Wenn ich dann alle 2-3 Tage für eine halbe Stunde (oder gar noch länger) vor einer Tankstelle herumlungern muss ist das dennoch keine praktikable Sache. Der Parkplatz bei der Arbeit wird nur für einen geringen Teil aller potentiellen Nutzer eine Option sein.
Also hier in meinem Stadtteil hat kein einziger Supermarkt eine Ladesäule. Wenn irgendwann zumindest jeder Supermarkt eine hinreichende Zahl von Ladesäulen hat, wäre das möglicherweise okay. Wobei ich auch zum Einkaufen selten länger als 10 Minuten im Supermarkt bin…
Ich bleibe dabei:
Keine Ladestelle „vor der Haustür“ zu haben ist für viele Nutzer ein Ausschlusskriterium, weil es die Sache einfach so viel unpraktischer macht. In meiner aktuellen Lebenssituation in einem typischen Mehrfamilienhaus wäre ein E-KFZ beim aktuellen technischen Stand keine Option, leider. Es muss genug Lademöglichkeiten im Nahbereich (dh. fußläufig im 5 Minuten-Umkreis vom Wohnort) geben, andernfalls wird ein Elektrofahrzeug für viele Menschen keine hinreichend praktikable Option sein. Wenn es keine gute Ladeinfrastruktur in Wohngebieten gibt, wird das E-Auto weiterhin vor allem eine Option für Menschen im Eigenheim mit Carport/Garage samt Wallbox sein.
Zu den ganzen Überlegungen kommt übrigens noch eine technische Problematik:
Für den Mobilitätswandel müssen wir verstärkt auf intelligente Netze setzen, was bedeutet, dass insbesondere Großverbraucher wie das E-KFZ gezielt in den Phasen geladen werden sollten, wenn viel Strom im System verfügbar ist. Das spricht auch dafür, eine Infrastruktur zu schaffen, in der das Auto möglichst lange mit dem Netz verbunden ist, zum einen, um die Aufladung intelligent zu steuern, aber auch, falls die Pläne mal Realität werden, Autobatterien anzapfen zu können, wenn gerade mal eine Flaute bei den Erneuerbaren herrscht (z.B. bis auf 80% der Maximalladung).
Das macht es langfristig noch sinnvoller, eine maximal-dichte Lade-Infrastruktur aufzubauen. Außer eben, es ist eine Technologie in Sicht, die das Laden tatsächlich so schnell macht wie beim Verbrenner, dann würde auch ein Netz so dicht wie das aktuelle Tankstellennetz reichen. Davon gehe ich aber nicht aus, selbst die Feststoffbatterie, die momentan der größte Hoffnungsträger ist, kann die Ladezeiten nur halbieren, und auch das ist noch nicht sicher…
Abgesehen davon ist es auch einfach nicht so teuer, Ladesäulen an Laternen zu packen. Das Stromnetz muss in einer post-fossilen Welt wegen der hohen Stromverbräuche von Wärmepumpen und co. ohnehin massiv ausgebaut werden.