Danke für diese Erklärung. Ich kann diesem Gedanken insofern folgen, als dass es ein (vor allem durch die AfD verbreitetes) Narrativ gibt, dass wir durch eine Änderung der Rechtslage pro Einwanderung Gefahr laufen, von Flüchtlingswellen überrannt zu werden. Diese Vorstellung ist zweifelsohne rassistisch und entbehrt – wie hier schon häufig dargelegt – jeder Evidenz.
Positionen wie diese hingegen
Halte ich nicht per se für rassistisch. Man kann sich jetzt lange hin- und her streiten, wie plausibel sie sind. Tatsache ist eben, dass bisher kein Zusammenhang festgestellt werden konnte zwischen einer weniger restriktiven europäischen / nationalen Einwanderungspolitik und einer signifikanten Veränderung der Migration [1]. Ich würde also schlussfolgern, niemand kann ausschließen, dass es so einen Pull-Effekt geben wird, aber es deutet wenig darauf hin.
Dem gegenüber steht die Tatsache, dass Abschiebung wenig Aussicht auf Erfolg hat. Je mehr man sich wiederum bemüht, Abschiebungen durchzusetzen, desto eher erwischt man dabei gut integrierte Familien und desto weniger straffällig gewordene Einzelpersonen. Rücknahme-Deals mit Staaten wird es nur erfolgreich für eine Gegenleistung geben, die man dann vielleicht effektiver in Fluchtursachen-Bekämpfung investieren könnte.
Insofern ist die These doch nachvollziehbar, dass man sozusagen „das beste aus der Situation macht“. Es behauptet niemand, dass Flüchtlinge unser Facharbeiter-Problem lösen, aber es erscheint sehr plausibel, dass der Versuch einer sofortigen Integration in den Arbeitsmarkt erfolgsversprechender als eine Warteschleife im Asyl- oder (selten gelingenden) Abschiebeverfahren ist. Dieses Potential nicht zu nutzen und damit Frust auf beiden Seiten zu verursachen, weil die vage und nicht erwiesene Idee des Pull-Effektes im Raum steht, halte ich in der Tat für wenig einleuchtend.
[1]
Migrationsforschung: "Pull-Faktoren werden deutlich überschätzt" | tagesschau.de.