LdN350 Wohnungsnot

Gibt es wirklich zu wenig Wohnungen?
Oder ist es nicht vielleicht so wie bei allem anderen auch:
Es sind genügend Wohnungen da, nur nicht für die Gier der Reichen?
Reiche Menschen wohnen auf hundert und mehr Quadratmetern pro Person und sie haben auch gern noch in anderen Städten und auf Inseln wie Sylt ihr eigenes Haus für den Fall, dass sie da mal Urlaub machen.
Rein statistisch gibt es in Kampen auf Sylt 264 Quadratmeter Wohnraum pro Einwohner. Tatsächlich sind das meiste aber Ferienwohnungen und die echten Sylter wohnen eher beengt.
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Wenn jetzt neue Wohnungen gebaut werden, die frei vermietet oder verkauft werden können, werden die Reichen wieder abgreifen, was sie können, entweder um es bei Bedarf selbst zu nutzen oder um es teuer zu vermieten.

Wie es weitergeht, kann man sich denken: Da wird wieder auf Geflüchtete geschimpft, die uns angeblich „den Wohnraum wegnehmen“.

Man kann es drehen und wenden, wie man will. Kapitalismus ist die Ursache der Probleme. Wir müssen ihn irgendwie begrenzen, z.B. indem man nur maximal 80 Quadratmeter Wohnraum pro Person bewohnen darf. Wer dann eine kleinere Wohnung hat, kann sich ja mit anderen zusammentun und noch ein Ferienhaus woanders kaufen, bis die 80qm voll sind. Schon entspannt sich der Wohnungsmarkt, weil einfach Wohnraum frei wird.

Zusätzlich würde es helfen, den Mindestlohn zu erhöhen, wie ich hier bereits schrieb:

Dann haben die Leute genug Geld, um selber ihre Miete zu bezahlen und der Staat muss kein Wohngeld mehr zahlen, keine Wohngeldanträge prüfen etc. Es würde den Menschen auch ein Stück Würde zurückgeben, wenn sie ihre Miete selber zahlen, anstatt dem Staat „auf der Tasche“ liegen zu müssen.

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Ich habe leider das Kapitel in der LdN350 noch nicht gehört, aber an der These ist denke ich schon etwas dran. Hierzu zwei Schaubilder:

Entwicklung der Gesamtbevölkerung in Deutschland ab 2011*. Man sieht, dass die Bevölkerungszahl in den letzten 11 Jahren von 80,3 auf 84,3 Millionen, oder um 4,9 % gestiegen ist.

Anzahl der Wohnungen in Deutschland ab 2011. Man sieht, dass die Anzahl der Wohnungen von 40.6 auf 43.4 Millionen Einheiten, oder um 6,7% gestiegen ist.

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Die Geflüchteten können sich die neu gebauten Wohnungen im Zweifel gar nicht leisten. Und im kapitalistischen Wien lebt es sich deutlich besser als im sozialistischen Caracas, obwohl Österreich anders als Venezuela keine Bodenschätze besitzt, die es in aller Welt verkaufen kann.

In Deutschland leben viel mehr Menschen zur Miete als in anderen europäischen Ländern. Leider haben einige Städte wie Berlin ihre Wohnungen in den 90ern verkauft und müssen diese jetzt teuer zurückkaufen. Die urdeutsche Ablehnung gegenüber Plattenbauten und Hochhaussiedlungen ist in Zeiten des Wohnungsmangels auch nicht mehr zeitgemäß. Es kann nicht jede Familie ein freistehendes Eigenheim haben.

Das Problem ist auch das Städte wie Leipzig schneller gewachsen sind als Wohnraum geschaffen wurde. Dazu die mittlerweile 200 Mio Euro+ Spekulationsflache in Bahnhofsnähe, wo ein neuer Stadtteil entstehen sollte vor zehn Jahren und bis heute keine einzige Wohnung steht. Das Leipziger Wohnkonzept für Geflüchtete sieht vor, dass Asylsuchende und Geduldete so schnell wie möglich in eine eigene Wohnung außerhalb einer Gemeinschaftsunterkunft ziehen können. Das Konzept umfasst Wohnhäuser, Übergangswohnungen und -heime. In welche Wohnhäuser? In welche Übergangswohnungen? In Leipzig zieht deswegen auch niemand mehr freiwillig um und die Leute bleiben in ihren Wohnungen, völlig egal, ob die noch zur Lebenssituation passen oder nicht. Um in eine Wohnung ziehen zu können, deren Kaltmiete in etwa dem entspricht, was ich aktuell an Miete zahle, bräuchte ich einen Wohnberechtigungsschein - den ich natürlich nicht kriege, weil ich ja nicht arm bin. Und selbst die preisgebundenen Wohnungen mit WBS sind 30-40 Cent teurer pro m² als mein 2015er Mietvertrag. Leipzig hat kein Platzproblem, man könnte an vielen Stellen noch gut nachverdichten. Was hier auch gerade an Schulen alles hochgezogen wurde, ist der Wahnsinn. Es fehlt aber schlicht an bezahlbaren Wohnungen. Es kann nicht Sinn und Zweck sein, die Leute ewig in Gemeinschaftsunterkünften versauern zu lassen. Wie möchte man die darin dann ordentlich integrieren? Wenn es sich für Vermieter rechnen würde, würde es vor Wohnungen nur so sprießen. Es rechnet sich halt nicht unter einem bestimmten Preis. Aktuell wird die Bauwirtschaft gekillt: Materialpreis, Zinsen für Kredite, was man alles einbauen muss etc. Und gerade bei Sozialwohnungen muss der Staat zuschießen. Und wenn der das nicht ausreichend macht, sind wir halt bei der aktuellen Situation.

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Naja, es würde auch helfen, wenn nicht „jeder“ in z.B. Berlin, München oder Leipzig wohnen wollen würde.
Hier bei uns in Sachsen-Anhalt „auf dem Land“ stehen viele Häuser sogar leer. Die Kinder sind ausgeflogen, die Alten leben noch hier und wenn die irgendwann verstorben sind steht die Bude leer, verfällt langsam und wird schlussendlich abgerissen.

Und das geht zukünftig munter so weiter. Das ifo-Instituts geht von 1,2 Millionen Leerstand in 2023 aus.

2 Absätze aus der Zusammenfassung:

Gleichzeitig stagniert der Wohnungsabgang in Ostdeutschland, weshalb künftig von einem wachsenden Wohnungsbestand auszugehen ist. Daher muss zumindest für die ostdeutschen Flächenländer von einer zweiten Leerstandswelle ausgegangen werden. Im Ergebnis dürften im Jahre 2030 hier rund 1,2 Mill. Wohnungen leer stehen, was einer Leerstandsquote von 13,6 % entspricht – derzeit beläuft sich der Leerstand hingegen nur auf 9,2 % des gesamten Wohnungsbestands. In einzelnen Regionen ist zudem zum Ende des Prognosezeitraums mit sogar noch deutlich höheren Leerstandsquoten zu rechnen.

In den meisten Städten und Gemeinden Ostdeutschlands ist künftig mit stark zurückgehender Bevölkerung (und damit rückläufiger Wohnungsnachfrage) zu rechnen. Dies führt zu steigendem Leerstand und erhöht den Rückbaubedarf. Betroffen sind vor allem ländlich geprägte Gebiete sowie eine ganze Reihe von Klein- und Mittelstädten mit eher lockerer Siedlungsstruktur. Kennzeichnend für diese Städte und Gemeinden ist zumeist ein vergleichsweise hoher Anteil von Ein- und Zweifamilienhäusern und kleineren Mehrfamilienhäusern in Privatbesitz. Der notwendige Rückbau ist gerade hier nur schwer durch politische Maßnahmen zu steuern. Hinzu kommt, dass wegen mangelnder wirtschaftlicher Verwertbarkeit im Todesfall der bisherigen Eigentümer auch häufiger das Immobilienerbe ausgeschlagen wird, sodass letzten Endes die Kommunen für die Kosten der Sicherung oder des Rückbaus der leerstehenden Wohnungen bzw. Gebäude aufkommen müssen. Gleichzeitig sind schrumpfende Kommunen bei rückläufiger Bevölkerung mit sinkenden Einnahmen konfrontiert, was die Finanzierung derartiger Maßnahmen erschwert, wenn nicht sogar unmöglich macht.

Aber eine stetige Urbanisierung infolge der wirtschaftlichen Spaltung (attraktive Arbeitsplätze entstehen hauptsächlich in den Ballungsräumen) zieht es logischer Weise junge gut ausgebildete Leute dorthin. Das wiederum füht auch auf sozialer Ebene zu immer weiteren unattraktiven Gebieten (weils da nur noch „Alte“ Leute wohnen gibt es weder Kino noch irgend was anderes „spannendes“) - ein Teufelskreis.

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Nein. Falsch gesetzte Incentives sind die Ursache der Probleme. „Kapitalismus“ als solcher ist nur ein Werkzeug. Wenn man ihn falsch anwendet, schafft er Probleme. Wenn man ihn richtig anwendet, löst er Probleme.

Es wird das Erwerben von Wohnraum besteuert - durch die Grunderwerbssteuer. Was kaum besteuert wird, ist das Halten von Wohnraum. Die Grundsteuer ist in ihrer Höhe leider so verschwindend gering, dass sie kaum ins Gewicht fällt - vor allem nicht, wenn man sie der sehr saftigen Grunderwerbssteuer gegenüberstellt.

Es ist also völlig gleich, wie viel Wohnraum ich im Leben akkumuliert habe - ihn zu halten kostet kaum etwas im Vergleich dazu, ihn zu erwerben. Und was das Erwerben angeht hatten wir in den letzten 10 Jahren nun mal dank Niedrigzinsen und steigender Werte die Sondersituation, dass das - vorausgesetzt man hatte etwas Kapital zur Hand - rückblickend auch sehr einfach möglich war, da die steigenden Bewertungen die investierte Grunderwerbssteuer trotz ihrer enormen Höhe sehr schnell refinanziert haben. Das bringt uns jetzt, wo der Erwerb wieder deutlich erschwert ist, das Halten aber weiterhin relativ günstig bleibt, in die Situation, dass sich die Fehlallokationen, die sich über die letzte Dekade aufgebaut haben, nicht von selbst korrigieren, weil die nötigen finanziellen Incentives dafür fehlen, bzw. durch die aufgrund der aufgeblasenen Bewertungen inzwischen extrem hohen Grunderwerbssteuer sogar massiv bremsende Incentives bestehen, welche das weitere Erhalten der Fehlallokation begünstigen.

Statt dem Erwerb von Wohnraum muss das Halten von Wohnraum sehr viel stärker besteuert werden. Dann werden Dritt- und Viertwohnungen, die bestenfalls einmal im Jahr genutzt werden und sonst leerstehen, ebenso deutlich schmerzhafter für deren Besitzer wie ein inzwischen viel zu überdimensioniertes Eigenheim für Rentner, deren Kinder längst ausgezogen sind. Man hat dann die Wahl, sich den Luxus weiterhin zu leisten - unter deutlich höheren laufenden Kosten, die dem Landeshaushalt zufließen und z.B. für den Bau von Sozialwohnungen genutzt werden könnten - oder vielleicht doch teuren, ungenutzten Wohnraum abzustoßen und ihn für andere Menschen verfügbar zu machen, die ihn dringender brauchen.

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Ich verstehe die Not von vielen Menschen, die auf der Suche nach einer bezahlbaren Wohnung sind.

Allerdings steigt die Wohnfläche pro Kopf immer weiter an. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass alte Mietverträge oft unverhältnismäßig günstig ist, sodass es z.B. für eine alte verwitwete Person günstiger sein kann, in einer 100qm 4 Zimmerwohnung wohnen zu bleiben (die vor Jahrzehnten mal mit deutlich mehr Personen bewohnt wurde), als sich eine andere 2 Zimmerwohnung zu mieten. Auf der anderen Seite findet dafür eine junge Familie mit mehreren Kindern keine 4 Zimmerwohnung.

Insgesamt ist das eine riesige Verschwendung an Wohnraum und damit auch finanziellen Mitteln und Ressourcen (Der heutige Neubau von Wohnungen ist aufgrund der großen Betonmengen ein Albtraum fürs Klima). Das können wir uns in der Lage am Wohnungsmarkt und auch mit der Klimakrise einfach nicht mehr leisten. Wenn es gelingt, die bestehenden Wohnungen besser zu verteilen, profitieren vor allem die Mieter.

Mögliche Ansätze dafür könnten sein:

  • Besteuerung von Wohnraumnutzung ab einer gewissen pro Kopf Wohnfläche
  • Angleichung der Mieten von Alt- und Neuverträgen
  • Unterstützung von alten Menschen bei der Suche nach einer kleineren Wohnung
  • Unterstützung beim Umzug
  • finanzielle Anreize, in eine kleinere Wohnung zu ziehen.
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Ich teile deine Einschätzung, dass zu große Wohnungen ein Problem sind, halte die Lösungsansätze aber für schwierig.

Eine Besteuerung ab einer gewissen pro-Kopf-Wohnfläche würde am Verwaltungsaufwand scheitern. Gleiches gilt für finanzielle Anreize für einen Umzug in eine kleinere Wohnung.

Eine Angleichung von Mieten von Alt- und Neuverträgen soll ja gerade vermieden werden, weil es sonst zu einer Turbo-Gentrifizierung kommt und hunderttausende Mieter umziehen müssen, weil ihre Wohnungen zu teuer werden, obwohl sie vom Wohnraum angemessen sind.

Ältere Menschen beim Umzug zu unterstützen ist natürlich sinnvoll, wobei gerade ältere Menschen oft stark an ihrer alten Wohnung hängen. Auch mit vielen finanziellen Anreizen dürfte es teilweise unmöglich sein, sie aus den Wohnungen zu bekommen, in denen sie Jahrzehnte lang gelebt und ihre Kinder großgezogen haben. Ich weiß nicht, inwiefern hier der Zweck die Mittel rechtfertigen kann.

(Meine letzte verstorbene Großmutter lebte selbst alleine noch viele Jahre in einer 5-Zimmer-Wohnung mit über 100m² Wohnfläche, drei der Zimmer wurden einfach grundsätzlich für gar nichts genutzt und auch nicht mehr geputzt. Ist extrem kontraproduktiv, aber die alte, leicht demente Frau gegen ihren Willen in eine passendere Wohnung zu zwingen hätten wir auch nicht über’s Herz gebracht. Ich sehe hier leider keine sozial vertretbaren Lösungen.)

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Ist das wirklich so? Gibt es dazu Zahlen/ Statistiken? Mich würde interessieren, wieviele der alten Menschen tatsächlich in zu großen Wohnungen leben, da ich das so aus dem Frendeskreis meiner Eltern nicht kenne. Da gibt es zwar auch eine ältere Dame, die verwitwet immer noch in ihrem Haus wohnt, aber im oberen Stock wohnt ein Student der ihr ein paar Mal die Woche den Einkauf macht und dafür nicht so viel Miete zahlt.

Es gibt Statistiken dass der Wohnraum pro Kopf in den letzten Jahren immer weiter gestiegen ist. Allerdings sind nicht alte Witwen das Problem, die in einer zu großen Wohnung wohnen, sondern Reiche, die gleich mehrere Häuser, Wohnungen und auch Ferienwohnungen besitzen und die meiste Zeit leer stehen lassen, siehe mein Beispiel auf Sylt.

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Sylt ist nicht auf Deutschland übertragbar! Fehlende Wohnungen in Bottrop sind nicht damit zu erklären, dass sich Superreiche dort Ferienwohnungen kaufen.

Da musst du schon bessere Statistiken und Studien bringen. Da gibt es nämlich kaum etwas wirklich aussagekräftiges.

Den allgemeinen Durchschnittswert interpretiert dann jeder nach seinem Lieblingsfeindbild.

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Verstehe! Zu diesem Thema gab es in London eine Studie von 2018 nach der 20 % der Wohnungen und Häuser in der Innenstadt leerstehen.

"In collating new research on new-build luxury apartments and houses, I have found that many of the homes in these developments lie underused or vacant. Around one in 20 homes in Central and West London lies empty, according to the UK government’s statistics agency. A full 89% of all new builds in London are apartments, and between 2014 and 2016 around one in six of these was sold to overseas buyers – that’s 13%.

This figure rises to more than one-third of buyers, or 36%, if we look at the “prime” market areas of central London over the same period. Here, vacancy was measured by looking at homes with little or no “transactional data”, relating to finance, retail or other forms of administration, such as tax records and bills.

On this measure, we find that half of residences in new builds in general are empty, as are 19% of dwellings across London’s inner boroughs. The likelihood that a home is empty rises alongside its market value: 39% of homes worth £1m to £5m are underused, and 64% of homes worth more than £5m. Of the homes owned by foreign investors, 42% are empty."

https://www.ijurr.org/article/necrotecture-lifeless-dwellings-and-londons-super‐rich/

Ich habe jetzt auf die schnelle nicht geschaut, ob es da aktuellere Zahlen gibt und kann natürlich auch nicht sagen, ob das auf Deutsche Großstädte übertragbar ist. Ich kann mir vorstellen, dass es in München ähnlich ist, aber das kann ich nicht belegen. Bei mir in der Straße gibt es zum Beispiel eine 8-Zimmerwohnung in der nie Licht an ist. Genauso wie bei einigen Wohnungen im Glockenbachviertel oder im Westend. Wäre interessant zu wissen, ob die Situation mit London vergleichbar ist.

Das hat nicht immer etwas mit „Wollen“ zu tun. In den Städten gibt es mehr Unternehmen, Ministerien, Start-Ups, Krankenhäuser, kurz gesagt mehr Jobmöglichkeiten. Nicht jeder Job ist 100% Remote kompatibel. Ist auch nicht zu erwarten, dass in näherer Zukunft Bundesministerien von Berlin nach Gelsenkirchen, Bochum und Dortmund ziehen, um die Region Ruhrgebiet zu stärken.

Langfristig könnte das Land an Attraktivität gewinnen, wenn die Mobilitätskosten dank E-Auto und Photovoltaikanlage auf der Garage sinken und wenn es überall in Deutschland Glasfaseranschlüsse für schnelles Internet gibt. Bei vielen Bürojobs gibt es nur noch zwei Präsenztage pro Woche. Dafür kann man auch längere Strecken auf sich nehmen.

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Ich glaub die Hauptgründe für den steigenden Platzbedarf sind zum einen die Alterspyramide in Deutschland. Also wir haben z.B. sehr viele Babyboomer deren Kinder nun aus dem Haus sind und die dort nun zu zweit oder alleine wohnen. Und zum anderen gibt es immer mehr Singles in Deutschland und als Single benötigt man mehr Platz, als als Paar.

Ich bin da bei @Daniel_K, dass das erste Problem nicht sehr trivial zu lösen ist. Ergänzend sei noch gesagt, ich glaub die Idee, dass man Altverträge sich mit Neuverträgen angleichen lässt, kann gewaltig nach hinten losgehen. Dann werden die Altverträge auf einmal teurer aber die neuen nicht günstiger und dann ist es einfach nur noch teuer für alle. An sich glaub ich aber, schon, dass der Staat Möglichkeiten hätte, „alte Leute“ aus ihren zu großen Wohnungen zu bewegen, wenn er sich wirklich mit dem Thema beschäftigen würde.

Bei den Singles ist es noch schwieriger daran was zu ändern. Aber auch da gäbe es vielleicht ein paar Möglichkeiten, indem der Staat mehr Räume für natürliche Begegnungen schafft.

Ich finde es ja sehr ironisch, dass das sog. serielle Bauen jetzt so abgefeiert wird.

Plattenbau (was quasi das gleiche ist) wird ja gerne als Sinnbild der sozialistischen Misswirtschaft belächelt.

Aber „serielles Bauen“, dass uns jetzt vor der kapitalistischen Misswirtschaft retten soll, das ist natürlich was total Tolles…

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Anekdote aus meinem nächsten Umfeld (Nähe Stuttgart):
Reihenmittelhaus neben uns steht seit einem Jahr leer. Ursache unklar. Vermutlich haben Besitzer (Erben) es nicht nötig. Eine Straße weiter steht ein weiteres Doppelhaus leer, seit Jahren. Ursache unklar. Wird aber immer gepflegt. In der Nähe gibt es auch eine Wohnung die jahrelang schon leer steht. Grund: Eigentümer hat keine Lust auf Vermietung. Zu anstrengend. In meinem Garten hörte ich auch Gespräch von einem nahen Nachbarbalkon( manche Leute reden halt sehr laut) wo auch gesagt wurde, dass man die eigene Wohnung lieber nicht vermietet, weil die Mieter die ja nur abnutzen.

Ich habe da folgende These. Für Immobilien die geerbt wurden, war es in den in den letzten Jahren lukrativer sie nicht zu vermieten, weil:

  1. Mieter können ärger machen.
  2. Man braucht das Geld nicht
  3. Die Immobilie wurde auch so immer mehr wert
  4. Leere Einzelimmobilien lassen sich besser verkaufen, wenn es dann doch mal sinnvoll erscheint.

Lösung dafür habe ich aber auch nicht.

Wäre es denn möglich, dass für leerstehenden Immobilien auch einfach Einkommenssteuer anfällt, so als wäre sie vermietet? Immerhin darf man die Wohnung ja auch nicht zu beliebig niedriger Miete vermieten, weil das Finanzamt dann Steuerhinterziehung annimmt. Für unbebaute Grundstückebwird ja jetzt die Grundsteuer C eingeführt um einen Anreiz zu schaffen sie wenigstens zu verbauen.

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Das heißt, allein die ca. 700.000 fehlenden Sozial-Wohnungen liegen primär an Reichen die mehrere Wohnungen besitzen und diese die meiste Zeit nicht nutzen??

Steile These? Populismus? Oder gibt es konkrete, sachlich erhobene Zahlen dazu?

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Die Lösung dafür ist super-einfach, und ich habe sie in diesem Thread schon genannt: deutlich höhere Grundsteuern, dafür keine Grunderwerbsteuern mehr.

Dann kostet das nämlich plötzlich sehr saftig, die Bude leer stehen zu lassen. Bei der vermieteten Wohnung bezahlt diese Steuer der Mieter. Ohne Mieter bezahlt sie der Besitzer. Heizkosten kann man durch minimal-heizen bei unbewohnter Wohnung ja noch vermeiden. Grundsteuern nicht.

Gleichzeitig würde es attraktiver, das Ding zu verkaufen, weil ein Käufer keine Steuer mehr auf den Erwerb zahlen müsste. Dieses Geld würde stattdessen der Verkäufer einstreichen.

Also völlig egal, ob der jetzige Besitzer eher Vermieten oder Verkaufen präferieren würde - beides würde attraktiver im Vergleich zum jetzigen Leerstand.

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Ich stimme zu, dass es nicht trivial ist, den verfügbaren Wohnraum besser zu verteilen und zu nutzen. Und ich bin auch dafür, dass möglichst niedrige Mieten politisch angestrebt sind.

Man muss sich aber vor Augen halten, was Neubau (z.B. auch für einen privaten Vermieter) kostet: Selbst wenn mal moderate Kosten von 4000 Euro pro Quadratmeter sowie extrem günstige Zinsen von 3% annimmt, ist man bei 12 Euro pro Monat und Quadratmeter alleine für die Zinsen. Da ist noch kein Gewinn oder auch nur 1 Euro Erhaltungskosten dabei.

Von dem her lohnt es sich aus meiner Sicht, sich über Möglichkeiten für eine bessere Verteilung von Wohnraum Gedanken zu machen, damit die hohen finanziellen und ökologischen Kosten für Neubau teilweise eingespart werden können.

Vielleicht gibt es hier ja noch gute Ideen, wie das umgesetzt werden kann?

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Ja gibt es:

Zweitwohnungen und leere Wohnungen dürfen von den Gemeinden besteuert werden und teilweise wird das auch schon gemacht.
Berchtesgaden hat Aufsehen erregt, als sie erklärt haben, einfach keine Zweitwohnungen mehr zu genehmigen.

Ein weiteres Problem ist natürlich Airbnb. Die Stadt mit den meisten Zweitwohnungen, New York, hat deshalb strenge Regeln erlassen, die auch kontrolliert werden (vermieten darf nur, wer selbst vor Ort ist. Die Zweitwohnung zu vermieten, während man in der Erstwohnung ist, geht jetzt nicht mehr).