Ich bin ehrlich gesagt auch etwas erstaunt über Dein Erstaunen. Du hast in einer Diskussion über gegenwärtigen Rassismus in Deutschland plötzlich davon geschrieben, dass Menschen „ins KZ gebracht“ werden. Das ist entweder ein komplett unvermittelter und nicht gekennzeichneter Wechsel von der Gegenwart in eine historische Vergangenheit oder eine ebenso unvermittelte Gleichsetzung gegenwärtiger Ereignisse mit diesen historischen Ereignisses.
Beides ist kein Vergleich - denn dieser würde ja ein Abwägen von Gemeinsamkeiten und Unterschieden bedeuten. Ich würde mal behaupten, dass (zumindest außerhalb der Geschichtswissenschaft) Analogien mit der NS-Zeit in den allermeisten Fällen nicht dazu dienen, einen wirklichen Vergleich in diesem Sinne anzustellen, sondern einer Aussage durch Verknüpfung mit dem „absolut Bösen“ eine eindeutige moralische Wertung zu verpassen. Das ist zwar einerseits alltäglich, aber andererseits in der Sache meist unangemessen.
Das trifft finde ich auch auf diesen Fall zu: Es lässt sich trefflich über gegenwärtigen Alltagsrassismus und den Umgang damit reden (auch über die Abwehr, die dabei oft im Spiel ist, siehe etwa hier LdN322 Geflüchtete / Migranten - #49 von Veche), ohne dass man dazu die NS-Verbrechen instrumentalisieren müsste.
Eine Bemerkung noch: Wenn Du so sehr Wert auf Antifaschismus legst, fände ich es angemessen, wenn Du anstelle der zeitgenössischen Bezeichnung „Teilnahme am Russlandfeldzug“ (die vermutlich Dein Opa benutzt hat), korrekterweise von „Beteiligung am völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Sowjetunion“ sprechen würdest. Es ist nämlich nicht nur eine sprachliche Spitzfindigkeit, dass Soldaten an einem Krieg nicht bloß „teilnehmen“, sondern ihn führen und dass sich dieser Krieg nicht nur gegen Russland richtete, sondern in noch größerem Ausmaß gegen Menschen in Belarus und der Ukraine.