LdN350 Wohnungsnot

Keine Ahnung worauf du hinaus willst. Ich sage doch, dass sie das dann erwarten.

Grundsätzlich stimme ich dir zu, Steuer kommt von steuern. Aber damit eine Grundsteuererhöhung den von dir gewünschten Effekt hat, reicht eine generelle Erhöhung nicht, erst recht keine Verdreifachung. Laut
Grundsteuer Berlin berechnen: Hebesatz & Beispiele fallen im Monat (Rechenbeispiel Eigentumswohnung) 0,77€ Grundsteuer pro m² an. Selbst wenn das auf 3€ geht, wird das den Abstand vom Altvertrag zur Neuvermietung nicht aufheben, zumal kleine Wohnungen dadurch ja auch teurer werden. Für die vielköpfige Familie, die in die große Wohnung zieht, wird die Wohnung dadurch zudem auch wesentlich teurer. Ist in meinen Augen kein Konzept für günstigen Wohnraum.

Man bräuchte also eine nach Kopfzahl und/oder Größe gestaffelte Grundsteuer. Aber klar, du hattest ja schon erwähnt, dass irgendwelche Entlastungen da dagegengerechnet werden…

Klar passiert das, bloß halt später. Und für manche Mieter, die in ihrer alten Wohnung sterben oder von da ins Heim gehen, ggf. niemals.

Nein, es bleibt eine Unterstellung. Es wird nur eine dreiste Unterstellung. Ein freiwilliger Umzug (besseres Umfeld, altersgerechter, besser zu pflegen, weniger Kosten, bessere Anbindung, …) ist in meinen Augen einfach etwas komplett anderes, als Menschen ökonomisch so sehr unter Druck zu setzen, dass ihnen nichts anderes übrig bleibt, in eine kleinere Wohnung zu ziehen. Obwohl sich daraus kaum individuelle Vorteile ergeben.

Und gleichzeitig wird es hier als die große soziale Wohltat präsentiert…

Es wird dem Mieter jeder Wohnung etwas weggenommen, weil seine Miete durch höhere Grundssteuer steigt.
Es wird dem Mieter, der durch diesen ökonomischen Druck zum Umzug gezwungen wird, die Wohnung weggenommen, die er seit Jahren bewohnt und gerne weiter bewohnen würde.

Wenn die 40m² Wohnung nur 1/2 von dem kostet, was die mit 120m² kostet, wär das ein Anfang. Dafür braucht man mehr günstigen Wohnraum.

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Bin mir nicht sicher, ob ich dich richtig verstehe.
Ich wollte mit meinem Beitrag nicht sagen, dass es Plattenbau NUR im Osten gab. Aber er wird, nach meinem Empfinden, eben eher mit der DDR und dem Sozialismus in Verbindung gebracht.

Eigentlich wollte ich auch eher darauf hinweisen, dass wir jetzt wieder verstärkt erleben, dass auch der Kapitalismus Misswirtschaft produziert, nur mit anderen Auswirkungen (was Viele hier aber natürlich auch schon wussten).

Das Problem ist, dass auch die westdeutschen Plattenbausiedlungen fast immer zu sozialen Brennpunkten wurden. Das ist letztlich aber keine Schuld der Plattenbauarchitektur, sondern anders herum: Weil die Plattenbauweise besonders (Kosten-)Effektiv ist, war der Wohnraum günstig. Das ist gut und erwünscht. Aber günstiger Wohnraum zieht natürlich vor allem die sozial benachteiligten, ärmeren Bevölkerungsschichten an. Und so wird dann aus dem eigentlich guten Konzept ein Ghetto und der Ruf der Plattenbausiedlung generell wird zerstört.

Die Plattenbauweise kann auch kunstvoller und verspielter gestaltet werden - aber das Problem, dass sich dort, wo die Mieten besonders günstig sind, Ghettos bilden, ist leider nur schwer ohne schwerwiegende staatliche Eingriffe vermeidbar.

Dennoch sollten wir die Plattenbauarchitektur nicht deshalb ablehnen, weil wir damit die DDR und soziale Brennpunkte im Westen verbinden. Die Ablehnung der Plattenbauarchitektur ist letztlich die Kehrseite der Verherrlichung des Eigenheims. Ja, jeder will lieber im Eigenheim mit Garten leben, als im Plattenbau - aber das ist eben ökologisch nicht machbar…

Monokultur macht halt immer Probleme.
Diversität ist besser.

Ich find sehr interessant, dass Ihr immer weiter darüber streitet, wie man einzelne Leute aus zu großen Wohnungen locken oder drängen kann. Es ist wie überall: Zwei schwache Gruppen - hier die alte Witwe vs. die junge Familie - werden gegeneinander ausgespielt, während die Kapitalisten Geld und Wohnraum in Massen horten.

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Steuer kommt von althochdeutsch „stiura“, das bedeutet „Stütze“, „Unterstützung“, „Hilfe“ (siehe auch den alten Begriff der „Aussteuer“ einer Braut bei der Heirat [auch „Mitgift“ = „Mitgegebenes“], oder das Verb „beisteuern“ für das Leisten eines Beitrags zu einer Sache).

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Knackig ausgedrückt, aber tendenziell nicht ausgeschlossen.

Ich denke, das ist nur mit Freiwilligkeit machbar. Entschließen sich alte Dame und junge Familie zu einem Deal, sollte es beiden möglichst einfach gemacht werden. Auch formal.

Leute mittelbar durch höhere Kosten dafür zu bestrafen, daß sie sich in jungen Jahren ein Eigenheim erarbeitet haben, halte ich auch für kontraproduktiv. Zumindest wenn man will, daß Menschen Eigentum erwerben. Ansonsten müsste man unsere Art zu wohnen komplett auf den Prüfstand stellen.

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Es ist der ironisch gemeinte Ausdruck deines Empfindens.

In den 70ern wurden weltweit Plattenbauten hochgezogen, während die Wessis die nach der Wende in den Osten kamen, so taten, als ob diese „hässlichen Plattenbauten“ nur im Sozialismus Erfolg hatten.

Erzählst du das auch bei jeder anderen Mieterhöhung?

Also alle Erhöhungen die nicht durch eine Steuererhöhung verursacht werden, sind demnach eine Enteignung des Mieters durch z.B. den Vermieter?

Und sobald ein Bürgergeldbezieher die Aufforderung zum Umzug in eine „angemessene Wohnung“ bekommt gehst du auch sofort auf die Straße und wehrst dich gegen die Enteignung deines Mitbürgers?

Ja, immer diese bösen Fabrik- und Großgrundbesitzer. /s

Aber kannst du irgendwie belegen, dass Zweitwohnungen ein signifikantes Problem darstellen? Etwa im Vegleich zu Ferienwohnungn und AirBnB?

Ja schön, aber warum sollten sie dann wegen erwarteter Kosten die gerade erst gemietete Wohnung wieder verlassen müssen? Wenn ich Kosten von monatlich 1k Euro erwarte, aber nur 800 Euro stemmen kann, dann werd ich ne etwas kleinere Wohnung mieten. Also flieg ich auch nicht aus der nicht gemieteten 1k-Wohnung.

Aber weniger stark. Bei 77 Cent pro qm ist das nicht merklich, aber bei 3€ pro qm oder mehr wär es schon sehr spürbar weniger stark.

…verteilen sich die Mehrkosten auf viel mehr Köpfe, wobei jeder Kopf zu den Einnahmen beiträgt. Bei Kindern übers Kindergeld, das natürlich entsprechend erhöht werden muss, bei Erwachsenen durch Arbeitseinkommen, dessen Besteuerung etwas reduziert gehört.

Exakt! Es ist viel einfacher, bestehende Abgaben zu reduzieren bzw. bestehendes Kindergeld zu erhöhen, als noch mehr Komplexität in die Grundsteuer einzuführen, indem man anfängt, nicht nur die Quadratmeter, sondern auch noch die Zahl Einwohner zu berücksichtigen. Also zumindest theoretisch. Praktisch gestaltet sich die Koordination einer solchen Anpassungsserie leider durch unterschiedliche Beteiligte (Land vs. Bund) ziemlich schwierig, da sehe ich schon auch die politischen Realitäten.

Darum geht es mir doch gar nicht. Ich habe die Logik deiner Argumentation angezweifelt: wenn du der Meinung bist, dass es ein Problem ist, dass Vermieter bei Mieterwechseln die Gelegenheit zur Mieterhöhung nutzen könnten, und das vermeiden willst, dann musst du Mieterwechsel vermeiden. Weil es für den Vermieter völlig egal ist, ob der Mieterwechsel freiwillig oder durch finanziellen Druck motiviert geschieht - die Gelegenheit zur Erhöhung bietet sich. Also sprichst du dich zwangsläufig im selben Moment, in dem du dieses Problem als zu vermeidendes Problem in den Raum stellst, dafür aus, dass eine Förderung von Wohnungswechseln kein Teil der Lösung sein darf, weil diese Wechsel sonst das Problem der Mieterhöhungen befördern werden.

Du sagst das nicht explizit, aber es ist logisch zwingend. Deswegen ist es, wenn ich das aus deinem Kommentar herauslese, keine Unterstellung, sondern eine logisch zwingende Konsequenz, die du entweder unterschlagen oder nicht bedacht hast.

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Danke, das stimmt. :smiley:
Sehen wir meinen Ausspruch als in Anführungszeichen an.
Ich denke, dass wir uns unabhängig von der Wortherkunft einig sind, dass Steuern auch dazu genutzt werden, um Verhalten zu steuern:

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Eigentlich nicht. Wir streiten darüber, ob das eine gute Idee ist. Ich halte nichts davon, Leute, die derzeit bezahlbaren Wohnraum bewohnen, woanders hin zu locken oder zu drängen. Wenn man aber in eine kleinere Wohnung ziehen will, dann sollte man dafür nicht noch draufzahlen müssen.

Es wird gleichzeitig potenziell dem neuen Mieter einer mit den Grundsteuereinnahmen finanzierbaren, neu gebauten Sozialwohnung etwas gegeben.
Außerdem wird eine solche Anpassung langfristig gesehen auch wieder kostenneutral. Die höhere Grundsteuer wird die Fähigkeit der Vermieter, die Mieten zu erhöhen, begrenzen, weil letztlich für Mieter immer die Warmmiete der kaufkraftlimitierende Faktor ist. Geht ein Kostenaspekt darin - die Grundsteuer - hoch, muss ein anderer Aspekt fallen, damit der Markt wieder ins Gleichgewicht kommt. Ergo fallen die Kaltmieten bzw. steigen weniger stark. Natürlich nicht schlagartig, sondern über längere Zeit gestreckt. Weswegen eine Einführung einer solchen Grundsteuererhöhung über eine längere Zeit gestreckt vermutlich mehr Sinn ergeben würde als eine schlagartige Erhöhung auf das drei- bis fünffache.

Wir sehen das Spielchen gerade bei den Eigentumswohnungen. Die Zinskosten gehen hoch, die Preise fallen in Reaktion darauf. Obwohl immer noch insgesamt ein Mangel an Angebot herrscht. Dauert alles nur einige Zeit, weil Immobilienmärkte - egal ob Miete oder Kauf - nur sehr zäh reagieren.

Es wird gleichzeitig mehreren anderen Mietern eine größere Wohnung gegeben, die diese jahrelang gesucht haben.

Per Saldo ist das gesamtgesellschaftlich positiv.

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Eine Erhöhung der Grundsteuer ist je kein Anreiz sondern ein finanzieller Zwang.
Ein Anreiz wäre es, wenn etwas günstiger wird als vorher.

Vor allem funktioniert das in anderen Ländern ja auch.
So viele Mieter gibt es nur in D, soviel ich weiß.

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Ja natürlich. Jede Mieterhöhung kostet den Mieter Geld.

Ich dachte, Strohmann-Argument wollten wir seien lassen. Mieterhöhungen und Grundsteuererhöhungen sind keine Enteignung und Steuern sind kein Raub, falls du mir das als nächstes in den Mund legen willst.

Wo ist da die Enteignung? Wo nenne ich es Enteignung? Mal davon abgesehen, dass es eine ganz andere Sachlage ist.

Wenn man aber den Unzug erzwingen will, obwohl der Bürgergeldempfänger bereit ist, die Differenz selbst zu zahlen oder wenn die kleinere Wohnung teurer ist als der Altvertrag, dann wäre das natürlich ein zu kritisierendes Unding.

Nein, es wäre ein „negativer Anreiz“.

Es gibt sowohl positive als auch negative Anreize, ein positiver Anreiz ist eine Besserstellung, die man erhalten will, ein negativer Anreiz eine Schlechterstellung, die man vermeiden möchte.

Ein Zwang hingegen unterscheidet sich von einem Anreiz dadurch, dass er „alternativlos“ ist. Ein finanzieller Zwang wäre daher nur dann vorliegend, wenn die Mieterhöhung so gewaltig wäre, dass es faktisch nicht mehr möglich ist, weiter in der Wohnung zu leben. Eine bloße Erhöhung der Miete, sodass man auf andere Dinge verzichten muss, ist noch kein Zwang.

Ich habe bei Diskussionen mit dir immer das Gefühl, dass wir unterschiedliche Sprachen sprechen, weil du oft eine sehr ideologische und wenig sachliche Terminologie nutzt, dh. jeder Eingriff in’s Eigentum wird zur Enteignung, jede Belastung wird zum Zwang usw.

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Du tust so, als wäre es ein bedauerlicher Einzelfall, wenn jemand wegen des Plans umziehen müsste. Dabei ist genau das der Zweck und das postulierte Ziel: leute, die es sich nich leisten können und die nach euren Regeln zu viel Wohnraum besetzen ohne in euren Augen dafür ausreichend gute Gründe haben, sollen gezwungen werden ihre Wohnung aufzugeben.

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Nein, sie sollen nicht gezwungen werden.

Ebenso wie Menschen nicht über eine höhere KFZ-Steuer für SUVs „gezwungen“ werden sollen, keine SUVs zu fahren. Sie sollen motiviert werden, sie sollen einen finanziellen Anreiz haben, vielleicht doch lieber das kleine Elektroauto zu fahren, für das gar keine KFZ-Steuer anfällt.

Wollte man die Menschen zwingen, würde man mit Verboten arbeiten - oder eben mit so restriktiven Belastungen, dass sie einem Zwang gleich kommen. Das fordern hier aber - wenn überhaupt - nur die wenigsten. Gefordert wird, dass eine etwaige Zusatzbelastung so hoch ist, dass sie den Unterschied zwischen günstigem Altvertrag und ungünstigem Neuvertrag ausgleicht. Denn der günstige Altvertrag ist ein Anreiz, die viel-zu-groß-gewordene Wohnung zu halten.

Nicht jede Steuerwirkung, die finanzielle Anreize setzt, egal ob positive oder negative, ist ein Zwang und das Ziel ist es auch nicht, in jedem Fall Zwang auszuüben, sondern diejenigen zu erreichen, die „auf der Kippe stehen“ und nur einen kleinen Stoß in die richtige Richtung brauchen, um sich durchzuringen, umzuziehen.

Dass wir dabei soziale Härten vermeiden wollen haben hier die meisten Diskutanten mehr als einmal betont.

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Motivation ist erstmal besser als externer Druck.

Nicht jeder will ein Eigenheim, nicht jeder kann (oder will) sich das leisten.

Aber rein von den Möglichkeiten kann auch nicht jeder in eigenen vier Wänden wohnen.
Daher auch soviele Mieter in Deutschland.

Die Wohnungsnot begegnet man entweder mit mehr bzw neuem Wohnraum, oder man muss die Art und Weise des Wohnens grundsätzlich hinterfragen.
Beides, kostet viel Zeit…