Einer der Kernaussage von Prof. Jochem Marotzke ist:
Das regelmäßig beschworene Bild, beim Überschreiten einer bestimmten Marke sei ein Punkt ähnlich einer Klippe erreicht, die man hinter sich lässt und sich anschließend im freien Fall befindet, ist völlig falsch. Richtig ist vielmehr, dass die Risiken mit fortschreitender Erwärmung zwar immer weiter zunehmen, aber nicht auf solche Weise, dass es irgendwann egal wäre, wie die Menschheit handelt.
Ich habe den Eindruck, ihm ging es vor allem darum, einen Fatalismus eines „Jetzt ist eh alles zu spät“ vorzubauen.
Dennoch verstehe ich nicht (mehr), was der IPCC dann mit den sog. Kippelemente im Erdklimasystem meint: Nach meinem bisherigen Verständnis sind das Elemente des Klimasystems, die mit steigenden Temperaturen früher oder später einen Schwellwert überschreiten, meist abrupt, bei manchen eben auch unumkehrbar. Die Wahrscheinlichkeit abrupter, irreversibler Änderungen und die Folgen solcher Änderungen sollten demnach mit fortschreitender Erderwärmung zunehmen. Bereits bei Überschreitung des 1,5-Grad-Ziels gäbe es ein hohes Risiko, dass Kippelemente ausgelöst werden, was dann selbst zusätzliche signifikante Erderwärmung nach sich ziehen würde. Es gibt zudem Befürchtungen, dass das Kippen einzelner Elemente Rückkopplungen in Gang setzen könnte, die einen Kaskadeneffekte auslösen könnte.
Aber Prof. Marotzke sollte das in jedem Fall besser wissen, als ich. Offenbar sind sich die Klimawissenschaftler da doch nicht einig?
Leider werden solche wissenschaftlichen Beiträge, die eigentlich Hoffnung machen wollen, vielfach missbraucht (so auch in den Kommentaren unter dem Gastbeitrag) für ein
[/SarkasmusEin]
„Siehst’e! Es ist doch alles nicht so schlimm, wie diese Spinner / Ideologen / Grünen / Demonstranten / Fridays-For-Future / … immer behaupten. Habe ich doch immer schon gesagt: Wir können doch einfach mal so weiter machen, müssen unser Leben gar nicht ändern und dieses ganze Gedöns von Dekarbonisierung ist Quatsch“
[/SarkasmusAus]
Dabei wird dann sehr gern übersehen, was Prof. Marotzke auch noch sagt:
selbst bei raschem Herunterfahren des CO2-Ausstoßes könnte die 1,5 Grad Celsius-Marke des Pariser Abkommens im Lauf der nächsten zwanzig Jahre überschritten werden, wenn auch nicht zwangsläufig.
der Anstieg des Meeresspiegels etwa durch das Abschmelzen der großen Eisschilde auf Grönland und in der Antarktis wird auf Jahrtausende unumkehrbar sein.
die Aussage „Jedes halbe Grad globale Erwärmung verursacht klar unterscheidbare Zunahmen an Hitzewellen, Starkniederschlägen und Dürren“ ist angesichts der Hitzerekorde in Kanada sowie der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands und der Waldbrände in Südeuropa äußerst beunruhigend.