Frage nach dem Mehrwert.

Vor allem, wie Du @TilRq ja richtig benennst, es keine wirkliche Kontrolle über die Inhalte besteht und letztlich diese Kanäle ja nicht der Verbesserung der menschlichen Kommunikation dienen, sondern primär den Gewinninteressen einiger ganz weniger Unternehmen.

Womit ich wieder mich frage, ist es notwendig dort sehr viel Zeit reinzustecken? Gemessen am Output?

Wann hat man denn einen Mehrwert? Muss der kurzfristig sein?

Ich habe unter anderem auf TikTok schon unzählige Inspirationen bis hin zu Rezepten gefunden die ich früher oder später nachgekocht habe. Satt bin ich aber auch vor TikTok geworden.

Ich habe unzählige Übungen für meine Sportart wo ich auch Übungsleiter bin gefunden, gute wie auch schlechte. Ich war aber auch vor TikTok schon Übungsleiter, nur hatte ich halt kaum Berührungspunkte mit Übungen wie sie in anderen Ländern umgesetzt werden.

Ich habe auch auf Youtube genug Tutorials zum Mountainbiken gefunden, dennoch haben mir die kompakt aufbereiteten Videos wie man sie auf TikTok und Instagram zu sehen bekommt schon einige male geholfen auch eigene Fehler zu Identifizieren, weil sie oft auf einzelne Aspekte eingehen und nicht wie Tutorials auf Youtube auf eine komplette Technik. Aber auch vor TikTok war ich schon Mountainbiken.

Habe ich jetzt aus TikTok einen Nutzen oder nicht?

Man muss aber auch sagen, dass je nach Grund dafür ein komplettes Blockieren schon sehr nach den Lösungen von autoritären Staaten aussieht. In einer Zeit in der das Vertrauen in die Politik ohnehin schwindet sehe ich das sehr kritisch und es wäre Wasser auf die Mühlen derer die ohnehin gegen die Politik als Ganzes kämpfen, allen voran die AfD.

Ich gehe mit, dass es viel mehr Anstrengung vor allem im Bereich des Jugendschutzes braucht, aber eine Sperrung der Plattformen für die Allgemeinheit sollte nicht das Mittel sein mit dem man das erzielt.

Diese Kritik gab es auch an Belletristik und später dem Fernsehen sowie Computerspielen.

Kinder haben seit das Internet besteht Zugriff auf Pornographie. Fun Fact: Ich habe damals auf der Hauptschule im Internet runtergeladene Porno-Bilder auf Disketten an Mitschüler verkauft. Das war 1994. Dass jedes Kind weiß, wie man im Internet Pornographie findet, ist mindestens seit den frühen 2000ern der Fall. Also so zu tun, als sei der einfache Zugang zu Pornographie in irgendeiner Form neu, erscheint mir merkwürdig.

Auch das Argument wurde in jeder erdenklichen Variante gegen Computerspiele und teilweise auch TV vorgebracht.

Wie gesagt, ich halte Social Media in seiner aktuellen Form durchaus auch für gefährlich, aber es wird zugleich massiv übertrieben. Es ist eine Mischung von „realer Gefahr“ und „typischer Aufblähung der Gefahr durch alles Neue“. Mir ist es wichtig, dass wir uns vor allem auf den Kern der realen Gefahr fokussieren: Und das sind problematische Algorithmen, mittels denen Tech-Konzerne massiv in die Demokratie eingreifen, z.B. indem radikale Parteien mit wesentlich mehr Aufmerksamkeit bedacht werden als gemäßigte Parteien. Das ist ein reales Problem gegen das wir vorgehen müssen - dass Menschen ihre Zeit mit „Social Media“ verbringen und dabei auch gerne über den Stränge schlagen, ohne dass daraus „ein Nutzen“ entsteht, ist hingegen ganz normal bei jeder neuen Unterhaltungstechnologie. Manipulative Programmierung hingegen (z.B. dass bei TikTok, wenn man „zurück“ swiped, nicht das Programm beendet wird, sondern das nächste Video in der Schleife angezeigt wird) ist auch ein reales Problem, ebenso wie suchtverstärkende Techniken bei Computerspielen ein ernsthaftes Problem sind, für das es Lösungen braucht. Aber die Lösung lautet eben nicht „Verbot“, sondern klare Regelsetzung.

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Ob ein Verbot die Lösung ist? Hat ja bei anderen Entwicklungen früherer Zeiten, wie @Daniel_K schon zurecht anführt, seit dem Buchdruck nur sehr bedingt funktioniert.

Aber mehr Bewusstsein im Umgang wäre schon wünschenswert.
Wenn man sich hilfreiche Informationen herausziehen kann wie auch sonst aus Büchern, sehe ich einen Mehrwert.
Zudem gibt es auch gute und schlechte Bücher…

Speziell in der sozialen Kommunikation, privat wie beruflich, finde ich den Zeitfaktor kritisch, wie auch die Anonymität dahinter, in Bezug auf geteilte Meinungen.
Es scheint zumindest einfacher, hier „Zeit zu vergeuden“?

Bis dahin bin ich ganz bei Dir, @Daniel_K : Wer freiwillig Lebenszeit in Social Media investiert, kann und soll das tun. Da hat der Staats nichts verloren.

Ja, aber wir müssen noch vorher ansetzen:

… mittels denen Tech-Konzerne Geld damit verdienen, dass sie mit üblen psychologischen Mitteln Sucht und Abhängigkeit erschaffen (was letztlich, v.a. wegen der Polarisierungsunternehmer, zur Gefahr für die Demokratie wird).

Der Staat soll nicht gegen Social Media an sich vorgehen, sondern gegen diese Algorithmen.

Was überhaupt kein Argument dafür ist, dass das schon seit dem ein großes Problem für die Entwicklung von Kindern ist. Ich meine jetzt nicht die reine Darstellung von Sex. Allein schon die Darstellung der Rolle von Frauen in Pornos sollte einen die Wände hochtreiben.

Hm, da habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt. Mir geht es ums Blockieren als Maßnahme zur Durchsetzung von Recht und dieses Recht sollte diese Algorithmen effektiv verhindern.

Jegliche Algorithmen oder bestimmte Algorithmen?

Ich finde es z.B. durchaus positiv, wenn mir nach dem sehen eines Tutorials weitere ähnliche Videos angezeigt werden. Ich finde es aber nervig, wenn dann nur noch solche Videos angezeigt werden.

Mir geht es um Algorithmen, die darauf abzielen, dass der User länger im Feed bleibt, als er eigentlich vor hatte. Darunter auch solche, die Wut, Erregung und andere negativen Gefühle, nutzen, um das zu erreichen. Und solche, die gezielt Sucht oder suchthafte Verhalten erzeugen und instrumentalisieren. Usw.

Zu dem Thema bin ich kein Experte. Ich bin sicher, es gibt das zu wissenschaftliche Untersuchungen, die helfen, das gut abgrenzen zu können.

Wie man das kontrollieren kann? Durch Realtests.

Wie man das durchsetzen kann? Sehr hohe Strafzahlungen, die sofort fällig sind. Bei Verzug: Blockade.

Rücksicht auf die Geschäftsinteressen? In diesem Fall: Keine! Die Entwicklung dieser Algorithmen war und ist völlig skrupelloses und völlig unethisch.

Unter das fällt doch quasi jeder Algorithmus. Das ist auch das Prinzip der Werbung. Jeder Supermarkt ist so aufgebaut, dass Leute im schnitt mit mehr rausgehen als sie kaufen wollten.

Schon die Vorschläge von YouTube um 2000 herum hatten das längere verweilen zum Ziel.

Jede Werbung hat das zum Ziel. Das Sonderangebot für das Dessert im Restaurant ebenso. Wir sollten für Social Media nicht Maßstäbe anlegen die auch sonst nirgends in der Realität angelegt werden.

Oder hast du auch in der realen Welt das Ziel jegliche Werbung, jegliche Produktplatzierung und jede Form an Angeboten zu verbieten und wenn der Supermarkt dann doch kleine Packungen an der Kasse anbietet strenge Strafen zu verhängen bis hin zur Schließung?

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