Dann muss der Staat (oder das Land) auch erstmal dafür sorgen, dass die Beamten wie Lehrer nicht zu einem weitmöglichst vom Heimatort entfernten Ort geschickt werden.
Ja, stimmt. Aber das war jetzt nur ein Radikal-Beispiel, führt hier zu weit
Wenn wir die Lebensrealitäten sehen, dann muss man aber ja sagen, dass es ja nicht erst mit der Ehe anfängt. Das Paar aus Schulzeiten trennt sich jetzt ja nicht automatisch, nur weil der eine 30 km westlich an der einen Uni studiert und der andere 25 km östlich an einer anderen. Wenn es dann aber doch auseinandergeht, dann ist der nächste Partner aber ja auch wieder nicht zwangsläufig genau so örtlich gebunden, dass es zum eigenen Wohnort und Job passt. Und das kann sich im Laufe des Lebens ein paar mal so wiederholen. Nicht alle Jobs sind an allen Orten vorhanden und viele haben auch schon eine Position erreicht in der es einfach auch gar nicht lukrativ ist jetzt das aufzugeben was man gerade macht, auch weil neben dem Finanziellen Aspekt auch das erfolgreiche Einbringen der eigenen Fähigkeiten eine Rolle spielen kann. Ob man das für eine Beziehung aufgibt die sich jetzt erstmal noch auf eine langfristige Tauglichkeit beweisen muss.
Es wird also quasi nie möglich sein, dass alle exakt am Arbeitsort auch wohnen ohne zu erwarten, dass man sein soziales Umfeld dafür mehr oder weniger opfert (neben Partner spielen ggf. auch noch andere eine Rolle).
Wenn wir also wirklich ernsthaft eine Veränderung haben wollen die auch breite Teile der Bevölkerung mitgehen, dann bleibt doch nichts anderes übrig als das so zu gestalten, dass zwar eine Lenkung zu weniger Pendeln vorhanden ist (z.B. auch mit Homeoffice), aber das das Pendeln was nötig bleibt eben nachhaltig passiert. Dazu gehört neben dem ÖPNV aber dann eben auch P+R und auch hier und da MIV.
Funktioniert nur in Berufen mit mehr als 50% PC Arbeitszeit.
Na und? Das ist ja trotzdem kein Argument es zu lassen, nur weil es nicht jedem nutzt. Es würde trotzdem die PKW-Last direkt reduzieren und als Benefit auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern.
Wenn man Pendlerpauschale behalten will, müsste man auch die Wohnung steuerlich absetzbar machen.
Letztlich sehe ich halt keinen Gesamtgesellschaftlichen Mehrwert in der Pendlerpauschale. Zu dem Argument „Der Staat hat ein Interesse daran, dass Leute in gutbezahlten Jobs arbeiten“: Entweder der Arbeitnehmer ist eine so spezialisierte Fachkraft, dass der Arbeitgeber dann auch bereit sein wird die Fahrkosten zu übernehmen oder es findet sich jemand anderes für den Job. Eher unwahrscheinlich, dass die Stelle unbesetzt bleibt. Und jetzt wird vermutlich hier jemand mit einem Sonderfall kommen, wo jemand tatsaächlich nur aufgrund der Pendlerpauschale eine Stelle bekommen hat, die sonst leer geblieben wäre. Aber ich denke das sind dann eher Einzelfälle und Hans-Jürgen mit seinem besseren Gehalt, gleicht wohl kaum die Mehrkosten des Staates aus.
Dann zum Fall paare deren Arbeitsplätze weiter auseinander liegen. Wenn ich den Thread hier lese klingt die Diskussion ja teilweise so, als würden Leute befürchten, dass man diese Konstellation verbieten will, aber darum geht es ja gar nicht. Allgemein würde ich zu dieser Situation sagen „that’s life“. Wenn jemand sich übers Internet in jeamanden in Sri Lanka verliebt, übernehmen wir ja als Gesellschaft auch nicht die Flugkosten, damit die sich sehen können. Oder wenn sich ein paar kennenlernt, bei dem der eine in München und der andere in Hamburg arbeitet, werden die vermutlich auch harte Entscheidungen treffen müssen. Und selbst wenn wir jetzt die komplette Mitleidschiene für die Paare fahren, die in dieser Wohn-/Arbeitsplatzsituation sind, dann wäre es glaube ich immer noch effektiver diesen Paaren direkt Geld zukommen zu lassen, als das Mittel der Pendlerpauschale zu nehmen.
Von der Pendlerpauschale profitieren nämlich denke ich am meisten Besserverdiener.
Und zum Schluss noch, ähnlich wie bei der Parkplatzpflicht für Wohnungen, ist die Pendlerpauschale wieder sowas, wo dem sonst ach so tollen Markt im Bezug auf Autos mal wieder nicht getraut wird. Ich meine was passiert denn wenn die Pendlerpauschale abgeschafft wird im Extremfall: Leute wollen näher an den Arbeitgeber was dort die Wohnkosten höher macht und auf dem Land niedriger macht. Dadurch ist es dann wieder billiger auf dem Land zu leben, was den Wegfall der Pendlerpauschale wieder ausgleicht. (Und nein ich halte es für keine gute Idee, nur um die Wohnungskosten niedrig zu halten, Besserverdiener zu bestechen, sich außerhalb der Stadt aufzuhalten)
Vereinfacht gesagt kann man mMn auch den geringen positiven Gesamtgesellschaftlichen Effekt auch an den folgenden 2 Szenarien zeigen:
Szenario 1: Die Pendlerpauschale ist so gering, dass selbst mit abschaffen dieser Leute nich näher an die Stadt ziehen würden → Warum haben wir sie dann, wenn sie keinerlei Verhaltensänderung bewirkt?
Szenario 2: Aufgrund der Pendlerpauschale leben Menschen deutlich weiter weg als sie müssten → Aus Klimatechnischer sicht eher negativ zu betrachten.
Ich bezweifle, das ein Abschmelzen der Pendlerpauschale einen signifikanten Effekt für den Klimaschutz hätte.
Ändert ja nichts an den Mobilitätsmöglichkeiten, an dem Haus auf dem Land das man nicht aufgeben will und nichts an sozialen Bindungen, die in der Regel höher als die Arbeit bewertet werden.
Ggf ist mehr Engagement und finanzielle Zuwendungen (Arbeitgeber-Fahrtkostenzuschuss) von Seiten der Arbeitgeber notwendig.
Die Ersparnis des Staates wird evt an anderer Stelle durch geringere Einnahmen aufgezehrt.
Kurz gesagt: ist nicht der entscheidende große Wurf, aber sicher ein kleiner Baustein
Musterlösung wäre, dass die Arbeitgeber die Kosten für das Pendeln übernehmen. Dann könnten sie diese Kosten als Ausgaben absetzen.
Wäre dann auch im Interesse der Arbeitgeber Homeoffice anzubieten.
Ich denke auch nicht, dass das Abschmelzen der Pendlerpauschale einen großen Effekt hat. Und selbst wenn, dann nur langfristig mit Studenten, die nach der Uni weniger aufs Land ziehen. Aber das kommt ja wieder auf meinen Punkt zurück, dass die Pendlerpauschale keinen Gesamtgesellschaftlichen nutzen hat. Insgesamt würde ich ähnlich wie beim Tempolimit im Bezug auf den Klimaschutz vor allem die Signalwirkung sehen, die ein Abschaffen der Pendlerpauschale hat.
Gehe ich mit, dass eine Abschaffung der Pendlerpauschale Gesamtgesellschaftlich auch den vollen Betrag gibt. Das ist ja ein Fehler den die liberal-/konservativen gerne machen, so zu tun, als wenn Ausgabenkürzungen des Staates 1:1 der Gesellschaft zur Verfügung stehen würden. Aber selbst wenn wir davon ausgehen, dass im Extremfall 50% der Ausgaben einfach nur an eine andere Stelle verlargert werden, stünden uns immer noch 2.5 Milliarden für sinnvollere Sachen zur Verfügung.
Eigentlich müsste die FDP das ja super finden, weil dann der Markt bestimmt, wie viel ein Arbeitsweg wert ist und nicht der unfähige Staat einen Preis diktiert.
Das ist nun wirklich gehüpft wie gesprungen, das Absetzen des Arbeitsweges von der Steuer bringt keinen gesamtgesellschaftlichen Mehrwert.
Es gibt bei uns im ländlichen eine Firma, die holt ihre Arbeitnehmer morgens aus dem rund 60 km entfernten Köln mit dem sammelbus, und abends retour.
Auch eine Option😁
Ich glaube du verstehst die Logik der Werbungskosten im deutschen Steuersystem nicht.
Werbungskosten haben absolut nichts mit der Lenkungsfunktion von Steuern zu tun. Die Lenkungsfunktion im Hinblick auf die Nutzung fossiler Brennstoffe werden u.a. über die zusätzlichen Steuern auf den Treibstoff abgebildet. Wenn du ein mehr an Lenkungsfunktion möchtest, wäre hier anzusetzen.
Mit den Werbungskosten schafft der Staat eine Möglichkeit, Aufwendungen die unmittelbar im Zusammenhang mit der Erlangung und der Ausübung der Beschäftigung stehen, steuerlich geltend zu machen. Das ist meiner Meinung nach absolut Folgerichtig, denn auf der anderen Seite erhebt der Staat Steuern auf das Arbeitseinkommen. Wird das Arbeitseinkommen durch Aufwendungen zur dessen Erlangung gemindert, gehört das berücksichtigt.
Neben der Entfernungspauschale sind das u.a. Arbeitsmittel, Arbeitsbekleidung, Fahrtkosten, Arbeitszimmer, Reisekosten, Bewerbungskosten, Umzugskosten, Kontoführungsgebühren oder Fortbildungskosten. Auch bei allen anderen Werbungskosten geht es nicht im irgendeine Lenkungswirkung.
Warum du forderst, dass eine Wohnung steuerlich absetzbar sein sollte, erschließt sich mir in diesem Zusammenhang nicht. Ein Arbeitszimmer bzw. die Home-Office-Pauschale können schon heute geltend gemacht werden.
Wenn die Wohnung in der Stadt einen Betrag x mehr kostet, als ich auf dem Land zahlen würde, ich aber in diese Wohnung ziehe, weil ich nun mal in der Stadt meine Arbeit habe, sehe ich keinen Unterschied zum Pendler. Die Mehrkosten sollten erstattet werden.
In der „Lage“ wird die Entfernungspauschale als Subvention für das Auto gebrandmarkt, dabei ist sie genau das Gegenteil und war von der Grundidee her auch gedacht, andere Verkehrsmittel attraktiv zu machen! Denn: ich bekomme sie pauschal für die Entfernung, gleichgültig, wie ich sie zurücklege. Nehme ich nun aber das Fahrrad zur Arbeit, spare ich die ganzen Kosten, die ich für die Autofahrt hätte und habe so von dem Steuervorteil viel mehr.
Jetzt sind wir wieder endgültig in der Debatte Stadt vs. Land angelangt.
Dabei ist es ja, wie viele immer wieder betonen durchaus so, dass die Stadt teurer ist, weil dort eben auch mehr geboten wird und deshalb mehr Nachfrage herrscht. Zusätzlich ist in der Stadt das Lohnniveau im Durchschnitt höher, bei Großstädten selbst verglichen mit kleinen bis mittleren Städten.
Wenn wir jetzt eine einfach Wohnung nehmen, nicht die Luxuswohnungen in den gefragtesten Vierteln, dann ist in der Regel das Plus an Mietkosten geringer als die Kosten fürs Pendeln von außerhalb. Die Mieten sinken in den Speckgürteln in der Regel nicht stark ab und um wirklich günstig zu wohnen muss man meist mehr als 25 km raus, zumindest in den Orten bei denen auch die Mieten wirklich hoch sind.
Dem Arbeitnehmer wird also mit Wohnung in der Stadt und Mobilität mit D-Ticket immer mehr netto übrig bleiben, als mit Leben am Land und Pendeln mit eigenem Auto. Wenn also der Geldbeutel alleine die Lenkungswirkung wäre, dann müssten heute schon alle in der Großstadt leben die dort arbeiten.
Wie richtig geschrieben wurde wäre die Lenkungswirkung auf diesem Weg ohnehin gering. Eine höhere CO2-Steuer würde die Fahrt alleine im Auto z.B. weniger attraktiv machen. Andere Grundsteuer könnte gegen den Flächenverbrauch am Land wirken, mit EFH mit hoher Grundfläche und riesigem Grundstück. Neubaugebiete im Speckgürtel könnten statt freistehende EFH künftig mit Reihenhäusern, DHH und kleineren Mehrfamilienhäusern ausgewiesen werden um mehr Leute auf weniger Fläche zu bekommen. Da gibt es so viele Ansätze mit einem deutlich größeren Hebel.
Edit:
Von mir aus können wir die Entfernungspauschale gerne abschaffen. Wie gesagt mildert sie die Aufwendungen für das Pendeln ohnehin nur ab und das gerade bei geringen Einkommen gar nicht so groß. Nur sollten wir uns davon nicht erhoffen, dass plötzlich jeder in Laufdistanz zum Arbeitsplatz zieht, weil da einfach andere Faktoren sehr viel wichtiger sind als die paar Hundert € Rückerstattung.
Edit2:
Anders sieht es mit der Steuerfreien bzw. Absetzbaren Kilometerpauschale aus. Wer seinen privaten PKW beruflich nutzt sollte nicht auf die Kostenerstattung auch noch Steuern und Sozialversicherung zahlen müssen. Die 0,30 Cent sind ohnehin unter den realen Kosten angesetzt.
Was aber ggf. zumindest in Städten wegen höherer Mieten auch statthaft ist.
Doch, sie hat den Nutzen, dass der Arbeitnehmer Kosten die er nur hat, um seinen Beruf ausüben zu können, nicht versteuern muss. Wieso das verfassungsmäßig geboten ist, wurde ja schon angesprochen. Würdest du dem Handwerksbetrieb auch verbieten, die Anfahrt zum Auftraggeber steuerlich geltend zu machen? Soll er sich doch Hausbauprojekte in seiner Nähe suchen, wo er und seine Angestellten mit dem Handkarren hinlaufen können?
Das Signal, das bei mir ankäme, wäre, dass wichtiger ist vordergründig „für den Klimaschutz“ zu sein als Maßnahmen zu ergreifen, die wirklich einen Beitrag leisten. Unter Inkaufnahme massiver Kollateralschäden und auch wenn man damit die bestraft, die 20km mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren…
Macht man auch. Wenn Homeoffice gemacht wird, kann man da pauschal 5€ pro Tag für ansetzen. Wenn man beruflich begründet umziehen muss, kann man Umzugskosten absetzen. Wenn man nicht umzieht aber weit muss, kann man ggf. doppelte Haushaltsführung geltend machen.
Haben wir hier auch in der Diskussion:
Wir sollten uns nicht der Illusion hingeben (und den Faktor Mensch ausblenden), das ein Abschmelzen oder Abschaffen der Pendlerpauschale in nennenswerter Zahl Leute dazu bewegen wird, Richtung Arbeitsplatz zu ziehen.
Wer ein Häuschen im Grünen hat, seine Kinder dort in der Schule und soziale Kontakte, der zieht nicht in die kleine Mietwohnung am Stadtrand der Arbeit wegen, nur weil es keine Pendlerpauschale gibt oder der Sprit teurer wird.
Das setzen Menschen völlig andere, nicht immer rein rationale Schwerpunkte.
Daher ist ein „aus Klimagründen zum Arbeitsplatz ziehen“ eher ein theoretisches Ideal. Grade heute hat der Arbeitsplatz nicht mehr diese Bindungswirkung wie früher, im Schnitt wechseln Menschen alle 5 Jahre im Schnitt den Arbeitgeber (wenn die Zahl noch aktuell ist).
Ich z.B. für meinen Teil pendle aus der Großstadt aufs Land. Da war die einfache Abwägung, dass meine Partnerin täglich in die Schule muss während ich mit 1-2 Präsenztagen auskomme. In die Mitte ziehen wäre blöd weil beide ein Auto bräuchten, in meine Heimatstadt wäre blöd weil sie täglich pendeln müsste und es lange dauern kann bis eine Versetzung erfolgt, und so war die Abwägung eben, dass das am einfachsten mit 1-2 mal Pendeln für mich wäre. Ich persönlich habe also wirklich das schlechteste aus beiden Welten (Teure Wohnkosten und Fahrtkosten), aber in der Gesamtbilanz ist das eben die beste (nicht kostengünstigste) aller Varianten.
Unnötig finde ich auch das Hybrid-Bashing. Ich fahre seit mehren Jahren Hybrid. Ein „Vergessen“ den Hybrid mit Strom aufzuladen, passiert nie und ich kenne auch keine Hybridfahrer, die „Hybrid“ als Alibi fahren. Die Chance hier mit ökologischem Strom zu fahren, wird von den meisten Menschen, die ich kenne, so weit wie möglich genutzt und sehr geschätzt. 80 % meiner Wege sind in Stadt und Umkreis, welches ich komplett mit Strom aus erneuerbaren Energien abdecken kann. Auch längere Fahrten plane ich so, dass ich Pausen an Anlagen mit Ladesäule einlege. Einen geringen Teil meiner Fahrten an einigen Tagen im Jahr muss ich in ländlichen Gebiete durchführen. Um dort nicht liegen zu bleiben, benötige ich dann die Möglichkeit auf Benzin umzusteigen. Für mich ist der Hybrid zur Zeit die beste Möglichkeit meine Fahrten mit dem Auto abzudecken.
Da die EU hierzu gerade Verbrauchszahlen veröffentlicht hat: entweder Hybride sind extrem ineffizient oder der Großteil handhabt das doch anders.