Wenn Du in einem Thread, in dem schon mehrfach argumentiert wurde, warum das „Push-Pull“-Modell nicht gerade der Weisheit letzter Schluss ist, daherkommst und sagst "Hey, ich hab da was ganz Tolles gefunden: Das „Push-Pull“-Modell, dann ist das auch als „These“ nun mal nicht so wahnsinnig überzeugend.
Ich denke es wäre hilfreich, das eben nicht (nur) als Angriff auf die eigene Person zu betrachten. Zumal explizit von einem rassistischen Narrativ die Rede war. Ich behaupte mal, dass die meisten Menschen in den meisten Gesellschaften irgendwelche rassistischen Denkweisen in ihren Köpfen haben und daher auch äußern - und zwar vollkommen unabhängig davon, ob ihnen das so bewusst ist und ob sie es gezielt tun. Anders formuliert: Rassistische Denkweisen sind nichts, was man „so meinen“ muss, sondern eeben eine bestimmte Art wahrzunehmen, einzuordnen, zu bewerten etc. Daher ist es aus meiner Sicht gerade wichtig, zu reflektieren, an welchen Punkten solche Denkweisen problematisch sind.
Und das ist meiner Meinung bei sehr vielen Diskussionen über Themen wie Migration oder Zuwanderung der Fall. Das Thema spricht Menschen vor allem emotional an und berührt zum einen direkt Vorstellungen vom eigenen Selbst („wer sind wir“) und zum anderen diverse Ängste. Genau deshalb reiten extreme Rechte und andere Populist:innen es ja seit Jahrzehnten auf diesem Thema rum und genau deshalb lassen sich mit dem Thema so unglaublich gut Stimmungen manipulieren, Menschen mobilisieren und Wahlen gewinnen. Dazu mal ein kleiner Vergleich:
a) Zahlreiche Kommunen sind derzeit überfordert mit der Aufgabe, eine hohe Anzahl von Geflüchteten angemessen unterzubringen. Die politische Reaktion: Es gibt zu viele Geflüchtete.
b) Zahlreiche Kommunen sind derzeit überfordert mit der Aufgabem eine hohe Anzahl von Schüler:innen angemessen zu beschulen. Sagt hier irgendwer, dass es zu viele Kinder gibt und wir politische Maßnahmen treffen müssten, um die Zahl zu reduzieren?
Natürlich hinkt der Vergleich, aber ich finde es schon bestechend, dass bei a) nur so wenige sagen, dass die Kommunen einfach mehr Ressourcen brauchen, wenn Bund und Länder ihnen diese Aufgabe übertragen.
Das ließe sich fortsetzen beim Thema Abschiebungen. Sätze wie „solche Leute wollen wir nicht im Land haben“ über straffällige Nicht-Deutsche sind inzwischen vollkommen normal. Aber warum sollen Menschen ohne deutschen Pass überhaupt neben dem Strafrecht, das für alle gilt, zusätzlich bestraft werden? Der Ansatz, dass Straffällige nach einer verbüßten Strafe möglichst gut wieder integriert werden sollen, wird damit komplett über den Haufen geworfen - und dass allein aufgrund des Merkmals Ethnizität. Ich hoffe der Gedanke dahinter wird deutlich.