Ich habe sehr genau die Threads unter
und Freiheiten für Geimpfte studiert und mich doch entschieden einen eigenen Thread zu entrollen, weil ich mal meine Gedanken beim Hören des aktuellen Lage-Teils zum Thema „Corona-Solidarität“ und „Freiheiten für Geimpfte und Genesene“ darlegen möchte. Ich habe lange mit einer diffusen Ablehnung zu den in der Debatte stehenden „Lockerungen für Geimpfte“ gehadert, gerade das Hören der Lage hat mir aber nochmal klarer gezeigt, warum ich sie für falsch halte.
Das Problem, dass man Individuen nur schwer (bzw. gar nicht) mit Beschränkungen belegen kann, haben Ulf und Phillip ja ausreichend dargelegt. Und sie haben auch m.E. völlig zurecht und umfassend aufgedröselt, dass die Frage nach „Freiheiten für Geimpfte“ keine Frage von jung und alt ist und ja, auch das Solidarität bisweilen falsch verstanden wird.
Aber ich glaube, auch Ulf und Phillip haben Solidarität - nun ja - nicht ganz zu Ende gedacht.
Ich will das mal wie folgt herleiten:
Ich halte die Gleichstellung von Genesenen/Geimpften mit Negativ Schnell-Getesteten schon für falsch. Und zwar nicht, weil ich den Genesen/Geimpften ihre Freiheiten nicht gönne, sondern weil ich die Testanreize durch Öffnungen für falsch halte.
Testen - und das kann man m.E. nur streng virologisch betrachten - hat nach derzeitigem Wissenstand keine Legitimation zum „Passporting“, d.h. ist ungeeignet um als Eintrittskarte zu einer Kulturveranstaltung, einem Restaurant, einem Geschäft zu gelten.
Wer das genau aufgedröselt haben möchte:
Seiten 10 ff.
(Schnell-)Testen ergibt nur als Screening-Methode bspw. in Schulen oder verpflichtend am Arbeitsplatz Sinn, das hat auch die Lage schon verschiedentlich rausgearbeitet. Zudem gibt es Anlass zu Annahme, dass der Versuch durch Geschäftsöffnungen Testanreize zu schaffen letztlich daran scheitert, dass die durch mehr Tests gefundenen Infektionen wieder durch mehr Kontaktgeschehen und damit mehr Ansteckungen wegen der Öffnungen „wettgemacht“ werden. Das Konzept Testen als Passporting ist also abzulehnen.
Das ganze knüpft dann an eine etwas größere Debatte an, die in der Lage auch insgesamt schon geführt wurde und in der Ulf und Phillip sich eig. auch schon stark positioniert hatten.
Das Problem liegt letztlich darin, dass wir insgesamt fast nur noch Methoden der Pandemie-Bekämpfung verwenden, die an der einzelnen Person ansetzen. Es gilt, die Beschränkung bezogen auf den Einzelnen: Testpflicht bei Einkaufswunsch, Kontakt- und Haushaltsobergrenze und die Eigenverantwortung eben möglichst auf Begegnungssituationen zu verzichten. Diese individuellen, im Privaten Bereich ansetzenden Maßnahmen haben wir stückweise immer mehr den kollektiven Einschränkungen (Schulschließungen, Geschäftsschließungen, Betriebsschließungen, Allgemeinen Testpflichten bspw. auf Arbeit) vorgezogen. Die Lage kritisierte das immer wieder und in der Verfassungsbeschwerde der GFF wegen der Ausgangssperren ist ja diesbezüglich sicher aus aus der Sicht von Ulf und Phillip der Gipfel der Unverhältnismäßigkeit erreicht.
Diese Unverhältnismäßigkeit ist unsolidarisch. Monitäre - kurzfristige - Gewinne oder Umsätze bei bspw. Geschäften, in der Kultur, oder allgemein sollen möglich gemacht werden obwohl dazu auf kosten aller der Privatbereich unverhältnismäßig eingeschränkt wird. Auch darüber und insbes. über psychische Auswirkungen berichtete die Lage mit relativ eindeutigem Urteil.
Nur, wo man folgerichtig verhältnismäßige und kollektive Maßnahmen ergreift, da gibt es auch keine individualistischen „Freiheiten für Geimpfte“. Platt gesagt: Wenn ein Geschäft, wie auch in der Lage mehrfach gefordert, bis Inzidenz 35 zu bleibt, stellt sich auch nicht die Frage ob es für Geimpfte uneingeschränkt zugänglich ist. Es ist die Art der Maßnahmen die uns diese Debatte einbringt und die Maßnahmen sind letztlich das unsolidarische Element.
Um es zusammenzufassen:
2 Gründe, Ulfs & Phillips Argumentation aus der LdN240 zu widersprechen:
- Es kann keine "Gleichstellung von Geimpften und Getesten geben, wenn schon die „Freiheiten“ für die Getesten falsch abgeleitet sind.
- Die Maßnahmen selbst sind zu unverhältnismäßig und unsolidarisch um ein Referenzpunkt für eine daran orientierte Solidaritätsfrage zu sein.
Ich fände es spannend, wenn Ulf und/oder Phillip sich dazu äußern könnten.
Danke für eure Anregung, die Darstellung bei euch hat mir noch mal geholfen meinen Standpunkt zu finden. Ich hoffe möglichst viele können meine Argumentation verstehen und sich zumindest im Grundsatz darauf einlassen.