LdN 380 Vergleich Auto ÖPNV auf dem Land

Das Auto ist wesentlich stärker subventioniert. Ich wollte auch schon mal wissen, wie viel das Auto kostet und da finden sich Werte von 30 ct/km bis ich glaube 2 €/km. Dort sind dann wie von Dir erwähnt zum Teil schwierige Annahmen enthalten. In der von Holgi betrachteten Studie geht es um „Einsparung gesellschaftlicher Kosten durch den öffentlichen Personennahverkehr“:

Dort sind reale Kosten enthalten. Die von Dir erwähnte Energiesteuer ist selbstverständlich enthalten. Die meisten Kosten werden übrigens durch Unfälle verursacht.

Aber auch die MwSt. würde ja nicht entrichtet werden, wenn nicht getankt wird. Selbst wenn wir annehmen, dass ein Teil davon anderweitig mit MwSt. ausgegeben wird, würde sicherlich beim aktuellen Verhalten der Deutschen auch einiges bei Urlauben im Ausland ausgegeben werden.

Und wenn wir die Unfallkosten rechnen, dann müssen wir aber auch die Krankenversicherung anteilig Gegenrechnen. Wenn die Menschen im Schnitt besser bezahlte Stellen antreten können wenn sie pendeln, weil sie dadurch Jobs die besser zu ihrem Profil passen haben und den Firmen mehr Wert sind, dann wird durch die höheren Gehälter auch mehr Krankenversicherung gezahlt. Zudem muss man ja durchaus annehmen, dass Leute die z.B. aufs Fahrrad ausweichen nicht komplett Unfallfrei bleiben, sondern dass es auch dort zu Unfällen kommen würde.

Von Effekten wie erhöhter Produktivität will ich gar nicht erst anfangen. Wenn ich statt mit dem Auto mit der Bahn zu einem Servicetermin fahren würde, dann müsste ich mein Werkzeug vorab dorthin schicken, dann mit der Bahn anreisen und gleiches wieder zurück. So packe ich Ersatzteile und Werkzeug ins Auto oder nutze das Servicefahrzeug und bin an einem Tag mit der Arbeit inkl. Fahrten fertig (sofern in der näheren Umgebung). Beim aktuellen Fachkräftemangel fällt das durchaus ins Gewicht.

Sicher auch ein Aspekt. Reduziert man individuelle PKW Nutzung und -Besitz, fallen verschiedene Steuerarten weg, wie auch Unternehmensgewinne, mit ggf Folgen für Arbeitsplätze.
Was dann neben finanziellen Faktoren dann auch eine soziale Komponente hat.

Frage ist dann, ob man das durch mehr ÖPNV und alternative Mobilität kompensieren kann.

Ganz interessanter Gedanke…

Auf der anderen Seite wäre es reizvoller Bus- und Pauschalreisen zu machen, da man ja kein Auto mehr hat und ohne Praxis das auch im Urlaub vermutlich nicht will.
Es würde beim Urlaub ein Teil der Wertschöpfung im Land bleiben.
Und die Abhängigkeit von der Automobilindustrie ist schon ein risikoreiches Spiel, das die Politik betreibt.

Ich kann im Zug während der Fahrt arbeiten, das geht im Auto gar nicht. Kommt also ganz auf die Arbeit an.

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Natürlich. Mache ich bei reinen Beratungsterminen die mit wenig Equipment zu machen sind und mit Bahn und ÖPNV vernünftig zu erreichen sind auch so. Oder wenn schon ein Kollege aus anderer Richtung mit dem Servicefahrzeug anreist, dann fahre ich mit der Bahn in die Richtung und lasse mich ggf. vor Ort oder in der Nähe abholen. Und selbst wenn ich im Zug nicht arbeite (Heimfahrt nach langem Tag), dann kann ich zumindest einen Film schauen oder die Augen zu machen.

Ich will aber aussagen, dass eben Unfälle auch passieren werden wenn der Verkehr abnimmt und da ja gerade die Pendlerunfälle im Stop and Go Verkehr eher weniger für die schweren Verletzungen die teuer sind verantwortlich sind, werden die Kosten an diesem Punkt sogar eher weniger sinken als die Einnahmen. Das Missverhältnis, wenn man bei den Kosten alles mit reinrechnet, den Vorteilen aber keinen Wert zuordnet, würde sogar noch erheblich steigen.

Es gibt viele Gründe dafür die gefahrenen Kilometer im PKW zu reduzieren, Innenstädte deutlich zu entlasten, etc., aber diese Rechnungen sind in meinen Augen für mich eher ein weniger nachvollziehbarer Grund weil zu einseitig berechnet.

Das kommt extrem auf die Arbeit an und den jeweiligen Tag.
Wenn ich effektiv Dinge wegarbeiten will ist die Bahn besser, muss ich hingegen viele Dinge koordinieren, planen und dafür sehr viel in Telefonterminen sitzen, ist die Bahn absolut keine Option wegen schlechter Verbindung (WLAN + Telefon). Da müsste sich was verbessern. An solchen Tagek muss ich das Auto wählen.

D.h. an meinem durchschnittlichen Arbeitstag ist die Bahn ungeeignet. Wenn ich hingegen genug Vorlauf habe um meinen Terminplan anzupassen, dann kann ich entsprechende Aufgaben sammeln und einen produktiven Tag in der Bahn verbringen.

Die von mir genannte Studie ist durch einen Beschluss des Bundestages beauftragt worden und in dieser Studie sind die Ergebnisse zahlreicher anderer Studien eingeflossen. Das sind die besten Daten die wir hier in Deutschland haben. Du hälst hier mir Deiner eigenen anekdotischen Evidenz dagegen, ohne in die Studie überhaupt reinzugucken. Die Studie ist sicher nicht perfekt und gerne können wir darüber diskutieren (da brauche ich dann allerdings etwas Zeit um mich einzuarbeiten), doch ist das Gesamtbild so eindeutig, dass ich mir nicht vorstellen kann, das sich an der Kernaussage etwas ändert. Die Beweislast gegen das Auto und für den ÖPNV ist schlicht und einfach erdrückend, siehe z. B. hier:

Bestreitet ja auch keiner.

Aber was soll das im Endeffekt jetzt zur Folge haben?

Das die Leute möglichst umfassend vom Auto auf PKW wechseln? Die Gründe warum das nicht so einfach ist sind hier ja ausführlich benannt.

Es gibt Studien das Rauchen ungesund ist und das Gesundheitssystem massiv belastet. Trotzdem rauchen viele Menschen weiter und die Branche macht weiter üppige Umsätze.

Statistiken sind gut um Sachverhalte zu erläutern, aber führen ja nicht direkt zu Veränderungen.

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  1. Ich habe die Studie überflogen
  2. Es geht hier nicht um anekdotische Evidenz, sondern es geht darum, dass die Kosten ja nur ein Teil des Gesamten sind. Sinnvoll wäre es eine Kosten/Nutzen Rechnung zu machen. Und beim Nutzen werden nur die direkt mit den Fahrten in Verbindung stehenden Einnahmen gegengerechnet. Dieser Nutzen ist aber gesamtgesellschaftlich gesehen in fast allen Fällen ja indirekt. Wie gesagt könnten eben z.B. ohne den MIV keine Servicetechniker ihren Beruf richtig ausüben. Und diese Arbeiten werden ja auch nicht just-for-fun gemacht sondern daran hängen ja auch wieder Wertschöpfungsketten.
    Wenn wir also die Kosten eines Unfalls den ein Servicetechniker auf dem Arbeitsweg mit seinem Montagefahrzeug hat als Kosten rechnen, dann müssen wir auch den Nutzen seiner Arbeit als Nutzen gegenrechnen. Denn dieser Job wäre ohne das Fahren in dieser Form schlicht nicht möglich.

Einfach alle Kosten auf der einen Seite zusammenzuzählen und auf der anderen Seite nur die direkten Einnahmen Gegenzurechnen ist da einfach viel zu kurz gegriffen.

Ich bin ja auch absolut nicht gegen den ÖPNV im Allgemeinen und ich habe mich hier ja auch schon an diversen Stellen für das Zurückdrängen des Autos aus Städten und die Schaffung von Alternativen auf dem Land mindestens als Anruflinie ausgesprochen, ebenso wie für einen generell kostenfreien ÖPNV, sodass immer und für jeden ÖPNV günstiger wäre als Auto.

Ich habe nicht den Eindruck, dass es einen gesellschaftlichen Konsens gibt und sehe auch immer noch genügend Gegenbeispiele. Eines dieser Gegenbeispiele ist, dass immer wieder der kaputtgesparte ÖPNV mit dem subventionierten Auto verglichen wird ohne das Missverhältnis zu berücksichtigen oder zu erwähnen. Um eine Umsetzung ging es mir an dieser Stelle nicht und diese ist selbstverständlich eine Herausforderung.

Sorry aber das ist eine völlige Themaverfehlung. Erstens geht es nicht um die Abschaffung des Individualverkehrs, sondern darum, dass dieser subventioniert ist. Zweitens sind für den Servicetechniker die Fahrkosten nicht mit dem Gewinn verbunden, sondern diese werden in der Regel einfach durchgereicht. Heißt die sind vom Gewinn des Servicetechniker erstmal unabhängig. Drittes wenn man mal ins Ausland guckt, geht die Entwicklung langfristig dahin, dass man i. d. R. gar keine Anfahrt mehr hat. Ohne Autos kann man Städte wesentlich kompakter bauen. Wenn dann statt Einfamilienhäuser mit Garten moderne (!) Reihenhaussiedlungen gebaut werden, hat man Stadtteile in denen Fußläufig alles zu erreichen ist, was man braucht.

Das Auto kostet uns pro Jahr 100 Mrd. Das kostet uns Wohlstand. Oder anders gesagt bei 30 Mio Steuerzahler zahlt jeder von uns 3.000 € pro Jahr dafür, dass der Servicetechniker und andere mit dem Auto durch die Gegend fahren. Ich möchte das nicht zahlen bzw. möchte nicht das mein Steuergeld dafür verwendet wird. Da gibt es zahlreiche bessere Möglichkeiten.

Das war im Grunde nur mein Punkt.

Inhaltlich bin ich ja durchaus bei dir. Wenn es eine klimaschädliche Subvention ist, sollte man sie im Sinne des Klimaschutzes streichen. Das kann man sogar sicher politisch erklären oder begründen.

Was halt nicht ohne weiteres zu erklären ist, wenn man Menschen, die aufs Auto angewiesen sind und keine Ausweichmöglichkeiten haben, quasi noch dafür bestraft, das sie „klimaschädlich“ mobil sind. Da wird man keine breite gesellschaftliche Akzeptanz bekommen.

Und diese Idee, alle müssen in die Städte in Reihenhäuser ziehen, um nah am Arbeitsplatz zu sein und nicht pendeln zu müssen, wird in dieser Konsequenz noch weniger gesellschaftliche Akzeptanz finden.

In der heutigen Folge Servus, Grüezi und Hallo sagte Matthias Daum, dass die Schweiz für den Brennerbasistunnel auf deutscher Seite sich an den Kosten beteiligen wollte, weil da einfach nichts weiter geht.
Hat auch nichts geholfen.

Wieso? Wenn wir alle gesellschaftlichen Kosten auf der einen Seite anführen, warum sollten wir dann den gesellschaftlichen Nutzen auf der anderen Seite ignorieren? Erst wenn man beide Seiten in ihrer Gesamtheit gegenüberstellen kann man doch eine sinnvolle Debatte darüber führen welchen Individualverkehr wir akzeptabel finden und welchen wir unterbinden wollen.

Ich rede auch nicht von der Abschaffung des Individualverkehrs sondern von Subventionen.

Dass z.B. Krankenkosten nicht, Kassenkosten aber sehr wohl aufgeführt sind ist Quatsch, weil die höheren Krankenkassenkosten ja nicht nur von denen Getragen werden die kein Auto fahren, sondern auch von denen die Auto fahren. Wenn, dann wäre es korrekt nur den Anteil der Mehrkosten derer einzurechnen, die selbst MIV nicht nutzen. Nur um mal ein Beispiel anzusprechen welches mich an diesen Erhebungen stört.

Wenn der Servicetechniker nicht kommt steht früher oder später eine komplette Produktion still. Natürlich ist es für eine Gesellschaft besser, dass jegliche Produktion am Laufen gehalten werden kann. Das fängt bei den Heizungen in Kitas an und geht bis zu medizinischen Geräten. Eine Gesellschaft ohne diese Tätigkeiten könnte quasi nicht funktionieren.

In genau solch einem Viertel wohne ich. Parken nur in Garagenhöfen und Tiefgarage und das Auto nutze ich für tägliche Wege kaum.
Ich habe aber auch nirgends behauptet, dass alles bleiben soll wie es ist.

Ich weiß nicht was du arbeitest, aber wenn kein Servicetechniker mehr kommt und zwar nirgends, dann wärst du froh wenn du bald jährlich 10.000 € zahlen dürftest, dass der wieder kommt. Außer du lebst als Selbstversorger auf einem kleinen Hof.

Welche?

Ja, wenn man es so erzählt, dann nicht. Aber diese Menschen zahlen ja auch Steuern und subventionieren damit den Autoverkehr. Und auch hier gilt: für Armen werden weniger subventioniert als die Reichen. Es ist also auch im Interesse der Armen diese Subventionen herunterzufahren. Das geht natürlich nicht sofort und ich bin mir gar nicht sicher, ob die Armen so stark dagegen sind.

Ich befürchte wir reden etwas aneinander vorbei.

Die Pendlerpauschale als eher allgemeiner Ausgleich für notwendige Mobilität zum Arbeitsplatz ist das eine.
Kann man streiten wie sinnvoll das ist.
Wenn man diese streicht, dann fällt sie natürlich auch für Radfahrer, ÖPNV Nutzer und E-Autofahrer weg.
Heißt also, die entstehenden Kosten, um zur Arbeit zu kommen (womit auch immer) sind dann ein reines Privatproblem des Arbeitnehmers.

Wenn ich jetzt noch das Benzin über den CO2 Preis teurer mache, wird der Weg zur Arbeit natürlich noch teurer für einen Arbeitnehmer.

Was will ich klimatechnisch damit erreichen?

Das Menschen nicht mehr mit einem Verbrenner zur Arbeit pendeln? Und wer nur mit einem Verbrenner zur Arbeit kommt mangels Alternativen, der soll gedrängt werden zum Arbeitsort zu ziehen oder den Job zu wechseln?

??

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Wie jemand weiter oben jemand geschrieben hat: dann muss der Arbeitgeber zeigen, wie wichtig ihm die Arbeitskraft ist.
Und damit hat der Arbeitgeber ein Interesse, den Arbeitnehmer zu unterstützen, eine Wohnung in Arbeitsnähe zu finden. Ich sähe da durchaus Chancen für neuen Sozialbau. Und Chancen, dass es weniger Zentrierung der Unternehmen auf wenige Großstädte gäbe. Eine Ansiedlung auf dem Land mit bezahlbarem Wohnraum wäre dann plötzlich ein Standortvorteil.

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Vielleicht wäre das der richtige Ansatz?

Weg von der Unternehmenzentrierung, mit dem Arbeitnehmer als denjenigen, der alles für den Job aufbringen und ggf „opfern“ muss?

Hin zum Arbeitnehmermarkt, wie er sich jetzt schon abzeichnet? Das Arbeitgeber ihre Gewinne nicht mehr auf wenige verteilen, sondern in ihre Arbeitskräfte investieren? Nicht nur Klimaschutz, auch gesunde Arbeit, Work-Life Balance, etc?

Das wäre ein Ansatz, der auch sozial positiv ist.
Da ist die Generation Z schon auf der richtigen Spur.

Wäre eine sehr gute Idee. Ob die Politik diese auch aufgreift oder müssen die Srbeitnehmer da ihre neue Macht nutzen?

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Also da bin ich wohl nicht gebildet genug um diese Aussage zu verstehen.
Meinst du damit Pendlerpauschale und oder Dienstwagenprivileg?
Ich, Servicetechniker für Aufzüge, würde gerne weniger Auto fahren aber leider leider wollen die Menschen gerne innerhalb von 30min aus einem Aufzug befreit werden wenn sie stecken geblieben sind oder so schnell wie möglich nicht mehr 10Etagen Treppen steigen wenn der Aufzug in Störung gegangen ist. Von Krankenhäusern und Pflegeheimen spreche ich erst gar nicht.

Mich würde auch mal interessieren welche Partei diese ganzen Idealvorstellungen durchsetzen soll/ würde? Bzw auch gewählt wird.

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Er sagte ja bereits, dass es da bessere Möglichkeiten gäbe. Die würden mich tatsächlich auch interessieren.