LdN350 Wohnungsnot

Also die Realität ignorieren und sagen so wie es ist darf es eigentlich nicht sein, also gibt es kein Problem was man lösen müsste.

Danke für diesen Beitrag.

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Dieses Wunschdenken funktioniert oft nicht einmal als Lösung, wenn es zutreffen würde. Die Altmiete dürfte oft noch unterhalb des Mietspiegels liegen.

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Nicht bei Indexmieten die sich an der Inflation der letzten Zeit orientieren. Da würde meine Wohnung mittlerweile 100€ weniger kosten laut Mietspiegel.

Was mit dem Problem der Fehlallokation aber genau gar nichts zu tun hat, und dem auch nicht abhilft. Durch einen solchen Aufkauf entsteht auch nicht eine einzige neue Wohnung, es ist mir schleierhaft, warum du das behauptest („halbe Million neue Wohnungen“).

Außer du nutzt die Herrschaft über die aufgekauften Wohnungen (und wahrscheinlich eine zusätzlich nötige Gesetzesänderung), schmeißt die Einzelaltmieter aus ihren großen Wohnungen und gibst die an Familien. Womit wir aber wieder beim unmittelbaren Zwang wären…

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Da redet ihr ein wenig aneinander vorbei, weil du einen Satz von @ThomasAnderson anders auslegst, als er ihn vermutlich gemeint hat: das „neue Wohnungen“ bezieht sich auf „mit dauerhaft fairen Mieten“, also es gibt nicht „eine halbe Million neue Wohnungen mit dauerhaft fairen Mieten“, sondern „eine halbe Million neue Wohnungen mit dauerhaft fairen Mieten

Die deutsche Sprache lässt solche Unklarheiten leider zu :wink:

Auch hier für die Klarheit der Sprache:
Unmittelbarer Zwang ist ein feststehender Rechtsbegriff und umfasst tatsächlich nur die körperliche Einwirkung durch die Polizei, also das Zerstören von Sachen oder das körperliche Angehen von Personen.

Unmittelbarer Zwäng läge daher erst vor, wenn der Polizist den Mieter bei der Vollstreckung einer Räumungsklage aus der Wohnung schleifen würde ^^

Nicht nur wahrscheinlich. Kündigungsschutzregelungen gelten auch für den Staat, also Mieter von Wohnungen im Staatsbesitz rauszuwerfen würde eine massive Änderung des Mietrechts erfordern.

Eine Fehlallokation impliziert, dass es eine korrekte Allokation gibt. Dies setzt voraus, dass es eine „richtige“ Quadratmeteranzahl pro Person gibt (und zwar - wenn umsortiert werden soll - als Anspruch). Und die gibt’s nicht.

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Ah okay, danke, so hatte ich die „neuen Wohnungen“ in der Tat nicht interpretiert. Vielleicht auch, weil ich nicht unterstelle, dass Vonovia und Co. ausnahmslos unfaire Mieten verlangen würden.

Allerdings bleibt es dabei, dass durch enteignete Wohnungskonzerne keine einzige neue Wohnung entsteht, und auch keine Verteilungsprobleme bei den bestehenden Wohnungen gelöst werden. Eher im Gegenteil: wenn die Bestandswohnungen besonders günstig bleiben und man sich als derzeitiger Mieter dieser darauf verlassen kann, gibt es ja für deren Mieter noch weniger Incentivierung dafür, überflüssigen Wohnraum abzugeben.

Es gibt sehr wohl objektiv mangelnden Wohnraum. Wenn Menschen zu vielen Köpfen in kleinen Wohnungen sitzen, sich dort täglich gegenseitig auf die Füße treten und dieser Zustand die Psyche und Leistungsfähigkeit der Personen beeinträchtigt, dann ist das eine Fehlallokation. Nämlich eine zu kleine Wohnung für diese Wohngemeinschaft.
… (Abs. gel. Mod.)

Wenn Oma alleine auf 200 Quadratmetern lebt und nebenan eine vierköpfige Familie auf 20, dann sind wahrscheinlich beide unglücklich. Was aber ist jetzt das moralisch richtige Vorgehen? Wenn „der Staat“ als Ordnungsinstanz handeln soll, braucht es objektive Kriterien. Wie sehen die aus? Was sind die Parameter? Soll Oma in eine andere Wohnung von bestimmter (Maximal-)Größe, oder nur dann wenn diese sie auch eine bestimmte (Maximal-)Miete kostet? Bemisst sich diese an ihren jetzigen Kosten oder an ihrer Rente? Spielt der Standort eine Rolle? Was ist, wenn Oma nein sagt?

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Statt 400.000 neuer Sozialwohnungen könnte der Staat 400.000 Wohnungen für betreutes Wohnen bauen und bei den alten dafür werben, dort einzuziehen.

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Es gibt leider keine Statistiken dazu, ich habe jetzt lange gesucht.

Und wenn man danach sucht, findet man interessanterweise viele Seiten mit Tipps von Juristen und Maklern, wie man den Leerstand verschleiern kann.

Aber es wurden hier in der Diskussion einige solche Fälle genannt. Ich habe es in den letzten Jahren auch immer öfter gesehen, gehört und gelesen. Am prominentesten ist halt Sylt, wo so viele Immobilien zu privaten Urlaubsdomizilen wurden, dass die Insel die meiste Zeit des Jahres wie ausgestorben ist. Menschen, die auf Sylt arbeiten, pendeln vom Festland. Es gibt sogar schon Leute, die Geld damit verdienen, dass sie die leer stehenden Häuser bewohnt aussehen lassen, damit dort nicht eingebrochen wird.
(Mir persönlich ist Sylt übrigens egal, ich war noch nie dort.)

Mir ist auch egal, wie signifikant das jetzt ist. Aber diese Dekadenz, dass Menschen Häuser haben, die größtenteils leer stehen, während andere total beengt wohnen oder obdachlos sind, finde ich unerträglich. Bevor wir den alten Witwen (gibt es hier Daten, wie signifikant dieser Anteil ist?) ihre 5-Zimmer-Wohnungen „wegnehmen“ (mit welchem Instrument auch immer) und aus ihrer gewohnten Umgebung reißen, sollten wir verhindern, dass Multimillionäre mehrere Immobilien besitzen, aber nicht dem Wohnungsmarkt zur Verfügung stellen.

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Wer leer stehende Immobilien melden will, kann das übrigens z.B. hier tun:

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Wie wäre es, wenn über 60m2 Wohnfläche pro Person eine zusätzliche Steuer greift?

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Das sind alles Fragen, die sich erfreulicherweise in meinem Vorschlag, das Halten von Quadratmetern an Wohnraum deutlich teurer zu machen, diese Kosten anderweitig in Form von pro Kopf gewährten Entlastungen zurückzugeben und danach auf die Lenkungswirkung des Marktes zu vertrauen, gar nicht stellen.

Daher sieh es mir bitte nach, dass ich keine davon beantworte. Außer die letzte: wenn Oma sich den Luxus weiterhin leisten will, kein Problem. Wenigstens bekommt die Familie dann aufgrund ihres winzigen Wohnraumverbrauchs eine satte Netto-Entlastung, finanziert von Oma. Und irgendwann findet sie vielleicht ne Wohnung von jemand anderem, der auf den räumlichen Luxus verzichtet.

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Dabei muss man aber beachten, dass viele ältere Menschen das gar nicht wollen.
Zum Einen, weil alte Menschen ein - nachvollziehbares - Interesse daran haben, so lange wie möglich unabhängig zu bleiben, zum Anderen, weil auch betreutes Wohnen relativ teuer ist.

Dazu kommt, dass 400.000 neue Wohnungen für betreutes Wohnen auch zehntausende neue Pflegefachkräfte bräuchten, die dieses „betreute Wohnen“ betreuen. Und daran scheint es ja aktuell auch vorne und hinten schon zu mangeln.

Die Problemlagen sind eben etwas zu komplex für solche vermeintlich leichten Lösungen.

(ich bin durchaus dafür, das Angebot für betreutes Wohnen und vor allem Senioren-WGs auszubauen und zu unterstützen, aber das ist nur sehr begrenzt eine Lösung für die hier diskutierten Probleme)

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Nicht als Gesetz oder Vorschrift, aber man kann ja mal an Zielen arbeiten, denn auch wenn es nicht falsch ist, ist es unnötig, dass eine einzelne Person eine 5 Raum Wohnung mit 120-150 qm bewohnt nur weil der Altvertrag dafür sorgt, dass eine passendere 2 Raum Wohnung teurer wäre.

Fänd ich gut, am besten progressiv, sodass man bei 65 qm noch nicht sofort umziehen muss, aber es bei 200 qm richtig teuer ist.
Von den Einnahmen kann man die Sanierung und den Ausbau von bestehenden Häusern, Dachböden etc. finanzieren und den alten Witwen beim Umzug helfen. Vielleicht kann man sogar Menschen, die mit weniger Fläche zufrieden sind, eine Art Prämie zahlen.

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Man könnte das so bauen, dass die Pflegekräfte auch in derselben Anlage wohnen, ggf. sogar mit ihren Familien. Dann wären direkt also auch junge Familien untergebracht…

Und noch eine interessante Karte:
Der Abriss-Atlas

Betreutes Wohnen ist nicht das, wonach es klingt.
In erster Linie sind es barrierefreie Wohnungen, die für den Pflegedienst bedeuten, dass viele Kunden an einem Ort sind.
Der kommt also morgens und abends und nur, wenn er dazu gebucht wird, genauso das Essen auf Rädern.
Besonders ist ein Gemeinschaftsraum, an dem sich die Bewohner treffen können, Zeitung lesen oder spielen. Hier kommt dann in der Regel einmal wöchentlich eine Betreuerin, die natürlich bezahlt wird und auf alle umgelegt.
Wer wirklich Betreuung rund um die Uhr braucht, muss vom betreuten Wohnen ins Altersheim wechseln.