Ich befürchte, das Thema ist insgesamt zu komplex und auch zu individuell, um es pauschal bewerten zu können. Worauf man sich vermutlich leicht einigen könnten: Öl- und Gasheizungen in Neubauten sollten schlichtweg nicht mehr zulässig sein. Im Bestand wird es da schon schwieriger…
Ja, Wärmepumpen sind immer irgendwie machbar, aber es stellt sich für den durchschnittlichen Eigenheimbesitzer ja zwangsläufig auch die Kostenfrage. Da sind WP-Systeme in der Anschaffung im Schnitt mindestens doppelt so teuer, je nach Auslegung und Wärmebedarf auch mehr. Das kompensiert die staatliche Förderung nur zum Teil. Ob sich das Ganze über die Laufzeit amortisiert, ist eine Wette mit reichlich vielen Unbekannten, kann aber durchaus funktionieren.
Der große Knackpunkt dabei ist aber vielfach, dass es eben nicht mit dem Austausch der Heizung allein getan ist. Je nach Sanierungsstand können da beim Umstieg auf WP-Technik noch deutliche Kosten hinzukommen, um möglichst niedrige Vorlauftemperaturen und damit effiziente Arbeitszahlen zu erreichen. Und dieser Kostenbedarf fällt mir zu schnell unter den Tisch, dabei dürfte das einer der wesentlichen Gründe sein, warum viele beim Heizungstausch erstmal bei dem bleiben, was bereits verbaut ist (neben ahnungslosen bzw. interessegeleiteten „Fachleuten“, die einem davon abraten).
Was würdet ihr machen, wenn die Heizunserneuerung ansteht und ihr die Wahl habt, ca. 10K für eine neue Gashzeizung zu investieren - oder aber 30-50K für ein WP-System mit kleiner Teilsanierung in die Hand zu nehmen? Da muss der Idealismus schon sehr groß sein und die finanziellen Rücklagen entsprechend luftig, um sich da für die ökologisch und moralisch unzweifelhaft bessere Lösung zu entscheiden.
Ich stecke hier genau in diesem Dilemma: Altbau aus 1940, in den 90ern teilsaniert (Fenster, Dach, neue Gashzeizung). Wir haben das Haus vor knapp 10 Jahren gekauft (also noch nicht abbezahlt) und einiges zusätzliches Geld in die weitere Sanierung investiert (u. a. Elektrik, Sanitär, Renovierung/Umbau). Zum damaligen Zeitpunkt war die Heizung noch kein Thema, da noch nicht fällig. Jetzt aber erreicht sie unweigerlich das Ende ihrer Lebenszeit, erste Ersatzteile sind schon nicht mehr lieferbar - eine Erneuerung steht also demnächst an.
Natürlich würde ich gern auf ein WP-System umsteigen, aber aktuell sind die nötigen Vorlauftemperaturen noch jenseits von gut und böse. Es bräuchte mindestens mal einen hydraulischen Abgleich sowie einen Austausch von zwei Dritteln aller Heizkörper. Ob das ausreicht, bleibt abzuwarten. Auf der anderen Seite sind weitergehende Maßnahmen aber wenig sinnvoll und wirtschaftlich auch nicht darstellbar. Dämmung ist schwierig, da doppelt gemauerte Außenwände mit Hohlraum dazwischen - die packt man besser nicht mal eben so in Dämmaterial ein (befragt gern Sachverständige eures geringsten Misstrauens).
Es kann(!) mir am Ende also passieren, dass ich für den dreifachen Preis eine WP installieren lasse, die dann alles andere als effizient läuft und entsprechend hohe Mengen an Strom verbraucht. Klar, ich kann mir zusätzlich sicher noch für mindestens 25K eine angemessen große PV-Anlage samt Speicher hinstellen, aber die liefert mir hauptsächlich dann Strom, wenn ich gar nicht heizen muss - nämlich im Sommer. Das ist eine teure (Schein-)Lösung, auch wenn ich es sofort machen würde (größere Autarkie, PV-Überschussladen fürs Auto etc.).
Ob ich das Geld habe und auch guten Gewissens investieren kann, weiß ich aktuell noch nicht. Sich deswegen akut zu überschulden, erscheint mir jetzt auch nur bedingt schlau zu sein… In sofern: es ist kompliziert - und ich kann durchaus verstehen, wenn Leute da vorerst weiterhin zur etablierten, einfachen und kostengünstigen Lösung greifen (auch wenn ich es in der Sache noch so falsch finde). Ich glaube, da gilt es noch so einige Hindernisse zu beseitigen, um den Menschen die Entscheidung zu erleichtern - Hindernisse, die man oft gar nicht sieht, wenn man womöglich gar nicht selbst betroffen ist.