LDN281/284 -Wärmepumpe für Altbauten - erste Schritte mit dem "Sanierungsnavi"

@masteralf du sprichts viele wichtige Punkte an, vor allem das es beim Thema energetische Sanierung, also sprich den klassischen Altbau, keine pauschal passende Lösung gibt.
Wir haben auch ein Haus BJ 70er, Teil-Sanierung Ende der 90er, neue Ölheizung aus 2006 - die bei Wartung durch Heizungsbauer und Überprüfung durch Schornsteinfeger hervorragende Abgas- & Verbrennungswerte (für eine Ölheizung) hat.
Das beheizen von 3 Stockwerken mit ~170qm kostet im Jahr gut 2000l Heizöl incl. Warmwasser im Sommer.

Wir stehen eigentlich vor 4 Probleme:

  • Unsere Dämmung ist nicht die Beste & in 2 Stockwerken sind alte Rippenheizkörpern verbaut, der oberste Stock wurde um 2000 mit moderneren Heizkörpern ausgestattet - lt Energiepass haben wir eine Energiebedarf von 198 kWh (liegt zwischen F & G)
  • Unsere PV-Anlage ist mit 5,31 kWp zu klein, um der Wärmepumpe und auch noch ein E-Auto mit zu versorgen
  • Eigentlich ist die Ölheizung noch in einem zu guten Zustand und mit 16 Jahren nicht alt genug um sie zu verschrotten
  • Selbst die Platzierung des Außenteil einer WP ist gar nicht so einfach zu realisieren, wie unser Grundstück bebaut wurde.

Ein grundsätzliche Problem, dass eigentlich alle betrifft die aktuell sich mit dem Thema befassen, ist auch die tatsächliche Umsetzung vor Ort durch einen Handwerksbetrieb.
Selbst wenn die Hersteller die ganzen WP produziert bekommen, muss es ja noch von echten Menschen auf- & eingebaut werden.
Das ist ein nicht zu unterschätzendes Hindernis.

Grundsätzlich wollen wir mittelfristig die Umrüstung anstoßen, auf Grund der schwierigen Gemengelage im Altbau bin ich schon fast geneigt, zu einer Hybridlösung aus Ölheizung und WP zu tendieren.
Gerne auch noch in Kombination mit einer Erweiterung der bestehenden PV, da noch freie Fläche vorhanden ist.
Allerdings sind Fachberater noch schwere an den heimischen Tisch zu bekommen wie die Zeugen Jehovas.
Von zwei Hersteller kam zeitnah nach der Anfrage, dass sie niemanden haben der ein Projekt in unsere Region umsetzten könnte.

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Ich verweise da auch gerne auf dieses Youtube Video, wo erklärt wird wie man das eigene Haus auf WP-Tauglichkeit abklopfen kann: Wärmepumpe im Altbau II - So geht's! - YouTube
Prinzipiell wurden die wichtigsten Punkte schon genannt, Heizungskurve runterdrehen auf max. 55-57 Grad und gucken ob das Haus selbst an kalten Tagen noch warm wird. Eine niedrigere Heizkurve lohnt sich auch so!
Grundsätzlich sollte es bei den meisten Häusern nach der ersten Wärme-/Energieschutzverordnung möglich sein, eine WP auch wirtschaftlich sinnvoll zu nutzen. Das betrifft also die Häuser mit Baujahr > 1977. Richtige Altbauten mit Baujahr 1900 etc. sind meistens auch mit dicken Wänden ausgestattet, so dass hier teils auch kleine Maßnahmen ausreichen um diese WP-tauglich zu bekommen.
Je nachdem wie optimistisch oder pessimistisch man den Strom- und Brennstoffpreis schätzt rechnet sich eine Wärmepumpe ziemlich schnell. Ab Jahresarbeitszahl 3, was man mit Luft-WP im Regelfall erreicht, lohnt sich meist ein Umrüsten. Man vergisst bei der Berechnung auch manchmal, dass ja bei fossilen Heizungen auch noch weitere Kosten außer Brennstoffe entstehen, Schornsteinfeger z.B.

Anekdotisch: Wir haben letztes Jahr für ca. 20k auf Erdwärmepumpe umgerüstet. War auf 10-15 Jahre gerechnet schon das günstigste (mit den Strom- und Gaspreisen von 2020! und der 45%-Förderung natürlich). Von Heizungsbauern haben wir eher Gas angeboten bekommen; die kennen sich da im Normalfall nicht mit WP aus. Die Angebote für die Umrüstung als Komplettpaket lagen eher bei 30-40k, da wird die Förderung maximal abgeschöpft. Vielleicht also Sachen einzeln vergeben, auch wenn es mehr Stress ist. Als Belohnung will nun der halbe Bekanntenkreis wissen wie man so umrüsten könnte… Das sollte man als Bundesregierung nutzen und nicht sinnlose Benzinboni geben… :smile:

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Kann ich direkt vom Nachbarn berichten der neu gebaut hat, bei unserem Boden kostet aktuell ein Bohrung 15k, der andere Nachbar hat sich ein Angebot eingeholt für Erdwärmepumpen, er bräuchte 3 Bohrungen - 45k für 3 Löcher noch ohne Heizung :+1:

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Ob es Erdwärme sein muss oder nicht würde ich mir mittlerweile auch gut überlegen und bei den genannten Preisen sowieso. Bohrung wäre auch bei uns gar nicht gegangen, daher haben wir einen Ringgrabenkollektor. ABER :slight_smile:
Luft-Wasser-Wärmepumpen sind preislich echt überschaubar und werden auch immer besser. Eine 5, 7 oder 9kW Anlage gibts für 4000-5000 €. Braucht man nur noch wen der die einbaut. Und wenn es nicht über eine Förderung (d.h. Fachbetrieb) laufen muss, dann findet man da auch eher mal jemand der das machen kann (im Zweifel Kleinanzeigen etc.). Da müssten doch etliche Installationskosten dazu kommen, damit sich der Austausch z.B. eines bestehenden Gasbrenners nicht lohnt - bei den derzeitigen Preisen. Meist ist man bereits in weniger als 10 Jahren im Plus, selbst ohne Preissteigerungen.

Bei den Bohrungen sollte bei begrenztem Budget abgewogen werden, ob die Mehrkosten für eine bessere Arbeitszahl durch Erdwärme nicht besser in die PV-Erzeugung und/oder bessere Dämmung gesteckt werden.
Meistens ist der Heizenergiebedarf beim Neubau schon so gering, dass es wirtschaftlich und energetisch Sinn macht in die Stromerzeugung zu investieren, als in die Effizienz der Wärmepumpe.

Bei unseren letzten geplanten Mehrfamilienhäusern ist es auf Luftwärmepumpe mit maximal PV hinausgelaufen.

Oh, da war ich dann vielleicht etwas unpräzise: Für mich ist eine reine Gasheizung defintiv keine Option für die nächsten 20-25 Jahre. Das Maximum, was ich mir vorstellen könnte, wäre eine Hybridlösung aus Wärmepumpe und Gas-Brennwertheizung - und das auch nur dann, wenn eine reine WP-Lösung für die wirklich kalten Tage zu ineffizient laufen sollte.

Die Herausforderung ist, fähige und willige Fachleute zu finden, die sich möglichst objektiv mit dem Thema auseinandersetzen. Unser aktueller Heizungs- und Sanitärexperte das ganze „neumodische Zeug“ bisher ziemlich klar abgetan und kennt sich damit definitiv nicht aus. Gerade im Altbau gilt es aber eben, die Gegebenheiten genau zu berücksichtigen und eine maßgeschneiderte Lösung zu finden - das muss man halt auch wollen. Hier jetzt stumpf eine 0815-WP-Lösung reinzubauen, wird am Ende vermutlich niemanden glücklich machen, weil die Arbeitszahlen zu schlecht sein und die Anlage damit tendenziell ineffizient laufen dürfte.

Mein Wunsch wäre, die aktuelle Anlage mal mit geringerer Vorlauftemperatur zu fahren, um den Spielraum zu identifizieren. Dann die verbliebenen alten Heizkörper rausschmeißen und durch geeignete moderne Geräte zu ersetzen sowie einen dynamischen Ausgleich zu machen. Die Hoffnung wäre, den Heizbedarf dann schon so weit drücken zu können, dass eine reine WP-Lösung darstellbar wird.

Die größere Herausforderung wird, dass man eigentlich auch die PV-Anlage von Anfang an in die Planung und Konzeption mit aufnehmen müsste, damit das Gesamtsystem überhaupt Sinn ergibt und gut aufeinander abgestimmt laufen kann. Da kommen dann aber direkt wieder die Kosten ins Spiel. Es ist kompliziert. :grinning:

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Ein grundsätzliche Problem, dass eigentlich alle betrifft die aktuell sich mit dem Thema befassen, ist auch die tatsächliche Umsetzung vor Ort durch einen Handwerksbetrieb.

Das Problem sehe ich auch - und zwar sehr akut. Da muss überhaupt erstmal ein Umdenken stattfinden, denn bislang scheint es mir deutlich einfacher gewesen zu sein, munter nach Schema F zu wurschteln und einfach nur die neueste Generation vorhandener Technikkonzepte zu verkaufen und einzubauen.

Das Thema war bis vor kurzem noch eher ein absolutes Nischenthema, vor allem im Bestand. Zugleich sind die anzustellenden Überlegungen doch um einiges komplexer, um zu einer sinnvollen Lösung zu kommen - also nicht die erstbeste, sondern wirklich die beste Option zu finden. Das scheint mir noch eine echte Herausforderung zu sein.

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Ach so, ganz vergessen: der 1:1-Tausch der Gasheizung gegen eine moderne Brennwertanlage ohne weitere Maßnahmen könnte(!) Einsparungen von 15-20 Prozent bringen.

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So weit so gut. Dumm nur, wenn es dann in 15 Jahren kein Gas mehr gibt oder es schon so teuer geworden ist, dass man es nicht mehr bezahlen kann. Die heutigen Preise sind mit Blick auf den Klimawandel zu gering. Da wird der CO2 Preis noch für lange Gesichter sorgen.

Ich kann es nachvollziehen, dass es eine pragmatische Lösung ist. Nur auch hier gilt, dass es langfristig kein Gas mehr sein darf. Damit bedeutet so eine Lösung aber, dass direkt alles auf einen möglichst hohen Wärmepumpenbetrieb auslegt und in in Zukunft ohne weiteres einen elektrischen Heizstab für die Lastspitzen ermöglicht. Der kann dann aber auch eigentlich gleich verbaut werden. In beiden Fällen kommt man um eine vollständige, gute Planung der Sanierung nicht drum herum. Da wurde lange genug geschlafen.

Das hat uns die GroKo in den letzten Jahren mit ihrer aktiven Blockade eingebrockt. Es war klar, was kommen muss. Aber da rechtzeitig die Leitlinien zu setzen und dafür zu sorgen, dass dort entsprechende Fachkräfte aus- und weitergebildet werden, war einfach nicht gewollte. Klar bilden PolitikerInnen nicht aus, aber für den Schub in die notwendige Richtung können sie schon sorgen.

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Warum immer so umständlich:

Klar das sind jetzt Klimaanlagen auf dem Bild und keine Wärmepumpen aber so ein Teil an die Häuser gepappt und schon wird die Stube warm.

Ganz ohne Gefrickel mit Vorlauftemperatur oder Heizkörpertausch.

Dann von der Inneneinheit ein paar Luftkanäle und schon wird die ganze Bude kuschelig.

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Also ich kann dich nur motivieren, am Ball zu bleiben. Meistens ärgert man sich nach ein paar Jahren, dass man zu früh aufgegeben hat.

Manchmal hilft ein Anruf bei den Herstellern, um heraus zu finden, welche Betriebe im Umkreis die gewünschte Technik verbauen.

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Das ist definitiv mit das größte Hindernis im Altbau, dass man halt nicht wie beim Neubau nach der aktuellen Bau norm planen kann, sondern bei 100 Altbauten 100 verschieden Ausgangssituationen vorzufinden sind.
Aus einer Produktpräsentation für die Fachhändler (also die Handwerkbetriebe) weiß ich aus erste Hand, dass ein Fokus bei der Produktentwicklung* der neuen WP für Altbau war, die möglichst schnelle Montage vor Ort, Zeit ist Geld und ich kenn keine Handwerker der genug Zeit & Leute hat. :smirk:

Deswegen ist es unabdingbar, dass du einen Fachberater im Haus hast, der die Gesamtsituation analysieren kann.
Und den zu bekommen ist echt schwer und langwierig.

*kann ich nur für den Hersteller sagen, der hier bei uns quasi vor der Haustür sein Stammwerk hat

Die größere Herausforderung wird, dass man eigentlich auch die PV-Anlage von Anfang an in die Planung und Konzeption mit aufnehmen müsste, damit das Gesamtsystem überhaupt Sinn ergibt und gut aufeinander abgestimmt laufen kann. Da kommen dann aber direkt wieder die Kosten ins Spiel. Es ist kompliziert. :grinning:

Fang doch mit der PV an, das kann man relativ unabhängig von den anderen Gewerken machen. Außer du willst / musst eh das Dach machen. Kostenmäßig holt man die PV durch die Einspeisevergütung und den Eigenverbrauch meist auch sehr gut wieder rein. Ich gehe davon aus, dass sich die Preise demnächst auch wieder mehr normalisieren, ist aktuell wohl ein ziemlicher run.

Die Herausforderung ist, fähige und willige Fachleute zu finden, die sich möglichst objektiv mit dem Thema auseinandersetzen. Unser aktueller Heizungs- und Sanitärexperte das ganze „neumodische Zeug“ bisher ziemlich klar abgetan und kennt sich damit definitiv nicht aus. Gerade im Altbau gilt es aber eben, die Gegebenheiten genau zu berücksichtigen und eine maßgeschneiderte Lösung zu finden - das muss man halt auch wollen. Hier jetzt stumpf eine 0815-WP-Lösung reinzubauen, wird am Ende vermutlich niemanden glücklich machen, weil die Arbeitszahlen zu schlecht sein und die Anlage damit tendenziell ineffizient laufen dürfte.

Wenn du mit dem Heizi gut kannst, dann plan die Anlage selbst und lass ihn nur anschließen. Hier: http://aquarea.smallsolutions.de/index.php?title=Hauptseite gibt es z.B. viel Know-How um Luft-Wasser-WP von Panasonic anzuschließen. Der Aufwand ist insgesamt sehr überschaubar, kommen ja auch nur ein paar Rohre dran - was anderes macht der bei der Gastherme auch nicht.

Was man bei dem Thema auch nicht unterschätzen darf sind rechtliche Themen.

Wir sind in einem MFH. Wir und noch eine andere Partei bewohnen Eigentum. Die restlichen Wohneinheiten sind vermietet. Das heißt: Die anderen Eigentümer können die Heizkosten (momentan) komplett auf die Mieter umlegen und haben daher Null Interesse an teuren Investitionen…

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Das sehe ich auch als das grösste Problem an gerade, das meiner Meinung nach in der öffentlichen Diskussion wenig vorkommt. Gerade in Deutschland wohnen sehr viele Menschen zur Miete, und zumindest in meiner Stadt (zwar in der Schweiz aber die Situation ist ja in vielen deutschen Städten ähnlich) ist der Mietmarkt nicht so dass man sich eine Wohnung nach der Art der Heizung aussuchen könnte. Wir haben noch eine Ölheizung, die Wohnung ist extrem schlecht isoliert, und leider können wir selbst als Mietende da nicht viel daran ändern und solange da rechtlich nichts passiert oder die Besitzer sich zumindest an den Kosten beteiligen müssen wird die Firma die den Wohnungskomplex besitzt da auch nichts verbessern.

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Über Warmluft zu heizen, das entspricht nicht gerade dem Komfortstandard, den man in Deutschland gewohnt ist.

No way!

Dass Bohrungen für das typische Einfamilienhaus (z. B. 2 x 70 m) relativ teuer sind, liegt daran, dass das Ranschaffen des Bohrgeräts plus Baustelleneinrichtung schonmal mit einem Sockelbetrag zu Buche schlagen. Der Bohrmeter macht da nur ca. 50% der Gesamtkosten aus. Sprich: wenn man zig Bohrungen am gleichen Ort durchführen lässt, steigen die Kosten nicht proportional.

Außerdem gilt beim Bau natürlich: mindestens 10 Angebote einholen, besser noch 20 bis 30.Von allen Bohrunternehmen, die man im Umkreis von ~200 km nur finden kann. Wenn man Glück hat, landet man bei einem, der ohnehin noch eine Lücke im Auftragsbuch füllen muss.

Der Austausch der Heizkörper kann schon mit ein paar Tausendern zu Buche schlagen, wenn das nicht nur drei, vier Stück sind… Wäre doof, sich das nicht anteilig fördern zu lassen, wenn die WP eingebaut wird.

Also ich persönlich finde das als sehr komfortabel.

Okej Fußbodenheizung ist noch schicker, aber die Warmluft hat den Vorteil, dass man keine Heizkörper hat, da sie eingeblasen wird kommt noch dazu, dass nicht eine Seite vom Raum wärmer ist als die andere u.s.w.

Wir haben im September eine Luft-Wärmepumpe in unser 1995 modernisiertes Altbau-Haus aus dem 18. Jahrhundert eingebaut.
Davor haben wir Dach und Wände peu a peu gedämmt. Was ich sagen muss: wir haben eine Fußbodenheizung im Wohnzimmer und damit gute Voraussetzung für niedrige Vorlauftemperaturen. Wir hatten vorher eine Ölheizung im Haus.
Wenn ihr es möglich machen könnt, probiert aus, eure Vorlauftemperatur auf 40 Grad (bei einer Ölheizung einstellbar) runterzumanipulieren. Wir haben das einen Winter lang getan und festgestellt, dass uns die Vorlauftemperatur gut reicht. Dafür war es nötig, die Nachtabsenkung rauszunehmen.
Den Wärmepumpentarif werden wir nicht bei unserem Stromanbieter bestellen. Denn das Problem dabei ist, dass die Stadtwerke mit Wärmepumpentarif die Heizung 2 Mal am Tag für bis zu 3 Std abschalten können. Das würde bei uns die Temperatur so weit senken, dass es erstens ungemütlich wird (vorallem abends) und auch nicht mehr so effektiv. Denn das System muss danach ja wieder voll powern.

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