LdN384 Lasst der FDP doch ihre E-Fuels

tut die FDP nicht.

Äh, doch. Genau dies tut die FDP. Es ist ein wichtiger Talking Point der Kommunikation aus der FDP in den letzten Monaten.

FDP-General: „Verbrenner-Aus ist wirtschaftspolitisches Harakiri“ | Politik | BILD.de

FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai macht sich Sorgen um die deutsche Automobilindustrie. „Die Verbrennertechnologie in Deutschland und Europa sichert Abertausende gute Arbeitsplätze – es ist wirtschaftspolitisches Harakiri diese so leichtfertig aufs Spiel zu setzen“, sagt FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai (47) zu BILD. […] „Ein allgemeines Verbrennerverbot in der EU wäre eine strategische Fehlentscheidung. […] Die Spitzentechnik aus Deutschland muss erhalten bleiben und weiterentwickelt werden.

Verkehr: Der Verbrennungsmotor ist nicht das Problem | FDP

Bestandsflotte braucht E-Fuels. Wissing stellte im Interview mit dem Deutschlandfunk klar, dass die E-Fuels in jedem Fall gebraucht werden. In der Debatte werde zudem oft übersehen, dass der Einsatz von E-Fuels unerlässlich sei, um die Bestandsflotte klimaneutral zu betreiben.

Verkehr: Klimadiesel ab sofort erlaubt | FDP-Fraktion im Bundestag

Autofahrerinnen und Autofahrer können zukünftig zwischen synthetischen Kraftstoffen und dem E-Auto wählen, um klimafreundlich unterwegs zu sein. […] Beim Klimaschutz im Verkehrssektor werden wir nur erfolgreich sein, wenn wir auch der Bestandsflotte von Autos mit Verbrennungsmotor eine klimafreundliche Perspektive eröffnen.

Verbrenner-Verbot : Verbot für Verbrennungsmotoren

Durch den Einsatz von E-Fuels könnte die bestehende Tankstelleninfrastruktur weiter genutzt werden, d.h. unter der Voraussetzung, dass die Kraftstoffe in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, müssten die Verbraucher ihr Nutzungsverhalten nicht ändern und könnten sich dennoch klimaneutral fortbewegen. […] Es ist an der Zeit, dass die EU-Kommission endlich einen klaren Rechtsrahmen definiert, damit Verbrenner-Motoren, die mit alternativen, klimaneutralen Kraftstoffen betrieben werden, auch nach 2035 eine Zukunft haben. Alles andere würde die deutsche Autoindustrie, den Wirtschaftsstandort Deutschland, und auch die Wirtschaftskraft der EU nachhaltig schädigen.

FDP-Fraktion im Bundestag auf Facebook

Dass der Verbrenner [mit E-Fuels] klimaneutral betrieben werden kann, ist von zentraler Bedeutung für die Erreichung der Klimaziele – und auch für die Zukunft unserer deutschen Automobilhersteller.

Christian Dürr (FDP): Das Verbrenner-Aus ist klimaschädlich

Der Glaube, ein Verbot von Verbrenner-Autos sei das Heilmittel im Kampf gegen den Klimawandel, ist naiv. Es ist nicht der Verbrenner, der dem Klima schadet, sondern der fossile Sprit, mit dem er betrieben wird. Jeder Verbrenner in Europa könnte mit synthetischen Kraftstoffen bereits heute klimaneutral fahren: jeder zugelassene Pkw, alle Rettungswagen, Lkw, Flugzeuge und auch jedes Schiff. Diese Woche haben wir als Koalition endlich den Weg dafür freigemacht, E-Fuels in Reinform tanken zu können.

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Es wäre besser, das Pflanzenfett in Blockheizkraftwerken zu verbrennen statt es zu verfahren, dann würde die Abwärme sinnvoll genutzt, mit dem erzeugten Strom könnten e-Autos genauso weit fahren und die Verbrennungsprodukte wären vermutlich sogar noch umweltfreundlicher.

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FDP kommt bei Biokraftstoffen in Erklärungsnot.

Der Münchner Lobbyverein [Mobil in Deutschland] warb bei Industrievertretern und Verbänden offenbar mit der „Möglichkeit, sich bei einem exklusiven VIP-Meeting mit Minister oder Staatssekretär vorzustellen und auszutauschen“. Der Preis für diese und andere Leistungen: 9900 Euro pro Jahr.

Das Ministerium riet Wissing ab:

„Eine groß angelegte Kampagne für diesen ‚Nischen-Kraftstoff‘ könnte als zu einseitig empfunden werden“, warnte das zuständige Referat, sie habe außerdem „einen sehr werblichen Charakter“

Es ist nicht ganz klar, für wen die Zahlungen gedacht waren. Der Betrag ist jedenfalls auffällig: ab 10.000€ sind Parteispenden veröffentlichungspflichtig.
Und der Verein sagt:

Der Verein habe „keine monetären Vorteile aus unseren Verbindungen zur Politik gezogen“.

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Hier auch nochmal ohne Paywall beim ZDF:

Hier die Werbeanzeige, um die es gehen soll:

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E fuel werden vermutlich gebraucht im Schiff, Flugverkehr. Dafür sollen sie auch bereitstehen.
Wenn es noch woanders eingesetzt wird ist es ein Ressourcenproblem. Wir müssen es dort ausschließen, wo es einfach aus Effizienzgründen nicht sinnvoll ist. Die Gefahr sehe ich, dass wir wie bei den Wasserstoffheizungen Versprechen, kauft euch ruhig noch Gas und Benzinautos und die Kraftstoffe werden schon kommen. Das schafft Nachfrage für fossile Produkte und die Leute werden nach 10 Jahren neue Gasheizung oder Auto nicht sagen, ach es kam gar kein Wasserstoff oder Efuel, naja kaufe ich mir halt doch ein E-Auto. Es wird massive Proteste geben, Subventionen um den Umstieg dann doch wieder zu finanzieren oder Verlangsamung der Wende weil die Leute wieder eher auf der Bremserseite sind, weil sie ja selbst betrifft.

Das Thema Subventionen wurde schon aufgemacht. Wieso ich es falsch finde. Ja es wird teuer und damit wirds ein Kraftstoff für Verbrennerautos von sowieso reichen Leuten, die Oldtimer oder Sportwagen fahren wollen und sich das sowieso leisten können. Also braucht man da dann nix noch vom Staat egübstigen. Hobby soll jeder selbst zahlen.

Steuerliche Begünstigung

Selbst wenn wir der FDP Logik hier folgen (auch der CDU mittlerweile), und es kommen marktreif eFuels, werden sie nach aktuellen Schätzungen recht teuer sein. Wenn sowas dann 4-5€ je Liter kostet, gehen die Verbrennerfahrer auf die Barrikaden. Dann muss der Staat die eFuels wieder stark subventionieren (mit welchem Geld?), damit es wirtschaftlich für Autofahrer bleibt.
Dann heißt es von Seiten der FDP u.a. Wohl wieder:“ Ja, das war doch abzusehen, warum haben sie kein eAuto gekauft? Wie kann man nur so kurzsichtig sein…“
Also so richtig als Alternative sehe ich eFuels nur wenn sie um 2€/Liter kosten, sonst nicht.

Ich würde der FDP in erster Näherung zustimmen. Die Aufgabe der Politik sollte es nicht sein die Lösungen vorzugeben, sondern Ziele zu definieren (z.B. 0% CO2 bis XY). Der Weg dorthin bleibt der Wirtschaft überlassen.
Fraglich nur wieso man dann doch an dieser sehr konkreten „Lösung“ festhält.

Zum anderen gebe ich auch dem Argument hier recht. E-Fuels einfach im Lösungsraum lassen, jeder der rechnen kann wird merken, dass sich damit kein Geld verdienen lässt.

Geld, bzw. die Kosten für E-Fuels ja immer wieder ein Thema. Klar das ökologische Problem lässt sich nur ökonomisch lösen.
Aber tatsächlich ist es hier relativ irrelevant.
Der Grund dafür ist sehr simpel. Zur Herstellung eines Liters E-Fuel (oder jedes anderen flüssigen Kohlen-Wasserstoffs) benötigt man ca. 9 kWh. Das ist eine rein physikalische Betrachtung ohne Berücksichtigung von Verlusten und Verfügbarkeiten der Rohstoffe.
Ein sparsames Auto verbraucht, sagen wir mal, 4L/100km also 36kWh. Ein nicht sparsames E-Auto verbraucht um die 24kWh/100km. Also nur 75% (und wie gesagt, ist die Herstellung des E-Fuels idealisiert).
Jede postulierte Vergünstigung der E-Fuels in der Zukunft lässt sich lediglich durch eine Reduzierung der Energiekosten argumentieren und (guess what!) das zählt auch für E-Autos.
Zitat Feynman:
„Für eine erfolgreiche Technologie muss die Realität Vorrang gegenüber der Öffentlichkeitsarbeit haben, denn die Natur lässt sich nicht zum Narren halten“

Jetzt wieder zurück zur FDP. Ja lasst sie machen. Die eigentliche Frage ist doch wieso eine Partei in Regierungsverantwortung der eigenen Industrie suggeriert auf einen toten Gaul zu setzten.
Ich glaube, dass das Thema nur ein Stellvertreter dafür ist, mit dem Begriff der Technologieoffenheit zu glauben heute nichts machen zu müssen weil sich das in der Zukunft schon regeln wird (wie gut das funktioniert sehen wir ja bei der Endlagerung von Atommüll).

Nichts desto trotz haben E-Fuels auch ihre Berechtigung. Zum einen sind sie unerlässlich für den Flugverkehr und die chemische Industrie. Zum anderen werden wir für eine ökologische Elektrifizierung die meiste Zeit zu viel Strom produzieren müssen um flauten und Dunkelheit abzudämpfen. Diese Überproduktion nicht zu nutzen wäre ebenso nachlässig. Selbst wenn der Wirkungsgrad nur 15% ist, sind das 15% die nicht ins Nirvana gehen. Und zu guter letzt ist in jedem produziertem und noch nicht verbrannten Liter E-Fuel erstmal CO2 gebunden und der Atmosphäre entzogen.

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Was mich an der Technologieoffenheit immer stört, ist dieses „Klein-Klein“ Denken:

Dieses „die Industrie/der Markt wird es schon richten“ blendet doch aus, das grade die Industrie (und auch die Bürger) eine klare Richtung brauchen.

Im Moment verlangt die FDP doch von der Autoindustrie, redundante (und selten wirtschaftliche) Produktionskapazitäten vorzuhalten.
Da Verbrenner und E-Autos nicht vom selben Band laufen können, müssten ein Hersteller zwei Werke wirtschaftlich betreiben, samt Zulieferer.
Wenn dann abzusehen ist, das der Verbrennermotor ein Auslaufmodell ist (was alle Hersteller wissen und akzeptieren), wie sinnvoll ist es dann noch hier zu investieren?

Das ist nicht technologieoffen. Hier hält man quasi noch krampfhaft am Pferd fest, weil man doch so gut im Reiten ist.
Da sehe ich grad wenig Wirtschaftskompetenz bei der FDP.

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Da gebe ich dir recht!
Automobilindustrie ist in Deutschland ein emotionales Thema, ich könnte mir denken, dass die FDP hier versucht so ein Thema zu bespielen um wieder über 5% der Wählerstimmen zu kommen. Was sie jedoch nicht sehen, dass sie mit ihrer Haltung bereits ihre Wähler verloren haben, verstehe dann nicht wieso die zurück kommen sollen wenn das Thema nur lauter aber nicht besser behandelt wird.
Dennoch hat die FDP meinen Respekt, es schaffen nicht alle so hinter ihren Überzeugungen zu stehen. Finde es gut wenn man hinter seinem Standpunkt steht, eine Demokratie sollte es dann auch mal einer Partei erlauben unter zu gehen, wenn dieser nicht mehr dem Zeitgeist entspricht.

Technologieoffenheit und Zukunfspositivismus war nett in Zeiten von Jules Verne, jetzt brauchen wir Realisten

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Siehe auch das im Forum unter einem anderen Topic verlinkte Interview:

eMobilität und Wirkung der politischen Entscheidungen - Quellensammlung - Talk der Nation (lagedernation.org)

youtube.com/watch?v=KPRSpFrW_OQ

Hier wird sehr gut erklärt, was für Vorgaben die Industrie will.

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Ja genau, „ihre“ Überzeugen. :wink:

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Super Interview, vielen Dank. Wäre ohne den Interviewer bestimmt noch besser gewesen :smile:

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widerwillig ob des Herausgebers habe ich mir das INterview auf Youtube auch angesehen und war positiv überrascht. Der Interviewer hat hingegen alle (negativen) Erwartungen erfüllt. Wie er immer nur Argumente auf dem Niveau von „ich will aber“ entgegensetzen konnte. Der hat die unangenehme Konstellation aus Unwissen, Unverständnis und Unwillen so gut den Punkt gebracht, dass dagegen der Autoboss klingt, wie aus der grünen Jugend.

Aber zurück zum Thema.
Das Problem an den E-Fuels-Forderungen sind nicht die E-Fuels und auch nicht die schlechte Klimabilanz, wenn sie (technisch) falsch eingesetzt werden. Das wird tatsächlich der Markt regeln. Das Problem ist, dass die E-Fuels-Diskussion eine Investitionsbremse ist.

Wäre auf traurige Weise komisch, wenn später herauskommt, dass die FDP-Politiker einfach längst in BYD investiert hat (oder umgekehrt).

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Für mich ist vor allem ein Problem, dass die FDP die Efools als „grünen“ Treibstoff (Lärm, Feinstaub, Ruß, NOx bleiben) für Autos verkaufen will, der steuerlich begünstigt wird und somit Spielzeuge (Oldtimer, Sportwagen) derjenigen von allen quersubventioniert werden, die es eh nicht brauchen.

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Flugverkehr - aber doch hoffentlich nicht für die heutigen 95% Touristen- bzw. Spassflüge, oder? Und auch nicht für den Schiffstransport von überlüssigem Konsum-Krempel. Das wollen leider auch die Leute in meiner Grünen-Ortsgruppe nicht hören… Ansonsten einverstanden mit deinem Beitrag.

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Der VDA findet, dass E-Fuels auch nicht unbedingt zu 100 % CO2 frei sein müssten:

https://www.golem.de/news/klimaschutz-wie-klimaneutral-muessen-e-fuels-sein-2407-187568.html

Zitat:

Die Alternative zum klimaneutralen E-Fuels wären Kraftstoffe, wie sie in der aktuellen Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU (RED III) definiert sind. Demnach kann „Energie aus erneuerbaren Brennstoffen nicht biogenen Ursprungs“, im Englischen mit RFNBO abgekürzt, schon als klimaneutral eingestuft werden, wenn die CO2-Reduktion im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen um 70 Prozent niedriger ausfällt

Wenn das so weiter geht, dann zählt in ein paar Jahren schon E10-Benzin als E-Fuel.

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Ob die Suffizienz in der Gesellschaft ankommt, kann ich mir aktuell leider noch nicht vorstellen. Natürlich wäre ich für weniger Konsum an erster Stelle. Wenn ich sehe, dass meine Cousine für ein Praktikum mit ihrem Team jede Woche innerdeutsch fliegt, weiß ich nicht, ob wir dahin kommen. Selbst der Bonus von 40€ pro Strecke, der ausgezahlt wird, wenn man Bahn statt Flugzeug nimmt, ist wohl zu wenig Anreiz. Und dann landet man ganz schnell wieder bei der Darstellung in der Anstalt zu CO2, wieso soll ich verzichten, wenns kein anderer tut. Dafür bräuchte es einen tiefen gesellschaftlichen Wandel (es wird cool, weniger zu konsumieren). Den sehe ich aktuell leider nicht. Stattdessen fördern wir lieber Flugtaxis.

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Die Nebelkerze verspricht ja,ohne änderungen weiterhin Verbrenner fahren zu können. Da freuen sich nicht nur die Modder, die es sich zu Aufgabe gemacht haben, die Karren möglichst laut und stinkig zu betreiben, sondern auch viele andere, die halt nochmal auf eine Wallbox verzichten.

Die Frage ist nur,was passiert 2035 ?

Eine alte Karre darf ich dann weiterhin mit billigem Erdöldestilat betreiben. Ein baugleiches neues Auto muss dann aber mit efuel betankt werden.

Wie lange wird die Politik erklären wollen, warum neue Autos den 10 bis 100 mal teureren Sprit tanken sollen, wenn es auch mit dem alten billigen Sprit gehen würde.

Und genau da setzt die FDP doch an. Sie setzt heute schon den Angelpunkt um die Efuelpflicht aushebeln zu können.

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Ist das so? Man kann auch alte Karren mit E-Fuels betreiben. Und so wie ich das verstanden habe, soll das ja dann auch das Ziel sein, da dann alle Autos CO2-neutral fahren. Es gibt auch keinen Grund, auf Bestandsrecht zu pochen. Wer 2023+ ein neues Auto gekauft hat, wusste, wo die Reise hingeht, 12 Jahre Betriebsdauer sind für Autos ein normaler Wert.

Edit: du hast recht. Wie absurd. Aber hat auch was Gutes. Ab 2035 sind neue Verbrenner dann ziemlich unattraktiv. Das kann jeder an der Tankstelle deutlich sehen.