Hallo in die Runde, ich habe die aktuellste Lage (LdN264) gehört … es war bei beiden eine gewisse Verzweiflung darüber zu erkennen, warum sich ein Drittel der Bevölkerung bisher halt nicht geimpft hat.
Bei den Gründen helfe ich doch gerne und möchte der Diskussion noch ein paar weitere Punkte, die in dem Podcast nicht beleuchtet wurden, hinzufügen.
1. Akademiker-Blase/Erfahrungshorizont - Banse&Buermeyer bewegen sich physisch und gedanklich in einer Berliner Akademiker-Blase, in der sie generell eher rational und aufgrund ihres bisherigen Erfahrungshorizontes im Justizdienst und dem Journalismus auf ihre Themen blicken. Knackpunkt: Weite Teile der deutschen Bevölkerung haben einen ganz anderen Erfahrungshorizont, sind eben keine Akademiker, sondern bilden sich ihre Meinungen auf ganz anderen Wegen. Sie befinden sich in anderen sozialen Schichten, mit ganz anderen Ansichten und Nöten.
Das führt dazu, dass sich dieser „Pöbel“ eben nicht so verhält, wie B&B es gerne hätten, und diese Verzweiflung der beiden darüber macht mich echt sauer, weil es eine gewisse Arroganz in sich trägt, à la: „Die blöden Nichtimpfer, würden sie doch einfach alles über Corona nachlesen, dann kann man ja nichts anderes mehr machen, als sich impfen zu lassen“. So funktioniert das aber halt nicht in der Realität.
Aus diesem anderen Erfahrungshorizont ergeben sich meine weiteren Punkte:
2. Skepsis gegenüber Politik - Es gibt große Bevölkerungsteile, die dem Staat und der Politik kritisch bis feindlich gegenüber stehen. … Die genannten Leute haben keinen Bock, sich ständig vom Staat reinreden zu lassen, haben keine Lust auf Regulierungen, hohe Abgaben, und das ständige Nudging unseres Nanny-Staates, der nicht mal seine eigenen Grenzen schützen kann oder will. Dass diese Leute keine Lust haben auf Corona-Maßnahmen inkl. Impfen, folgt daraus.
3. Bildungsferne - Überraschung: Weite Teile der Bevölkerung kann man im weiteren Sinne als bildungsfern bezeichnen. Diese Leute schauen und lesen keine Nachrichten (oft nicht mal die Bild), mögen keine Akademiker und denen ist das mit Corona auch einfach zu kompliziert. Das sind „ganz normale“ Leute mit einfachen Bildungs- und Berufsabschlüssen, die „richtig“ arbeiten müssen, um sich ihre paar Kröten über dem Hartz4-Satz zu verdienen. Dazu kommen die großen Ausländergruppen in Deutschland, die teilweise nicht mal richtig Deutsch sprechen. Diese Menschen erreicht man nicht mit tollen Studien oder mit rationalen Argumenten. Die entscheiden nach Bauchgefühl oder aufgrund dem, was sie mit eigenen Augen im direkten Umfeld sehen.
Es ist für mich so eine Art „toter Winkel“ im Denken von B&B, dass sie ihre Rationalität und logischen Argumente auf andere Bevölkerungsteile interpolieren und davon ausgehen, dass diese die dann einfach so übernehmen. Meine Meinung ist, dass das nicht funktioniert, und mit Druck wird das auch nicht besser.
…
Ich würde mich freuen, wenn meine Thesen nicht einfach so stehen bleiben, sondern ich freue mich auf Ergänzungen, eigene Erfahrungen oder Widerrede. Grüße!
(verschiedene persönliche Angriffe gelöscht - bitte beim nächsten Mal sachlich argumentieren, wir haben nicht immer Zeit für die Bearbeitung und löschen Beiträge dann ganz. - Mod.)