LdN264: Fassungslosigkeit angesichts der niedrigen Impfquote?

Hallo in die Runde, ich habe die aktuellste Lage (LdN264) gehört … es war bei beiden eine gewisse Verzweiflung darüber zu erkennen, warum sich ein Drittel der Bevölkerung bisher halt nicht geimpft hat.

Bei den Gründen helfe ich doch gerne und möchte der Diskussion noch ein paar weitere Punkte, die in dem Podcast nicht beleuchtet wurden, hinzufügen.

1. Akademiker-Blase/Erfahrungshorizont - Banse&Buermeyer bewegen sich physisch und gedanklich in einer Berliner Akademiker-Blase, in der sie generell eher rational und aufgrund ihres bisherigen Erfahrungshorizontes im Justizdienst und dem Journalismus auf ihre Themen blicken. Knackpunkt: Weite Teile der deutschen Bevölkerung haben einen ganz anderen Erfahrungshorizont, sind eben keine Akademiker, sondern bilden sich ihre Meinungen auf ganz anderen Wegen. Sie befinden sich in anderen sozialen Schichten, mit ganz anderen Ansichten und Nöten.

Das führt dazu, dass sich dieser „Pöbel“ eben nicht so verhält, wie B&B es gerne hätten, und diese Verzweiflung der beiden darüber macht mich echt sauer, weil es eine gewisse Arroganz in sich trägt, à la: „Die blöden Nichtimpfer, würden sie doch einfach alles über Corona nachlesen, dann kann man ja nichts anderes mehr machen, als sich impfen zu lassen“. So funktioniert das aber halt nicht in der Realität.

Aus diesem anderen Erfahrungshorizont ergeben sich meine weiteren Punkte:

2. Skepsis gegenüber Politik - Es gibt große Bevölkerungsteile, die dem Staat und der Politik kritisch bis feindlich gegenüber stehen. … Die genannten Leute haben keinen Bock, sich ständig vom Staat reinreden zu lassen, haben keine Lust auf Regulierungen, hohe Abgaben, und das ständige Nudging unseres Nanny-Staates, der nicht mal seine eigenen Grenzen schützen kann oder will. Dass diese Leute keine Lust haben auf Corona-Maßnahmen inkl. Impfen, folgt daraus.

3. Bildungsferne - Überraschung: Weite Teile der Bevölkerung kann man im weiteren Sinne als bildungsfern bezeichnen. Diese Leute schauen und lesen keine Nachrichten (oft nicht mal die Bild), mögen keine Akademiker und denen ist das mit Corona auch einfach zu kompliziert. Das sind „ganz normale“ Leute mit einfachen Bildungs- und Berufsabschlüssen, die „richtig“ arbeiten müssen, um sich ihre paar Kröten über dem Hartz4-Satz zu verdienen. Dazu kommen die großen Ausländergruppen in Deutschland, die teilweise nicht mal richtig Deutsch sprechen. Diese Menschen erreicht man nicht mit tollen Studien oder mit rationalen Argumenten. Die entscheiden nach Bauchgefühl oder aufgrund dem, was sie mit eigenen Augen im direkten Umfeld sehen.

Es ist für mich so eine Art „toter Winkel“ im Denken von B&B, dass sie ihre Rationalität und logischen Argumente auf andere Bevölkerungsteile interpolieren und davon ausgehen, dass diese die dann einfach so übernehmen. Meine Meinung ist, dass das nicht funktioniert, und mit Druck wird das auch nicht besser.


Ich würde mich freuen, wenn meine Thesen nicht einfach so stehen bleiben, sondern ich freue mich auf Ergänzungen, eigene Erfahrungen oder Widerrede. Grüße!

(verschiedene persönliche Angriffe gelöscht - bitte beim nächsten Mal sachlich argumentieren, wir haben nicht immer Zeit für die Bearbeitung und löschen Beiträge dann ganz. - Mod.)

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Ich lebe in einem sehr gemischten Umfeld (auf dem Land), Akademiker, Handwerker, Ungelernte. Nach meiner Beobachtung ist die Impfbereitschaft nicht vom Bildungsstand abhängig. Auffalllend ist die Impfskepsis in medizinischen Berufen (sogar Apothekerinnen, vor allem Krankenpflegerinnen, auch Ärzte). Meine Beobachtung ist, dass Impfgeggner sich in „Mikroblasen“ bilden, die wie gesagt mit dem Bildungshintergrund offensichtlich nichts zu tun haben.

Die gibt es in allen Schichten. Denen gemeinsam ist, dass sie nicht verstehen, was die Vorteile von Staat, Organisation und daraus folgenden Regeln sind. Diese Vorteile nehmen sie als natürlichen Anspruch und sind gleichzeitig stinkig, dass nicht auch noch die maximalen Freiheiten für SIE (nicht für andere) gewährt werden. Das sind sozusagen die Asozialen aller Klassen.

Die Bekannten mit Hauptschulabschluss kapieren im Wesentlichen das Wesen von Gemeinschaft und Staat und leisten ihren Beitrag ganz natürlichi. In dieser Hinsicht sehe ich keine Unterschiede zu den Akademikern, die halt nur andere Begriffe bzw. Gefühle für die selbe Sache haben.

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Hast du da konkreteres? Sicher gibt es Menschen, die den Satz genauso unterschreiben würden. Aber Gefühle sind ja sehr subjektiv. Insofern: wo ist unser staat ein nannystaat, welche Regulierungen sind falsch und wo genau siehst du nudging?

Zum nudging fallen mir zwei Beispiele ein: es ist erstaunlich vorteilhaft zu heiraten und es ist erstaunlich vorteilhaft, Auto zu fahren, dazu wird man mit diesen und jenen Steuererleichterungen und Nichtinvestitionen in andere Transportwesen sehr genudged. Aber auch wenn ich das eher doof finde, verstehe ich nicht, weshalb man darauskommend eine Impfung ablehnen würde. Meinen Leute das wirklich?

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Hi!

Bildungsferne, Sprachbarriere und Politikskepsis sehe ich als Akademiker, der jeden Tag mit allen Schichten der Gesellschaft konfrontiert ist, ebenfalls als Hauptgründe für Ablehnung der Impfung bzw. fehlende Erreichbarkeit für die Impfung. Hier würde oft wirklich nur gezielte, individuelle Aufklärung durch eine Vertrauensperson in der Muttersprache, verbunden mit einem Impfangebot helfen. Stichwort: Hausärzte. Auch damit würde man aber nicht alle erreichen.

Anders als Sie sehe ich aber einen gewissen weiteren Druck mit gleichzeitigem Schutz der geimpften und Kinder, angesichts der aktuellen Lage durchaus gerechtfertigt. Sprich 2G ist für mich ein „Nobrainer“ und wird auch sicher in absehbarer Zeit kommen (müssen).

In LdN264 wird ja auch mehr oder minder eine Impfpflicht, zumindest für Personal in medizinischen und pflegenden Einrichtungen gefordert. Was hierbei aber komplett übersehen. wurde: Wir haben einfach viel zu wenig Personal! Dh. Kündigungen durch eine Impfpflicht zu provozieren kann sich unser Gesundheitssystem auf keinen Fall leisten. Und eine Pflicht muss ja auch Konsequenzen haben, sonst ist sie sinnlos. Pflegepersonal fühlt sich sowieso schon bevormundet, unterbezahlt und missachtet (völlig zu Recht). Man kann fehlende Impfbereitschaft in dieser auch als einen kleinen Akt von „ihr könnt mich mal“ verstehen.

Grüße

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Ich kann die These auch nicht ganz unterstützen, obschon einzelne Punkte durchaus richtig sind.

Ich habe selbst als leitender Angestellter in einem Logistikunternehmen insgesamt über 40 Nationalitäten in der Belegschaft und musste auch feststellen, dass die Impfquote bei den osteuropäischen Mitarbeitern am niedrigsten war (ja ich weiß, dass der Arbeitgeber das nicht wissen darf etc. etc. aber wenn man ein vernünftiges Verhältnis zu seinen Mitarbeitern hat, dann weiß man durchaus).
Diese Menschen hat unsere Regierung schlicht nicht erreicht. Im Gegenteil: Durch Sprachschwierigkeiten, und auch historisches Misstrauen gegen Obrigkeiten und Regierungen ist die Message bei diesen Menschen nicht angekommen. Wir konnten dann einen Ruck nach vorne kommen als wir die Führungskräfte gleicher Nationalität davon überzeugen konnten, dass sie sich doch impfen lassen sollen - und prompt hatte das Signalwirkung.

Ich kenne ebenfalls genügend Menschen aus dem medizinischen Bereich, die dem ganzen Thema und der „Panikmache“ (wie sie es bezeichnen) absolut skeptisch gegenüber stehen. Ein Bekannter, der seit vielen Jahren schon ehrenamtlich beim Roten Kreuz Dienst auf einem Rettungswagen tut, sagte mir, dass er von dieser Panik um die Intensivbetten nichts hält, denn nach seiner Erfahrung war es bislang jedes Jahr so, dass zahlreiche Krankenhäuser Notfallpatienten nicht aufgenommen haben weil die Intensivstationen (vor Corona) wegen Grippe voll waren.

Wieder andere zahlreiche junge Frauen haben Sorge, dass sich eine Impfung auf eine spätere Schwangerschaft auswirken könnten - woher diese Aussage kommt weiß ich nicht, aber die ist unglaublich weit verbreitet.

Insgesamt muss man doch eigentlich feststellen, dass die Regierung während der gesamten Pandemie einen katastrophal schlechten Job gemacht hat in puncto Kommunikation, Vertrauensbildung, entschiedenes Handeln und dem Treffen von nachvollziehbaren Entscheidungen

Und auch das sorgt für Verdruss (übrigens nicht nur bei den Ungeipmften, sondern mittlerweile auch bei mir und meinem gesamten Bekannten- und Freundeskreis, die wir alle geimpft sind).

Denn eine Frage bleiben uns die Politiker alle nach wie vor schuldig:

Wie soll es denn jetzt weiter gehen für die Geipmften? Wir sind geimpft - wegen mir machen wir noch eine Boosterimpfung - aber wie geht es dann weiter? Wann werde ich als Geimpfter die Maske los?
Denn in einem Jahr wird Corona trotzdem nicht besiegt sein und mein Impfschutz wird trotzdem nur bei 90% oder niedriger liegen. Und dann?

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Das wären klassische incentives, da ein monetärer Vorteil entsteht, nudging ist weniger invasiv, es soll gute Entscheidungen leichter machen.
Beispiel: Supermarktregal, die Produkte auf Augenhöhe werden leichter wahrgenommen und daher öfter gekauft. Nun ist es natürlich so, dass irgendein Produkt auf Augenhöhe liegen muss - platziert man Obst und Gemüse dort kann das zu einer gesünderen Ernährung führen als wenn dort Süßigkeiten liegen - die Freiheit wird nicht eingeschränkt, es wird nicht teuerer sich ungesund zu ernähren, man muss sich vll nur danach bücken. Trotzdem hat dies einen großen Einfluss auf das durchschnittliche Kaufverhalten.

Mir war nicht bewusst, dass nudging ein so klar definierter Begriff ist. In dem Fall würde mir tatsächlich kein Beispiel für nudging durch den Staat einfallen. Vielleicht hat jemand anders ein Beispiel.

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Wie üblich bei Geschwurbel, sind da einige Punkte drin, die nicht falsch sind, z.B. dass Sprachbarrieren zu wenig überwunden werden. Aber ein Großteil des Beitrags von @aldemar macht exakt das, was er/sie unseren Podcast-Moderatoren vorwirft, nämlich Missachtung von Nicht-Akademiker-Milieus. Tatsächlich ist es aber so, dass große Teile des Coronaleugner- und Impfgegnerspektrums keineswegs irgendwelche (nach Ansicht von @aldemar anscheinend) dummen Baukloppis sind, die sogar zu faul sind die BILD zu lesen, sondern oft eher Versager aus dem Akademikermilieu mit ausgeprägtem Dunning-Kruger-Syndrom.

In Arbeitermilieus ist es viel eher so, dass man dem Arzt vertraut, weil der das ja gelernt hat. Und wenn der sagt, lass dich impfen, dann macht man das eben. Dumm nur, wenn das dann selber ein Homöopathieschwurbler ist.

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Obschon ich deine Ansicht sympathisch finde: hast du denn dafür Belege? Ich kann überhaupt nicht beurteilen, wie die Demographie der Impfskeptiker oder auch aller Ungeimpften aussieht. Insofern ist bisher diese deine Behauptung für mich genauso unsubstanziiert wie die von @aldemar , auch wenn ich deiner sonstigen Bewertung zustimme.

Keine genauen Statistiken, falls du das meinst. Aber im Gegensatz zu @aldemar, der ja quasi schreibt, die Ungeimpften wären praktisch alles irgendwelche „Leute mit einfachen Bildungs- und Berufsabschlüssen, die „richtig“ arbeiten müssen“ und deswegen die Lage nicht hören, behaupte ich nicht, dass alle Impfgegner Akademiker sind. Aber wenn man sich schon mal die Gesichter der Leerdenker-Szene ankuckt, dann sind da so Typen wie der Busfahrer doch die Ausnahme, viel mehr sind pensionierte Professoren, „alternativmedizinische“ Ärzte, mittelständische Unternehmer, „Personal Coaches“, ehemals berühmte Pop- oder Schlagerstars, Schauspieler usw., und wer auf deren Demos nicht klassisch rechtsradikal ist, kommt mit hoher Wahrscheinlichkeit aus dem Esoterik-Spektrum. Und ich behaupte einfach mal, Leute, die ihr Geld für Horoskope, Zaubersteine und magisches Wasser ausgeben, die ihre Kinder auf Waldorfschulen schicken und sich Himalaja-Salz im Biomarkt kaufen, sind in der Regel keine Tiefbauarbeiter, Gas-Wasser-Installateure oder arbeiten im Dönergrill.^^

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„musste auch feststellen, dass die Impfquote bei den osteuropäischen Mitarbeitern am niedrigsten war“

Mein Eindruck ist, dass OsteuropäerInnen, häufig eine sehr hohe Ablehnung gegenüber staatlichen Zwangsmaßnahmen haben. Das lässt sich zumindest zum Teil sicher recht gut erklären über historische Erfahrungen mit den kommunistischen Diktaturen, in denen der Staat nicht als fürsorglich sondern als Bedrohung der eigenen Freiheit erlebt wurde. Und diese Ablehnung überträgt sich dann auf die von staatlicher Seite forcierten Impfungen.

Das ändert natürlich nichts daran, dass es für die Gesellschaft problematisch ist, wenn Menschen sich nicht impfen lassen, aber im Umgang mit dem Einzelnen sollte man berücksichtigen, dass tatsächlich Mal im Grunde nachvollziehbare Ängste eine Rolle spielen könnten.

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Danke für Eure bisherigen Diskussionsbeiträge, die ich wirklich sehr interessant finde. Ich möchte mir nicht anmaßen zu wissen, warum die Impfquote zu niedrig ist oder wer genau die Leute sind, die sich nicht impfen lassen.

Ich wollte vielmehr darauf hinweisen, dass B&B (meiner Meinung nach) eben in einer „Akademikerdenke“ festhängen. Meine These ist, dass diese Denke in der Bevölkerung weniger weit verbreitet ist, als B&B sich das vorstellen. Im Podcast werden von B&B logische Argumentationsketten aufgebaut, um dann zu dem Schluss zu kommen, dass es rein rational keine anderen Handlungsoptionen gibt, als sich impfen zu lassen.

Da tut sich in meinen Augen eine Kluft auf, eine Grenze des Horizonts, und darauf wollte ich hinweisen. Das „Volk“ ist keine uniforme Masse, die man mit rationalen Argumenten und Zwangsmaßnahmen steuern kann, sondern extrem divers in Lebensumständen, Einstellungen, Medienkompetenz und Bildungsgrad.

Deswegen war ich so enttäuscht und verärgert, dass diese intelligenten und mir sympathischen Podcaster diese Diversität nicht sehen, sondern eher dem Denkmodell des rationalen Steuerns nachhängen. Wenn die Steuerungsmaßnahmen nichts bringen, dann muss man in der Folge die Schraube eben enger ziehen, das gefällt mir einfach nicht.

Meine Aufzählung ist damit eher als anekdotische Aufzählung zu verstehen, nämlich von Menschen in diesem Land, die eben mit dieser rationalen Akademikerdenke nichts anfangen können und mit diesen Argumenten nicht erreichbar sind.

Genaue Zahlen wird es zu dem Thema auch kaum wirklich geben können. Da das Thema so polarisiert ist wird jede Umfrage ein Ungleichgewicht in den Teilnehmern haben. Ungeimpfte werden an allen impf-assoziierten Umfragen weniger gern teilnehmen und nur bestimmte Anteile dieser Gruppen werden durch solche Umfragen erreicht werden. Klar kann dafür kontrolliert werden, aber der Aufwand ist entsprechend groß.

Was ich bemerkenswert finde ist die Parallele zwischen Impfquote und politischer Gesinnung. Auf Ebene der Bundesländer betrachtet sind die Impfquoten insbesondere in Ländern niedrig, wo die AfD starke Anteile hat. Geht man also davon aus, dass AfD-nähe mit Impfskepsis korreliert, kann man die Demografie der AfD-Wähler als ungefähre Schätzung heranziehen, wie sich möglicherweise die Gruppe der Impfskeptiker zusammensetzt. Das wären vorrangig 40 - 60 jährige Personen, vorrangig Leute mit Ausbildung ohne Studium und vorrangig Männer.

Disclaimer: Das ist eine These. Mir ist der Unterschied zwischen Correlation und Causation bewusst, der hier eine große Unsicherheit mit rein bringt. Gewissheit bringen nur entsprechende Studien, die ich leider gerade auch nicht vorliegen habe.

Auf Twitter postete ein Freund von mir, dem ich bei der Quellenauswahl traue, heute diese Grafik:

M.a.W. korreliert Gegnerschaft zu Impf-Pflichten stark mit der Neigung zur AfD.

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Das kann ich nur unterstreichen. Ich habe in meinem Umkreis auch Impfskeptiker und da gibt es einmal vereinzelte Personen, die sind einfach verloren und waren dies auch schon vor Corona. Da hat sich nichts geändert. Aber es sind auch eine ganze Menge dazugekommen.

Hier ein kurzer Erfahrungsbericht:
Ich habe als erstes festgestellt, dass selbst bei Akademikern und extrem rationalen und vernünftigen Personen leichte Verunsicherung geäußert wurde. So Frage wie, dass es komisch sein, dass die Impfstoffe so schnell entwickelt wurden usw. Das hat etwas gedauert, aber da hat dann auch die Vernunft gesiegt.
Im Sommer war ich dann auf Besuch und habe gemerkt, dass die nicht geimpft sind. Hintergrund ist, dass

  1. die Coronaregel katastrophal kommuniziert wurden, in sich irrational sind (Ein Paar darf nicht gemeinsam eine Familie besuchen. Aber ein Partner darf zu Familie A und einer zu Familie B) und es auch ein hin und her ist.
  2. Die Presse ebenfalls katastrophal kommuniziert hat. Schwurbelnachrichten wurden gleichwertig wie wissenschaftlichen Nachrichten veröffentlicht und im allgemeinen ohne Hintergründe. Mal ehrlich, wer von uns hat seinen Wissensstand aus den „breiten“ Medien? Und in diesem Schlagzeilengewitter gehen dann auch mal die guten Nachrichten unter, die es auch gibt. Die Zeit für eine Recherche ist, wenn man da selbst keinen Hintergrund hat und nicht mal geübt ist sowas zu machen, einfach zu groß und alles ist zu frustrierend.

Der Gesamteindruck der sich da aus Presse und Politik und vermeintlich auch der Wissenschaft ergibt, ist, dass niemand irgendeinen Plan hat. Das ist eine extrem ungünstige Position für jegliche Diskussionsgrundlage.

  1. Wenn alle keine Ahnung haben, verlässt man sich auf die eigenen, persönliche Erfahrungen. Der Kollege hatte immer eine FFP2-Maske auf und peinlich drauf geachtet, dass er kein Corona kriegt um die Familie zu schützen. Er hat es aber trotzdem gekriegt, hat also nichts gebracht die Maske.
    Der Opa hatte Corona, hat es ohne Probleme überstanden. Er hat mit den Kindern vom selben Löffel gegessen und es nicht übertragen. Ist also auch nicht hochansteckend.

Dieses Wirrwarr aus Coronaregeln und die katastrophale Kommunikation von Politik und Presse sind aus meiner Sicht ein Hauptgrund für die vielen Nicht-Geimpften. Die Leute verlassen sich lieber auf ihre eigene Gemeinschaft als auf das was sie von Politik und Presse hören. Und da ist nicht nur die Familie betroffen, die wir besucht haben, sondern das ganze Dorf. Und man hat einfach keine Chance da irgendwas argumentativ zu machen, das ist unglaublich frustrierend.

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Impfkampagne - Wer sind die Ungeimpften? (deutschlandfunk.de)

Menschen in der Gruppe der Ungeimpften sind eher jünger, eher weiblich, haben eher Kinder, haben eher eine niedrigere Bildung, kennen eher niemanden, der schon mal Covid-19 hatte, sind eher arbeitslos – eine eher heterogene Gruppe.

Gefühlsmäßig hätte ich mich @otzenpunk angeschlossen. In meinem Bekanntenkreis sind viele naturverbundene Menschen, die gerne zu alternativen Mittelchen greifen statt blind der Schulmedizin zu vertrauen, sich großteils aus dem eigenen Garten ernähren und mit denen ich mich auf dem Wochenmarkt treffe - und mit denen ich mich beim Thema Impfung derart über Kreuz geworfen habe, dass einige Kontakte von mir oder anderen abgebrochen wurden.
So kann die eigene Blase täuschen.

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Ich habe im persönlichen Umfeld Professoren, Mediziner, Partner bei Unternehmensberatungen und Unternehmensinhaber, die Impfungen ablehen.

Allen ist gemein, dass die Ablehnung der Impfung eher ein Protest gegen den Nannystaat, die empfundene Bevormundung durch die Politik und diese unsägliche Zweiteilung der Gesellschaft in richtig und falsch durch die Meinungsführer, wie eben auch der „Lage der Nation“, ist, die das ewig wiederkehrende Mantra von einzig akzeptablen Leben als feministischer, streng obrigkeitsgläubiger Nachhaltigkeitsaktivist mit vollständigem Impfschutz predigen, als das Ergebnis einer rationalen Abwägung von Fakten.

Dann bekennt euch (Ulf und Philip) doch wenigstens zu einem harten Verbotsstaat. Ich persönlich habe deutlich weniger ein Problem mit einer klaren Impfpflicht (ggf. mit verpflichtender Boosterimfpung 1x im Semester) als mit der Pseudoentscheidungsfreiheit, die sofort moralisch bestraft wird, wenn von der Wahlmöglichkeit Gebrauch gemacht wird. Da wird von einem Sachsenproblem fantasiert und der bösen AFD in die Schuhe geschoben. Diese verdrehte Logik ist es, die die Impfbereitschaft im Keim erstickt, die dazu führt, dass Menschen aus einem Reflex heraus die Impfung verweigern - und ich kann das persönlich verstehen, obwohl ich als Geimpfter gerade mit Corona infiziert wurde und einen mächtigen Hals auf nicht geimpfte Personen habe.

Auch wie das Forum mit der Meinung eines Lehrers umgeht, der aus dem Alltag davon berichtet, dass Menschen versuchen, „alles richtig zu machen“ und dann de facto diejenigen sind, die doppelt darunter leiden, spricht Bände. Das ist überheblich und dumm. Als ob das Leben ein binäres System wäre, in das sich gefälligst jeder einzuordnen hat. Und natürlich sind Masken eine erhebliche Einschränkung, was denn sonst - unbeschwertes Atmen ist irgendwie voll wichtig.

Hier spricht die kleine privilegierte Blase (und die, die sich als zugehörig gerieren) in völliger Ignoranz gegenüber denjenigen, die tatsächlich versuchen, einen moralischen Konflikt auszufechten und nach Orientierung suchen, ohne direkt verurteilt zu werden. Traurig, insbesondere dann, wenn diese Menschen täglich eben keine Maske tragen müssen, aber entspannt mit dem erhobenen Finger dastehen und ihre Meinung breittreten.

Noch trauriger der ständig vorhandene Verweis auf die AFD. Dieses Verhalten erinnert eher an die Spätstadien totalitärer Systeme, wenn die Bevölkerung in gut und schlecht eingeteilt und an allen Stellen Verrat Dissidenz vermutet wird.

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Du wirfst 1000 unterschiedliche Dinge in einen Topf, aber eins scheint mir klar zu sein: Das Thema Impfungen eignet sich nicht für pubertäres Aufbegehren gegen einen (angeblich) allzu übergriffigen Staat oder allzu moralisierender „Meinungsführende“ (wer immer das sein soll).

Ihr eigenes Leben können die Schwurbler von mir aus gerne opfern, aber es geht darum, dass sie das Leben und die Gesundheit anderer Menschen in Gefahr bringen. Daher ist das auch keine Debatte um Moral, sondern eine rational klar zu entscheidende Frage von richtig und falsch, nämlich egoistisch oder solidarisch - mit dem bizarren Nebeneffekt, dass sich die Muffel natürlich selbst am meisten schaden, also nicht wirklich eigennützig handeln, sondern Fremd- und Selbstschädigung betreiben, aber das merken sie offenbar nicht.

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Selbst ein Staat mit Pflicht zur Impfung wäre kein „harter“ Staat, weil es sich um einen geringfügigen Eingriff in Grundrechte handelt.

Man darf hier nicht das bockige „will aber nicht!!!1!“ der Schwurbler als Maßstab nehmen, sondern muss objektiv fragen, wie schlimm eine Impfung wirklich ist. Und wenn man sie nicht ideologisch überhöht, wie du es ja oben zitiert hast, dann ist es eben ein kleiner Pieks, ggf gefolgt von ein, zwei Tagen, wo man nicht richtig fit ist. Unser Staat erlegt Menschen mannigfaltige Pflichten und Verbote auf, die weitaus härter in unser Leben eingreifen - beispielsweise mit 17 noch nicht Auto fahren zu dürfen ist hart, wenn man auf dem Lande lebt (been there).

Daher sollte man bei der Diskussion um eine mögliche Pflicht doch mal die Kirche im Dorf lassen.

Wir haben in der aktuellen Folge ausführlich diskutiert, warum wir ein hartes 2G+ (derzeit) einer Pflicht vorziehen. Aber klar, wenn auch das nicht wirken sollte muss man evtl. noch mal nachlegen.

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Aber es war doch vorher klar dass wir keine Impfquote von 90%+ bekommen werden. Und das Ziel ist doch dann, dir und uns anderen Geimpften die Angst vor einer Infektion zu nehmen, dadurch dass wir geimpft sind. Wieso gilt dass denn jetzt nicht mehr?

Edit: Ach ja, das Argument bezüglich Herdenimmunität durch die Impfung, die eben eines für eine mögliche flächendeckende Impfung bestärkt hat, ist ja auch vom Tisch. Man weiss ja mitlerweile dass auch wir Geimpfte das Virus weitergeben können.