Respekt, ehrlich gesagt bin ich da etwas neidisch. Ich habe gerade mal eben die Ladepunkte in meinem Wohnort (70.000 Einwohner) gezählt. Es sind kaum mehr als an deinem Supermarkt (knapp 30), davon 2 Schnellader (150 kW). 2/3 des Rests haben 22kW, 1/3 11kW.
Die kleine Stadt in der ich aufgewachsen bin (100.000 Einwohner) hat sogar nur 18 Ladepunkte, davon lediglich 2x 50 kW, am Rest liegen 11kW oder 22 kW an.
Es ist also wie immer ein Problem der ungleichen Struktur. Manche Städte haben traumhafte Bedingungen. Im eher ländlichen oder zumindest weniger wohlständigen Raum, fernab der Touri-Hochburgen, sieht es eher düster aus mit der E-Mobilität.
wird man in Deutschland die Gesellschaft nicht mitnehmen können - im Gegenteil: Viele Menschen, die angesichts hoher Mieten, hoher anderweitiger Fixkosten, hohen Preisen für Lebensmittel und gleichzeitig hinsichtlich des BIPs eher niedriger Löhne (20% zählen als Niedriglöhner - Quelle der bpb) sehen sich aktuell ohnehin am Limit.
Insbesondere auf dem Land und in eher strukturschwachen Region werden solche ambitioniert gelenkten Top-Down-Maßnahmen zu hoher Ablehnung führen. Deshalb brauchen wir vorher Alternativen, die sich zurecht als solche bezeichnen lassen.
Also bei Straßenlaternen würd ich sagen die Kommune. Der gehören doch auch die normalen Laternen und die Kümmert sich ja um Straßen und Gehwege.
Viele Kommunen haben auch eigene Stadtwerke, sind also im Stromverkauf tätig.
Warum denn dann nicht die Chance nutzen und mit etwas Investition dauerhaft Einnahmen generieren und indirekt auch die Luft in der Stadt verbessern.
Kennt sich jemand mit Lade Stationen aus und kann sagen nach wie vielen Jahren oder geladenen kWh sie sich bezahlt gemacht haben? Die Wartungs- und Instandhaltungskosten schätze ich eher gering ein.
Und so würde man den Bürger auch vor hohen Preisen eines Privatanbieter durch eine Art Monopolstellung in einer Straße / Gegend schützen. Und Privatanbieter würden wahrscheinlich auch nur in den aussichtsreichsten Lagen Ladestationen aufstellen
Hier im Forum macht jemand die interessante Berechnung, dass für 10.000 E-Autos nur 70 Schnellladesäulen gebraucht würden. Wenn die von der Kommune zentral bereit gestellt würden, könnte ich das noch einsehen. Wenn eine Wallbox 5000€ kostet, die Stadt den Strom dann für z.B. 0,60€/kWh verkauft und für 0,10€/kWh einkauft, müsste sie also 10.000kWh verkaufen bis der Invest wieder drin ist. Wenn das nicht zentral angeboten wird, hängen die Leute ihr Auto einfach an und „nie“ wieder ab. Hier in einer Stadt mit 300.000 Einwohnern sehe oft genug Autos, die tage- oder sogar wochenlang nicht bewegt werden.
Das dauert Jahre, bis das wieder drin ist und vermutlich muss so eine Wallbox dann auch noch gewartet werden.
Die für den Betreiber einfachste Möglichkeit sind Standgebühren (ab 1 Stunde nach voller Ladung z.B. 1 Euro pro Stunde, die das Auto weiter an er Säule hängt). Das wäre aber für die Nutzer unpraktisch, vor allem, weil man ja durchaus ein berechtigtes Interesse hat, „über Nacht“ zu laden (und man sich bestimmt keinen Wecker um 3 Uhr Nachts stellen will, um das Auto von der Ladesäule zu trennen… daher würde es wohl eine Gnadenzeit von 0 bis 8 Uhr geben, wo keine Gebühren anfallen…).
Die für den Kunden meines Erachtens bessere technische Lösung wäre eine automatische Lösung der Kabelverbindung, wenn das Auto voll ist. Der Automat zeigt dann an, dass das Kabel entfernt werden darf. Wer dann sein Kabel nicht wegräumt wird damit leben müssen, dass das Kabel ein paar Stunden auf dem Boden liegt. Unschön, aber akzeptabel.
Im Idealfall stehen natürlich einfach genug Lademöglichkeiten zur Verfügung, dass sich das Problem gar nicht erst in großem Ausmaß stellt…
Ja, so wie die Dinge stehen, hast du leider recht. Aber was sind die Ursachen für diese Situation? Wie du auch schreibst, kommen die 20% Niedriglöhner damit nicht zurecht (und sie kommen auch ohne steigende Preise für Mobilität nicht zurecht). Der unbegründbare niedrige Lohn für so viele hart arbeitende Menschen ist der ganz grosse Missstand in dieser Gesellschaft. Und der zweite grosse Faktor ist - ich muss es leider so drastisch sagen - die Hetze gegen alles was an notwendiger Veränderung ansteht. Mit dieser Hetze wird ein beträchtlicher Teil der Normal- und Besserverdiener effektiv erreicht, und schon geht das destruktive Kalkül auf.
Haben wir überhaupt schon irgendwo eine Einschränkung, die auf eine Regierungsmassnahme zum Klimaschutz zurückzuführen wäre? Die Preise steigen, aber nicht spürbar wegen des CO2-Preises. Es läuft alles wie gehabt, obwohl es das längst nicht mehr tun sollte. Aber der besagte Teil der Bevölkerung ist schon hysterisiert.
Als Grünen-Mitglied sehe ich die Zwangslage (aber auch das Kommunikationsdefizit an der Spitze). Man hat es einfach zu lange laufen lassen, hat entweder recht unglücklich drastische Szenarien herausgestellt (Klimawandel) und die guten Aspekte (höhere Lebensqualität bei weniger Konsum) nicht gut erklärt, vor allen Dingen nicht ausdauernd genug. Denn auf die zu erwartende negative Reaktion hin hat man sich mehr auf Beschwichtigung verlegt, typisch dafür: einfach Verbrenner gegen E-Auto tauschen, dabei vergessen, dass wir einfach nicht mehr so viele Autos haben können. Sie trauen sich es einfach nicht mehr zu sagen, obwohl die Notwendigkeit und die Argumente so drängend sind.
Die bisherigen klimaschädlichen Subventionen in den ÖPNV umgelenkt, und schon sähe die Welt anders aus. Mit kostenlosem ÖPNV wäre der Anfang gemacht, und dann halt ausbauen, denn die Nachfrage wird dann schon steigen. Jetzt wird ein Niedriglöhner nicht jedes Monat 49 Euro reservieren, nur um an einem Sonntag einen Ausflug zu machen.
Im Prinzip könnte man mit den Aldis, Lidls Obis, … dieser Welt einen Deal aushandeln, dass sie ab 2025 auf jedem ihrer Parkplätze eine gewisse Anzahl von Ladestationen aufstellen. Dafür bekommen so einen großen Rabatt auf den Strompreis.
Dieser Mann macht einen ja richtig sauer!
In seiner „Argumentation“ vermischt er auch einfach Koimaschutz und Gesundheitsschutz; in dem Fall ja zwei unterschiedliche Bereiche.
Beim ADAC hatte ich gelesen, dass Verbrenner PKW durch die Norm ein paar Hundert € teurer werden; also vergleichsweise wenig.
Und den Ausbau der E-Mobilität verhindert das ja auch nicht, wie Wissing behauptet; eher im Gegenteil. E-Autos werden dadurch nicht teurer und im Vergleich günstiger.
(Auch wenn die Norm für E-Autos gilt, Weil nun auch Feinstaubmissionen von Reifen und Bremsen beachtet werden)
Die FDP hat erkannt, das es eine Wählergruppe gibt, die wenig Veränderung will, denen das Rückwärtsgewandte einer AfD aber zu konservativ ist, und da fischt man jetzt mit dem Motto, den Status Quo zu erhalten, um ggf der CDU Wähler wegzuschnappen.
Und von der erzeugten Aufmerksamkeit in der Ampel machen sie das gut, da sind besonders die Grünen zu still und die SPD zu abwartend.
Von daher macht Wissing seinen Job parteipolitisch sehr gut.
Es ist keine Wählergruppe, es ist die Mehrheit der Bevölkerung. Sowohl beim Autobahnausbau, als auch beim Thema Heizungen.
Siehe Politbarometer
Eine Maßnahme zum Klimaschutz aus dem aktuellen Beschlusspapier des Koalitionsausschusses betrifft klimafreundlichere Heizungen. Wenn beim Einbau neuer Heizungen entsprechende Auflagen deutlich verschärft würden, fänden das 39 Prozent der Befragten gut und eine Mehrheit von 57 Prozent nicht gut. Lediglich die Anhängerschaft der Grünen ist klar (81 Prozent) für strengere Auflagen.
Vereinbart wurde auch eine Beschleunigung der Genehmigungsverfahren beim Ausbau von Autobahnen. 63 Prozent unterstützen das, auch wenn eine Verkürzung der Verfahren zulasten von Umweltprüfungen und Bürgerbeteiligungen geht. 27 Prozent lehnen das ab und 6 Prozent sind generell gegen den Ausbau von Autobahnen
Mit Umfragen ist es aber auch immer so eine Sache.
Das Thema Waffenlieferungen hat gezeigt, dass mit Olaf Scholz Meinungsumschwung und der damit einhergehenden befürwortenden Berichterstattung auch die Meinung in der Bevölkerung kippte.
Ähnlich sehe ich das bei den Heizungen. Das wird gerade sehr negativ diskutiert und spiegelt sich dementsprechend im öffentlichen Meinungsbild wieder.
Autobahnen sind natürlich noch mal ein anderes Thema…
Ich habe eine These, kann sie aber nicht belegen. Vielleicht magst du dazu aber deine Meinung teilen:
Kann das von dir beschriebene Phänomen nicht auch am Mehrheitseinfluss (psychologischer Effekt) gelegen haben? Medien berichteten sehr einseitig über die Waffenlieferungen (berechtigt oder nicht will ich nicht zu beurteilen). Das kann den Eindruck erzeugen, dass die Mehrheit der Gesellschaft diese Position vertritt.
Wir neigen im Durchschnitt dazu, uns in solchen Situationen verunsichern zu lassen und an die Mehrheit anzupassen. Auch in der Corona-Krise ist das an mehreren Stellen eindrucksvoll geschehen und erst im Nachhinein, als die Berichterstattung unter dem Eindruck offensichtlicher Kolleteralschäden, wieder differenzierter wurde und damit der Mehrheitseffekt nachließ, differenzierten sich auch die rückblickenden Bewertungen in der Gesellschaft wieder.
Auf diesen Effekt habe ich angespielt. Die derzeitige Berichterstattung führt meiner Meinung nach dazu, dass die Abneigung gegen Habecks Pläne verstärkt wird.
Dazu kommt aber natürlich eine Grundskepsis gegen die Grünen, dass sie auch mal Dinge durchdrücken ohne die sozialen Folgen genug zu bedenken.
Für die FDP scheint dieses Vorgehensweise aber nicht aufzugehen:
Und für Bayern ähnlich.
Vielleicht merken sie dann, dass ein immer mehr auf ihre Klientel zu achten, der falsche Weg ist. Und bitte nicht falsch verstehen, ich halte marktwirtschaftliche Instrumente zur Steuerung für den effizientesten Weg. Aber die FDP spricht nur davon, handelt aber nicht danach. Das fällt ihr meiner Meinung nach auf die Füße.