LdN316 Letzte Generation und demokratische Entscheidungsprozesse

Wichtiger als möglichst viele mitzunehmen, ist es, möglichst diejenigen mitzunehmen, deren Handeln Einfluss auf unser Wirtschaften hat. Natürlich steigt die Wahrscheinlichkeit, dass diese auch dabei sind, wenn man einen großen Bevölkerungsanteil überzeugt hat, aber es ist durchaus denkbar, dass die, die übrig bleiben gerade die Einflussreichen sind, weil das diejenigen sind, die die größten Sorgen haben, etwas zu verlieren.

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Diese Aussage ist leider falsch. Einfachste Gegenbeispiele sind der Dienstleistungssektor und die Finanzwirtschaft. Hier ist Wachstum ohne höheren (oder mit minimalstem) Ressourcenverbrauch ohne weiteres möglich.

Das ist ja auch totaler Quatsch. Es muss sich auch niemand ein Bein abhacken oder ein Auge ausstechen. Aber es wird vielleicht keine Fast Fashion mehr geben. Wir werden sicherlich unseren Konsum einschränken müssen. Es wird weniger motorisierten Individualverkehr geben. Das mögen aus Deiner Sicht keine Nachteile sein, für diejenigen, die Du mitnehmen willst schon

Ich befürchte, das Problem ist in diesem Diskussionsthema (und auch für die berechtigten Anliegen der Letzten Generation) der Faktor Mensch.

Wir haben 80 Millionen Menschen etwa in der BRD. Ziehen wir mal grob 20-30 % ab, die aufgrund Alter (zu jung) oder geistiger Einschränkungen keine konkrete Meinung zum Thema haben, und weitere 20%, die den Klimawandel strikt leugnen oder denen er schlicht egal ist (ggf aufgrund fortschgeschrittenem Alters), bleiben rund 40 Millionen übrig, die sehr unterschiedliche Bereitschaften haben, auf den Klimawandel zu reagieren. Davon sind mindestens nochmal 50 %, die aus Bequemlichkeit, mangelndem Hintergrundwissen oder sonstigen Gründen nicht allzu aktiv etwas gegen den Klimawandel tun wollen oder können. Die übrigen 20 Millionen engagieren sich im Kleinen oder sehr aktiv.
Zugegebenermaßen sehr pessimistisch geschätzt, aber hier zeigt sich wohl, warum nötige Veränderung so zäh und schwerfällig ist, warum auch die Politik sich so schwertut, die Masse der Bevölkerung mitzunehmen.
Leider hab ich keine Ideen außer stetige Information, reichlich Bildung und ggf notwendigem Druck von außen (Gesetze, Regelungen, Einschränkungen), wie man dem beikommen kann.
Ihr?

Jein. Geld ist letztlich ein Austauschmittel für Waren und Dienstleistungen. So gesehen kann Wachstum theoretisch ressourcenneutral erfolgen, wenn es nur zu einem erhöhten Austausch von Dienstleistungen und Gebrauchtwaren führt (sobald Neuwaren involviert sind ist ein Ressourcenverbrauch nahezu unvermeidbar), aber dann haben wir eigentlich auch kein reales Wachstum, sondern ein Scheinwachstum.

Also klar, wenn wir jetzt z.B. anfangen würden, alle familien- oder WG-internen Haushaltsdienstleistungen bei der Ermittlung des BIP zu erfassen, würden wir damit ein erhebliches Wachstum erzeugen (dh. das BIP würde signifikant steigen). Aber das wäre halt nur ein Wachstum auf dem Papier.

Wenn ein neuer Arbeitsplatz im Dienstleistungssektor geschaffen wird, erwirbt der Dienstleister einen Anspruch auf monetäre Entlohnung und damit einen Anspruch, wiederum Waren und Dienstleistungen davon zu erwerben. Da niemand nur Dienstleistungen erwirbt, wird dieses Wachstum auch wieder Ressourcen verbrauchen.

Daher würde auch ein Ausbau des Dienstleistungssektors zu höherem Ressourcenverbrauch führen - neben der Tatsache, dass jede Erbringung von Dienstleistungen auch wieder Ressourcen verbraucht (z.B. Strom, Abnutzung der Geräte, die zur Erbringung der Dienstleistung genutzt werden usw.).

Ein reales Wachstum kann rein logisch nur durch höheren Ressourcenverbrauch entstehen, da reales Wachstum erfordert, dass mehr Menschen mehr Ansprüche auf Waren bekommen. Andernfalls haben wir kein reales Wachstum, sondern nur eine Umverteilung. Daher: Wenn mehr Menschen im Dienstleistungssektor „Geld verdienen“, aber gleich viele Waren zur Verfügung stehen, die für dieses Geld erworben werden können, hätten wir kein Wachstum, weil eine Inflation in Höhe des zusätzlich verdienten Geldes anfallen würde, daher: die gleich bleibenden Waren würden teurer werden, weil plötzlich mehr Geld im System ist, welches um die Waren konkurriert.

Ich würde daher auch sagen, dass Wachstum ohne größeren Ressourcenverbrauch nur schwer möglich ist, weshalb ein Wirtschaftssystem, welches nur funktioniert, so lange es Wachstum gibt, nicht nachhaltig sein kann.

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Sorry, jetzt passiert das, was @TilRq befürchtet hat - Wir geraten in die Diskussion, die vielleicht besser in den Thread Klimaschutz: Wachstumszwang, Postwachstum oder ökologischer Umbau der Marktwirtschaft (mit Zukunftskonzept Ulrike Hermann)
passen würde.

Es wäre schön, wenn die Aussage falsch wäre. Ist sie aber leider nicht. Nehmen wir den Dienstleistungssektor: An was denken wir da? Eine der größten Dienstleistungsbranchen dürfte der Tourismus sein. Tourismus ohne Ressourcenverbrauch, mehr Tourismus ohne mehr Ressourcenverbrauch ist kaum vorstellbar. Vielleicht schaffen wir einen wachsenden Dienstleistungssektor ohne wachsenden Material- oder Energiebedarf, wenn wir uns alle gegenseitig Massagen verabreichen oder die Schuhe flicken. Es dürfte wirklich kaum eine Dienstleistung geben, die nicht auch Material oder Energie umsetzt.

Eine Finanzwirtschaft ohne Ressourcenverbrauch? Wie geht die? Möglicherweise fehlt mir die volkswirtschaftliche Ausbildung, um mir vorstellen zu können, welche Finanzprodukte da gehandelt werden, ohne dass da reale Werte dahinterstecken.

Wie schon von @TilRq bemerkt, ist diese Unmöglichkeit gut in dem Buch „Less is More“ von Jason Hickel belegt. (Den Hinweis auf das Buch verdanke auch ich übrigens @juliet hier im Forum - expliziter Dank für den Hinweis an dieser Stelle!)

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Da der Thread kein Ende nimmt und in alle denkbaren Richtungen divergiert, würde ich folgenden Spin-Off vorschlagen:
Möglichkeiten und Reformbedarf in unserer Demokratie zur Sicherung der Lebensgrundlage kommender Generationen
Hier könnten wir folgende Inhalte vertiefen:

  • wie gut kann das BVG Urteil umgesetzt werden
  • welchen (realistischen) Handlungsspielraum hat schon heute unsere Regierung zur Umsetzung der Klimaziele (gegen den Widerstand der Länder)?
  • wie müssten Wahlrecht / Verantwortlichkeiten ggf. reformiert werden?
  • wie gewinnt man am besten breiten Rückhalt in der Bevölkerung für anstehende (ggf. unpopuläre Maßnahmen)?

Ich denke für die anderen hier abgeschnittenen Themen gibt es bereits jede Menge Threads.

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So wichtig der Klimaschutz auch ist, so wenig halte ich die Mittel der LG für richtig und zielführend. Im Gegenteil, es wird immer über die armen Menschen der LG geredet, die ja nur ihr Recht einklagen auf ein gutes Leben in Zukunft. Alles schick, aber in meinem Rechtsempfinden ist es Nötigung und Freiheitsberaubung, wenn ich ohne Ankündigung der Demonstration öffentliche Straßen versperre. Und Beschädigung von Kunst geht schon gar nicht, ebenso wie sabotieren von Infrastruktur!

Auf jeden Fall wären das nicht die Werte die ich meinen Kindern beibringen würde bzw. versucht habe beizubringen. Als wir uns in 2014 nach Kauf eines 30 Jahre alten Hauses lange mit dem Thema „neue Heizung“ befasst haben, haben wir uns im Endeffekt für eine Gasheizung in Kombination mit einer Photovoltaik-Anlage und Brauchwasserwärmepumpe entschieden. (…die Details gehören nicht hierher/anderes Thema…)Als die PV-Anlage neu und die Kinder noch jung waren, hatte wir eine Anzeige im Wohnzimmer, die immer die aktuelle Leistung und den Verbrauch aller Geräte im Haus angezeigt hat, damit konnte man toll Kindern erklären, was 100 Watt sind und wie sich „Licht anlassen“ auswirkt.

Das ist alles nicht perfekt, aber es hat der Umwelt mit Sicherheit mehr geholfen, als wenn wir uns alle auf die Straße geklebt hätten und fordern, dass der Staat oder die Anderen doch mal was tun müssen! Statt auf die Straße zu kleben oder auf Straße zu kleben zu diskutieren sollte jeder selber seinen eigenen Beitrag leisten und nicht immer nach der Politik rufen. Mir tun die Leute leid, die unschuldig da im Verkehr warten mussten und ggf. wichtige Termine hatten oder in den Urlaub fliegen wollten oder andere gute Gründe für ihre Fahrt hatten. Hier geht es immer nur um den Täterschutz, aber kaum jemand denkt an die Opferschutz.

Und Bahnfahren ist bestimmt eine tolle Alternative … wenn die Bahn fährt. Tut sie nur höchst unzuverlässig bei uns im hessischen Land. (…)

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Dieser vermeintliche Widerspruch aus wirksamer Klimapolitik und den restlichen Politikfeldern ist in meinen Augen allerdings auch eher ein konservatives Framing.

Im Gegenteil, böte eine vernünftige Klimapolitik vermutlich viele Synergien mit Gesundheit, Wärme und Energie ganz zu schweigen von der prophylaktischen Wirkung vor künftigen Problemen in diesen Bereichen.

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Die Finanzwirtschaft passt hier in meinen Augen nicht so recht rein, da dort lediglich umverteilt wird. Wachstum bezieht sich ja auf Güter (Waren und Dienstleistungen).

Und dass im Rahmen der Dienstleistungserbringungen keine Ressourcen verbraucht werden, wage ich mal anzuzweifeln.

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Du sprichst zu sehr aus der Rolle des Eigenheimbesitzers, der tatsächlich durch eigenes Handeln etwas verändern kann. Für die meisten Menschen ist das nicht die Realität. Ich konnte nicht mitentscheiden, als die Vivawest hier nach 2014 noch auf die Idee kam, die Nachtwärmespeicher durch eine Gas-Etagenheizung zu ersetzen.

Diejenigen, denen Umweltschutz wichtig ist, tun ohnehin in den meisten Fällen schon genug, um das 1,5°-Ziel einzuhalten - wenn alle sich so verhalten würden. Das Problem ist aber eben: Es verhalten sich nicht alle so. Nun denjenigen, die sich für mehr Klimaschutz einsetzen, zu sagen: „Macht halt selbst mehr“ bedeutet, diejenigen, denen Klimaschutz nicht wichtig genug ist, um ihre Lebensführung zu ändern, weiter gewähren zu lassen.

„Jeder sollte einfach selbst tun, was er kann“ hört sich daher prima an, ist aber im Kern der gleiche Unsinn wie bei Forderungen nach höherer Besteuerung zu sagen: „Jeder sollte einfach so viel Spenden, wie er entbehren kann“. Es ist realitätsfern, denn das Problem sind nicht diejenigen, die zum Wohle der Allgemeinheit freiwillig verzichten, sondern diejenigen, die Druck seitens des Gesetzgebers oder allgemeiner Markt-Mechanismen brauchen, um dazu gedrängt zu werden, ein sozialverträgliches Verhalten an den Tag zu legen…

Dass du deinen Post damit abschließt invalidiert deine eigene Argumentation. Denn eine Verbesserung des ÖPNV erreicht man eben auch nicht, indem „jeder seinen Beitrag leistet“, sondern dadurch, dass der Politik Druck gemacht wird, mehr Finanzmittel in den ÖPNV und weniger in den Individualverkehr zu stecken.

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Nein, andere Ideen habe ich auch nicht. [quote=„Mike, post:120, topic:17445“]
und ggf notwendigem Druck von außen (Gesetze, Regelungen, Einschränkungen)
[/quote]
Nein, andere Ideen habe ich auch nicht. Der letztgenannte Punkt wird aber bisher weitestgehend ignoriert, von denen deren Aufgabe es wäre, den gewählten Volksvertretern. Hier sehe ich ein Hauptproblem. Die werden doch gewählt, um nötige Entscheidungen zu treffen.

@Daniel_K hat es ja schon angesprochen, warum das nicht reicht, was m. E. noch hinzukommt ist, dass es völlig unverantwortlich ist, die Verantwortung nur den Menschen im privaten zuzuschieben und die Wirtschaft außen vor zu lassen. Das geht aus meiner Sicht damit fast immer einher. Jeder solle seinen Beitrag leisten hört man selten an DAX-Vorstände in Bezug auf geschäftliche Entscheidungen adressiert, sondern nur, wenn es um Urlaubsreisen, Heizungen oder energetische Sanierung etc. geht.

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Das ist zwar erstmal richtig, nur verkennst du halt die Tatsache, dass wegen mangelndem Interesse nicht mehr allzuviele Generationen geben wird die daran lernen und staunen können, schlicht weil sie die Zeit die sie haben mit ganz alltäglichen Problemen zu tun haben werden.

Könnte natürlich auch sein, dass du auf die Superreichen schießt, für die dürfte das vielleicht noch 1-2 Generationen länger gehen als für Normalsterbliche, nur gehen die eher selten in ein Museum um zu lernen und zu staunen.

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Das kann ich so nicht ganz bestätigen. Firmen ist ihr Image wichtig und so ist die Energiewende und Einsparungen eben auch in vielen Unternehmen ein Thema.

Spontan fällt mir die Vattenfall ein, die sogar die Unternehmensstrategie auf „fossilfree in one generation“ geändert hat.

Thyssenkrupp stellt erste Stahlproduktionen auf Direktreduktion (Wasserstoff) um statt Gas oder Kohle zu nutzen.

Die BASF baut riesige Windkraftparks um seine Produktion wo es geht auf Strom umzustellen

Ehemalige Kollegen aus der Forschung von mir (Chemieingenieure) arbeiten in verschiedensten Unternehmen mit enormem Hochdruck an Projekten zur Energieeffizienz und CO2 Vermeidung.

Ich will nicht ausschließen, dass oft monetäre Gründe (CO2 Abgabe, hohe Preise für Gas) ausschlaggebend für solche Projekte sind (am Ende muss halt der Business Case stehen), aber je größer Unternehmen sind, umso wichtiger ist denen auch ihr Image in der Öffentlichkeit. Und gerade diese Unternehmen sind der Politik weit voraus und tun schon weit mehr als oftmals in der Öffentlichkeit (an)erkannt wird.

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Richtig. Und meines Erachtens ist das sogar der Hauptbeitrag, der beim Einfordern der Verantwortung der Einzelnen außen vor bleibt. Es kann eben ein produzierendes Unternehmen so viel mehr erreichen als alle seine Kunden zusammen, indem es seine Produktion entsprechend umstellt. Das soll nicht heißen, dass das Einzelne sich nicht ebenso anstrengen muss, aber die Verantwortung nur beim Einzelnen zu verorten ist ein Trick der Unternehmen, um von sich selbst abzulenken (siehe CO2 Fußabdruck und BP).

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Ich verstehe nicht, wie man „zu sehr“ aus einer Rolle argumentieren kann. Und ich sehe auch nicht das Argument, dass Eigenheimbesitzer es ja leicht haben was zu ändern und Mieter dagegen nicht. Sicherlich kann der Mieter die Auswahl einer neuen Heizung meist nur wenig beeinflussen, aber Du hast doch x andere Mittel:

  • Stromvertrag: Bist Du selbst für verantwortlich. Hast Du einen Anbieter mit grünem Strom aus neuen regenerativen Anlagen oder nutzt Du nur grün zertifizierten Strom oder gar das Bundesmix?
  • Wen Du nicht die Möglichkeit einer eigenen PV-Anlage hast, kannst Du aus Idealismus eine Balkonanlage nehmen oder Dich finanziell an einem Bürgerprojekt beteiligen.
  • Gasvertrag: Als ich zur Miete mit Gas-Etagenheizung wohnte, hatte ich Vertrag direkt mit Anbieter. Wenn das bei Dir möglich ist, kannst Du selber bestimmen ob fossiles Gas oder Bio-Gas.
  • Und last but not least: Du bestimmst selber wo Du wohnst, so unbequem und aufwendig es auch sein mag daran was zu ändern.

Ich bin nicht so naiv, dass ich glaube, dass „Jeder wie er kann“ zum Erfolg führt. Ich sehe aber jeden erstmal in eigener Verantwortung für sein Handeln und ich frage mich, ob die die am lautesten rufen oder die sich so gerne kleben selber schon das ihnen Mögliche getan haben. Und Kleben erzeugt keine einzige kWh regenerative Energie, sondern ist in meinen Augen primär Fingerpointing auf Andere.

Außerdem: Das mit dem ÖPNV ist doch eine ganz andere Ebene und hat mit dem Thema „Eigenverantwortliches Handeln“ erstmal gar nichts zu tun. Solange das Angebot und die Zuverlässigkeit des ÖPNV schlecht sind und mit individuellen Verkehr oftmals in keinster Wiese mithalten können, werden ein Großteil der Menschen (inkl. mir) nicht bereit sein auf das Auto als erstes Verkehrsmittel zu verzichten. Aber man kann zumindest was am Spritverbrauch tun :wink:

OK, dann präzisiere ich meine Aussage: Ich erwarte von jedem der auf Andere zeigt oder nach der Politik ruft, dass er/sie zuerst selber prüft, ob er/sie wirklich schon so viel selber macht, dass es ihm /ihr zusteht auf Andere zu zeigen. Und das schließt Jede(n) ein, egal ob klein/groß, dick/dünn, DAX-Vorstand oder Bürgergeldempfänger.

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Wer bestimmt dann, was genug ist? Ich kann die Haltung zwar nachvollziehen, finde das aber sehr schwierig und frage mich, ob das nicht ein bisschen kindisch ist. Einigen können wir uns vielleicht auf „auf keinen zeigen, der weniger CO2 ausstößt“. Ist eine spontane Idee, habe ich noch nicht abschließend durchdacht. Es ist mir aber insofern unlieb, weil es ein gesellschaftliches Problem ist und man das nicht so sehr auf Einzelne runterbrechen sollte. Vor allem, wenn man die Lebensrealitäten nicht kennt.

Mein Eindruck ist, dass dies getan wird, weil man befürchtet, dass entsprechende Gesetze kommen könnten, nicht immer aus Überzeugung. Zumindest mit Blick auf die Automobilindustrie bin ich da sehr überzeugt von.

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Genau. Man könnte sagen: mein Gott, jetzt hat er auch noch eine Gasheizung eingebaut.

Wird es dadurch schlechter?
Frag mal Hardtware warum er eine PV installiert hat? Wegen der Moral? Vielleicht hat die auch eine Rolle gespielt

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Auch das halte ich für problematisch.
Das erinnert mich einfach immer an die Reaktion auf Initiativen wie „Besteuert uns, und zwar jetzt“.

Hier wird den Millionären, die eine Vermögenssteuer fordern, auch immer vorgeworfen, sie könnten ja statt dessen selber mehr tun (z.B. ihr Vermögen spenden). Die Probleme mit dieser Logik habe ich oben schon erläutert.

Ich sage ganz grundsätzlich: Nein, man muss nicht mit „gutem Beispiel vorangehen“. Man muss sich nicht selbst in eine finanziell nachteilhafte Position bringen, um das Recht zu erwerben, vom Staat zu verlangen, dass er Zustände schafft, in denen diese finanziell nachteilhafte Position alle betrifft.

Auch jemand, der jetzt noch nicht alles in seiner Kraft stehende tut, um den Umweltschutz voranzutreiben, hat ein Recht, mehr staatliche Vorgaben für den Umweltschutz zu fordern. Denn die Position „Ich bin bereit, mehr zu tun, aber ich will, dass ich mich dadurch nicht in einen Nachteil gegenüber denjenigen, die nichts tun, begebe“ ist eine völlig nachvollziehbare und berechtigte Position. Nicht falsch verstehen: Ich bin froh über jeden, der bereit ist, mit gutem Beispiel voranzugehen. Aber ich verurteile niemanden, der sagt, er ist bereit mehr zu tun, der aber gleichzeitig fordert, dass der Rest der Gesellschaft auch mitzieht.

Deine Position hingegen verlangt, dass man mit gutem Beispiel vorangeht. Und das halte ich für problematisch.

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