LdN326 Kindergrundsicherung und die Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland

Also meine Eltern haben ihren eigenen beiden Kindern und ihren drei Pflegekindern alles ermöglicht, was sie irgendwie konnten, und gespart haben sie als Erstes bei sich selbst.
Anekdotische Evidenz, ich weiß, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass nicht die Mehrheit zuerst an die Kinder denkt und erst dann an sich selbst.
Trinken und Rauchen sind oft auch Ausdruck von großen Problemen. Ich möchte es nicht verurteilen und nehme auch an, dass die meisten Eltern das Geld ihrer Kinder nicht anrühren würden.
Man kann auch nicht einer ganzen Bevölkerungsgruppe Geld vorenthalten, weil es ein paar „schwarze Schafe“ gibt.

Die betragsmäßigen Erhöhungen bzw. Mindestbeträge halte ich auch für einen richtigen Weg, um die Schere wieder etwas zu schließen. Wobei das nur passt, wenn z.B. das untere Drittel Mindestbetrag kriegt, mittleres Drittel sinnvolle prozentuale Erhöhung und oberes Drittel zu definierende prozentuale Erhöhung. Ob Drittel oder Viertel oder wie auch immer aufgeteilt, kann sicherlich branchenabhängig anders sein.

Die These höre ich zum ersten Mal und würde dem erstmal nicht zustimmen. Klingt wenig logisch. Gibt es dafür wissenschaftliches Fundament?

Das wird immer so sein. Es gibt höher und niedriger bezahlte Tätigkeiten. Und das ist auch richtig so, da normal damit mehr Verantwortung, mehr Berufserfahrung oder längere Ausbildung / Weiterbildung etc. einhergeht. Entscheidend ist da eher, ob jede(r) gleiche Chancen gehabt hat und dann sehe ich da durchaus auch Eigenverantwortung was man draus macht.

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Da würde ich Dir widersprechen. Ich glaube zwar auch, dass die Mehrheit versucht „das Beste“ für ihre Kinder rauszuholen, aber es gibt schon auch viele Fälle wo das Geld für nicht lebensnotwendige oder bildungsrelevante Sachen ausgegeben wird.

Ob jemand sein Geld für Zigaretten, Alkohol, Tatoos, gefärbte Haare oder Mengen an Piercings ausgibt, ist seine eigene, freie Entscheidung. Und die muss dann auch kritisiert werden dürfen. Wer TicToc und Snapchst bedienen kann und da Stunden verbringt, der hätte auch Google zum Ausfüllen für Antrag Kindergeld befragen können.

Bitte nicht überinterpretieren! Ich glaube auch, dass dies Minderheiten sind. Aber diesen muss man dann auch mal den Spiegel vorhalten dürfen und nicht alles hinterhertragen.

War meinst du, passiert, wenn du die Löhne verdoppelst?

Da muss gar nichts schlimmes passieren wenn man das Geld anderswo wieder aus die Wirtschaft rausholt.

Natürlich werden die Preise steigen, da die Unternehmen die gestiegenen Kosten wieder erwirtschaften müssen. Abhängig von der Branche sind die Personalkosten aber mehr oder weniger Anteil an den Gesamtkosten. Verdoppelter Lohn führt daher nicht zu verdoppelten Preisen, außer ggf. da wo der Lohn sehr nahe 90-100% der Kosten liegt.

Gravierender als die Chance ist aber wohl das Risiko, dass -je höher die Personalkosten an den Gesamtkosten sind- , Unternehmen Arbeitsplätze dahin verlagern, wo weniger Lohn für gleiche Arbeit gezahlt werden muss. In Folge würdest Du Arbeitsplätze verlieren und hättest mehr Arme als vorher.

Weniger Verdienst wird kaum im gleichen Maße an die Kunden weitergegeben, da bist Du eher in der Theorie von Marktwirtschaft. Da werden die Unternehmen erstmal mehr Gewinn machen. Ob der dann in F&E, Geschäftsausbau und somit ggf. neue Arbeitsplätze etc. investiert wird …. aber mMn eher da als übermäßig in Lohnerhöhungen, die ja per se von dauerhafter Natur sind und damit permanent Deine Fixkosten steigern (außer es wären einmalige Prämien / Boni)

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Hier verfolgst du einen Freiheitsbegriff, den ich nicht teile.
Natürlich kann man - wie im amerikanischen Kapitalismus - mit der Argumentation der „freien Entscheidung“ sagen, „jeder ist seines eigenen Glückes Schmied“ und wer halt schlechte Entscheidungen trifft ist selber daran Schuld. Das ist im Prinzip auch die Linie des Freiheitsbegriffs der FDP. Freiheit ist immer ein schönes Konzept für Menschen, die entweder in intakten Familien mit hinreichender Bildung und Wohlstand aufgewachsen sind, oder die es - als Ausnahme von der Regel - geschafft haben, trotz schlechter Verhältnisse aufzusteigen (und dies natürlich als Resultat ihrer „guten Entscheidungen“ deuten).

Die Realität ist jedoch, dass typische Risikofaktoren für Armut gleichzeitig typische Risikofaktoren für - nennen wir es mal „wirtschaftlich nicht nachhaltiges Verhalten“ sind. Diese Menschen sind dann eben Drogenabhängig (Alkohol, Zigaretten), unfähig, selbst zu kochen, sodass sie ihr weniges Geld zu McD tragen, haben bescheidende Prioritäten entwickelt (sodass sie z.B. in Tattoos das zentrale Mittel ihrer Selbstidentifikation sehen) usw. usf.

Diese Menschen sind letztlich „ganz unten“ in unserem gesellschaftlichen System und ich finde es fatal, diesen Menschen daran auch noch die Schuld zu geben. Sie sind in der Regel dort, wo sie sind, weil sie wahrhaft miserable Startbedingungen hatten und nie das Glück hatten, aus diesem Loch rauszukommen.

Kommentare wie - sinngemäß - „Die brauchen nicht mehr Geld, die geben das eh nur für Kippen, Alkohol und Tattoos aus!“ sind mir daher ein Graus.

Natürlich kann man diese Verhaltensweisen kritisieren, aber bitte mit einem Grundmaß von Verständnis und Empathie für die Situation dieser Menschen. Natürlich sind diese Verhaltensweisen schädlich und es macht Sinn, daran zu arbeiten, dass diese Verhaltensweisen zurückgehen. Das schaffen wir aber am ehesten durch Bildung und Integration, durch sinnvolle Sozialprogramme und Unterstützung dieser Menschen - und ganz bestimmt nicht durch „vorwurfsvolle Kritik“ im Sinne von „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“.

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Wenn Löhne verdoppelt werden, werden die Arbeitslöhne der Firmen die Dinge herstellen, die wir kaufen, auch verdoppelt. Und auch für alle Zwischenstationen bis zu uns nach hause. Dadurch erhöhen sich natürlich die Preise.

Prozentual aber geringer als die verdopplung was dazu führt, dass der einzelne mehr Kaufkraft hat. Wenn man nun noch hingeht und nicht alle Löhne verdoppelt, sondern lediglich die niedrigen und mittleren Einkommen anpasst, wird es erheblich besser. Genau in die Richtung gehen ja die Forderungen der Gewerkschaften, auch wenn die noch zu niedrig sind. Mit Forderungen wie x Prozent und/aber mindestens 500€ Lohnerhöhung (Beispiel)

Wenn gerade die unteren Einkommen jetzt steigen sollten, erhöht sich dann nicht das mittlere Einkommen, was wiederum dazu führt, dass mehr Menschen als arm gelten, weil sie weniger als 60% des (dann höheren) mittleren Einkommens haben?

Kann man nach dieser Armutsdefinition Armut überhaupt bekämpfen?

Armutsgefährdung und Armut werden am Median des Nettoäquivalenzeinkommens gemessen, nicht am arithmetischen Mittel. Aktuell betrifft das 15,1% der Bevölkerung, die unter 60% des Mediannettoäquivalenteinkommens zur Verfügung haben.

Würde man die Löhne dieser untersten 15,1% der Bevölkerung so weit erhöhen, dass sie zumindest 60% des Mediannettoäquivalenzeinkommens hätten, hätte dies rechnerisch keine Auswirkungen auf den Median, wohl aber auf das arithmetische Mittel (welches genau deshalb hier nicht genutzt wird).

Auswirkungen auf das Mediannettoäquivalenzeinkommen hätten nur Lohnänderungen, die in die Mitte vordringen, daher Lohnänderungen unterhalb des Medians, die dazu führen, dass Menschen plötzlich mehr als den vorherigen Median verdienen.

Als Erklärung für diejenigen, denen der Mathe-Unterricht nicht mehr geläufig ist (alle anderen einfach überspringen ^^)

Als Beispiel mal eine Gruppe von 11 Leuten und deren Einkommen auf einer Skala von 1 bis 10.

2 2 3 4 4 5 6 6 7 8 9 (Median 5, ⌀ 5,09)

Würden wir nun die beiden 2en, die nur 40% des Median zur Verfügung haben (2 = 40% von 5), auf 3 anheben, hätten wir weiterhin einen Median von 5:

3 3 3 4 4 5 6 6 7 8 9 (Median 5, ⌀ 5,27)

Nun verdient niemand mehr weniger als 60% des Medians, während der Median selbst sich nicht ändert. Würde man hingegen statt der 2er einen der 4er auf 6er hochstufen, hätten wir folgenden Fall:

2 2 3 4 5 6 6 6 7 8 9 (Median 6, ⌀ 5,27)

Das arithmetische Mittel würde sich ebenso erhöhen wie im vorherigen Fall, aber hier würde auch der Median einen „Sprung“ von 5 auf 6 machen.

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Neuer Thread ausschließlich zur Kindergrundsicherung:
https://talk.lagedernation.org/t/kindergrundsicherung/20761?u=margarete_amelung